Worte: 2211
Beteiligte Personen:
SCs: Chiu Afeoth
NSCs: Botschafter Treal, Thakra I’ren P’Thall
Erwähnte Personen:
SCs: Yu’She
NSCs: Thyleen, Eh’Tlen
Anmerkungen: -
*** Terra – San Francisco – Andorianische Botschaft ***
Weißer Marmor, bläuliche Beleuchtung, und der allgegenwärtige künstliche Lufthauch zwischen den Säulen, ein arktisches Pfeifen welches die Klänge der Heimat imitierte. Fadenscheinige, kalte Epik die klar darlegte, zu welcher Zeit der andorianisch-terranischen Beziehungen dieser Prachtbau errichtet worden war, und zu welchem Zweck. Ein einziger interstellarer Platzverweis an eine junge, aufstrebende und ambitionierte Rasse, ein kaltes und einschüchterndes Geschenk ohne Leidenschaft, dafür mit einer eingebauten Drohgebärde, dem antiken Tempel der imperialen Garde auf der Hauptwelt bewusst nachempfunden. Jeder meiner Schritte hallte bedeutungsschwanger wieder, als wäre Bedeutung nicht im Auge des Historikers, sondern eine reine Frage der Umgebung.
Wie die Zeit doch manchmal die Perspektive verändern konnte. Die Perspektiven einzelner, die Perspektiven ganzer Völker.
Vor wenigen Jahren noch hätte mein Herz in der pompösen Eingangshalle vielleicht noch schneller geschlagen, doch nun steckte mich bestenfalls die Steifheit und Grimmigkeit dieses Ortes an, straffte meine Haltung noch weiter, während ich die eine Verbeugung andeutenden Gardisten passierte, dann die überlebensgroße Thy’lek Shran-Statue. Ein respekteinflößendes Götzenbild, welches mich unnötigerweise nochmals mahnte und erinnerte, welchen Zweck mein formeller Besuch an diesem Ort hatte. Gottesanbetung, letzten Endes nichts anderes als das.
Auch am Empfang hielt ich keinen Moment lang inne, passierte das hoch aufragende, runde Forum, erklomm einige unnötig steile Stufen, und wurde dort von der Attaché des Botschafters abgefangen, die mich auf typisch andorianische Art mit respektvollem Fokus auf das Wesentliche ohne Vorgeplänkel zu ihrem Vorgesetzten geleitete.
Die erneute Begegnung mit Botschafter Treal, der seit weniger als einem Jahr erst seinen Dienst auf Terra verrichtete, gestaltete sich ähnlich kühl und pragmatisch- Der im Vergleich zu seinem Vorgänger junge Mann wusste selbstverständlich unlängst bescheid, und überließ mich kurz darauf der meditativen Einsamkeit seiner Transmissionskammer, einem kleinen, hohen Raum mit rundem Profil, der mittels eines eigenen Subraum-Transmitterrelais interstellare Holokommunikation in Echtzeit ermöglichte, auf abgeschirmten diplomatischen Kanälen.
„Vater. Wie geht es der Familie?“ Trotz meiner Sternenflottenuniform wählte ich die vielleicht am wenigsten formelle Eröffnung, die ich mir angesichts der ansatzweise transparenten, leicht lumineszenten, einen Moment lang flackernden Gestalt leisten konnte, welche nun mir gegenüber in der Raummitte erschien. Gefolgt von einer angedeuteten Verbeugung oder einem tiefen Nicken, je nach Perspektive, welches mich den Blick niederschlagen ließ.
„- Captain. Der Clan genießt stetigen Rückenwind. Thyleen wird in wenigen Monaten die Ehe vollziehen, und Eh’Tlen wurde kürzlich befördert.“ Ein flüchtig herausforderndes Lächeln legte sich über die alten, harten, raubvogelhaften Züge des traditionell schwarz uniformierten Andorianers, der mich ob seiner zentralen Position in der Kammer leicht überragte, da sein Abbild gerade auf dem Hauptemitter ‚stand’. Seine Züge spiegelten die meinen wieder, als hätte man lediglich eine Kopie aus einem anderen, rissigeren, rauen Material vor sich. „- Ich sehe, du hast deine Sehnsucht nach einer richtigen Uniform überwunden.“ Er musterte seinerseits mein vor ihn projeziertes Abbild von Kopf bis Fuß, die im Vergleich zu seiner ordensbehangenen Paradekluft schlichte Sternenflottenuniform.
