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BRI – Log08 – CPO Goral – MED - 12289.2338

Verfasst: Do 30. Jun 2011, 22:23
von Thorn P'Thall
Worte: 1566

Beteiligte Personen:
SCs: Zyn’Ra, Trigan
NSCs: Susan Jones, Geoffrey Harper
Erwähnte Personen:
SCs: Cholain
NSCs: -


Anmerkungen: -



*** USS Britannia – Deck 07 – Krankenstation ***


Während ich eine Routinebehandlung an einem anderen Patienten zwei Biobetten weiter durchführte- nur eine kleine Dermalregeneration bei einem Techniker, der sich bei der Umleitung des EPS-Gitters an einer stark erhitzten Leitung verbrannt hatte- lauschte ich Zyn’ras Arbeit mit dem Patienten, und schenkte ihr auch den einen oder anderen Seitenblick. Dass sie sich bereits ein Stück weit an Bord eingelebt und unlängst überaus konstruktiv in die Arbeit der Abteilung eingebracht hatte, war ich längst zu genüge festgestellt worden. Doch in den letzten Tagen war mir aufgefallen, dass sie mit merklich mehr Entschlossenheit, Offenheit und Selbstbewusstsein an ihren Arbeitsalltag heranging. Sie mit in den Frachtraum zu nehmen, und später auch den Bericht auf der Brücke abliefern zu lassen, konnte man durchaus als gezielte Fördermaßnahmen bezeichnen- Und sie hatte beide Situationen soweit ich es beurteilen konnte mit Bravour gemeistert. Ich lächelte, als ich mich letztlich auf die letzte Phase der Dermalregeneration konzentrierte, während der Lichtstreifen des Geräts lediglich, glatte, zartrosa Haut hinterließ, wo zuvor Brandblasen und totes Gewebe entfernt worden waren.
„Wie neu. Wortwörtlich.“, erklärte ich Lieutenant Jones mit einem schmalen, aber warmen Lächeln. Sie verdrehte leicht die Augen.
„- Heißt das, ich darf gehen, Doktor?“, zischelte sie, und erhob sich, den Ärmel ihres Uniformoveralls bereits herunterklappend. Ich legte ihr seelenruhig die Hand ans andere Handgelenk, um sie aufzuhalten, und zog sie erst zurück als ich sicher war dass sie inne hielt. Was sie auch tat. Nebst vernichtendem Blick zu mir hinauf. „Ja. Aber wenn sie gleich in den Dienst zurück müssen, trage ich noch ein flexibles, schnelltrocknendes Schutzgel auf, und ich empfehle ihnen die Reibung mit Stoff zu vermeiden. Für mindestens sechs Stunden.“, erklärte ich mit Engelsgeduld, ehe ich hinter mich griff um den entsprechenden Behälter heran zu holen.

„- … Das tue ich doch gerade. Für eine Krankschreibung muss jedoch ein ernstzunehmendes medizinisches Problem vorliegen.“ Ich hatte die Konversation schon genauer verfolgt, seit der Tonfall hitziger geworden war, doch nun läuteten bei mir die ersten, leisen Alarmglocken. Die letzten Pinselstriche auftragend nickte ich der Deputy Chief zu, und entließ sie, dabei meinen geradezu väterlichen Instinkt unterdrückend zwischen Mister Harper und Zyn’ra zu gehen, und die Situation sogleich für sie zu entschärfen. Sie verdiente es, solche Momente unter kontrollierten Bedingungen selbstständig zu erfahren, und eigenständig zu entschärfen. Der Alltag war hierbei der beste Lehrmeister- einer, den ich nicht ersetzen konnte.

„- Wollen sie damit sagen dass sie mich nicht ernst nehmen, Miss? Unerhört! Sie sehen doch dass ich leide! Tun sie ihre verdammte Arbeit, oder ich beschwere mich bei ihrem Vorgesetzten über sie!“ Gewohnt subtil und mit der betriebsamen Umgebung verschmolzen- Alte Angewohnheiten starben bei mir nur extrem schleppend, ich war einfach zu alt um die Dinge so schnell zu verlernen wie die Jugend von heute- senkte ich meinen Blick und begann, meinen Arbeitsplatz aufzuräumen (Zufällig musste ich dafür natürlich zwischen den Betten hin- und herpendeln), nicht weiter darüber nachdenkend dass mich Jones nicht einmal eines knappen Abschiedswortes gewürdigt hatte. Nein, meine gelegentlichen, unauffälligen Blicke, meine Präsenz, wie auch meine Gedanken konzentrierten sich auf das Geschehen um die junge Chargin, welche diesem unwirschen, immer wütender werdenden, physisch enorm beeindruckenden Mann die Stirn bot.

