R.08_L.04_CPO.Wolf_SCI_12336.0201

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RubensWolf
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Di 16. Aug 2011, 01:01

Wörter: 1867

Beteiligte Personen: Cpt P'Thall, Lt Mariss, MCPOoS Bevan (erw.), CPO Goral, Cr Zyn'ra




== auf dem Weg zur Krankenstation ==

Man mochte es nicht glauben, aber der Turbolift fühlte sich von einem Moment zum anderen nicht mehr wie das bekannte Transportmittel an, sondern wie ein fast vergessener Verhörraum. Ich hatte das Gefühl, es wäre kühl, so frisch wie die Luft auf der Vollstrecker, diesem andorianischen Kreuzer in nicht allzu ferner Zukunft. Mit dem kalten Schauer, der mir bei den Worten des Captains über den Rücken lief, kamen die Erinnerungen, die ich so sorgsam beiseitegeschoben hatte. In diesem Bruchteil einer Sekunde erinnerte ich mich an die kalte Zelle mit dem leichten Zugwind, und der merkwürdigen Beleuchtung. Aber am deutlichsten blieben mir zwei Gesichter in Erinnerung, und der zündende Funke war gerade erst über gesprungen. Natürlich, ich wusste wie der Captain hieß, dass er Andorianer war, aber was hatte das schon zu bedeuten? Dabei handelte es sich um so viel mehr, als bloße Namensgleichheit, denn sein Antlitz ließ alles zurückkommen. Alles, was damals auf diesem fremden Schiff passierte, in dieser fremden Zeit, aber mit dem selben Mann. Auch wenn er um Jahrzehnte jünger war, das Alter ihn noch nicht gezeichnet hatte, und sein Blick noch in zwei tief bohrenden Augen wurzelte, konnte man ihn nicht verkennen. Und nun stand ich neben meinem ehemaligen Peiniger, oder meinem zukünftigen?

"Das ist richtig, Sir.", antwortete ich, nachdem mein Räuspern die aufgetretene Stille beendete. Doch war das genug? So wie es wirkte, und wie mir mein Verstand versuchte klarzumachen, konnte er noch nichts von all diesen Geschehnissen wissen. Es hätte mich doch noch mehr gewundert, wenn er auch, zufällig, einen kleinen Ausflug in das 25. Jahrhundert unternommen, als meine eigene kleine Reise dorthin. Und dennoch gebot mir mein innerster Sinn, nicht weiter auffällig zu sein, wenn ich der Situation schon nicht entfliehen konnte. Ich versuchte stramm zu stehen, und dennoch nicht zu sehr wie ein Brett zu wirken, ihn nicht anzusehen und dennoch nicht von ihm weg. Ich fühlte mich, wie sich wohl eine Kuh auf der Schwelle eines Schlachtbetriebes fühlen musste. Und wie der Fleischhauer sah er mich mit einer Alltäglichkeit an, ohne besonderen Ausdruck, nüchtern und abgeklärt, während ich mein Innerstes im Tumult empfand. Er sah kurz zu mir hinüber, und ich fühlte mich unter Zugzwang, musste etwas sagen, nur damit die Situation und der Moment nicht so blieben, wie es gerade war.

"Eine Dienstverletzung, keine Wunde.", sagte ich so trocken wie ich nur konnte, und erntete damit wieder seinen Blick und seine Aufmerksamkeit. "Es war Plasma.", fügte ich hinzu, um einer weiteren Frage zu entgehen. Ich war beinahe erleichtert, als die Türen der Liftkabine sich öffneten, und zuerst der Captain die kleine Blechbüchse verließ. Möglichst leise atmete ich aus, in der Hoffnung, dass durch unser beider Bewegung dieser kleine Laut verborgen blieb, denn ich von mir gab. Seine Schritte waren militärisch gesetzt, das bemerkte man sofort, und während wir schweigend nebeneinander hergingen, konnte ich nicht anders, als mich zu wundern. Selbst wenn das Antlitz das selbe war, schien mir doch das Wie, die Gestik und Körpersprache eine andere zu sein. Ich wusste nicht, ob es Respekt oder Furcht war, die mir ein eisernes Schweigen abverlangte, als wir uns der Krankenstation nährten. Er sah zu mir hin, blickte mich mit seiner maskenhaften Miene an, und sagte: "Ich erwarte, in zwei Stunden einen Bericht über mögliche Ziele auf dem Schiffsfriedhof." Und obwohl ich mehr als nur aufmerksam war in den Minuten, die ich mit diesem andorianischen Offizier gerade verbracht hatte, war ich ein wenig überrascht. Einen Augenblick dachte ich darüber nach, während er eine plötzliche Biegung machte und für mich unvorhergesehen die Krankenstation betrat. Ich sollte die Pläne dieses Schiffes studieren, sagte ich mir selbst, bevor ich dem Captain antwortete: "Wir werden dazu aber Zugriff auf die Langstreckensensoren benötigen." Seine einzige Reaktion war ein strenger Blick, gekrönt von einer Anweisung an den Computer, in einem anscheinend normalen, emotionlosen Tonfall: "Computer, gewähre Chief Wolf Zugriff auf die Langstreckensensoren." Dann wandte er sich nickend ab.





