BRI – Log16(271)- Cpt P’Thall – CO - 12288.2108

[Thorn P'Thall]

Worte: 1035

Beteiligte Personen:
Alle Briten, mehr oder weniger direkt / Administrator Harmon / Fleet Captan O‘Sullivan
Erwähnte Personen:
Peregrine-Besatzung

Anmerkungen: -

Charakterbild:
http://www.ithmaril.de/thorn_avatar_full.jpg

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*** USS Britannia – Deck 01 – Brücke ***


Genug ist genug.

Man hätte, eine fahrlässige Unkenntnis meiner Person und meines Kommandos vorausgesetzt, vermuten können dass es Ungeduld und Frustration gewesen waren, die mich zu dieser Entscheidung veranlasst hatten. Beide Empfindungen waren in mir auch zu Genüge vorhanden, nebst einigen anderen, weitaus unpassenderen: Wie meiner Scheißwut auf jeden an Bord der Britannia und Peregrine der in diesem Moment auch nur annähernd etwas mit Subraumkommunikation zu tun hatte. Das war nicht zu leugnen. Doch das war nicht die Art, wie ich meine Entscheidungen fällte, und es hätte einen besonders versierten Beobachter der andorianischen Mimik gebraucht um die Aggression in meinen Zügen an ihrer üblichen Versteinerung und Eiseskälte vorbei zu erkennen. Nein, das hier war nicht unbedacht, sondern ein kalkulierter Akt autoritärer Verzweiflung, ein mutiger, entschlossener Vorstoß ohne Netz und doppelten Boden. Wir hatten kaum etwas in der Hand, aber auch kaum noch etwas zu verlieren. Es galt, eine Entscheidung zu forcieren- ob nun zu unserem Gedeih oder Verderb. Ohne Rückendeckung, beweiskräftiger Daten, dem Subraum-Uplink, Kontakt zur Peregrine, und sicherlich längst dabei eingekreist zu werden, blieb uns nur die Flucht nach vorne, oder die Kapitulation vor unserer Mission.

Bis hierhin, und nicht weiter.

„Auf gelbem Alarm bleiben, bis sie ihre Waffen laden. Wir sind noch immer in diplomatischer Mission hier.“, durchschnitt meine Stimme schließlich die konzentrierte, teils wohl durchaus respektvolle bis ängstliche Stille, welche auf der Brücke herrschte.

Abrupt, aber mit einer trägen, geradezu schlurfenden Note in seinem Manöver schwenkte das alte Schiff zu uns um, wie ein alter Silberrücken der seinen gewaltigen Kopf einem aus dem Nichts kommenden Kontrahenten zuwandte, während die Masse seines Leibes nur verzögert nachzog. Das Schiff machte auf den allerersten, flüchtigen Blick einen normalen Eindruck- Ein altes, aber gut in Schuss gehaltenes Raumfahrzeug für den Dienst weit hinter den gefährlichen Grenzen. Erst beim näheren Hinsehen wurde offensichtlich, wie schäbig die matte Hülle lackiert war- eine auf diese Distanz hauchfein wirkende, pockennarbenhafte Textur bedeckte das von häufigen Partikelschauern abgeschliffene, nicht regelmäßig neu lackierte Metall. Doch andere Merkmale waren weitaus prominenter, und sprangen den versierten Beobachter nun, da das Schiff uns frontal gegenüber lag, geradezu an.

„Afeoth- Analyse. Was sind das für Waffensysteme?“
„- Eine Mischung aus Typ 10 und Typ 11-Phaserbanken, Sir, und mehrere Luken die auf versteckte Zusatz-Kampfsysteme hindeuten. Außerdem registriere ich einen erhöhten Energieoutput von den Schilden- Ebenfalls modifiziert.“
Ich verengte meinen Blick, während das feindliche Schiff auf dem Hauptschirm einen weiteren Moment lang noch zu wachsen schien, während es wendete, und wir näher kamen. Dann standen wir in Relation zueinander endlich still. „Nicht gut genug, Lieutenant. Geben sie mir mehr.“, forderte ich nachdrücklich.
„- Diese Verfärbungen um die Zusatzluken…“, kam es von einer eindeutig nachdenklichen Amh hinter mir, einer der wenigen Gestalten die unbeeindruckt schien. „- Zoomen sie mal ‘ran, Green.“
Ein Teilausschnitt des Bildes zeigte nun eine Nahaufnahme, und enthusiastisch fiel Penvera allen anderen ins Wort. „- Könnten Disruptor-Emissionsrückstände sein, Sir. Und sehen sie diese Schleifspuren? Ich tippe auf schwenkbare Disruptorkanonen.“
„- Und wenn sie torpedomäßig genauso gut bestückt sind, könnten die uns ernsthaft weh tun. Museumsschiff hin, Museumsschiff her.“, stellte Cholain schließlich nüchtern fest. Den Kopf schüttelnd lehnte ich mich in meinem Sessel vor. Das mochte alles sein, aber dennoch waren sie uns im direkten Nahkampf klar unterlegen, und irgendwie erkauften sie sich den Betrieb all dieser Kriegswaffen. Es war ohnehin nicht das uns direkt gegenübergestellte Schiff, das für Anspannung sorgte. Jedes Mitglied der Brückencrew wusste genau, dass wir vom Rest der Piratenflottille genauso unerwartet angesprungen werden konnten, wie wir es mit der Ambassador bewerkstelligt hatten- Und sie hatten dazu noch mindestens einen Tarnkreuzer.

