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RubensWolf
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Do 11. Aug 2011, 22:54

Wörter: 1194

Beteiligte Personen: namenloser Wissenschafts-Ensign (NPC)




== Deck 13, Astrometrie ==

Ich seufzte leise, während ich gelangweilt auf dem großen PADD in meiner Hand herumdrückte. Auf dem Ding, das nur ein flacher Bildschirm zu sein schien, spielte sich im Rahmen des LCARS allerhand ab. Der Computer war gerade dabei, den nächsten Schub von Daten auf mein tragbares Equipment zu kopieren, und ich mochte die von mir eingestellten Display-Parameter. In unzähligen Einzelbildern, wohl mehr pro Sekunde, als ich wahrnehmen konnte, schossen Vorschauen und Grafiken über das Anzeigefeld. Hauptsächlich konnte ich darin Sektoren, Systeme, Nebel und Asteroidenfelder sehen, doch ab und an mischten sich auch Daten von fremden Völkern darunter, wie das Salz in der Suppe.
Noch interessanter waren die Berichte, die sich allerdings in den Myriaden an Momentaufnahmen versteckten. Einzelne Datensätze, die scheinbar sonst nirgends dazu gehörten, hatten sich schon oft als interessante Entdeckungen entpuppt. Man konnte fast meinen, einen Ansatz von der Freude an der Schatzsuche dahinter zu erfühlen, die einen Archäologen dazu bringt, Monate, Jahre, oder ein Leben lang damit zu verbringen, sich über den kaputten Rücken und das ständiger Herumknien in nassem Schlamm zu beschweren.

Ich sah mich wieder in der Astrometrie um, in der ich nun schon die ersten drei Stunden der Gamma-Schicht zugebracht hatte. Der Schiffschronometer verkündete auf Nachfrage die Uhrzeit, und als wir bereits frühen Morgen hatten, machte sich langsam die Müdigkeit breit. Es war nicht verwunderlich, denn beinahe waren es schon zwölf Stunden, die ich in dieser Uniform steckte. Und langsam begannen die Dinge mir zu wider zu werden.
Als erstes, dass ich keinen Kaffee zur Hand hatte, ich vermisste die Bequemlichkeiten meines eigenen Büros samt Replikator. Dort musste ich nicht einmal aufstehen, ich musste nur mit dem Bürosessel dorthin bewegen. Zweitens, ich war hier allein, ständig hatte ich das Gefühl, im Abseits zu stehen, wie der neue in der Klasse. Kindergeburtstag, und ich war gerade nebenan eingezogen. Ich wollte in diesem Moment garnicht an meinen Quartier-Mitbewohner denken, den ich noch garnicht getroffen hatte, wer weiß, als was für eine Herausforderung sich diese Angelegenheit noch offenbaren konnte. Einen Moment lang dachte ich an Tim, der wohl noch auf der Phoenix Dienst tat, und dass wir uns eigentlich recht gut organisiert hatten. Er war ohnehin selten da, und ich bin irgendwann sowieso in das Quartier des Wissenschaftsoffiziers gezogen. Daran vermisste ich nicht die Größe, oder den Komfort, sondern nur, dass es meines allein war.
Endlich vermeldete der Computer über die ungewohnte, weibliche Stimme, dass der Transfer komplett wäre. Ich schnaufte spöttisch, denn für mich bedeutete das nur, dass noch Stunden von Arbeit vor mir lagen. Doch nun konnte ich mich wenigstens zum nächsten Replikator bewegen. Es waren noch viereinhalb Stunden, bis meine Schicht zu Ende war.



== Astrometrie, gegen Ende der Gamma-Schicht ==

Ich konnte und wollte keine Sternenkarten mehr sehen. Ich hatte in den letzten Stunden überraschend viel an Arbeit geschafft, und ich fragte mich irgendwann, ob auf der Britannia nicht mehr Koffein im Kaffee war. Es machte aber keinen großen Unterschied, denn es würde kaum einen Unterschied machen. Lediglich die Alpha-Schicht hätte davon profitieren können, und sich etwas mehr Zeit lassen, doch was sollte man hier schon tun, wo es doch nicht mal frischen Kaffee gab. Ich rieb mir mit der rechten Hand die Augen, denn sie begannen langsam zu schmerzen. Ein Gefühl des Brennens zeugte deutlich davon, dass ich nicht mehr Kaffee, sondern guten Schlaf brauchte, um mich zu erholen, neue Energien aufzubauen. Ich konnte die Ablöse garnicht erwarten.
Ich begann bereits, mir meinen ersten echten Tag auf diesem Schiff auszumalen. Ich konnte nur hoffen, dass ich ruhig ins Bett kam, denn nach einer Konversation wäre mir nicht gewesen. Schon garnicht, wenn ich gerade aus der Dusche kommen würde, wie ich mir vorstellte, es nach dem Dienst zu tun. Ich wollte sofort in mein Bett, nach der warmen Wasserdusche, die mich immer so entspannt hatte.
Ein paar Stunden tiefe, gesunde Ruhe würden mich hungrig werden lassen, und ich plante bereits gedanklich voraus. Die bereits fixe Idee von einem Frühstück mit zwei Spiegeleiern, kanadischem, knusprig gebratenen Speck, frischen Obstscheibchen, süßen Baked Beans und zwei Scheiben krossem Toastbrot, ergriff von mir Besitz. Dazu ein Glas Orangensaft, und die Sonne scheint sogar im All für mich, auf unserem Weg in den Deltaquadranten.