„- Nein, ich sage lediglich dass ich für medizinische Behandlungen zuständig bin, und bei ihnen kein medizinisches Problem vorliegt, Mister. Ich kann ihnen also leider nicht helfen, doch wenn sie bereit wären meine Ratschläge…“

Noch ehe seine wuchtig geschwungene, aber nicht besonders koordinierte Pranke den medizinischen Tricorder treffen und ihr wütend aus der Hand schlagen konnte, stand ich neben ihm. Es war ein Leichtes, den Schwung in eine leicht unangenehme Verdrehung umzuleiten, sobald sich meine Hand sachte um sein Handgelenk geschlossen hatte. Und sein Hintern sackte ob meines leicht in seinen Stand eingehakten Fußes schon wieder auf den Bettrand zurück- auch das Momentum seines Aufspringens war mit einem Mal ohne jeglichen Ach und Krach verflogen. Nicht unbedingt leicht war es hingegen, die restlichen, mit diesen Schritten und Griffen fest in meinem Kopf verdrahteten Techniken abzublocken, ehe sie aus meinem Muskelgedächtnis hervorkommen und mehr erreichen würden als ich beabsichtigte.
„Mister Harper, kein Grund aufgebracht zu sein. Wir kriegen sie schon wieder auf die Beine.“, schmunzelte ich angesichts der offensichtlichen Ironie, während Zyn’ra befremdet zwei Schritte zurücktrat. Meine Sorgen, ob ich nicht zu leise und auffällig schnell gewesen war, musste ich mir für einen anderen Zeitpunkt aufsparen.
„- Sie…“, setzte der hochrot angelaufene Kerl an, aber ich ließ ihn nicht ausreden. Nicht, solange er noch irritiert bis verstört war, und seine Wut für einen Moment verraucht, was ihn sehr anfällig für Suggestion machte… geradezu formbar.
„Miss Zyn’ra hat ihnen lediglich erklärt dass sie als Allgemeinmedizinerin nicht befugt ist, psychologische Diagnosen zu stellen, und sie körperlich glücklicherweise gesund sind. Aber sie hat sich die Mühe gemacht, ihnen einige sehr gute Ratschläge zu erteilen. Sie wird ihnen natürlich einen Termin für ein Evaluierungsgespräch bei einem Counselor machen. Nicht wahr, Zyn’ra?“

Inzwischen hatte sich meine junge Kollegin ein Herz gefasst und war wieder einen Schritt vorgetreten, nickte schließlich, obwohl ihr verunsicherter Blick eher auf mich als auf den eben noch beinahe gewalttätig gewordenen Patienten gerichtet war. „- Es ist, wie Doktor Goral sagt.“ Inzwischen lag der Mann beinahe ganz auf der Pritsche ausgestreckt, während mein Griff um sein Handgelenk und seine Schulter nicht nachließ- und ausgezeichnet in der Shartiid-Reflexzonenmanipulation geübte Fingerspitzen genau an den Richtigen Punkten Druck auf sein Fleisch ausübten.

Später hatte sie sich wieder ganz gefasst, und ich hatte die folgende halbe Stunde damit verbracht, locker mit ihr über den Posten des Counselor zu plaudern, nachdem sie diesbezüglich Wissenslücken offenbart hatte. Immer noch warf sie mir hier und da fragende Seitenblicke zu, doch angesichts des neuerlichen Alarmzustandes hielt ich es für besser, ihren Geist mit diesem Thema abgelenkt und beschäftigt zu halten, während wir im eher gemütlichen Tempo die letzten Vorbereitungen trafen. Schließlich war die Krankenstation seit fast einer Woche im Dauer-Alarmzustand- Trotz der besorgniserregenden Situation gab es also nicht viel für uns zu tun. Umso wichtiger, dass die junge Dame abgelenkt war.

