URPG-o3/o5-Cpt P'Thall/Cad Yu'She -CO/Sec-SD:12321.0015

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Yu'She
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So 31. Jul 2011, 23:10

URPG-o3/o5-Cpt P'Thall/Cad Yu'She -CO/Sec-SD:12321.0015

Worte:
Yu’She: 2.134
Thorn: 1.939

Beteiligte Personen:
SCs: Ben Deeuard
NSCs: Soral, Lt. Winniestaedt Geskana-Spieler, Dr. Jengs
Erwähnte Personen:
SCs: Mariss, Cassanna Deeuard
NSCs:


Anmerkungen: -


*** Terra – San Francisco – Campus der Sternenflottenakademie – Geskana-Feld ***


Der Vulkanier blickte mit skeptisch hochgezogener Augenbraue zu mir auf, als ich neben ihm auftauchte, und ihm seinen Hot Dog reichte- oder besser gesagt hinhielt. „Angloterranische Stadiontradition. Sie kommen nicht drum herum, Admiral.“ Ich verkniff mir ein berechtigtes Grinsen.

„- Sie sind sich der Tatsache bewusst, dass sich meine Rasse vegetarisch ernährt.“
„Tofu statt toter Hund, und importierter Noleya-Tang. Nehmen sie schon, das Spiel fängt gleich an.“, stellte ich besänftigend, aber mit lässigem Nachdruck fest, während ich neben dem Admiral auf der Tribüne Platz nahm. Natürlich war das Spiel dank der Tageszeit nicht gerade großzügig besucht, und da wir alle am Campus uniformiert waren, hatten wir diesen Abschnitt der Loge ganz für uns allein. Wer setzte sich in seiner Freizeit schon freiwillig neben einen Admiral.
Keineswegs überzeugt, aber mir einen Schritt entgegenkommend, nahm der Vulkanier seinen Snack und sein Mineralwasser entgegen, während ich mein Root-Beer und meinen eiskalten Krautsalat neben mir abstellte.

Die Teams liefen gerade unter eingeschränktem, aber enthusiastischem Applaus ein, und ich gratulierte mir zu meinem Sinn dafür, Arbeit und Vergnügen zu verbinden, als ich einer gewissen Kadettin auf ihren Blick hin ermutigend zunickte. Als nächstes fiel mein Blick auf einen ihrer Teamkameraden, und scheinbar nicht nur meiner.
„- Wie geht es Commander Deeuard?“, bemerkte der Admiral demonstrativ, wohl um zu demonstrieren dass er mich durchaus im Auge behielt. Ich wandte meinen Blick nicht vom Feld.
„Ihre Reha ist bald beendet. Angesichts der Umstände gut- Denke ich. Sie war etwas reserviert, aber wer kann es ihr verübeln.“, erklärte ich nüchtern, nippte an meinem Getränk. „Wie geht es Lieutenant Mariss?“
Der Mann hielt seinen Blick ebenfalls auf das Grün und die sich aufstellenden Kontrahenten gerichtet, legte sich seine Worte mit der üblichen Sorgfalt zurecht. „- Wie erwartet. Die entgegenkommenden Auskünfte, die ich von Central Intelligence erhalten habe, sind auch nicht das bemerkenswerte an meiner Kontaktaufnahme mit dem Büro.“
Ich stellte meinen Pappbecher weg, nahm mir meinen Salat, rührte ein wenig darin herum. „Sondern, Sir?“
„- Die Geschwindigkeit, mit denen sie beantwortet wurden. Was auch immer sie noch so unternommen haben, Captain- Anscheinend hat der Fall mit einem Mal eine hohe Prioritätsstufe. Dem Klang der Antworten die ich bekommen habe nach… mit Priorität darauf, Miss Mariss loszuwerden.“

Ich erlaubte mir ein angedeutetes, nicht einmal halbes, aber eindeutig zufriedenes Grinsen.






