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Brit–Logs o1/o6–CrAp Meadows/Lt Amh–Sec/CXO–12336.0095

Verfasst: Mo 15. Aug 2011, 23:58
von Yu'She
Brit – Logs o1/o6 – CrAp Meadows/Lt Amh – Sec/CXO – SD:12336.0095


Personen: Caryl Bevan, Cythia Mariss, Ciana, Thorn P'Thall (erw.)
NSC: ein paar

Worte:
Jon: 1.045
Cholain: 926


~ Deck o8~
-Sicherheitszentrale-


Die Informationen, die ich von unserem Rechercheteam bekommen hatte ließen mich mit an die Lippen gelegtem Finger meine Planung nochmal durchgehen. Weniger die Aufgabenstellung an sich – Wissenschaftler schweben vor, markieren Teile, die wir brauchen, Techniker bauen sie aus, Sicherheitler überwachen das und helfen beim Abtransport – sondern eher die Szenerie. Die Magellan, die Short Star, die Carranger. Ich kannte diese Schiffe. Ich war ihnen im Einsatz begegnet, ich hatte ihre Captains gekannt, meine Kollegen, die ersten Offiziere. Amanda, mit ihrem Sohn, Jonas und seine Frau, die mich so an meine Schwester Grace erinnerte. Allein die Bilder, die wir aus den Datenbanken bekommen hatten machten mich melancholisch.

Der Türsummer holte mich aus meinen Gedanken.
„Herein.“, ich reagierte erst, als es ein zweites Mal summte. Es war Jonathan, der hereintrat und salutierte. „Stehen Sie bequem, Jon. Was gibt es?“, fragte ich seufzend und legte das PADD beiseite.
„Die Abteilung ist bereit.“, nickend erhob ich mich und ging zur Tür, wo er sich umdrehte und mit mir zusammen zur Luftschleuse ging.





Während unseres Ganges zur Luftschleuse las ich dem Lieutenant weitere Informationen aus einem Datapadd vor. Von der Zusammensetzung der Teams, der beanspruchenden Zeit die es dauern würde die Einzelteile sicher zu stellen, bis hin zu den Wracks aus denen wir jeweils die Gerätschaften bergen würden. Aus den Augenwinkeln sah ich sie hin und wieder an, da ich bemerkte dass sie wohl nicht ganz bei der Sache war. Amh hatte etwas in ihrem Gesichtsausdruck das ich bis dato noch nicht gesehen hatte. So etwas wie Traurigkeit? Nein. Nostalgie? Vielleicht. Ich zuckte innerlich mit den Schultern und ließ mir nichts anmerken. Schlafende Drachen sollte man nicht wecken. Vor allem wenn dieser einem befehligen konnte bis zum Sankt Nimmerleinstag Toilettenwache zu schieben.

Letztendlich waren wir an der Luftschleuse angekommen und hatten dementsprechend unsere Raumanzüge angelegt. Ich hatte mir die Freiheit genommen und die linke Schulter meines Anzuges einen kleinen, pinkfarbenen, Strich gegeben. Nach den Sicherheitschecks begaben wir uns außerhalb des Schiffes wo bereits einer der Friedhofsarbeiter auf uns wartete. Er saß auf einem kleinen Schwebefahrzeug nicht unähnlich der Jetskis aus dem zwanzigsten Jahrhundert von der Erde. Es unterschied sich von ihnen in sofern, dass es breiter und länger war. Ein Sitz vorne mit den Fahrzeugkontrollen und drei Sitze dahinter. Standardmäßig ausgerüstet mit einem kleinen Traktorstrahl der mittig unter dem Fahrzeug befestigt war und sich um fünfhundertsechzig Grad schwenken ließ (Halbkugel). Die offizielle Bezeichnung dieser Fahrzeuge war 'Small Personal Recovery Vehicle Unit' oder SPRVU - jedoch hatte sich bei den Arbeitern der Name: Sparrow durchgesetzt. Der Friedhofsarbeiter hatte ein zweites dieser Geräte im Schlepptau. Durch das Intercom bedeutete er uns das zweite Fahrzeug zu bemannen und ihm zu folgen. Ich war gerade dabei den Sitz des 'Fahrers' einzunehmen als Lieutenant Amh mich leicht zur Seite schubste und den Platz für sich beanspruchte. Ich schüttelte grinsend den Kopf. Das war ja klar.