== Deck 07, Krankenstation ==

Ich tat mir schwer, mit trockener Kehle zu schlucken, als der Captain sich von mir abwandte und ans andere Ende des Raumes ging. Mein Blick folgte ihm nicht weiter, sondern ruhte einen Moment auf der Decke, als ich tief durchatmete. Ich sah mich in der Krankenstation um und rieb mir die müden, brennenden Augen, strich mir über die rauen Wangen. Erst jetzt wurde mir klar, was für ein grauenhaft heruntergekommenes Bild ich wohl abgegeben haben musste, während ich dem Kommandanten dieses Schiffes gegenüber stand. Zur Liste der Dinge, die ich zu tun hatte, gesellte sich nach dem Einstellen meines Kommunikators und dem Studium der Schiffspläne nun auch noch das Wellnessprogramm der Sternenflotte: eine Wasserdusche, eine Nassrasur, und sechs Stunden ununterbrochener Schlaf. Prioritätsstufe eins.

Ich suchte geschlaucht nach dem nächst besten Blaukragen mit dem Rang eines Crewman, denn bei einem solchen sollte ich mich melden. Ich fand zwar einige, doch an der Wand, neben einer medizinischen Station, sah ich gerade eine freie Frau, die sich gerade mit keinem Patienten zu beschäftigen schien. Der Rang stimmte, also entschied ich mich, es einfach darauf ankommen zu lassen. Mit leicht gesenktem Haupt ging ich die wenigen Schritte auf sie zu, während sie, unbewusst meiner Gegenwart, ihren Kommunikator betätigte. Eine halbe Sekunde verzögert, allerhöchstens, meldete sich nach ihrem bereites meiner. Sie sah etwas überrascht aus, aber ihrer Verwunderung begegnete ich mit einem müden Lächeln und dem lapidaren Satz: "Tut mir leid, ich war in einer Besprechung." Sie musterte mich kurz, schien mich vom Scheitel bis zur Sohle zu taxieren, und ich fühlte mich, als müsste ich mich einer Triage unterziehen. Kurz verblieb ihr Blick auf meiner linken, neuen Hand, doch der nüchterne Blick wich bald einem freundlichen Lächeln und ein paar netten Worten. "Ah, Chief Wolf, danke, dass Sie kommen konnten. Sie wissen ja, die Einstellungsuntersuchung.", sagte sie und hob kurz die Schultern an.

Ich konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern, und ging zum nächsten freien Biobett. Seufzend nahm ich darauf Platz und begann damit, die Räumlichkeiten der Krankenstation näher zu untersuchen, um die Zeit schneller vergehen zu lassen. Die Medizinerin ließ sich nicht erst bitten, und holte umgehend einen Tricorder herbei, um mich zu untersuchen. Die merkwürdigen Geräusche der physiologischen Analyse konnte ich nicht näher deuten, doch damit beschäftigte ich mich nicht länger. Viel mehr wunderte ich mich über den Cardassianer, der gerade aus dem hinteren Teil der Krankenstation kam. Ich hatte keine Ahnung, wer er war, oder wo er sich eben noch versteckt zu haben schien, doch mich erschlug beinahe das Gefühl, er wäre aus dem Nichts gekommen. Er kam näher, stellte sich neben Crewman Zyn'ra, und am Kragen seiner Flottenmediziner-Uniform erkannte ich die selben Rangabzeichen, die ich jeden Morgen selbst sah. "Guten Tag, Chief.", sagte er mit ruhiger Stimme und einem Lächeln. Ich hatte von mir selbst gedacht, ein offener, unvoreingenommener Mensch zu sein, und dennoch musste ich feststellen, dass sich in mir etwas regte. Es als Unbehagen zu bezeichnen wäre möglich gewesen, Abscheu um Lichtjahre zu viel, aber etwas ließ mich aufmerksamer werden, beinahe als würde mein Instinkt mich zur Vorsicht mahnen.

