URPG – Log03(255)- Cpt P’Thall – CO - 12220.2237

[Thorn P'Thall]

Worte: 1676

Beteiligte Personen:
SC: Daren, Andorin, Sargon, Grant
NSC: Green, Rangaraj
Erwähnte Personen:
SC: Thalin
NSC: -

Anmerkungen: -

Charakterbild:
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*** USS Britannia – Deck 01 – Brücke ***


”Computerlogbuch der USS Britannia NCC-1302,
Captain P’Thall.

Nachdem plangemäß ein beträchtlicher Teil der Crew in den Urlaub aufgebrochen ist, und zwei Shuttles neue Crewmitglieder an Bord gebracht haben, befinden wir uns wie befohlen im Asteroidengürtel zwischen Jupiter und Mars. Ich habe das Oberkommando davon in Kenntnis gesetzt, dass ich die Testreihe unserer Waffen und Schilde um zehn Stunden verlängert habe, um die volle Kapazität der Kampfsysteme auf Herz und Nieren zu prüfen. Wir haben noch immer keinen Missionsbefehl erhalten, aber ich rechne innerhalb der kommenden 24 Stunden damit.

Aufzeichnung, Ende.“, schloss ich, lehnte mich in meinem die Brücke überschauenden Kommandositz zurück, und legte die Fingerkuppen aneinander. Die schwarzen Lederhandschuhe knackten dabei, während ich den Blick starr auf den Schirm gerichtet hielt, welcher eine Formation Fels- und Eisbrocken voraus zeigte- Vor dem malerischen Hintergrund der glutroten Marsscheibe. Die Brücke war, wie der Großteil des Schiffes, mit einer minimalen Rumpfcrew besetzt- die urlaubsscheue Lieutenant Rangaraj an der Navigation, Petty Officer Grant an der technischen Überwachungskonsole, Ensign Green an der CONN, Crewman Daren an der Taktik. Der ranghöchste Sicherheitsoffizier- Thalin natürlich, ein echter Andorianer brauchte keinen Urlaub- hatte sie dort hingescheucht, damit sie mal etwas Praxis an den Schiffswaffen bekam, in einer kontrollierten Situation, im sichersten System des Föderationsraumes. Dagegen war nichts einzuwenden, schließlich hatten sich die meisten Offiziere zur Erholung zurückgezogen, und in der gegebenen Situation konnte ich nicht nur auf die Erstbesetzung verzichten, sondern bestand sogar darauf dass sich meine Leute gefälligst erholten. Wenn sich meine Verdachtsmomente bezüglich der Art unserer nächsten Mission bestätigen würden, dann brauchte ich eine ausgeruhte, voll einsatzbereite Crew, und wenn ihre bedauernswerten humanoiden Luxus-Sensibilitäten dafür Landurlaub brauchten, sollten sie ihn eben bekommen… solange die Gelegenheit da war.

„Roter Alarm. Zielerfassung, sechs Klasse-2c, auf meinen Befehl. Navigation, Angriffsmuster Delta Drei, auf herbeigeführte Kollision vorbereiten, drei bis sechs Objekte, Klasse 2d bis f.“ Ich ließ meine Stimme gewohnt klar, kalt und hart über die Brücke hallen, um jedem der Beteiligten klar zu machen dass Minimalbesetzung und redundante Manöver keine Ausrede für Nachlässigkeit oder verminderte Disziplin waren. Schließlich flogen wir hier eine Gefechtsübung, und ich erwartete nicht weniger als Gefechtsdisziplin.

Navigation und Taktik meldeten Bereitschaft, der dröhnende Alarm tauchte die Brücke in ein angenehm martialisches Blutrot. Ich verengte meinen Blick, nickte zufrieden.

„Ausführen.“

Die Impulstriebwerke spien blaues Licht, als die Britannia mit aller gewohnten Eleganz, die man von einem Sovereign-Kreuzer erwartete, im steilen Bogen auf die markierten Ziele hinabstieß. Die S-Kurve des anschließenden Manövers brachte das Schiff gezielt auf direkten Kollisionskurs mit einigen der Brocken, während die Typ XIII-Phaserbänke die erste, zwischen den Emittern alternierende Salve eröffneten. Im Sinne der Befehle diente die Übung dazu, den frisch kalibrierten Zielcomputer und taktischen Offizier gleichermaßen mit den parallel geschehenden Einschlägen zu fordern, und nebenbei die Schilde einem Belastungstest zu unterziehen. Aber der Part war inzwischen Routine, wir hatten ihn bereits ein Dutzend Mal durchgespielt. Zeit für etwas Abwechslung.

Die ersten beiden Ziele lösten sich unter dem Beschuss der Britannia bereits in Dampf, Staub und flüchtige Glut auf, während wir in einem Augenblick die ersten gewollten Kollisionen zu spüren bekommen würden, als ich mit schneidender Stimme die Befehle änderte.