Höhöhöhöhö, Jon.

Wir folgten dem Mitarbeiter dieser Abwrackeinrichtung nur kurz, bis ich die zwei zusätzlichen Leute auf ihrer Position abgesetzt hatte.
„Check!“, forderte ich durch’s Interkom, als Jon und ich unsere leicht abseitige Übersichtsposition erreicht hatten.
„Team Alpha.“, in einem weiten Kreis um unseren Handlungsraum begannen elf Anzüge Lichtsignale zu geben. „Bereit.“
„Team Beta.“, zwischen den Wracks, wo die Wissenschaftler und Techniker gleich anfangen würden zu arbeiten, begannen etwa zwei Dutzend Anzüge Leuchtsignale zu geben. „Bereit.“
„Team Gamma.“, an den Luftschleusen der Britannia, wo die Teile in das Schiff manövriert werden mussten gaben sieben Anzüge Leuchtsignale. „Bereit.“
„Team Delta.“, weiter hinten, wo wie ein riesiger Schatten vor künstlichem Licht die Verwertungsanlage mit dem Industriereplikator schwebte, stand ein einzelner Mann, der die beiden anderen Sparrows bewachte zu blinken. Seine Kollegen waren rein gegangen und würden die Torsegmente in Empfang nehmen. „Bereit!“
„Freigabe für Techniker und Wissenschaftler.“, ich sah zur Britannia hinüber, die erleuchtet aber bewegungslos im Raum verharrte und nickte, auch wenn das auf der Brücke wohl niemand sehen konnte. Eine weitere Schleuse öffnete sich und ein Schwarm erleuchteter Anzüge quoll heraus, wie Ameisen, wenn man in ihrem Bau herumstocherte. Irgendwie ungeordnet, aber zielstrebig.
„Ladies und Gentlemen, erinnert euch an das Training.“, dass wir es so schnell brauchen würden, hätte ich zwar nicht vermutet, aber besser war, dass wir es gemacht hatten.

Mit dem Blick in die Ferne saß ich auf dem Sparrow, das von ganz allein gelegentlich die Position korrigierte, damit wir nicht abdrifteten.
„Behalten Sie die Arbeiten bei der Britannia im Auge Jon. Wir sind zu weit verteilt als dass wir beide alles im Blick behalten könnten.“



"Aye, ma'am.", antworte ich ihr und hob ein paar Teams der Sicherheit farblich auf meinem HUD hervor um sie besser unterscheiden zu können. Alles schien reibungslos zu verlaufen. Ich atmete tief durch als sich das Intercom auf einmal meldete. "Ey! Pink Leader. Du faules Stück, lümmelst da-", die Verbindung brach abrupt ab als ich dem Sender eine andere Intercom Leitung zu wies und mich dort ebenfalls einklinkte. "Bist du bescheuert?", fragte ich. "Ach komm, Jon.", schoss es zurück.
"Bist du jetzt der neue Schoßhund der Chefin?" Ich antwortete mit einem trockenen Bellen. "Sei nicht dumm.", fuhr ich fort. "Du weißt genau dass es zwei Arten von Leuten gibt die man nah bei sich hält. Entweder Speichellecker oder Leuten denen man mit Argusaugen auf die Finger guckt. Wir wissen beide zu wem ich gehöre, eh? Und dein Winkel ist falsch. Dreizehn grad auf fünf Grad weiter Richtung deiner Markierung." So sehr ich auch das 'Team Pink' (das entstand während den Null-G Übungen) mochte, manchmal waren sie anstrengend. Ich befürchtete schon von Lieutenant Amh zurechtgewiesen zu werden und drehte mich leicht in ihre Richtung. Als nach einem Moment immer noch nichts von ihr kam, öffnete ich einen weiteren Intercom Kanal mit direkter Verbindung zur Sicherheitschefin.
"Ma'am? Alles in Ordnung?"




