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RubensWolf
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Sa 6. Aug 2011, 21:41

Wörter: 1131

Beteiligte Personen: Cpt P'Thall (erw.), Ens Amh (erw.), Cdo Maedows (erw.), div. Crewmitglieder (teilw. NPC, erw.)





== Sol III, eine Krankenanstalt ==

Sie war beinahe wie die alte, meine eigene, die erste Hand, wie auch immer man sie bezeichnen wollte. Aber der Teufel lag im Detail, oder eher in der Abwesenheit dieser. Ich konnte sie so oft vor mir drehen wie ich wollte, sie fühlte sich nicht richtig an. Es war ein anderes Empfinden, mit der Fingern meiner Hand zu schnippen, als die Servomotoren meiner Prothese zu bemühen. Es war eigentlich ein Wunderwerk der Mikrotechnologien. Die feinsten Legierungen waren Basis für das Grundgerüst dieses künstlichen Körperteils, die Bedienung war über fortschrittlichste Computertechnologie mit meinem Nervensystem verbunden. Ich konnte mir garnicht vorstellen, wie so etwas wie eine Datenleitung an die feinen, vom Plasmafeuer verbrannten Enden meiner Nerven anschließen sollte. Doch sie hatten es geschafft, irgendwie. Ich hatte Glück im Unglück, dachte ich mir jedenfalls, es hätte mir ein kreisrundes Loch in den Leib fressen können, das nicht mehr zu Flicken wäre. Und dennoch hatte ich das seltsame, gespenstische Empfinden, etwas von mir wäre... weg.

Ganz zu schweigen, von dem kleinen Roboter, der nun am Ende meines Ärmels hing, irritierte mich schon die Beschaffenheit der künstlichen Haut. Egal wie sehr die Ärzte auch darauf geachtet hätten, sie möglichst Lebensnah zu gestalten, fanden sich Grenzen. Ob diese in technischem Unvermögen, oder fehlender Motivation untergingen, konnte ich nicht sagen, auch wenn mir die Unterschiede umso mehr ins Auge stachen. Die Pigmentierung, Hautfarbe, sogar die sichtbare Struktur von Falten, Adern und Gelenken schienen zu stimmen, auch wenn gewisse Dinge fehlten. Dort, wo die Knöchel sich durch häufige Bewegung schon anders zeigten, als auf der Hand eines Halbwüchsigen, thronte dennoch nur ein kindliches Rosa, genauso wie die eine oder andere, kleinste Narbe fehlte, wo sich die Erlebnisse so mancher Tage zu Buche schrieben. Und... wenn ich sie berührte, fühlte sie sich kalt an. Nicht eisig kalt, doch wäre mir danach gewesen, das Fleischthermometer meiner Großtante zu holen, um es mir hineinzustechen in diese künstliche Wucherung.

An vielen Tagen, besonders den verregneten, saß ich lange da, um sie anzustarren. Auf die Zeit meines bisherigen Lebens gesehen war es ein wenig tragisch zu bemerken, dass ich wohl den geringeren Teil meiner Tage mit meiner angeborenen Hand leben würde. Jedenfalls, wenn man von der durchschnittlichen Lebenserwartung eines menschlichen Mannes am Ende des 24. Jahrhunderts ausgehen würde. Es war so unvorstellbar, dass der Gedanke mir ohne logischen Nachfolger immer wieder kam, Tag für Tag, die letzten Monate. Nun war ich auf dem Weg zurück. Nicht direkt dorthin, wo ich einmal war, nicht wieder zurück auf die Phoenix. Das Oberkommando, in seiner personellen Mangement-Expertise, hat sich dazu entschlossen, mich einer anderen Mission zuzuteilen, einem anderen Schiff. Ich war überrascht darüber, und verunsichert. Ich fühlte mich kaum dazu imstande, mir alleine Frühstück zu machen, empfand die Prothese immer noch als surreal hölzern. Und dann sollte ich, laut Missionsbefehl, binnen 36 Stunden meinen Dienst auf der USS Britannia antreten, und dazu nur ein paar trockene Missionparameter. Dauer, Positionsbeschreibung, Zuständiger Vorgesetzter. Ich war kaum schlauer als zuvor, aber was hatte ich schon für eine Wahl, wenn man mich so unglaublich feinfühlig hinauskomplimentierte.