„Ausweichmanöver einleiten, volle Kraft!“

In diesem Moment zeigte sich, wer bereits seit Monaten unter mir diente, und wer nicht. Lieutenant Rangaraj zuckte nichteinmal zusammen, sondern riss das Steuer ohne Verzögerung sprichwörtlich hart herum, leitete den magenverdrehenden Gegenschub ein, brachte die Trägheitsdämpfer für einen Moment an ihre Grenzen. Daren hingegen sog hinter mir hörbar erschrocken die Luft ein, stellte für eine schicksalhafte Sekunde das Feuer ein, besann sich dann hastig darauf dass ich den Feuerbefehl nicht wiederrufen hatte, verschwendete einen weiteren kostbaren Augenblick an die Neuerfassung.
Auf dem Hauptschirm torkelte das Bild im schwindelerregenden Ausmaß, verschwamm beinahe, doch die Navigatorin ließ sich nicht irritieren, fand die Lücke zwischen den Hindernissen, gab vollen Schub, und steuerte die Britannia knapp an einigen der Asteroiden vorbei in Sicherheit, ohne dass sie die Schilde auch nur streiften- in einstelliger Entfernung, kaum drei Meter. Die Phaser hingegen entfesselten ein verworrenes Sperrfeuer, welches zum Großteil ins Leere ging.

„Voller Stopp. Bericht.“, forderte ich ein.

„- Schilde bei 100%, keine Kollisionen. Zwei Ziele vaporisiert, zwei Streiftreffer.“, meldete Crewman Daren von der Taktik aus eilig. "- EPS-Gitter stabil, Energiefluss nominal, Distributionseffizienz bei 100%.", fügte Grant hinzu, während sich Lieutenant Rangaraj vor mir hochzufrieden streckte. Konnte sie verdammt nochmal auch sein. Ich erhob mich, wandte mich halb der Taktikkonsole zu, fixierte streng die tief durchatmende Sicherheitschargin. „Flugbahnberechnung, Crewman.“, befahl ich knapp.

„- Sir, bei allem Respekt, ist das nicht Sache der Navigation, Sir?“ Sie versteifte sich merklich, mied streng militärisch den direkten Blickkontakt.

„Nicht die der Britannia, Daren. Die Flugbahn der Asteroiden, die sie gestreift haben. Wir wollen doch keine Geschosse im Sol-System loslassen, nicht wahr?“, belehrte ich sie, hob eine Augenbraue. Sie bestätigte und tippte ein wenig ratlos auf ihrer Konsole herum. „- Neuer Kursvektor von Ziel Drei und Vier…“, begann sie, und leierte ein paar abgelesene abstrakte Werte herunter. Niemand auf der Brücke beneidete sie darum, und ich am allerwenigsten. Schließlich hatte ich gewusst, dass sie einer so schneller Zielaufschaltung nicht gewachsen sein würde, wie auch einer aussagekräftigen Flugbahnberechnung. Das alles war eine Lektion in sich- es gab keinen Brückendienst, den man ‚so zu Abwechslung nebenbei mal‘ machte. Brückendienst bedeutete hundertprozentigen Einsatz, und ebensolche Bereitschaft. Mit allem Stress der damit verbunden war. Nur unter Todesangst liefen Humanoide zur Hochform auf, und wenn die äußeren Umstände nicht dafür sorgten, tat ich es. Und ich war verflucht gut darin.

„Überschneidung mit planetaren Umlaufbahnen, primären oder sekundären Raumverkehrsschleifen, eingetragenen Flugplänen?“, hakte ich nach, um ihre Verzweiflung komplett zu machen. Es ging definitiv nicht mehr darum, dass sie brachte, was ich von ihr verlangte, sondern nur noch darum wie sie damit umging. Ich hielt sie mit kaltem, eisernem Blick fixiert, ließ ihr keinen Moment der Ruhe. Wie es in dieser Situation von ihr erwartet wurde nahm sie sich diesen jedoch, riss sich zusammen, fragte ein paar Daten ab, und kapitulierte mit Pragmatismus und Würde.
„- Sir, ich bin nicht qualifiziert um ihre Fragen zu beantworten. Ich schlage bei allem Respekt meine Ablösung vor, Captain.“, erklärte sie schließlich in einwandfreier Haltung. Ich gewährte ihr ein knappes, zustimmendes Nicken als kleine Geste der Anerkennung ihres Realismus. „In der Tat nicht. Danke, Crewman. Allerdings bringen sie ihre Schicht zu Ende wie jeder andere auch.“, erklärte ich ihr eindringlich, aber etwas sanfter, wandte mich dann noch immer stehend zur allgemeinen Erleichterung wieder dem Hauptschirm zu.