Ohne den Blick von den Schiffen abzuwenden lehnte ich mich zu Jon rüber.
„Hm?“
„Ob alles in Ordnung ist.“, wiederholte er und nun sah ich ihn an.
„Ja. Ja, es ist alles in Ordnung.“, ich versuchte mich an einem Lächeln, doch es gelang mir nicht ganz, das merkte ich. „Wissen Sie, was das für Schiffe sind?“





Ich legte ein paar der Schiffe auf mein HUD und überprüfte ein paar der Informationen bevor ich Amh antwortete. "Schiffe der Pure Federation, Ma'am. Hm...die 'Magellan' müsste das Wrack dort drüben sein. Die 'Short Star' dürfte der Haufen Schrott da hinten sein. Und dort..einen Moment." Ich wechselte den Kanal, bestätigte die ankommende Meldung und wechselte wieder zurück. "Eines der Teams beginnt mit dem Abtransport ihres Zieles, Ma'am. Wo war ich? Ach ja, die Pure Federation. Verräter und Opportunisten, die sich der Verteidigung anschlossen als es brenzlig wurde. Vermutlich weniger als Abbitte als ein Versuch als Helden da zu stehen." Ich zuckte mit den Schultern.




Ich schmunzelte über Jons Worte.
„Ciana, Sie driften ab. Korrigieren Sie Ihre Position.“
„Verstanden.“
„Wissen Sie, Jon, bevor Sie mit solchen Worten um sich werfen sollten Sie die Akte Ihrer Vorgesetzten lesen.“, wieder war mein Blick bei der Short Star, eine Akira Klasse, die nicht nur über eine Tarnvorrichtung verfügte, sondern ein doppeltes Deflektorschild aufbauen konnte. Jonas Schiff. Jona und Quasi-Grace. Ich wusste nicht, wo sie waren, auch wenn ich es herausfinden könnte. Vielleicht würde ich das. Der Flug war lang genug. „Ich kenne diese Schiffe. Nicht alle. Aber ein paar. Auf ihnen dienten Freunde.“, dann sah ich ihn von der Seite an. „Oder glauben Sie ich mach meinen Job so schlecht, dass ich mit 36 ganz selbstverständlich noch Ensign war?“, ich grinste und schüttelte den Kopf, ehe ich wieder auf die Schiffe sah.



"Sie meinen Sie waren...oh...entschuldigen sie ma'am." Ich blieb erstmal still und konzentrierte mich auf die Teams. Ich wollte nicht in weitere Fettnäpfchen treten, doch nach einer Weile konnte ich mich nicht zurückhalten und es platzte fast aus mir heraus."Warum, ma'am? Wieso haben sie sich denen angeschlossen? Ich verstehe es nicht." Mein Blick schweifte über den Friedhof. Hier und dort glänzten ein paar Rüstungsplatten im reflektierten Licht der Sterne. Drei, vier Sparrows schlängelten sich geschmeidig durch die Trümmer während unsere Teams nach und nach Material bargen und es fortschafften. Der Anblick war irgendwie traurig. Es erinnerte mich an Walfänger aus dem frühen siebzehnten Jahrhundert der Erde, die sich an den Kadavern der toten Tiere zu schaffen machten. Ich erschauderte kurz und gab weitere Anweisungen an ein Team der Sicherheit. Sie waren beschäftigt an dem PF-Schiff mit Namen 'Magellan' und schienen Schwierigkeiten zu haben. Ich wandte mich an Amh. "Ma'am? Eines der Teams hat Schwierigkeiten. Wir sollten uns das näher anschauen."