Tu’ das bitte nicht. Heinter meinen wie immer ausdruckslosen, beherrschten Zügen wünschte ich mir nichts sehnlicher, als nicht mit ihm fechten zu müssen. Ich hatte seit meiner Rückkehr auf die Erde so viele taktische Gespräche geführt. Ich hatte genug, wollte im Grunde lediglich einige lange hinausgezögerte Worte mit meinem Vater wechseln, nicht mit dem Verteidigungsminister Andorias verhandeln.
„Es ist lange her, Vater. Und es ist viel geschehen.“, beharrte ich stattdessen steif.
„- In der Tat. Ich gratuliere dir zu deinem Kommando. Schade, dass ich nicht dort sein konnte- Es gab vieles zu tun.“ Das Aufleuchten eines grünen Signals am Hauptemitter bestätigte die vollständige Synchronisierung unserer beider Transmissionen. Mit einem leisen Summen gingen die über den Boden verteilten Nebenemitterspulen in den Standby-Betrieb. Auch Thakra I’Ren P’Thall registrierte dies, und seine Projektion trat vom erhöhten Hauptermitter, hielt meinen Blick, begann mich jedoch im nun vollständig für sein Abbild begehbaren Raum zu umrunden. Der Tonfall seiner Worte ließ kaum Schlüsse darüber zu, wie er diesbezüglich wirklich empfand, aber ich hatte da so meinen Verdacht. Mein Blick, wie auch mein Temperament, blieben dennoch in der Hoffnung auf Frieden zwischen uns gebeugt.
„Selbstverständlich. Gratulation zu deinem Amt- Dein Wahlkampf war sicher äußerst fordernd. Schade, dass ich nicht da sein konnte.“ Schon trat ein kämpferischer Funke in mein Gebaren, auch wenn ich mein Haupt weiter gesenkt hielt- meinen Blick hatte er nun.
Umso zufriedener mit sich selbst war mein vermeintlicher Gegenüber. „- Selbstverständlich. Ich habe gehört, das Flottenkommando scheucht dich ganz schön herum. Das diplomatische Corps wundert sich ein wenig- So zufrieden man auch mit deinem Werdegang ist.“
„Solange ihre Verwunderung nicht ihre Zufriedenheit überholt, muss ich mir darüber wohl kaum Gedanken machen.“ Ich gab es auf, nahm den Blick schließlich von ihm als er hinter mich trat, richtete ihn geradeaus bis er auf der anderen Seite wieder in mein Sichtfeld trat. Letztlich entsprach meine Haltung doch wieder der bei einer Inspektion.
„- Ich habe mir selbst meine Gedanken dazu gemacht. Ihr Umgang mit dir ist äußerst... herausfordernd. Es scheint, als ließe man dir bewusst keine Gelegenheit, durch Präsenz auf Kommandoebene zu glänzen. Kontakte aufzubauen. Dich zu etablieren, in eine feste Rolle zu finden.“
„Meine Rolle ist die des Captains der USS Britannia. Ich störe mich nicht daran, dabei gefordert zu werden- Solange ich meinem Eid nachkommen und der Vereinten Föderation der Planeten dienen kann. Was ich soweit erfolgreich tue, wie dir sicher nicht entgangen ist.“
„- Mag sein. Aber wie steht es mit deinen Verpflichtungen gegenüber deinem Clan? Deinem eigenen Blut?“ Vorgespieltes Amüsement über meine empfundene Starrsinnigkeit konnte nicht gänzlich über den Hauch von Verärgerung hinwegtäuschen, der von ihm ausging.
„Verzeih mir, wenn ich zu Ungunsten der Stellung unserer Familie bisher zu wenig Politik gemacht habe, doch ich hatte den Eindruck dass du darin erfolgreich genug bist, als dass es für uns beide genügt.“ Mein Blick und meine Haltung beharrten starr auf meiner Position, nun nicht mehr aus dem Bedürfnis nach Beschwichtigung heraus, sondern aus trotz. Es gab nichts, wofür ich mich zu schämen hatte.
Es trat eine bedeutungsschwangere Pause ein, während er seinen Kopf schüttelte.
„- Wenn dir dein Dienst inzwischen so wichtig ist, frage ich mich warum ich den Eindruck bekomme, dass du mir noch immer grollst dich weggeschickt zu haben.“
Mein Blick verengte sich um ein kaum merkliches Maß, was ihm natürlich nicht entgehen würde.
„Dein Eindruck täuscht. Ich habe lediglich deine Befehle befolgt, Vater. Deine Reaktion auf meinen Erfolg ist also irritierend.“
Eine weitere Pause. Er stand mir nun schräg gegenüber, und unsere Blicke verkeilten sich nun doch ineinander. „- Man könnte auf die Idee kommen, dass die Menschen auf dich abgefärbt haben, Thorn. Dein Mangel an Ambition und Selbstvertrauen ist befremdlich.“ Manche Dinge änderten sich nie- Noch immer verwendete er meinen Rufnamen lediglich, wenn er mich zurechtwies. Ich widerstand dem Drang den Blick zu senken, neigte ihn lediglich unmerklich.
„Man könnte auch sagen, dass du deine Wünsche hättest klarer äußern sollen. Und dich entscheiden, ob du mich nun ich in die Sicherheit des Föderationsdienstes verbannen, oder lediglich deinen Sohn Einfluss in der Flotte gewinnen lassen wolltest.“
Das hatte gesessen. Nicht der offensichtliche zweite, sondern der erste genannte Rückschluss. Ich sah es nicht, aber ich wusste es einfach- zumindest die erste Einsicht hatte er mir nicht zugetraut, und die triviale Art mit der ich sie ihm hinwarf traf ihn unter seiner Maske. Und mit einem Mal war mir diese Maske bedrohlich nahe. Hätte es sich dabei nicht um ein Hologramm gehandelt, hätte ich seinen Atem gespürt.
„Gut, Captain. Ich wünsche mir, dass du andere Wege findest, deiner Liebe und Ergebenheit gegenüber deinem Blut Ausdruck zu verleihen, als dich damit in Verlegenheit zu bringen Yu’Lekhs Bastard zu umsorgen. Wie zum Beispiel, deine enge familiäre Verbundenheit mit dem Verteidigungsminister und künftigen Ratssprecher Andorias zu nutzen, um dich für deine Familie effektiver einzusetzen.“
Die Anspannung meiner Kiefermuskulatur war die einzige Regung, die durchbrach. Die Genugtuung, ihm eine unmittelbare emotionale Reaktion entlockt zu haben, half unheimlich dabei vieles andere zurückzuhalten, und meiner Stimme die nötige Ruhe zu verleihen.
„Und ich wünschte, dass deine politische Karriere dich nicht so weit verändert hätte, dass du die Sprache unserer Ahnen mit Konzepten wie dem des Bastards verschmutzt, Minister. Man könnte sich fragen, auf wen hier die Menschen wirklich abgefärbt haben- Und wer dabei die schlechteren Angewohnheiten adaptiert hat.“
„- Du gehst zu weit. Machst mit dieser sentimentalen Torheit nicht nur dich verwundbar. Sondern auch mich. Deine ganze Familie.“
„Yu’She ist Teil dieser Familie, Vater. Du bist ihr Oberhaupt. Du kannst alles von mir fordern, und du hast alles von mir gefordert. Aber nicht, dass ich meine Verantwortung vergesse. Geh’ du nicht so weit, mich zwischen den Clan und eines seiner Mitglieder zu stellen, dem ich Blut schulde.“
In Thakra I’Ren P’Thall brodelte eine Reaktion, gewann an Fahrt, doch ehe er einen Ton herausbrachte, setzte ich gedämpft nach. Schließlich wusste ich längst, was er sagen würde. Familie? Familie ist sie nun? Hat Blut denn keinen Anspruch auf die Wahrheit? Wie viel hast du ihr denn erzählt, Sohn? Was könnte man ihr noch berichten, und wie nahe würde sie sich dieser Familie dann noch fühlen?
„...Nicht noch mal.“, fügte ich leise, aber dafür umso bedeutungsvoller hinzu.
Die Luft zwischen uns, zwischen Fleisch und Projektion, gefror mit einem Mal zu einer Mauer aus verdichtetem Eis.
„- Du würdest es nicht wagen, dich gegen mich zu stellen. Nicht dafür.“
„Du wirst es bitterlich bereuen, wenn du das wagst, anstatt meine Verantwortung einfach meine Verantwortung sein zu lassen- Auf meine Art.“ Letztlich war ich es, der direkt an ihn trat, den letzten Schritt machte, und das letzte Wort ergriff. „Ich werde jetzt daran arbeiten, meinen Status für dich zu verbessern wie du es dir wünschst, und meinem Blut Ehre zu machen. Du wirst stolz auf mich sein. Und nebenbei werde ich dafür sorgen, dass ich es auch sein kann.“ Meine Augen waren endgültig zu rasiermesserscharfen Schlitzen geworden, meine Stimme zu einem in Mark und Bein schneidendem Zischen.
„Aber wenn du dich entgegen aller Vernunft und Verhältnismäßigkeit dabei aus reinem Trotz gegen mich stellst, wird dir überhaupt erst klar werden, wie wenig ich eigentlich zu verlieren habe.“
Die Perspektive auf die Szene kippte. Mit einem Mal standen sich nicht mehr Vater und Sohn gegenüber, nicht Kommandant und Untergebener. Sondern zwei bittere, verlustgewöhnte alte Männer, die beide nur noch eine Priorität kannten: Die Familie.