„Yu!“, ich schreckte vom Anblick des Rasens auf und sah Kenneth an, der mit zusammen gezogenen Augenbrauen stumm fragte, was mit mir los sei. Ich winkte ab, nickte in die andere Feldhälfte, andeutend, dass wir uns konzentrieren sollten. Ben nickte, sah mich dennoch skeptisch an. Gerade eben noch waren wir in der Umkleide gewesen und Winnisteadt hatte seinen neuesten, narrensicheren Plan vorgestellt. Kenneth als Captain oblag es ihn durchzusetzen, doch ich glaubte nicht daran. Er hielt ihn wohl für ebenso unausgereift, wie ich. Selbst wenn er dafür nicht die gleichen, höflichen Worte finden würde.

Das Startsignal erklang, der Ball wurde in die Höhe geworfen und der gegnerische Läufer stürmte darauf zu, ebenso Ben. Kenneth rannte vor, ich blieb hinten, denn ich sah, dass Ben zu langsam gewesen war. Der Gegner kam zuerst an den Ball, feuerte ihn nach hinten, wo er von deren Teamcaptain gefangen und zu ihrem zweiten Läufer geworfen wurde. Doch der erwischte ihn nicht weil ich ihm zuvor kam, mit einem langen Sprung einer Rolle und dem Schuss zurück in die andere Feldhälfte, wo Ben sich an der Seitenlinie postiert hatte und es nun mit dem anderen Läufer zu tun bekam. Augenblicklich kam ich auf die Beine und tauschte den Platz mit Kenneth, bezog Stellung direkt unter dem Tor. Doch der andere Captain versperrte mir den Weg. Kenneth versuchte seine Deckung abzuhängen, doch der gegnerische Spieler klebte an ihm wie nasse Haare. Ich griff zu einer List, ließ den Spieler vor mir meinen Arm an seiner Schulter spüren, ich winkte über ihn hinweg, als halte ich den Schläger in der Hand, hatte ihn stattdessen jedoch auf der anderen Seite am Boden. Ben zielte und schoss, meine Deckung sprang in die Richtung, in die ich meinen Arm ausstreckte, was es mir ermöglichte den Ball mit dem Schläger rechts unten zu fangen. Grinsend wirbelte ich herum, doch als ich den Ball versenken wollte, hatte der andere mein Spiel durchschaut und blockierte meinen Wurf mit seinem Schläger. Ich versuchte mich unter ihm hindurch zu drehen, doch auch das blockte er ab, ebenso auf beiden Seiten, was mich zwang einen guten Schritt zurück zu gehen. Im Augenwinkel sah ich Kenneth, der es endlich geschafft hatte sich frei zu laufen. Ich ließ mich noch ein Stück nach hinten fallen, täuschte immer wieder Versuche an an dem Spieler vorbei zu kommen und als Kenneth weit genug vorne war, versuchte ich es ein letztes Mal. Den Schläger nach links, den Körper nach rechts, blockte er mich ab, den Schläger nach oben, den Körper nach unten prallte der Griff an seinen Griff, also warf ich den Ball nach oben, duckte mich als er ihm nachsah unter ihm hinweg, sprang wieder nach oben und bekam den Ball vor ihm – traf ihn mit der Seite des Fangkorbes und passte ihn zu Kenneth, der ihn mit einem deutlichen Zonk ins Ziel verfrachtete.

Die Schläger zusammenschlagend kehrten wir lachend auf unsere Ausgangspositionen zurück. Die andere Mannschaft hatte den Ball.