„Maggie war schon immer eine Zicke.“, nickte ich und drehte mich zu den Steuereinheiten um, lenkte den Sparrow in das Labyrinth aus ausgemusterten Erinnerungen.
„Die Pure Federation war eine gute Sache, Jon. Es war nur offensichtlich noch nicht die Zeit dafür. Die Ergebnisse sind weit von dem entfernt, was Admiral Ordmalo sich als Ziel gesetzt hat. Er war einer von den Guten.“, der alte Mann, der diese natürliche Autorität besessen hatte. Der so charismatisch gewesen war. Vor meinem inneren Auge sah ich, wie sein Schiff zerbarst, Leben, Sauerstoff und erstickende Flammen in den Raum spie. „Aber die Föderation ist näher zusammen gerutscht. Es wurden Entscheidungen getroffen, statt nur geredet. Wir haben…frischen Wind in den Verein gebracht.“, aber eigentlich war ich in Gedanken bei den anderen, die wie diese Schiffe ausgemustert waren. Beinahe vergessen. Die, die nicht soviel Glück gehabt hatten und nur vor dem Kriegsgericht gelandet waren.

„Brian!“, wir kamen bei der Magellan an, wo drei unserer Jungs an einer Abdeckung zerrten.



Ich löste mich von dem Sparrow und glitt zu der Mannschaft die sich abmühte. Sie schafften es nicht an die wichtigen Komponenten ran zu kommen. Die einzige Möglichkeit wäre gewesen sich einen Weg durch zu schneiden, jedoch würde man auch Risiko laufen die dahinter liegenden Teile zu beschädigen. Ich gab die Informationen an Amh weiter.
Aus den Augenwinkeln konnte ich etwas kleines, glitzerndes im Innern des Wracks erspähen. Ich vergrößerte die Auflösung an meinem HUD, hob eine Augenbraue und flog auf das Objekt zu.





Aus dem Inneren drang die Stimme von Caryl; sie klang angestrengt und ein wenig genervt.
„Hört auf zu ziehen!“, sie grummelte etwas. „Die Versiegelung ist korrodiert. Einen Phaser!“, einer meiner Jungs sah zu mir und ich nickte, er reichte seinen Phaser durch die schmale Öffnung, die sich bereits ergeben hatte. Ein sanfter Schein leuchtete innen auf. „Okai, auf drei! Eins, zwei, drei!“, meine Leute zogen an der Abdeckung und sie löste sich geräuschlos von der Magellan. Es war als würden sie sie häuten.

„Der Replikator ist fertig!“, meldete Katharina von der Verwertungsanlage und holte mich aus dieser unangenehmen Vorstellung. Stripping Memories. „Wir bringen die Segmente zur Britannia.“
„Luftschleuse vier.“
„Aye.“

„Caryl, wie lange brauchen Sie noch?“
„Etwa zwei Stunden.“
„Mariss?“
„Etwa eine mehr.“
„Geht das nicht schneller?“
„Willst du herkommen und es selbst versuchen?“
„Beeil dich einfach.“
„Oh, das is ne gute Idee-“
„-Cythia!“
„Ja, ich beeil mich.“



Wie konnte diese Frau nur so ruhig sein im Angesicht der zerstörten Schiffe auf denen Freunde von ihr umgekommen sind? Sie war anscheinend doch professioneller als ich ihr anfangs zugestehen wollte. Ich war inzwischen an dem Objekt angekommen und schloss meine Finger darum. Es war ein Anhänger aus Titan. Ein daumengroßer Beryll war darin eingefasst. Ich entschied mich es Amh nach der Mission zu geben. Vielleicht wußte sie wem es gehörte und wenn nicht... manche Erinnerungen waren es wert sie aufzuheben. Ich dachte kurz an meine Schuhschachtel die im Spind meines Quartieres lag und nickte innerlich. Nostalgia. "Jon? Was machen sie da?", schallte es aus dem Intercom und ließ mich wieder zurück in die Realität kommen. "Entschuldigung, ma'am. Habe nur etwas inspiziert. Bin auf dem Rückweg."

Weitere zweieinhalb Stunden vergingen bis die ganzen Mannschaften ihre Güter zusammen hatten. Eine weitere halbe Stunde bis alles letztendlich auf der Britannia war. Lieutenant Amh erstattete dem Captain Bericht, sagte dass wir soweit waren mit unserer ursprünglichen Mission fort zu fahren.

To boldly go where no man has gone ever before.

Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch.