BRI – Log07(262)- Cpt P’Thall – CO - 12243.2145

[Thorn P'Thall]

Worte: 1196

Beteiligte Personen:
SC: Lt Penvera, LtJg Afeoth
NSC: -
Erwähnte Personen:
SC: CrRec Kaede, CrRec Zyn’ra, Lt Mariss, Syoud, Anders, Ens Amh, PO3 Sargon
NSC: Cmdr Garner, der ominöse Koch

Anmerkungen: -

Charakterbild:
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*** Britannia – Deck 02 – Speiseraum des Captains ~ während des Fluges ***


Ich holte mir die nächste Akte auf das PADD, hielt den Blick auf das rotierende Bild und die ersten Informationen gerichtet, während ich mir nebenbei mit den drei Stäbchen etwas Paq’quu in den Mund schob. Überflog dann die Laufbahn des Crewman Recruit Kaede. Viel gab es da noch nicht zu sehen. Ein Flüchtling von Zalkon, der bisher nur auf Starbase 6-6 Dienst getan hatte… dienstlich gewissenhaft und unauffällig. Ich schnaubte, spülte den Bissen mit etwas Eiswasser herunter, und tippte mich zur nächsten Akte durch.
Garner würde gar nicht gefallen, dass ich meinen Prioritätsbescheid dazu nutzte, Leute von ihm abzuziehen. Auch wenn es nur Chargen waren. Garner würde auch nicht gefallen dass ich ihm Besatzungsmitglieder abnahm, die gerade erst eingetroffen waren und ursprünglich für ihn hätten arbeiten sollen, wie diese Rekrutin, Zyn’ra. Oder die Hand voll Wissenschaftler. Garner hatte mich andererseits so weit getrieben, dass es mir auf gut uniterranisch gesagt scheißegal war. Jeglichen Vertrauensvorschuss und Verständnisbonus hatte er gründlich verspielt. Nach mir die Sintflut- Ich begann, an einigen irdischen Idiomen gefallen zu finden. Wenn er mir nicht helfen wollte, ihm zu helfen, würde ich mir verdammt nochmal eben selbst helfen, und sei es nur, indem ich meine Abteilungsleiter ruhiger schlafen ließ.

„Nicht wahr, liebe Abteilungsleiter?“, knurrte ich in den (bis auf meine Wenigkeit leeren) Raum hinein, schob missbilligend die nächste Essstäbchenladung nach, und las weiter. Was mich betraf, rettete ich ohnehin gerade die betroffenen Wissenschaftler vor einem grausamen Langeweiletod, auch wenn ich sie stattdessen Mariss zum Fraß vorwarf.
Dennoch stellten nur wenige unserer Neuzugänge eine wirkliche, sofortige Verbesserung der Lage ihrer jeweiligen Abteilungen dar. Einige Kandidaten würden wenig Einarbeitungszeit benötigen, ehe sie ihren Teil beitragen könnten- Andere waren da problematischer. So wie die eben erwähnte Zyn’ra. Ihre Ausbildung hatte sich bisher vollkommen auf die traditionelle Medizin der Ba’ku beschränkt. Was nicht hieß dass sie eine Bürde war, unter normalen Umständen war ein solcher kultureller Austausch mit einem dermaßen exotischen Volk sicherlich ein Gewinn. Eine Langzeitinvestition. Nur eben keine kurz- bis mittelfristige Verbesserung der Abteilungsleistung. Nicht dass Doktor Sargon sich beklagen würde, oh Nein, das würden schon Afeoth und Mariss übernehmen, auch wenn sie im Schnitt unmittelbar integrierbareres Personal zugewiesen bekommen hatten.

Die Spitzen meiner Essstäbchen schabten fühlbar über das blanke Porzellan, implizierten das näher rückende Ende dieser kleinen Farce. Ich hob meinen Blick, richtete ihn auf die sich vor mir ausbreitende, leere Tafel, welche vor Wochen noch ausschließlich für regelmäßige Führungsdinner genutzt worden war. Was für ein Schwachsinn. Etwas anderes fiel mir nicht ein, während ich wieder über dem PADD brütend die Stäbchen in die fast leere Schale legte, jene beiseiteschob, und mir mit der Serviette die Mundwinkel abtupfte, ohne meinen Lesefluss zu unterbrechen. Sie müssen mal wieder in gepflegter Atmosphäre in Ruhe etwas Richtiges zu sich nehmen, Sir. Ich bestehe darauf. Das waren die Worte des Kochs gewesen. Wo auch immer das Körnchen Wahrheit in dieser Aussage steckte, es verschwand chancenlos in einem Berg aus verbalem Naturdünger. Mir war es egal, aber für einen zum Glück hypothetischen Betrachter wäre diese Szene mehr als kurios. Nicht wahr, lieber Führungsstab? Dennoch, man urinierte seinem Schiffskoch nicht an die Bipedalitäten. Ein sicheres Rezept für dreizehn Wochen versalzene Suppe.

