BRI - Log19/8 – PO2 Adorin/CrAp Kaede - Sci/Med - 12297.2010

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Mjacua Adorin
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Fr 8. Jul 2011, 19:07

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=/\= Peregrine =/\=

Anders war wahnsinnig! Ein Blick in seine Richtung genügte um festzustellen, dass seine Augen diesen seltsamen Schimmer aufwiesen, der immer dann zu sehen war, wenn jemand kurz davor stand etwas halsbrecherisch Verrücktes zu tun. Vor meinem inneren Auge sah ich schon wie er den Kopf in den Nacken warf und wild zu lachen begann. Auch wenn ich versuchte es zu überspielen, so war ich doch ängstlich, für einen Moment hatte ich gehofft, dass wir dem sicheren Tod entkommen waren, doch seit jenem Augenblick in dem Anders befohlen hatte auf Kollisionskurs mit der Miranda zu gehen, war ich mir sicher, dass Anders Überlebenswillen nicht länger vorhanden war und er uns alle in den sicheren Tod schicken wollte. So recht wollte ich weder auf den Hauptschirm noch auf die Sensoren blicken und in Gedanken war ich mehr bei den Gebeten zu den Göttern als wirklich aktiv bei meinen Aufgaben, die in diesem Raumkampf ohnehin sehr rar gesät waren.
Ich hielt den Atem an, als sich die Peregrine durch das Schiff der Miranda-Klasse bohrte und es dauerte einige Augenblicke bis ich mir bewusst war, dass wir noch lebten. Die Freude darüber war eigentlich nicht sonderlich groß, den Anders dachte schon darüber nach wie wir der Britannia im Kampf noch weiter beistehen konnte, er schien nichts unversucht zu lassen, damit unsere Körper möglichst bald konserviert in gläsernen Särgen zu betrachten waren, wenn denn von unseren Körpern etwas übrig bleiben sollte.
Dann ging es plötzlich ganz schnell, die Geneva löste sich in einem Feuerball auf, der Kampf war vorüber und Anders packte alle Techniker um mit ihnen die Peregrine so schnell wie möglich etwas weniger anfällig für irgendwelche Eventualitäten, die uns doch noch das Leben kosten konnten, zu machen. Nach den Verfolgungsjagden und Kämpfen hatte ich mir nun wirklich eine Pause verdient, mit etwas Schokoladigem wollte ich meine Nerven beruhigen.



Dies ständigen Kämpfe die vielen Verletzten, immer wieder fragte ich mich ob es das wirklich alles Wert sei. Wozu ständig alle heilen, wenn sie doch im nächsten Moment, als hätten sie nie etwas gelernt, wieder drauf und dran waren ihren Körper noch mehr zu verletzen. Doch schien es manchen nicht genug zu sein. Als ich unser Schiff auf das andere zurasen sah, begann ich langsam daran zu zweifeln ob es wirklich richtig gewesen war Anders wieder soweit in Form zu bringen. Ich sah das Ende schon vor mir, ein Ende welches ich nicht erhofft hatte, zu früh viel zu früh war es, als ich die Augen schloss. Als wieder Stille einkehrte öffnete ich sie vorsichtig wieder. So einfach hatte ich mir den Tod nicht vorgestellt. Doch was ich sah war immer noch so gut wie das selbe. Wie durch ein Wunder schienen wir es überlebt zu haben.

Die Crew im Cockpit wirkte als würden sie dies jeden Tag machen. Vielleicht wussten sie ja wirklich was sie da taten. Doch der nächste Moment brannte sich fest in meine Augen. Die Geneva, das Schiff auf das sie zugerast wahren, zerbröselte förmlich vor ihren Augen. Wie viele Lebewesen da wohl gerade gestorben waren. Wie viele waren unschuldig, waren Mediziner wie ich. Was wenn es anders gewesen wäre? Dieser Schmerz, diese Verluste. Mein Gesicht wurde immer blasser und blasser ehe ich hinter dem Biobett verschwand und meinen Mageninhalt in ein der unzähligen Kisten leerte.