Auch wenn es wohl für den Admiral wirken musste als würde ich genau das tun, und zwar äußerst effektiv, brauchte ich nicht vorzutäuschen dass ich mit einem amüsierten Funkeln in meinem Blick das Spiel genau verfolgte. Nun, vielleicht tat es das auch nicht- Je nachdem, wie genau sich der Mann erkundigt hatte. Aber falls er eine Ahnung hatte, auf welche Art ich hier das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden hatte, ließ er sich nichts anmerken. Jedenfalls hätte es hingegen einen Betazoiden gebraucht, um den unterdrückten Stolz hinter meinem Blick zu erkennen.
„- Jedenfalls denke ich, dass sich die Sache zu ihrem Vorteil entwickelt.“
Ich nickte konzentriert. „Zumindest wenn sie es schaffen, den Rechtsaußen weiter an der Nase herumzuführen. Er spielt bisher nicht seiner Form entsprechend, könnte aber noch aufwachen.“
Soral verschaffte seiner Empörung mit einer kurzen Pause Luft, und exakt null weiteren Regungen. „Ich habe den Eindruck, dass sie die Angelegenheit nicht mit dem nötigen Ernst betrachten, oder sich ihrer Sache inzwischen zu sicher sind. Beides steht ihnen nicht gut, Captain.“, stellte er schließlich furztrocken fest.
„Sie können ganz unbesorgt sein, Sir. Sobald ich wieder Einfluss auf den Lauf der Dinge nehme, können sie sich meiner Gründlichkeit sicher sein.“ Natürlich war es wieder einmal ein gezieltes Herunterspielen der Relevanz unseres kleinen Deals, denn schließlich hatte jedes Geschäft seinen Preis. So gesehen fand ich mich abermals damit ab, dass ich schon wieder taktierte.
„- Sehr beruhigend.“ Der Vulkanier rüpfte die Nase. „- Was das betrifft, sollten sie übrigens zugunsten der allseitigen Ehrenrettung erwägen, Doktor Sargon aufopferungsvoll und großzügig einige neue Karrierewege zu eröffnen, die einem Arzt seines Formats gebühren.“

Nun war es an mir, einige Momente lang stumm seine Worte abzuwägen, und einen Bissen zu mir zu nehmen. Meine Miene blieb unbewegt, allenfalls meine zurückhaltende Reaktion auf den Ausbau der Führung durch mein Team verriet mich möglicherweise. Verriet, wie ich eigentlich normalerweise darauf reagierte, auf die Art angegangen zu werden- Aber das führte zu nichts.

„Ja, Admiral, das wäre wohl nur fair.“, gestand ich schließlich ein.
„- Schön, dass wir uns da einig sind. Guten Tag, Captain.“
Ich hob eine Augenbraue. „Sie gehen schon? Dabei haben sie den Ruf, kein Spiel zu verpassen.“
Im Gehen warf mir der Vulkanier einen leicht abfälligen Seitenblick zu. „- Ihrem Scharfsinn ist sicher nicht entgangen, dass dieses hier bereits entschieden ist.“

Natürlich hatte er recht, und jetzt da er darauf aufmerksam gemacht hatte brauchte ich auch nicht die restliche halbe Stunde, um das zu erkennen.






Mein Blick huschte zur Tribüne hoch. Der Admiral war gegangen, Thorn saß noch da. Er hatte etwas an sich, was ich nicht richtig einordnen konnte. Etwas, das ich meine bisherige Erfahrung mit ihm zugrunde legend als fremd bezeichnen würde. Vielleicht war es mit Vergnüglichkeit am besten zu beschreiben. Irgendwie erfüllte es mich mit dem Gefühl teils dafür verantwortlich zu sein. In mich hinein lächelnd straffte ich Bens Handbandage, den Schläger unter den Arm geklemmt.
„Versuch es weiter über links.“, erklärte ich dabei und Kenneth stieß zu uns.
„Warum über links?“, fragte er.
„Weil Sorayen sich gerade eben den Knöchel vertreten hat.“, Kenneth warf einen flüchtigen Blick über das Feld und streifte Sorayen.
„Sie humpelt nicht.“
„Ich habe es gesehen.“, beharrte ich. „Sie ist zu stur um sich auswechseln zu lassen.“, dann sah ich Ben wieder an. „Schnelle Ausweichmanöver, die sie zwingen sich auf der Stelle zu drehen. Sie springt auf dem linken Knöchel, also versuch es da nicht.“, er nickte, prüfte die Bandage und sah wieder auf.
„Du musst auf Torga achten.“, wies mich Kenneth an und ich nickte.
„Er hat seinen langen Pass verbessert.“, Kenneth hob eine Augenbraue.
„Das meinte ich gar nicht.“, fragend sah ich ihn an. Er hob die Schultern. „Seine Freundin hat sich von ihm getrennt.“, mein Blick wurde weder erkennend noch verstehend, ich sah weiter fragend drein und Kenneth verdrehte ungeduldig die Augen, bis er Bens Grinsen sah.
„Das bedeutet, dass er sich schnell reinsteigert.“, erklärte er mir. „Emotionale Verwicklung.“, er zwinkerte und nun verstand ich.

Als wir wieder Aufstellung bezogen hatten, setzte der Schiedsrichter das Spiel fort und Torga kam direkt auf uns zu geschossen. Ben hatte den Ball, warf ihn mir zu, kurz bevor Sorayenn ihn erreichte. Zwei Haken schlagend lief er sich wieder frei, so dass ich mich zur Spielfeldmitte durchschlug und ihn zupasste. Kenneth war vorgelaufen, doch Torga ließ sich nicht lumpen und holte schnell auf. Krachend knallten die beiden Schläger aneinander. Sorayenn war wieder bei Ben, der ihren Versuchen sich den Ball zu holen nur schrittchenweise auswich, so dass sie immer wieder abbremsen und sich umwenden musste. Ich spurtete zu ihm, mein Schläger fuhr seinen hinab, bis die Fangkörbe aneinander waren, dann drehten wir sie synchron und brachten den Ball von seinem in meinen Fangkorb. Kenneth nutzte, was er über Torga wusste, kam auf mich zugestürmt, Torga ihm hinterher, doch wir gaben den Ball nicht weiter. Der dritte Gegenspieler bemerkte es und verließ seine Stellung unter dem Tor, während Torga und Kenneth weit in unserer Hälfte des Felds fangen spielten. Ben lief sich über die linke Seite frei, ich deutete die Passvorbereitung an, was Sorayenn Anlass gab zu springen und dem dritten, sich zwischen Ben und mich zu bringen. Doch statt zu werfen beschleunigte ich meine Schritte wieder, sprintete in eine bessere Position um den Torschuss abzugeben und wurde von dem dritten Spieler umgerannt. Da der Schiedsrichter nicht auf Foul entschied behakte ich ihn mit meinem Schläger, um den Ball zurück zu bekommen. Sorayenn, die zwar den Sprung geschafft hatte, aber mit der Landung nicht klar gekommen war, wie Ben es beabsichtigt hatte, kam heran und blockierte den Arm des anderen Spielers mit seinem Schläger, woraufhin der Ball herausfiel und auf dem Rasen landete. Torga kam hinter uns herangetobt, Kenneth ihm schon längst voraus. Mit einem verzweifelten Schlag feuerte ich den Ball in unsere Feldhälfte, wo sich nur Kenneth befand, der direkt hinter uns wieder kehrt gemacht hatte. Er trickste Sorayenn aus, warf den Ball nach vorne, wo Ben ihn ins Tor weiter leitete.

Der Schlusspfiff erklärte uns zu den Siegern.

Wieder schlugen wir den Schaft der Schläger aneinander und umarmten uns. Die Sonne schien und der sonst kühlende Wind war ausgeblieben, weswegen wir alle ein wenig klebten. Winnisteadt scheuchte uns unter die Dusche und ich sah noch einmal zur Tribüne, eher fragend als glückwunschheischend. Thorn nickte und ich konnte in Ruhe unter die Dusche gehen, ohne Angst zu haben, dass er, wenn ich wieder herauskam, nicht mehr da sein würde.




