Wörter: 1267
Personen: Peregrine-Team
=/\= Peregrine =/\=
„Verstößt das nicht gegen den Vertrag von Algeron?“ Syouds Stimme konnte ich deutlich vernehmen und seinen warmen Atem im Nacken spüren, als er sich hinter mir über mich beugte um auf die Konsole blicken zu können. Mit Nähe hatte ich für gewöhnlich kein Problem, aber viel näher konnte Syoud mir nicht mehr kommen und die Arbeit, die ich zu erledigen hatte, ging leichter von der Hand, wenn ich nicht ganz das Gefühl hatte gleich gegen eine Konsole gepresst zu werden. Langsam drehte ich mich zu Syoud um und war froh, dass er einen halben Schritt nach hinten trat. Meine Hände stemmte ich bestimmend in die Hüften und funkelte ihn mit meinen schwarzen Augen an. 'Was ich hier wohl an halblegalen Sachen finden werde?' Es war nicht meine Art in den Köpfen anderer herumzuspuken, aber er musste sich nun wirklich nicht als Moralapostel aufspielen. Daran, dass Tarnvorrichtungen in der Föderation verboten waren, musste er mich bestimmt nicht erinnern, mir war dabei genauso mulmig wie ihm, wenn nicht sogar mehr, aber die Piraten in diesem Sektor kämpften auch mit unlauteren Mitteln und wir wären wahnsinnig gewesen nicht zumindest zu versuchen nicht gleich auf ihren Sensoren aufzuscheinen. Der Aldebaraner blickte mich grimmig an, nahm etwas Abstand von mir, aber die Neugier auf das was ich machte ließ ihn nicht los.
Es war kein so leichtes Unterfangen das kleine Schiff auf den Sensoren der anderen zu verstecken, denn für ordentliche Tarntechnologie benötigte man eines im Überfluss: Energie. Selbst wenn jemand an Bord das Know-how haben sollte und in der Theorie eine Interphasentarnvorrichtung bauen konnte, zweifelte ich stark daran, dass man eine solche auf der Peregrine installieren konnte, ganz davon abgesehen, dass die Phasenverschiebung ein höchst komplexer Vorgang war bei dem das Risiko dass etwas schiefging ohne einer hinreichenden Anzahl an Simulationen einfach zu groß war. Wir würden uns mit einigen Tricks aus Trickkiste siebzehn begnügen müssen, aber da wir nun nicht alle drei Parsecs auf ein ganzes Rudel an Piraten gestoßen waren, diese ja eigentlich auch gern eher für sich waren und selbst außerhalb von Nebeln die Sensoren nicht einwandfrei funktionierten, war die Hoffnung groß, dass wir unentdeckt das Relais erreichen würden.
Doch bevor ich die Simulationen und Konfigurationen beenden konnte, begannen meine Lider immer schwerer zu werden. Ein müdes Gähnen musste ich unterdrücken und damit kämpfen, dass meine Augen nicht zufallen würden. Eigentlich war die Schicht wie Alexis sie geplant hatte schon eine Weile vorbei, doch hatte ich die Ausrede benutzt, dass ich noch das Ende der Simulation abwarten wollte das kurz bevor stand. Dass es nicht dabei bleiben würde, war mir schon im Vorhinein klar gewesen. Ich konnte doch nicht anders als dann noch weitere Optimierungen vorzunehmen, eine weitere Simulation zu starten und weiter auf die Konsole blicken. Das nach meiner Ruhepause dafür aber noch mehr als genug Zeit war oder jemand anderes daran weiterarbeiten konnte, während ich versuchte es mir am Feldbett bequem zu machen, ignorierte ich getrost, ebenso wie die Tatsache, dass ich ausgeschlafen sicher besser arbeiten konnte als ermüdet. Als ich dann aber für einen Augenblick kurz weggenickt war, sah sogar ich den Moment gekommen mich aus dem Cockpit zu verabschieden und das Feldbett aufzusuchen auf das ich mich mit letzter Kraft warf, alle Viere von mir streckte und fast von einem Moment auf den nächsten in tiefen Schlaf fiel.
~~ Zeitsprung ~~
Laut Berechnungen waren es noch etwa dreizehn Stunden bis zum Relais. Für einen Augenblick musste ich an Zodiac denken, der bei dem Ausflug zum Relais so schwer verletzt worden war, und fragte mich, wie es ihm nun wohl ging. Goral war der Überzeugung gewesen, dass es ihm bald wieder gut gehen würde und die einzige Narbe die wohl zurückbleiben würde, seelischer Natur war. Ich hoffte, dass der Cardassianer Recht behalten würde. Doch die Gedanken an Zodiac waren schnell abgeschüttelt und mein Blick wechselte zwischen den Sensordaten und dem Sichtbildschirm. Der silbergraue Nebel, der so elegant wirkte und uns eben noch einhüllte, sodass wir beinah unsichtbar waren, wurde immer dünner und bald würden wir die Passage durch den offenen Raum durchqueren müssen.