Immer noch kreidebleich kroch ich nach einer Weile langsam hinter dem Feldbett hervor. Etwas trinken würde vielleicht helfen, ging es mir durch den Kopf. Zum Glück lag die Türe zum Speiseraum gleich gegenüber, so würde mich vielleicht keiner sehen. Die Türe öffnete sich und mein Blick viel auf Mjacua die gerade etwas Schokoladehaltiges zu essen schien. Fassungslos ließ ich mich neben sie in einen Stuhl fallen. "Wie schaffst du es nur jetzt so etwas zu essen?" Unglaubwürdig und völlig benommen von den Erinnerungen starrte ich abwechselnd auf den Löffel und zu ihren Augen.



Der Mediziner sah nicht gut aus und deutlich spürte ich, dass er sich auch nicht sonderlich gut fühlte. Im Prinzip konnte ich es ihm nachfühlen, aber fürs Erste musste das Überleben nicht länger unsere Sorge sein, hoffte ich jedenfalls. Captain P'Tall würde uns schon nicht sterben lassen, wenn Zeit war die Peregrine zu evakuieren, vorausgesetzt Anders wollte uns nicht wieder in den Tod reißen, aber allein dass er mit den Technikern versuchte das Schiff zu reparieren, ließ mich wissen, das auch sein Kontingent an Todessucht für den Tag verbraucht war. Wieder hatte ich den Löffel in meinen Mund geführt und mir das Thalianische Schokoladenmousse wortwörtlich auf der Zunge zergehen lassen, als Kaede sich wie ein totes Stück Fleisch auf den Stuhl fallen ließ und mich ganz perplex anblickte.
„Ganz einfach: Etwas davon auf den Löffel nehmen und es dann in den Mund stecken.“ Auch wenn es nicht die Antwort war, die er hören wollte, so erwiderte ich seinen Blick und lächelte ihn sanft an, in der Hoffnung, dass sich so meine Laune, die sich extrem gebessert hatte seit ich auf das Mousse blickte, etwas auf ihn abfärbte. „Schokolade ist gut für die Nerven, Schokolade macht glücklich.“ Ich grinste und Kaede blickte mich immer noch skeptisch an. „Es ist köstlich und es lässt mich für eine Weile den Wahnsinn vergessen, den wir gerade erlebt haben.“
Ganz als ob ihn meine letzten Worte an etwas erinnert hatten, erhob er sich vom Stuhl und trat zum Replikator hin. Was er sich bestellt hatte, wusste ich nicht, denn in diesen Augenblicken galt meine gesamte Aufmerksamkeit der Köstlichkeit aus Schokolade von Thalos VII vor mir. Mit geschlossenen Augen lenkte ich alle meine Sinne auf das herrliche Geschmackserlebnis in meinem Mund. Den Geräuschen die ich dennoch wahrnahm hatte Kaede wieder Platz genommen und als ich meine Augen öffnete, führte er gerade die dampfende Tasse wieder weg von seinem Mund.
„Wissen wir schon, wann wir wieder an Bord der Britannia können?“, fragte er mich nach Neuigkeiten, die so hoffte er, positiver ausfallen würden.
„Tut mir leid, nein, darüber wurde noch nicht gesprochen, aber bestimmt ist es bald soweit. Ich freue mich auch wieder auf etwas mehr... Privatsphäre.“



Ihr Lächeln schaffte es tatsächlich mein Gemüt wieder ein wenig zu erheitern. Und so versuchte ich es ihr mit einer Tasse heißen Schwarzen Tees gleich zu tun. Ein Getränk das ich damals auf der Raumstation das erste Mal kostete und mir schon einige lange Dienste beigestanden hatte. Privatsphäre war etwas was mir nie wirklich fehlte. Ich mochte es Leute um mich zu haben, einzig wen jemand behandelt wurde hier war die Ruhe doch etwas was ich auf der Peregrine vermisst hatte. "Machst du auf der Britannia auch die selbe Arbeit wie hier wenn du wieder zurück bist? Oder ist es dort doch etwas ganz anderes. Das Schiff ist ja doch um einiges größer." Es tat gut über andere Dinge zu reden und so lauschte ich interessiert ihren Worten wie sie von Dingen erzählte die ich weder gesehen noch jemals gehört hatte. Das einzige was ich glaubte daraus zu verstehen war das es doch etwas anderes zu sein schien. Ich umschloß mit meinen blassen Fingern die Tasse um sie daran zu wärmen während ich ihr nebenher dabei zusah wie sie alle paar Sätze wieder den Löffel in die Schokomasse tauchte ehe sie ihn genussvoll im Mund verschwinden ließ. Sie schien so vertieft in ihre Erzählungen das es ihr nichteinmal auffiel das sie einmal mit dem Löffel kurz am Mund vorbei ihre Wange damit beschmierte.