Achja, die Fakten: Ich hatte in diesen Tagen einfach zu viel zu tun. Der Fischkopf hatte diesen Dinnern noch nie etwas abgewinnen können, wo er sich doch ausschließlich ernährte, indem er in seinem Quartier seine Runden schwamm und Plankton aufsog, oder was weiß ich was. Amh, diese ewige Partytröte, hatte sich auf die Krankenstation trainiert, und Sargon brauchte Schlaf und reichlich Zeit, seine neuen Leute einzuarbeiten. Was noch? Achja, Mariss und Afeoth. Zweitere, warum nicht, abgesehen von ‘weil ich den Teufel tun werde, private Candlelightdinner mit meinen potenziell schiffsweit bekannten Affären abzuhalten‘, und erstere, bitte was? Der Laden hier nannte sich Speiseraum, nicht Brechraum. Mochte sein, dass ich hier diverse aus der letzten Mission gezogenen Lehren über Diplomatie und Zusammenarbeit über Bord warf, aber wenn das Fehlen eines ersten Offiziers schon so viele verdammte Probleme heraufbeschwor, konnte ich wenigstens die Vorzüge genießen. Wie der Mangel an Leuten die mir mit Sowas in den Ohren liegen durften, ohne dafür einen Arschtritt zu bekommen.
Und überhaupt- ich war vielleicht der letzte, der schiffseigene Traditionen aus Bequemlichkeit über Bord warf, aber nicht einmal einen eindeutig bekannten Zweck hätte das ganze erfüllt- Auf dem Laufenden war ich schon, dank des vielen Laufens. Ich spülte den Gedanken mit einem letzten Schluck Wasser herunter. Technik und Wissenschaft analysierten die gesammelten Daten vom Schiff der beiden Freihändler, der Peregrine, und kümmerten sich um Kontakt und Auswertung der drei bereits abgeworfenen Sensorbojen. Amhs Leute spielten fleißig Enterkrieg und ärgerten damit die Crew- Gut so. Sargon hatte mit ihren Kollateralschäden, dem armen Zodiac, und dem Einweisen seiner Leute genug zu tun. Ende. Sie können den Nachtisch jetzt servieren.

Ich schloss die Akte, schob das leere Glas weg, entledigte mich der Serviette, erhob mich. Wir würden bald die Rendezvous-Koordinaten erreichen. Zeit, etwas Produktives zu tun, anstatt mir hier weiter klar zu machen wie wenig ich diese sinnlosen kleinen Dinner und die nervigen Stimmen in meinem Ohr vermisste. Die Abteilungsberichte waren doppelt und dreifach bearbeitet. Ich konnte wieder jedem Gesicht an Bord, welches mich potenziell durch das Glas eines Luftschleusenschotts hindurch anflehen würde, nicht den Knopf zu drücken, einen Namen zuordnen. Und trotzdem war mir immer noch danach, ein paar Knöpfe zu drücken.

Meinen Uniformkragen richtend verließ ich den Raum gen Turbolift. Wenigstens das Verräumen des Geschirrs war definitiv noch immer nicht mein Job.



*** Britannia – Deck 01 – Brücke ~ bald darauf ***


„Sensoren?“, knurrte ich mit verengten Augen, vornüber gebeugt in meinem Sessel thronend. Der Hauptschirm zeigte am fernen Horizont Bänder aus Felsen und Nebeln, doch wir lagen im Offenen, außerhalb der unmittelbaren Reichweite jeglichen Hinterhalts. Wie ich es mir vorgenommen hatte, Schluss mit den Versteckspielen. Nun würde das ganze Blatt auf den Tisch kommen- in frühestens zwei Stunden, allerdings. Von Typen des Kalibers unserer neuen Freunde erwartete ich vieles, nur keine übermäßige Pünktlichkeit. Wahrscheinlich würden sie mit einem albernen ‘Tadaaaaa!‘ aus dem Nebel springen und uns unseren Peilsender um die Ohren hauen. Nein, meine Laune war vieles, nur nicht von jauchzendem Optimismus geprägt.

„- Arbeiten nominal, Sir. Die Bojen haben den Einzugsbereich vergrößert und geben uns gen 6-6 Rückendeckung. Trotzdem, viel Rauschen von allen Seiten, Captain.“ Alles wie erwartet, wie erwartet trocken und nüchtern präsentiert. Ich nickte Afeoth zu und bedauerte abermals die in letzter Zeit schwierige Zusammenarbeit mit ihrer Abteilung, und das nicht nur ob der Tatsache wie gut ihr diese hautengen Uniformoveralls standen.

„Gut. OPS- Meldung an Amh. Gelber Alarm. Lieutenant Penvera, holen sie für die Sensoren so viel Energie heraus, wie sie kriegen können.“, befahl ich zackig, lehnte mich kopfschüttelnd zurück. Der dezente Alarmton ertönte, die Beleuchtung veränderte sich um ein paar Nuancen, und alle Stationen meldeten nach und nach Einsatzbereitschaft. Mochte sein dass wir hier nicht unangekündigt angesprungen werden konnten, wenn es sich nicht gerade um Schiffe mit der neusten Tarnvorrichtung handelte. Mochte auch sein, dass wir uns absichtlich auf sprichwörtlich offenem Terrain präsentierten, und Flagge zeigten.

Trotzdem würde ich mich nicht mit heruntergelassenen Hosen erwischen lassen.

Nicht einmal mit einem offenen Knopf.