Doch diese kaum unterschiedlicher wahrnehmen könnten.
*** San Francisco – Appartement – Stunden später, Nachts ***
Ich atmete tief und unverhohlen aus, als meine Fußsohlen endlich Kontakt zum warmen Parkett bekamen, rümpfte die Nase als ein letzter warmer Schweißtropfen sich seinen Weg darüber zu bahnen versuchte. Mein Brustkorb hob und senkte sich wieder rhythmisch, wenngleich noch immer intensiver, gieriger als gewöhnlich. Ich streckte meinen Hals durch, genoss das glühende, pulsierende Brennen frischer Bissspuren, vielleicht auch einer leichten Verrenkung. Spürte noch immer diese stählern kräftigen, und dabei so zierlichen Hände an meinen Wangen, die Fingernägel an meinem Rücken, und noch viele weitere Echos der letzten Stunde, die in einem Logbucheintrag nichts zu suchen haben- Und sei es auch nur ein privater.
„- Ein passender Abschluss?“, kam es atemlos-amüsiert von hinten, und meine Lippen verzogen sich leicht, während ich mich erhob und Kleidungsstücke mit meinen nackten Füßen umschiffend die Minibar ansteuerte, um herauszufinden ob sich das darin hinterlassene goldgepresste Latinum ausgezahlt hatte. „Ein passender Abschluss für einen Landurlaub.“, bestätigte ich mit einem wohligen Grollen in meiner Stimme.
Mein Kopf war mehrteilig leer. Der Druck fast gänzlich gewichen. Und ich war sehr darauf bedacht, dieses Gefühl für eine Weile zu konservieren- Zumindest für die Nacht, ehe ich am Morgen wieder zur Britannia fliegen würde. Der Griff in die kleine, teakholzverkleidete Kühleinheit brachte die erhoffte Aufmerksamkeit des Personals zum Vorschein. Und es handelte sich dabei nicht um Syntherol, wie ich mit Wohlwollen feststellte.
„- Das meine ich nicht, Thorn.“ Etwas an Chius Tonfall ließ mich aufblicken, aber nicht ehe ich zwei Gläser erbeutet, und mit meinen Zähnen den Korken aus dem eckigen Flaschenhals gerupft hatte, begleitet von einem gedämpften „Mh?“
„- Mein Versetzungsantrag.“ Ich hatte mich inzwischen halb zu ihr umgedreht, nur um von einer hochgezogenen Augenbraue erwartet zu werden. Spuckte dann den Korken aus, um eine Ausrede zu haben, meinen Blick auf die Gläser zu senken, von denen ich nun eins mit transparentem, scharf duftenden Blau befüllte.
„Ist wohl bei Amh gelandet. Ale?“ Mit einem Mal klang ich ebenso nüchtern wie sie. Die Halbromulanerin winkte ab, während ich ihren erwartungsvollen Blick auf meiner noch immer schweißglänzenden Brust spürte. Der Moment der verlegenen Stille war geradezu klischeehaft.
„- Wenn ich gewusst hätte, dass du es noch nicht wusstest...“
„Wäre uns wahrscheinlich ewas entgangen.“, unterbrach ich sie, stellte die Flasche und das leere Glas weg, nahm einen achtlosen Schluck aus meinem, und wandte mich der Skyline San Franciscos zu. „Lass mich raten. Ungenügende Forschungsmöglichkeiten.“
„- Korrekt.“, kam es von hinten nach einer weiteren kurzen Pause, kühl wie eh und je. „Es war eine interessante Zeit, Thorn.“ Ich hörte leise Schritte, weil sie mich Schritte hören lassen wollte.
Ich exte ein erschöpftes „In der Tat.“ später meinen restlichen Drink, ehe ich mich zu ihr umdrehte- Bevor ich noch wie ein schlechter Verlierer dastehen, gegen die stumme Vereinbarung bezüglich der Art unseres Verhältnisses verstoßen würde.
„Genehmigt.“ Ich bemühte mich um ein schiefes Lächeln. Sie gab mir ein ebenso bemühtes zurück.
Keine vier Stunden später, nach einem kaum weniger oberflächlichen Abschied und einer weitaus gründlicheren Dusche, bestieg ich den nächsten Personentransporter gen Utopia Planitia.
URPG – Log04 – Cpt P’Thall – CO - 12325.1661
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- Thorn P'Thall
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Captain Thorn P'Thall - CO, USS Britannia
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Chief Petty Officer Dr. Elin Goral - MED, USS Britannia
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Commanding Officer, USS Britannia NCC-1302
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