„Counselors sind also, wie sie sehen, für das seelische und geistige Wohlergehen, und die ebensolche Einsatzbereitschaft einer Raumschiffcrew zuständig. Und haben damit im Regelfall sehr viel zu tun. Der Einsatz im Weltraum setzt viele humanoide Individuen unter größten Stress- Gerade wenn man noch nicht lange auf Raumschiffen Dienst tut, spürt man einfach, dass wir bei allem Komfort und aller Sicherheit der modernen Raumfahrt nicht für diesen Ort, die Leere zwischen den Welten, gemacht sind. Also ist eine flächendeckende, lückenlose psychologische Betreuung umso wichtiger.“

Zyn’ra blickte mit großen Augen zu mir auf, während sie einige Instrumente verräumte. „- Und wie wird man Counselor?“

Ich lächelte sie warm an. Ihr Wissensdurst und Enthusiasmus waren immer wieder Balsam für eine gealterte Seele. „Dazu gibt es zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten. Haben sie sich inzwischen in die Datenbanksuche eingearbeitet?“ Mein Blick fiel für einen Moment seitlich auf das Sichtfenster zu Doktor Sargons Büro. Er konferierte mit der Brücke, genauer gesagt mit Miss Amh, und ich konnte mir ausmalen worum es ging. Doch dann konzentrierte ich mich wieder auf meinen Schützling, sorgte dafür dass wir weiterhin eine Insel der Ruhe im hektischen Treiben der weitestgehend patientfreien Station darstellten.
„- Ja… ich komme ganz gut damit klar. Aber…“
Ich schmunzelte. „Aber sie mögen die kalte, nüchterne Computerstimme nicht, und wollen lieber mit einer anderen Person sprechen?“
Sie nickte zögerlich.
„Mir geht es genauso. Ich werde ihnen gerne sehr viel mehr darüber erzählen, schließlich habe ich die Ausbildung selbst durchlaufen. Doch zunächst muss ich ein paar Worte mit Doktor Sargon wechseln.“

Damit ließ ich sie für einen Augenblick allein, steuerte die Bürotür an, hinter welcher mein Abteilungsleiter gerade den Schirm abschaltete und sich erhob. Das Gefecht war so nahe, dass man es geradezu gegen den Sternenwind riechen konnte, und ich vermutete stark dass Cholain medizinische Unterstützung für Enter-, Verteidigungseinheiten, oder beides angefordert hatte. Ich wollte sichergehen dass es die richtigen Leute traf- hatte ich in letzter Zeit doch bedeutend mehr Gelegenheit gehabt als der immer beschäftigte Chefarzt, mir ein nüchternes Bild von vielen Kollegen zu machen. Ja, der Alltag mochte der beste Lehrmeister sein, und die Praxis die beste Lektion, doch gab es Seelen an Bord die für eine Weile noch solchen Situationen so fern wie nur möglich gehalten werden mussten…

„- Elin?“, hakte besagte Seele nochmals nach, rief mir halblaut hinterher.

… Und dann gab es andere, wie mich, die nicht viel zu verlieren, aber viel zu geben hatten. Ich drehte mich nochmals halb um, blickte hinter mich, zu der jungen Ba’ku. „Ja, Zyn’ra?“
„- Wenn sie dazu ausgebildet wurden… warum arbeiten sie dann nicht als Counselor?“, fragte sie, hörbar irritiert.
„Es war mir wohl nicht bestimmt.“, entgegnete ich mit einem nachdenklichen Lächeln, und vereinfachte die ganze Sache damit äußerst bewusst- Genau genommen log ich sie an. Doch es war eine gute Lüge.

Dann betrat ich das Büro. Doktor Sargon würde sicherlich zustimmen, sie angesichts der nahenden Kampfhandlungen irgendwo hin zu versetzen, wo sie sicher war. Als Pflegerin für Mister Zodiac vielleicht, der immer noch Betreuung in seiner Reha brauchte, auch wenn er angesichts des Alarms auf sein Quartier beschränkt war- Eines, das weitab jeglicher taktisch relevanten Ziele an Bord lag. Oder als Assistenz für eine oder einen der Counselors, die keine Frontlinienfreigabe hatten. Schließlich schien sie sehr neugierig auf diese Aufgaben zu sein. Ob das nur ihrer generellen, herzerwärmenden Lernbegierde zuzusprechen war, würde sich bei Gelegenheit ja herausstellen.

Doch diese Gelegenheit musste sie dafür auch bekommen.


[NRPG, ein paar kleine Hinweise/Ansätze für Zyn'ra: Gedanken über ein bevorstehendes Gefecht, noch mehr Fälle die sich dienstuntauglich schreiben wollen, vielleicht einer der sich dazu auch noch selbst verletzt hat, um eine Ausrede zu haben? Was du irgendwie herausfindest? Nachsinnen über das Besprochene, evtl. Gedanken über die Counselorsache, ferner: Versetzung für die Dauer des Gefechtsalarms, eine der obigen Möglichkeiten oder auch etwas ganz anderes. Fällt deinem Charakter vielleicht auf, dass sie "rausgehalten" wird? Wehrt sie sich und will trotz der Notsituation auf der Krankenstation bleiben?]