„Winnie.“ Ich schlug meinem ehemaligen Geskana-Teamkameraden zur Begrüßung auf die Schulter, als ich ihn abfing, nachdem er einige Worte mit dem Trainer der gegnerischen Mannschaft gewechselt hatte.
„- Thorn… Herrgott. Musst du dich immer so anschleichen?“ Er lachte, während er mir die Hand schüttelte, aber da war etwas in seinem Blick das seine scheinbar nach dem Schreckmoment eingekehrte Entspannung Lügen strafte. Ein nervöses, flüchtiges Niederschlagen des Blickes als würde er schon mein vernichtendes Urteil über seine Strategie erwarten, wie in alten Zeiten. Ich ließ mir nicht weiter anmerken, dass ich mich daran keineswegs störte.
„Bei meiner Uniform-Signalfarbe muss ich mir heutzutage einfach Mühe geben.“, gestand ich trocken ein. „Gutes Spiel- Gratuliere.“, fügte ich mit einem anerkennenden, flüchtigen Lächeln hinzu.
„- Aber?“, schmunzelte er.
„Nichts ‚aber‘.“ Ich hob scheinbar in meiner Aufrichtigkeit verletzt eine Augenbraue.
„- Dann bist du nur hier, um mal nach deiner kleinen Protegée zu sehen?“, konterte er, nun langsam frech werdend. Ich ließ ihn entsprechend auflaufen.
„Gut, wenn du schon so darum bettelst: Ich frage mich, ob du eigentlich einen Plan hattest, der über die Beobachtungs- und Analysegabe deiner Spieler hinausging, Kleiner. Und wie dein Team gegen einen Gegner abgeschnitten hätte, der sich keine physio- oder psychokonstitutionelle Blöße gegeben hätte.“ Ich verengte kritisch meinen zu ihm hinaufgehenden Blick, und entlockte ihm ein irritiertes Blinzeln, ehe er sich wieder fing und grinsend den Kopf schüttelte.
„- Immer noch der alte Spielverderber.“
Ich nickte, während ich im äußersten Augenwinkel erspähte, worauf ich gewartet hatte. „Was hast du erwartet? Und jetzt ab unter die Dusche mit dir, du hast ja mehr geschwitzt als deine Küken. Machs gut, Winnie.“ Mit einem schiefen Grinsen und an seinem verdächtig verzögerten, empörten „-He!“ vorbei wandte ich mich ab, und ging Yu’She schief entgegen, um ihr ungefähr auf Höhe der Trainerbank zu begegnen.

„Gutes Spiel, Kadett. Hervorragendes Auge.“





„Danke, Sir.“, es mochte die Situation gewesen sein, die es mir gestattete wirklich zu lächeln und meine aufgedrehten Fühler zu ignorieren, die auch jedem Laien zeigen würden, dass ich erschöpft, aber glücklich war. „Die Aufstellung hat uns überrascht. Den rechten Läufer kannten wir nicht.“, gestand ich und blinzelte zu ihm auf. Meine Haare waren nass geflochten, ich hatte mir nicht die Zeit nehmen wollen, sie zu trocknen. „Mit diesem Spiel sind wir im Viertelfinale.“, erklärte ich, war gerade noch stolz darauf und kam mir im nächsten Moment unglaublich albern vor.




Ich gab ihrem offensichtlichen Enthusiasmus gezielt etwas Rückhalt, indem ich nachdrücklich nickte. „Ich weiß. Gegen die erste Mannschaft der astrophysikalischen Fakultät. Harter Brocken, wenn man ihrem Ruf Glauben schenken kann.“ Es tat gut, sie diesmal so losgelöst anzutreffen, und ich musste zugeben dass es nicht ganz unerwartet kam, auch wenn ich für dieses Kalkül wohl hätte bezahlen müssen wenn ihre Mannschaft das Spiel verloren hätte. Aber dieses Risiko war eindeutig vernachlässigbar gewesen. „Und was ihren rechten Läufer angeht- wenn ihr den auch noch gekannt hättet, dann wäre es eine mächtig langweilige Partie geworden, meinst du nicht?“

Ich bedeutete ihr scheinbar dankenswerterweise, sich zu setzen, ließ mich meinerseits neben ihr auf der Bank nieder. „Gutes Auge jedenfalls. Der angeschlagene Knöchel. Ich musste selbst erstmal dem Blick deines Kapitäns folgen, bevor ich es überhaupt gemerkt habe.“