„Geschätzte drei Minuten noch.“, sprach ich in Richtung Grant, die nickend den Erhalt der Information bestätigte. Anders ließ sich nicht blicken, aber zuletzt wirkte er wie ausgewechselt, seine Traurigkeit war verflogen, freudig hatten seine Augen gestrahlt, seiner Lethargie entrissen schien er sein Leben wieder aktiv gestalten zu wollen.
Die ersten Daten schickte ich bereits an Neelas Konsole, die dann die nötigen Änderungen am Schutzschild vornehmen würde. Darauf folgte wieder ein sehnsüchtiger Blick auf den sich immer mehr lichtenden Nebel. In Kürze würden wir ihn hinter uns lassen und ich bedauerte diesen Umstand. Wie immer drängte mein Wissenschaftlerherz dazu ihn Partikel für Partikel zu untersuchen.
„Ich modifiziere das Schutzschild.“, sprach meine Quartierkollegin an Bord der Britannia während sie die Konsole bediente und still betete ich zu den Göttern, dass alles gut gehen möge. Im Nebel konnten wir aufgrund der hohen Partikeldichte die Einstellungen nicht testen und obwohl ich mich durch eine Reihe von Simulationen vergewisserte hatte, dass das Schiff keinen Schaden nehmen würde, war die allererste Probe zugleich auch die Premiere. „Die Schilde sind stabil.“
Erleichtert atmete ich aus, das Schiff schien die Modifikationen gut zu vertragen und es kam zu keinen Zwischenfällen. Den problematischten Teil, die 'Inbetriebnahme', hatten wir hinter uns, nun mussten wir die Sensoren der anderen nur noch wirklich täuschen.
„Keine Anzeichen für Schiffe in der Nähe.“ Die Sensoren konnten weder Warpspuren, noch Chroniton- oder Tachyonpartikel ausmachen, was schon mal gar kein so schlechtes Zeichen war, trotz der verringerten Sensorreichweite und den Sensorstörungen. Auch die Sicherheitsunteroffizierin bestätigte, dass sie keine Schiffe ausmachen konnte und so glitt die Peregrine, fast wie zwischen Gardinen aus dem Nebel hervor.
Nach einer Weile hatte es auch Kaede ins Cockpit verschlagen. Obwohl er immer wieder zum Sichtbildschirm und zu Alexis blickte, stand er nur unweit von mir.
„Und man wird uns bestimmt nicht entdecken?“, wollte er wissen.
„Das können wir erst sicher sagen, wenn wir auf jemanden treffen.“, antwortete ich und ich merkte deutlich, dass die Antwort ihm nicht sehr behagte.
„Wie funktioniert das?“, fragte er dann.
Ich erwartete ja nicht, dass er alle Einzelheiten verstehen würde, aber da er gefragt hatte, wollte ich ihm das System erklären. „Im Prinzip ist es ganz einfach, die Suszeptibilität der Schilde ist um einen Faktor zwei Komma drei erhöht, dabei halten wir die Schilde auf einem möglichst niedrigen Energielevel um genug für das Streufeld an Thoronpartikel zu haben, die die eigentliche Aufgabe haben und vor den Sensoren der anderen zu verstecken.“ Nachdem ich zwischendurch wieder einen Blick auf die Daten geworfen hatte, blickte ich wieder zum Medizinier, der so dreinblickte als hätte ich in einer Sprache gesprochen die er nicht verstand.
„Aha.“, antwortete er, wirkte kein bisschen beruhigter und wanderte weiter durch das Cockpit.
Ich war mir nicht ganz sicher ob Alex schlecht saß oder sie aufgrund von Nervosität immer wieder auf ihrem Platz hin- und herrutschte. Die telepathische und empathische Mauer hatte ich für diese Augenblicke höher als für gewöhnlich aufgebaut, da ich befürchtete, dass die Anspannung der anderen auch mich nervöser machte.
„Ich denke wir sehen gleich ob unsere rudimentäre Tarnvorrichtung hält...“, nuschelte ich, nachdem die Sensoren mir Daten lieferten, die auf ein Schiff schließen ließen. Jedoch waren meine Worte laut genug gewesen, dass jeder im Cockpit sie vernehmen konnte.
„Das Schiff wird unseren Kurs in etwa fünf Minuten kreuzen.“, informierte Neela, „der Abstand der Schiffe voneinander sollte aber groß genug bleiben.“
„Wie lange noch bis wie in den nächsten Nebel eintreten?“, wollte Alexis dann wissen.
„Achteinhalb Minuten.“