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RubensWolf
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Sa 6. Aug 2011, 00:29

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== Sol III, eine Krankenanstalt ==

Schwer nur öffneten sich meine Lider, fühlten sie sich doch an, als würden sie gegen Tonnen schwerer Ohnmacht ankämpfen. Mein Geist schien bereits zu erwachen, bevor ich meine Augen öffnen konnte, wenn auch mein Körper sich anfühlte, als wäre er unter einer Bleiweste begraben. Oder einer Grabplatte, dachte ich, noch bevor das erste helle Blitzen sich durch die geschlossenen Lider in mein Gehirn schlich. Eine geisterhafte Last schien mir auf dem Herzen selbst zu liegen, als wäre sie dabei, mir das Leben selbst abzuwürgen. Mein Körper wollte dem Ruf nach Bewegung folgen, wenn auch im Sinne ich springen wollte, schreien und laufen, soweit meine Beine mich einstmals trugen. Aber wie eine trügerische Erinnerung war ich mir nicht sicher, wann das gewesen sein sollte. So sehr mir mein innerstes Gefühl sagte, ich sollte mich erheben, so wenig tat mein Körper, als würde er sich daran erinnern.

Als sich in mir die Wogen des schweren, schläfrigen Nebels nicht lichten wollten, schickte sich ein aufkommender Wind, genährt von Panik, die Verhältnisse zu ändern. In mir gerieten Trägheit und Drang in Konflikt, und ich bemerkte das erste Zucken eines Muskels. Danach ein weiterer, unkontrollierter Ruck, der durch mein Fleisch ging, so wie der nächste Blitz, der meine Augen wieder erreichte. Ich konnte ihn fühlen, den inneren Kampf, welch wogenreiche Schlacht in mir tobte, von der ich doch nur sporadisch ein Zitter wahr nahm, und dann einen Donnerschlag. Einen einzelnen nur zuerst, danach folgten sie lauter, ließen mich selbst in meinem komatösen Zustand erschauern. Ich rang es mir selbst, meinem zerrütteten Inneren ab, die Augen einen Spalt zu öffnen, nur um sie sogleich von einem gleißenden Gewitterlicht geblendet zu werden. Erst als tiefer, grollender Donner nicht nur meine Ohren, sondern meinen Körper selbst zum beben brachte, wagte ich es, mich umzusehen. Ich öffnete die Augenlieder, nur um zu bemerken, dass ich an eine Decke starrte. Durch erneutes Licht erhellt erkannte ich, dass der Raum offenbar sehr klein sein musste, wenn die gesamte Decke in mein Blickfeld passte. Sie schien weit entfernt, wie das gegenüberliegende Ufer eines Ozeans, der von den nahen, marmorierten Mauern umschlossen wurde.

Ich bemerkte, dass ich kaum im Stande war, meinen Kopf zur Seite zu wenden, denn schmerzen durchfuhren mich wie Flammen, von der Schulter bis direkt in mein Gehirn, zwangen mich abzulassen von meinem Wollen. Panik wurde in mir immer stärker, wie ein Biest in einem wackeligen Käfig, nur darauf wartend, dass einer der Stäbe aus den Angeln sprang, eine Schwachstelle sich offenbarte. Ich sah mit gesenktem Blick nur, knapp oberhalb dem Rand meines eigenen Lids, ein Fenster, weit geöffnet, an dem alte, zerrissene Vorhänge flatterten. Unheilvolle Leichentücher meines verlorenen Schlafes, wie ich bald meinte, als mir der Schauer noch tiefer als zuvor in Mark und Bein kroch. Ich sah hinaus, und erkannte trotz des schlimmer werdenden Sturms, wie etwas näher kam. Es war zuerst nur klein und schien weit entfernt, bevor ich es noch genauer mustern konnte, und dennoch zeichnete es sich in gespenstischem grünen Schimmer gegen die schwarzen Wolken und das weiße Licht ab.

Und mit lautlosem Schwung kam es herein, nahm Platz auf dem Sturz des Fensters, und da konnte ich es genauer in Augenschein nehmen. Im Dunkel der Sturmnacht blieben mir nur wenige, vom unheilvollen Wetter erhellte Momente, um innerhalb des grünen Geisterscheins einen schwarzen Vogel, einen Raben erkennen ließen. Doch noch genauer, und immer präsent, liedlos starrend, waren zwei leuchtend grüne Augen, die mich schweigsam anstarrten. Kein konstanter, gleichmäßiger Schein beseelte seinen dämonischen Blick, sondern ein unheiliges, grünes Feuer, lodernd und züngelnd in der boshaftesten Art und Weise. Bohrend war dieses ungezügelte Starren, es drang so tief wie zwei weißglühende Dolche, tief in wehrloses Fleisch getrieben.

Doch des Schreckens nicht genug, schwang sich dieses Phantom mit stillem, aber fühlbarem Eifer hinab, schien zuerst nur langsam kreisend an Höhe zu gewinnen. Doch schon mit dem zweiten Atemzug begann es scheinbar, sich allsamt in grünes Feuer und schwarze Funken zu verwandeln, bevor es einem Racheengel gleich auf mich herabstieß. Und in diesem Moment des Terrors konnte ich nur die Augen schließen, mit aller Kraft meines Seins den linken Arm heben, und nicht mehr als das.

Plötzlich schrak ich hoch, Schweiß gebadet und mir tiefer Furcht erfüllt, und fand mich in einer gänzlich anderen Umgebung wieder. Mein Atem raste, meine Augen suchten ruhelos nach dem grünen Gespenst, dass mich heimgesucht hatte. Ein leerer Raum war das einzige, was ich sah, bevor ich meinen Blick umwandte. Selbst mit weniger Last auf mir spürte ich deutlich, wie sich mein Körper wehrte, den Dienst verweigern wollte. Ich wollte mich umdrehen, nach rechts und dann nach links, suchen, wo der unheilvolle Geist geblieben war, doch erfüllte mich ein tiefer, brennender Schmerz an der linken Hand, im Gleichtakt mit dem nächsten Donnergrollen und einem Blitz, der das Zimmer taghell ausleuchtete. Ich kam schreiend auf meinem Rücken zum liegen, und spürte wie sich salzige Tränen meine Wangen hinab bewegten, ob ich wollte oder nicht. Ich konnte mir zuvor nicht vorstellen, wie ich den Terror fühlen konnte, der mich sobald vom Scheitel bis zur Sohle voll und ganz erfüllte. Um herauszufinden, was mir diese unglaublichen Schmerzen bescherte, hob ich meinen linken Arm, zitternd und langsam, nach dem besten Bestreben die unangenehmsten aller Gefühle zu ignorieren. Doch dort, wo einstmals meine Hand war, fand ich nur einen Stumpf vor, sauber verbunden und dennoch in dunklem Rot, dann hellerem. Und mir graute endlos.
Cad Rubens Wolf hat das Hirn an den Toren der Akademie abgegeben...
Vi veri universum vivus vici.
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"Oh du lieber Augustin!"
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