„Lieutenant, planen sie nach eigenem Ermessen einen Abfangkurs für unsere beiden Ausreißer. Übermitteln sie ihn an die Taktik. Crewman Daren, nach eigenem Ermessen feuern und vaporisieren. Danach roten Alarm aufheben.“ Die Befehle kamen noch immer klar und knackig, aber der Situation gemäß nicht mehr so laut und aufreibend- die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Ich ließ mich an meinem Platz nieder. „Ensign Green, kontaktieren sie die Wissenschaftsabteilung. Sie sollen jemanden heraufschicken der die astrometrische Station bemannt, und sich auf Bahnberechnung und –abgleich versteht.“ Die entsprechenden Bestätigungen kamen. Die Britannia nahm Fahrt auf, flog einen weiten, ruhigen Bogen, die Phaser lösten die aus dem Gürtel ausgebrochenen, angeschossenen Asteroiden präzise auf. Warme, helle Beleuchtung löste das Rot des Gefechtsalarms ab, das Dröhnen verklang, und für einige Augenblicke war nur noch das beruhigende Brummen der Maschinen und das Fiepen von Konsoleneingaben zu hören. Dann ertönte hinter mir ein Zischen, und ich empfing unseren Neuzugang auf der Krankenstation- oder auch unsere Neuzugänge. Aha?

Die kleine, blonde Betazoidin, an ihren Augen erkennbar, nahm ebenso wie ihr Begleiter Haltung an, salutierte, und meldete sich zum Dienst. Im Grunde war die Beobachtung jedoch redundant- ich kannte die Dienstakten und Aufnahmen der neu an Bord gekommenen Crewmitglieder. Das Streben danach, jedem Gesicht an Bord Rang, Namen und Funktion zuordnen zu können, gehörte auch so schon zu meinen wenigen Steckenpferden. Und der letzte Crewtransfer hatte es mir mengenmäßig nicht schwer gemacht. Vielmehr fragte ich mich, warum sie gemeinsam mit Doktor Sargon angekommen war, der sie überragend an ihrer Seite stand, ihr beruhigend zulächelte, und sich dann ebenfalls zum Brückendienst meldete. Aber, eins nach dem anderen.

„Willkommen an Bord, Crewman Adorin. Nehmen sie an der astrometrischen Station Platz und führen sie bis auf weiteres einen erneuten Subsektorenscan durch.“ Sie salutierte, bestätigte den Befehl, und tapste auf mein Nicken hin an ihren Posten. Dann fixierte mein prüfender Blick den Arzt. „Mister Sargon, ich kann mich nicht erinnern einen Mediziner angefordert zu haben.“, hakte ich mit geneigtem Blick nach.

„-Das haben sie in der Tat nicht, Sir. Laut Sternenflottenrichtlinien hat jedoch bei Gefechtsübungen der Klasse II und höher ein Sanitäter auf der Brücke Dienst zu tun. Deshalb habe ich mir die Freiheit genommen, Crewman Adorin zu begleiten.“, entgegnete er lächelnd.

Der Mann fiel mir abermals positiv auf- ich mochte ihn. Ich hob amüsiert eine Augenbraue. „Belehren sie mich da etwa, Petty Officer?“, fragte ich ihn direkt, mir des Umstandes deutlich bewusst dass die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Petty“ eine Verniedlichung des Folgenomens war, und ich ihn darum der Situation entsprechend in archaischem Anglo-Terranisch als „Offizierchen“ titulierte.

„- Das liegt mir fern, Sir. Ich erinnere sie lediglich daran.“, entgegnete er seelenruhig.

Ich nickte ihm mit einem dünnen, kühlem Lächeln zu. „Gut gerettet, Doktor. Nehmen sie ihre Position ein. Nach Schichtwechsel folgen sie mir dann in meinen Bereitschaftsraum, wir haben zu reden.“ Mit diesen Worten wandte ich mich wieder dem Hauptschirm zu, und befahl die Einleitung des nächsten Manövers. Natürlich konnte er nicht ahnen, dass es um seine Ernennung zum Chefmediziner ging, die ich schon länger plante. Die Vorschläge des Oberkommandos waren unzureichend, weil sie sich auf Offiziere beschränkten, und ich für meinen Teil war Soldat und Pragmatiker genug um seiner Erfahrung, Fachkenntnis, und seinem Charakter die Prorität gegenüber jeglichen Rangfragen zu geben.
Die Löcher in der Brückenbesatzung waren damit gestopft, was die nötige Belegung und ihre Fähigkeiten anging. Nun galt es nur noch, diese zusammengewürfelte Gruppe für diese aktuelle Aufgabe zu einem Team zu schmieden. Und schmieden konnte man etwas nur mit harten Schlägen, unter hohem Druck, und enormer Hitze.

Ich hatte nicht vor, den Schichtwechsel zuzulassen, ehe das geschehen war. Rumpfcrew hin oder her- der Standard, den ich an Bord aufrecht erhielt war ein Grundprinzip.

Und ich nahm meine Prinzipien verdammt nochmal ernst.