Ich begann gerade erst, mir Gedanken über unsere Mission in diesem fernen Winkel der Galaxie zu machen, als hinter mir jemand den Raum betrat. Ich widerstand bewusst dem ersten Impuls, mich sehnsüchtig umzudrehen, wie ein Hund, dessen Leine vom Haken genommen wird. Ich bemerkte umso besser, wie jemand an mich herantrat, der Schwere der Schritte nach wohl ein Mann. Als die Person neben mir zum Stehen kam, sah ich zur Seite und nach oben, und erblickte vor mir einen jungen Mann. Der Gedanke ließ mich kurz die Stirn runzeln, denn er schien mir kaum älter als ich, eher in meinem Alter, und dennoch sah der Ensign mit merkwürdig straffen Zügen zu mir hinunter. "Das steht ihnen aber garnicht, Chief. Wie geht es Ihnen?", fragte mich der junge Offizier mit seltsam süßlicher Stimme. Es mochte wohl diesen einen Sekundenbruchteil länger gedauert haben, der den spürbaren Unterschied ausmacht, bevor ich antwortete: "Ich bin gut vorangekommen, Sir. Bitte sehen Sie selbst." Ich reichte dem Kerl das PADD, denn ich war zu müde, um es ihm lang und breit zu erklären.
Er nickte nach einigen Momenten, in denen er wohl dem Gerät die Informationen entnahm, und sah mich dann zufrieden lächelnd an. "Gute Arbeit, Chief...?", fragte er mit eben selber süßlichen Stimme, dich ich gerade schon seltsam fand. "Wolf, Sir. Ich bin eben erst an Bord gekommen.", antwortete ich, und hoffte, damit schon einer eventuellen zweiten Frage vorzubeugen. "Und was werden Sie nun tun, Mister Wolf?", fragte er weiter, wobei er sich mit dem PADD zu beschäftigen schien, oder es vorgab. Ich sah kurz zu Boden, bevor ich mit bemüht müdem Tonfall sagte, dass ich zu Bett gehen würde, und erst später Essen. "Gut, dann sehen wir uns ja vielleicht nach meiner Schicht, wenn ich essen werde. Sie können wegtreten, Ihre Schicht ist zu Ende. Und rasieren Sie sich, Mister Wolf, ich wette das steht ihnen ausgezeichnet.", fügte der junge Offizier hinzu, nachdem er mich eingehend von Kopf bis Fuß musterte. Ich blinzelte verwirrt, wusste vor Müdigkeit schon nicht mehr, was ich meinen Sinnen glauben konnte.



Ich war gerade zu irritiert, um darauf noch etwas zu antworten, und wandte mich einfach nur dem Ausgang zu. Ich verließ die Astrometrie, und kaum hatte sich hinter mir die automatische Tür geschlossen, blieb ich an der Seite des Korridors stehen. Rasieren, sah ich denn tatsächlich so ungepflegt aus? Im Instinkt hob ich meine linke, neue Hand, und spürte die Stoppel des nachwachsenden Bartes. Doch es war anders, das Gefühl ungewohnt, es war fremd, obwohl ich es seit Jahren kennen sollte. Ein eiskalter Schauer kroch mir ins Gebein, als mir bewusst wurde, warum es mir ganz plötzlich so grauenhaft zu Mute war, denn ich hatte zum ersten Mal mit meiner Prothese meinen Bartwuchs gespürt. Ich starrte sie an, starrte es an, das Konstrukt, dass meine eigene Hand niemals ersetzen würde. In mir wurde der Drang immer stärker, umgehend zu Duschen, und ich beeilte mich zusehends, mein Quartier zu finden. Und besonders wollte ich mir das Gesicht waschen, doch nur mit der rechten Hand.
Cad Rubens Wolf hat das Hirn an den Toren der Akademie abgegeben...
Vi veri universum vivus vici.
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"Oh du lieber Augustin!"
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