„Danke.“, lächelte ich erneut, fühlte mich mächtig geschmeichelt und zog den Kopf ein wenig an die Brust. „Als Ben sie ausgespielt hat, hat sie den Schläger in die andere Hand genommen. Ich wusste, dass sie bilateral spielen kann, die Frage war nur warum sie schon nach fünf Minuten die Hand wechselte.“, ich sah Thorn an und lächelte wieder. Am liebsten würde ich es sagen – Weil sich dadurch die Belastung auf die Füße verändert. – doch das wusste er selbst. Er kannte das Spiel, hatte zu seiner Zeit selbst gespielt, war bis zur Meisterschaft gekommen und anschließend aus den Aufzeichnungen der Teams verschwunden.
„Warum haben Sie aufgehört?“, wieder erst nachdem ich gesprochen hatte, wurde mir klar dass mich das nichts anging und dass die Frage ziemlich kontextlos auf dem Feld stand.




Ich schmunzelte trocken. Die Frage überraschte mich- Aber angenehm. Es war die Art von familiärem Gespräch, das ich gesucht hatte, und ich bekam es gerade. Es war es also mehr als wert, einen Gedanken daran zu verschwenden, wie ich die Antwort am besten formulierte, damit der vertraute Ton (bei allem Gesieze und Gesire) erhalten blieb.

„Wir hatten eine gute Saison. ‚Makellos‘, wie es einige der verwegeneren Stammtischanalysten formuliert hatten.“, stellte ich betont trocken fest, sah ihr in die Augen, und beobachtete nicht ganz ohne Zuneigung in meinem sonst so kühlen Blick, wie sie ihr Lächeln in Zaum zu halten versuchte, verstehend nickte, an meinen Lippen hing. Auf meine nächsten Worte hin zogen sich ihre feinen Augenbrauen jedoch leicht zusammen. „Ich wüsste nicht, wofür es sich danach noch zu kämpfen gelohnt hätte.“
Sie blinzelte leicht. „- Sie meinen… sie haben aufgehört, als es am schönsten war?“
Ich wog meinen Kopf leicht hin und her. „Das ist hier eine Redensart, nicht wahr?“ Auf ihr Nicken hin fuhr ich fort. „Wenn man so will. Für mich war die Herausforderung raus. Es war Zeit gewesen, etwas anzupacken, in dem ich weniger brillierte.“ Mein Mundwinkel zuckte leicht, strafte meine Worte mit einem Hauch von Theatralik. Ihr Lächeln wurde breiter. Allerdings gedachte ich nicht, sie in die Verlegenheit zu bringen, meine Hybris kommentieren zu müssen.

„Wo wir gerade von Herausforderungen sprechen- Deine Ausbilder scheinen allesamt hochzufrieden zu sein. Bist du es auch?“





Die Beine nebeneinander, das eine etwas mehr angewinkelt als das andere, saß ich auf der Trainerbank, hielt mich seitlich meiner Oberschenkel daran fest, als würde sie jeden Augenblick anfangen zu schwanken und sah, wie sich die kurzen Grashalme um meine Uniformschuhe bogen.
„Mit der Ausbildung, ja.“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich hatte tatsächlich das Gefühl viel gelernt zu haben und in vielem weiter gekommen zu sein. Natürlich gab es nicht nur die Professoren und Dozenten, mit denen man sich gut verstand, wie Lieutenant Winniesteadt. Aber auch damit kam ich zurecht.
„Aber…?“, fragte Thorn und ich schob den Mund hin und her.
„Seit ich auf der Akademie bin, habe ich Sitzungen bei einem Counselor.“, mir war klar, dass das nicht normal war. Es war sogar eher selten, dass Kadetten psychologisch begleitet wurden. Die meisten, weil sie entweder zu viel oder zu wenig taten und das auch nicht von Beginn an. Im Augenwinkel sah ich sein Nicken und fühlte mich gedrängt fort zu fahren. „Doktor Jengs sagt zwar, dass ich Fortschritte mache, aber das bemerke ich im Alltag nicht. Auch das sagte sie, sei normal, aber das macht es nicht einfacher. Ab nächster Woche soll ich als Übung künftige Kadettenanwärter über den Campus führen.“, wieder sah ich ihn an und versuchte zu lächeln, was mir nicht ganz gelang. Sie hatte auch mal angedeutet, dass die Beziehung zu ihm, was auch immer sie annahm, was für eine es sein sollte, nicht ausschließlich positiv für mich sei. Ich hatte nicht gewusst, worauf sie hinaus wollte und wusste es nun auch noch nicht. Doch ich wollte dieses Gespräch nicht in trübe Wasser lassen. „Ich glaube die letzte Übungsreihe dieser Art hat mir geholfen den ‚guten Blick‘ zu bekommen.“, ich lächelte wieder offener. „Stundenlang haben wir auf dem Campus gesessen, Leute beobachtet und ich sollte ihr sagen, was ich sehe. Das war sehr aufschlussreich, hat mich aber auch verunsichert. Wenn ich fremden Leuten soviel anzusehen lerne, was können die Leute dann an mir sehen?“, nach seinem Verständnis fragend sah ich wieder zu ihm auf.



Ein väterliches Schmunzeln riss sich darum, meine Lippen zu verlassen, aber ich verschonte sie damit. Es stand außer Frage, dass es ihr Mühe abverlangte, mir von all dem zu berichten, wie auch dass sie es nicht häufig, nicht jedem gegenüber tat. Ebenso stand für mich außer Frage, dass diese Art von Vertrauen keine Konstante war, niemals. Man musste es sich wieder und wieder verdienen. Von Familienmitgliedern über Freunde bis hin zu Vorgesetzten und in der Rangkette am niedersten angesiedelten Untergebenen musste man es sich wieder und wieder verdienen.
Ebenso stand außer Frage dass da noch eine andere Empfindung in mir war, die ich ähnlich überspielen musste, mit der ich aber heftiger zu ringen hatte. Die hierbei jedoch noch weitaus weniger zu suchen hatte.

„Es ist der Fluch jedes Analysten und Taktikers, sich damit auseinandersetzen zu müssen. Genau damit. Im Grunde der jedes Denkers und Planers. Sobald man diesen Weg geht, begleitet einen konstant die Sorge, dass man nicht der einzige ist der solche Fähigkeiten hat. Je ausgeprägter die Stärke, desto größer das Gefühl der Verwundbarkeit. Und das ist gut so.“
Sie hob nüchtern eine Augenbraue. Ich musste nun doch lächeln. Es hatte etwas von einem verniedlichenden Spiegel.

„Alles andere ist der Weg in Richtung Größenwahn.“
„- Sie glauben, ich hätte das Zeug zum Größenwahn?“ Sie unterdrückte ein Kichern, und verbiss es sich sofort darauf schuldbewusst.
„Wer weiß. Anscheinend wissen deine Betreuer genau, was sie da tun. Zumindest hast du da ein verflucht nützliches Talent, und die nötige Ruhe um etwas daraus zu machen, daraus Stärke zu ziehen. Was dir natürlich nicht die Frage beantwortet, wie du mit diesen Zweifeln umgehen sollst.“
Sie nickte. Ich beugte mich weiter vor, die Beine breit angewinkelt, die behandschuhten Hände ineinander verflochten, meinen Seitenblick nicht von ihr nehmend. Ich fuhr fort, und überspielte meinen eigenen, vorurteilsbedingten, anerzogenen Widerwillen gegen den Gedanken, dass Yu’She professionelle psychologische Betreuung in Anspruch nahm. Auch wenn er da war, tief in mir, aus den Windungen meiner Vergangenheit, Erziehung und Familie ungebeten hochkroch. Meine Yu’She braucht einen Seelenklemptner? Das hast du nicht nötig, Kind. Das ist unter unserer Würde. Reiss dich zusammen. Nichts worauf ich stolz war, und nichts womit ich nicht umzugehen, was ich nicht auszublenden gelernt hätte, aber es war ein Teil von mir, und würde es immer bleiben.