Als die Schüssel soweit leer gelöffelt war holte sie zur Gegenfrage aus, doch kam von mir einer Antwort mit der sie wohl nicht gerechnet hatte. "Du hast da etwas Schokolade an deiner Wange." Im gleichen Moment verließ meine rechte Hand auch schon die Tassenhülle und ich wischte ihr mit zwei Fingern die Schokolade von der Wange. "So jetzt sieht es wieder besser aus." Sprach ich ein wenig schmunzelnd weiter.



Klar war er Mediziner und musste sich nichts weiter denken, wenn er andere Lebenwesen einfach so berührte ohne dass diese damit rechneten, besonders dann wenn jemand verletzt war, war das nicht ungewöhnlich. Wenn man einen Arzt sich gegenüber hatte, rechnete man im Fall von Krankheit oder Verletzung auch damit, doch aber nicht wenn man gerade bei der Nahrungsaufnahme miteinander kommunizierte.
Er hatte mich so sorgsam berührt, sein Blick hatte sich zu dem von vorhin komplett gewandelt, ganz als ob ihn das Gespräch von seinen Sorgen abgelenkt hatte und auch seine Gefühlswelt strahlte eine sonderbare Euphorie aus. Immer noch klebte sein Blick auf mir und ich fühlte mich etwas unwohl.
„Danke.“, sprach ich immer noch etwas perplex und wandte den Blick weg von ihm in Richtung Boden um für einige Augenblicke nachzudenken. Schnell schalt ich mich dafür zu glauben, dass es ein Annäherungsversuch von seiner Seite war. Er war eben kein Betazoide und Mitglieder anderer Spezies reagierten eben anders als ich es gewohnt war. Ich vermutete, dass diese offene einander Berühren bei Zalkonianern üblich war, er es womöglich sogar sehr negativ empfinden könnte würde ich nun seine freundschaftliche Geste nicht erwidern. Das er manchmal etwas extrem reagieren konnten, hatten wir erlebt und da ich, wenn es wieder einmal so kommen sollte, nicht Ziel seines Zorns sein wollte, sollte ich ihn wissen lassen, dass mir an einer freundschaftlichen Harmonie mit ihm gelegen ist. So hob ich meinen Kopf wieder und setzte wieder ein fröhliches Lächeln auf. Für mich schien es in diesem Moment komplett logisch zu sein, meine Hand zu seiner zu führen und durch die Geste der sanften Berührung Dankbarkeit auszudrücken. Seine Hand war angenehm warm und in gewisser Weise genoss ich die Berührung, nach den letzten Erlebnissen war sie als würde sie regelrecht von Leben pulsieren, als wäre sie so wahrhaftig und könne über alles hinwegtrösten.



Eine Berührung mit der ich nicht gerechnet hatte. Die zarte Hand die sich auf die meine legte, seltsam fühlte es sich an. Lange war es her das jemand mich so berührte. Auf den Krankenstationen war ich der einzige der andere anfasste und auch die letzten Monate in der Heimat verbrachte ich ausschließlich mit der Forschung. Die Hand wurde ohne es zu wollen oder kontrollieren zu können zurück gezogen. Wohl war es Angst vor etwas was er so lange nicht mehr gespürt hatte. Doch der Moment war nicht von langer Dauer da war ein leises "Klonck" zu vernehmen und im nächsten Moment spürte ich wie es an meinem Bauch und den Beinen heiß wurde. Erschrocken darüber sprang ich auf und erblickte die wohl von mir umgeschmissene Tasse Tee. "Achhhh" für einen kurzen Moment verspürte ich den drang zu fluchen doch als ich zu Mjacua blickte die über das ganze amüsiert kicherte, lockerte sich meine Stimmung schlagartig. Mit einem leichten schmunzeln blickte ich zu ihr. "So etwas kann wohl auch nur mir passieren. Bitte entschuldige mich ich glaube ich muß mir etwas anderes anziehen." Sie nickte nur kichernd ehe ich schnell den Speiseraum verließ.
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