== USS Britannia, Quartier 4.546 - 221 ==

Es hatte in manchen Momenten Vorteile, in der Sternenflotte zu dienen. Wer weiß, ob ich mir an Bord eines klingonischen Kreuzers nicht den Platz meines Spindes erkämpfen hätte müssen. Dabei ist es doch anscheinend obligatorisch, sich dort zuerst ordentlich ohne, und dann mit einem Krug voller Blutwein einzuschenken. Ich versorgte die wenigen Dinge, die ich mitgenommen hatte, in meinem neuen Spind und ließ alles darin verschwinden. Das Quartier schien in guter Ordnung verlassen worden zu sein, und ich würde es am besten auch so hinterlassen, denn mein Zimmergenosse war nicht da. Also konnte ich ihn nicht kennenlernen, nicht wissen, ob er damit umgehen könnte, wenn ein Buch auf meinem Bett lag, oder ob er die Sicherheit rufen würde. Ich seufzte leise, denn mir war garnicht besonders danach, dem ersten Termin in meinem neuen Dienstplan wahrzunehmen.

Erst jetzt, als ich wieder in meine weiße Gala-Uniform mit den dünnen blauen Verzierungen wechselte, dachte ich an die bisherigen Gelegenheiten zurück, an denen ich sie trug. Und mir kam dabei wenig Schmeichelhaftes in den Sinn, und so schob ich diese Erinnerungen bereitwillig zur Seite. Apathisch kontrollierte ich mehrmals den Sitz der Uniformteile, während ich mich ankleidete, und meine Gedanken davonzogen. Ich erinnerte mich an die Einwohner dieses seltsamen Planeten, der Zethaner, dieser anstrengenden Kultur. Ich trug, da es ein Außendienst war, natürlich kein Weiß, und dennoch hatte ich mich am wackersten Geschlagen, wenn es um diplomatische Aspekte meiner Tätigkeiten ging. Und diesmal? Da sollte ich in Formation stehen, Bauch rein, Brust raus, Kinn nach oben. Es missfiel mir, jemandem auf so eine Art und Weise zu huldigen, selbst wenn es mir besser gegangen wäre. Nun würde ich dastehen, herausgeputzt wie der Kleiderständer eines Theaterschauspielers, und warten und zusehen, wie die Zeit verging.



== Deck 06, Shuttlerampe ==

Es herrschte eisernes Schweigen, als wir bereits in Rang und Glied in der Shuttlerampe standen. Wir waren angehalten, einen solch stolzen, würdevollen Ausdruck anzunehmen, dass unsere Körperstellung es mir beinahe schwer machte, den Boden vor mir zu sehen, mitten in einer Gruppe Blaukrägen. Schön der Größe nach aufgereiht standen wir da, in soldatischer Parade auf unseren Ehrengast wartend. Irgend ein Admiral schien an Bord zu kommen, der Abkürzung hinter seinem Rang nach konnte ich ihn nur mit vager not irgend einer technischen Abteilung zuordnen. Aber es reichte bei Weitem nicht, um zu wissen, wo sein Schreibtisch stand. Es würde auch keine Rolle spielen, denn ich war gerade erst frisch an Bord gekommen, und begrüßte es, keine Verantwortung mehr zu haben. Keine Berichte zu schreiben, keine zu lesen, keine Dienstpläne zur Absegnung auszuarbeiten. Ich musste bei dieser Vorstellung etwas lächeln.

Ich ließ meine Blicke nur sehr dezent, und bemüht unbemüht umher wandern, on den Kopf selbst zu bewegen. Von hinten war es schwer etwas zu erkennen, außer die Attraktivität so mancher weiblicher Attribute. Doch an denen war ich gerade wenig interessiert, konnte ich mir doch selbst nicht vorstellen, mir mit meiner neuen linken Hand den Hals zu waschen. Wie sollte das bei anderen Menschen schon anders sein. Allerdings konnte ich so manche merkwürdige Beobachtungen machen, interessante Crewmitglieder erblicken, und so manchen Kollegen, der mir schon auf den Korridoren begegnet war. Ich war viel zu kurz hier, um mich einzufügen, also musste ich, trotz meines eigenen Desinteresses umso mehr bemühen, aufzupassen, kennenzulernen. Schließlich schien unser Warten ein baldiges Ende zu finden, jedenfalls hoffte ich es, als sich die großen Doppeltüren zur Shuttlerampe öffneten, und zwei Gestalten freigaben. Offenbar den Captain, P'Thall, den ich nun zum ersten Mal sah, und eine anscheinend menschliche Frau. So nüchtern wie sein Blick war, so verschmitzt schien sie ein Grinsen zurückzuhalten, doch es verschwand, als die beiden näher traten. Ich konnte den Captain, meinen neuen obersten Vorgesetzten auf diesem Schiff, nun besser erkennen. Und statt eines Grinsens ergriff eine schaurige Ahnung Besitz von mir.
Cad Rubens Wolf hat das Hirn an den Toren der Akademie abgegeben...
Vi veri universum vivus vici.
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"Oh du lieber Augustin!"
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