„Du kannst dir nur den Unterschied zwischen Instinkt und Paranoia vor Augen führen. Dein Selbstbewusstsein verfeinern. Deinen Selbstrespekt weiter aufbauen.“, fuhr ich unbeirrt von meiner Selbstreflektion fort, angetrieben von der Verantwortung, welche ich ihr gegenüber empfand. „Eigenschaften, die dir helfen werden, zu realisieren, dass du besser darin bist andere zu lesen, und dir zugleich dazu verhelfen dich nach außen selbst zu schützen wenn es dennoch nötig wird. Dir aber auch verraten werden, wie die Chancen stehen- Und wann es besser ist, dich zurückzuziehen an einem anderen Tag weiterzukämpfen.“




„Mich nach außen zu schützen, wenn es nötig wird.“, murmelte ich. Meine Versuche mich zu schützen, wenn ich denn mal gerafft hatte, dass es nötig war, waren nicht besonders erfolgreich gewesen. Die Terroristen, die mich im Wohnheim geschnappt hatten. Der Angreifer später im Hangar. Selbst Meryn musste man dazu zählen. Während der Übungen mit Doktor Jengs hatte sie aber etwas gesagt, was mich erstaunt hatte. „Ich glaube das ist gar nicht so oft nötig.“, begann ich den Gedanken und sah Thorn wieder an. „Während der Übungen habe ich festgestellt, dass ich von anderen nicht als potentielle Gefahr gesehen werde.“, ich musste grinsen. „Dass das überhaupt möglich ist, hätte ich nicht gedacht, aber…“, ich suchte das richtige Wort. „-ich bin…unscheinbar.“, ich sah Thorn lächeln und tat es ihm gleich. „Die anderen haben kaum eine Gelegenheit mir irgendetwas anzusehen, weil sie gar nicht hinsehen.“, ich senkte den Blick wieder. „Das ist beruhigend und ernüchternd zu gleich.“, meine Gedanken liefen weiter und mit einem Mal hob ich den Kopf um Thorn wieder ansehen zu können. Es sah niemand richtig hin, weswegen niemand etwas lesen konnte. Aber wenn jemand hinsah…was genau sah er dann? Sah er meine Unsicherheit? Sah er, dass ich mir so viele Sorgen machte? Sah er, dass ich oft verwirrt war? Dass ich nicht genau wusste, wie es weiter geht? Oder vielleicht sogar viel mehr, sah er, dass ich ihn vermisste?

Darüber, dass ich von all den Gedanken ausgerechnet auf diesen, der sich ausschließlich auf Thorn bezog gekommen war senkte ich den Blick wieder. Ihn danach zu fragen traute ich mich nicht.
„Wann wird die Britannia wieder abfliegen?“, fragte ich stattdessen, denn auch wenn das schon den Wunsch implizierte, dass dies nicht unser letztes Treffen gewesen sein möge, war das doch besser als alles zuvor.
„Noch nicht so bald.“, erklärte Thorn und ich sah ihm an, dass er die Frage genau richtig verstanden hatte. „Aber wenn ich das richtig im Kopf habe, dann hast du jetzt Scharfschützentraining.“, er hob beinahe mahnend eine Augenbraue hoch. Ich sah auf den Chronometer und erschrak ein bisschen. Es war noch nicht zu spät, aber beeilen musste ich mich dennoch.
„Ja, das ist richtig.“, bestätigte ich und sprang auf, drehte mich nochmal zu ihm. „Danke, Sir.“, zu meiner Überraschung reichte er mir die Hand. Das meinerseitige Ergreifen fühlte sich an wie in Zeitlupe. Ganz langsam kamen die Hände auf die gleiche Höhe, fuhren die Handinnenflächen parallel zu einander, aneinander vorbei, bis sich die Daumen ineinander verhakten und die Finger sich um die Hand des anderen schlossen.
„Mach es gut, Yu`She. Wir sehen uns.“
Y

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