„Danke für ihre taktische Einschätzung. Es reicht. Green, Transmission auf allen Frequenzen.“, bellte ich zackig, erhob mich energisch aus meiner nachdenklichen Kunstpause, straffte meine Haltung.

„Aldebaran, Renegatenschiff. Hier spricht Captain Thorn P’Thall vom Föderationsraumschiff Britannia. Diese Scharade endet genau jetzt. Unidentifizierte Ambassador-Klasse, im Namen der Vereinten Föderation der Planeten beschuldige ich sie hiermit der Verstöße gegen achtzehn Paragraphen föderierten Zivil- und Kriegsrechts, allem voran der kriminellen Identitätentäuschung ersten Grades, der Piraterie, Erpressung zweiten Grades, und des Hochverrats. Senken sie auf der Stelle ihre Schilde und bereiten sie sich darauf vor, geentert zu werden.“ Ja, ich nahm mir beim Standardtext einige Freiheiten, aber mein bester, vor Bass und Drohung strotzender Befehlston wäre an weniger klare, aggressive Worte einfach nur verschwendet gewesen. Die Verbindung wurde sofort auf meinen Befehl hin unterbrochen, ehe ich mich mit eisig verengten Augen Cholain zuwandte.

„Ensign Amh, ich will in zehn Minuten sechs einsatzbereite Enterkommandos. Afeoth, beauftragen sie ihre Leute damit, mehr über ihre Konfiguration in Erfahrung zu bringen, und ihr Schildmodulationsspektrum festzunageln. Trip…“

Der kuriose Choblik blickte ruckartig von der taktischen Konsole auf. Seine semibionischen Straußenaugen zuckten nervös zu dem blinkenden Rufsignal seitlich von ihm, welches ich bewusst ignorierte. „… laden sie zwei der hinteren Torpedowerfer mit den Mariss Mark VI. Für alle anderen Stationen gilt volle Gefechtsbereitschaft.“ Nur eine Frage der Zeit, bis dieses Klingonenschiff uns von hinten überrascht. Nicht mit mir. „… Green?“ Der kreidebleiche OPS-Offizier schüttelte hinsichtlich der Subraumverbindung zum Relais (und damit dem Oberkommando) oder der Peregrine nur den Kopf, rief stattdessen eine Anzeige ab.

„- Krankenstation an Brücke- Erbitte weitere Befehle, Sir.“, kam es stattdessen von einer der hinteren Kommunikationskonsolen. Ich hatte keine Zeit- Doch Cholain, die längst im Hintergrund ihre Befehle verteilt hatte, wusste auf einen Wink hin sofort was zu tun war. Sie legte sich Sargon auf der Stelle auf den Schirm, um ihn anzuweisen auf der Krankenstation faktisch gesehen lokalen roten Alarm zu verhängen, Sanitäter für ihre Enterkommandos zu beantragen, und dafür zu sorgen dass medizinisches Personal den Vorschriften gemäß auf der Brücke zum Dienst antrat.

Doch dem konnte ich gerade keine weitere Aufmerksamkeit schenken, was auch nicht Sinn der Sache gewesen wäre. Wie erwartet meldete Green im selben Moment, dass die falsche Geneva einen Kanal zu Aldebaran 3 öffnete- auf offizieller diplomatischer Sternenflottenfrequenz. „Schalten sie uns zwischen, Ensign.“, bellte ich knapp, und wandte mich endgültig dem Hauptschirm zu, auf welchem sofort zwei Partitionen erschienen.

Administrator Harmon zur Linken, und eine terranisch-bajoranische Hybridin in der Uniform der Sternenflotte zur Rechten, mit fünf golden schimmernden Pins an ihrem Kragen. Ich war jedoch weit, weit davon entfernt, mich irritieren zu lassen.

Die verbalen Kampfhandlungen waren eröffnet.