Die Untersuchung zog sich nicht lange hin, doch ich war etwas überrascht, als Zyn'ra an einem Punkt den Handscanner beiseite legte, und begann, mich an einigen Schlüsselstellen abzutasten. Ihr Blick war dabei konzentriert, als würde sie sich eher mit einer Problemlösung, als mit einem lebenden Menschen beschäftigen. Doch ich mochte solche Ärzte, sie beruhigten mich, gaben mir das Gefühl, die Dinge zu durchschauen. In meiner eigenen Interpretation der Realität war ich der Meinung machte sie das zu einer Medizinerin nach meinem Geschmack. Meine Aufmerksamkeit ruhte aber ohnedies auf dem Cardassianer, der nur knapp nickte, als die Frau sagte: "Chief Wolf, sie scheinen im Großen und Ganzen dienstfähig zu sein." Dienstfähig, interessante Formulierung, dachte ich. "Den Aufzeichnungen entnehme ich, dass sie eine Prothese anstatt der linken Hand haben. Ich würde Sie gerne wieder hier sehen, sobald wir Starbase 98 erreicht haben, zur Feineinstellung der Mikromechanik.", ergänzte du Frau, der schweigsame Chief neben mir nickte nur lächelnd. "Wir werden Sie kontaktieren. Und lassen Sie uns bitte beim nächsten Mal nicht warten.", sagte die Frau grinsend, bevor sie ihren Tricorder wieder versorgte, und der männliche Mediziner sich mit den vermeintlich beruhigenden Worten ebenfalls ging: "Keine Sorge Chief, das ist nur Routine. Es ist alles in Ordnung. Auf Wiedersehen." Bevor ich die Krankenstation verließ, warf ich noch einen irritierten Blick zurück, fragte mich, was für ein seltsamer Tag das war.





== Deck 12, Astrometrie ==

Und wieder war ich in der Astrometrie, sah auf das Panorama-Display, doch einiges schien sich geändert zu haben. Vor mir sah ich im Rundumblick nicht mehr die verschiedensten Raumsektoren zwischen hier und dem Asteroidenfeld im Delta-Quadranten lag, das wir ansteuern sollten. Stattdessen sah ich den direkten Input der Langstreckensensoren, den ich selbst eingerichtet hatte. Ich fragte mich einen Moment, ob das ein Test des Admiral P'Thall, dem ich schon begegnet war, oder des Captains, der sein neues Crewmitglied begutachtete. Ich schob den Gedanken beiseite und lächelte leicht, freute ich mich, wieder ordentlich arbeiten zu können. Ich hatte mich nur zu sehr daran gewöhnt, selbstständig zu arbeiten, mit allen dazu notwendigen Befugnissen und Zugriffen. Mein Blick ging ein Mal von der linken Seite des Rundum-Schirms zur rechten, und obwohl man darin nur schematische Darstellungen von Wrackteilen, ausgemusterten Schiffen, und unbekannten Objekten sehen konnte, erfüllte es mich mit Zufriedenheit. Schließlich hatte ich dieses Interface selbst schon programmiert, hatte das Design einmal auf der Phoenix ausgearbeitet. Hinter jeder der stilistischen Darstellungen verbarg sich auf Tastendruck der komplette Datensatz des Objekts, und zur Erkennung konnte man mit verschiedenen Parametern noch Anzeigen hinzufügen. Und alles, was ich dazu gebraucht hatte, war das große PADD in meinen Händen. Ich mochte diese großen Dinger, auch wenn sie unhandlicher waren als die Standardgeräte, aber man konnte wenigstens erkennen, woran man arbeitete.

Ich sah wieder nach oben, suchte die Anzeige nach Problemen oder Fehlern ab, machte die eine oder andere Eingabe an der Hauptkonsole der Astrometrie. Ich legte das große PADD beiseite und hielt mich an dem zentralen Terminal, während ich mit verschiedenen Anzeigemodi versuchte, einen möglichst informationsträchtigen Bericht zusammenzustellen, uns das langwierige Suchen zu ersparen. Es war seltsam, doch gerade der Zeitdruck, der mir auferlegt wurde, forderte mich in Stolz und Ideal heraus, dem folge zu leisen, mein Ehrgeiz schien mich anzuhalten, den widrigen Umständen zu trotzen. Ich seufzte etwas, als ich bemerkte, dass die Wirkung des Kaffees nachließ, und mich Morpheus Arme wieder zu nehmen versuchten, wegzureißen von meiner Arbeit. Ich gähnte herzhaft, versuchte so die Müdigkeit zu vertreiben, und hatte meine Mühe damit, alles nötige auf ein kleines PADD zu kopieren. Es gelang mir schließlich, ein paar kleinere Lücken und Fehler im Programm zu beseitigen, und hatte es gerade geschafft, das ganze offiziell zur Beta-Version zu erklären, als mein Kommunikator sein typisches Geräusch von sich gab.

"Computer, transferiere Programmteile Gamma 01 bis Gamma 03 auf dieses PADD.", forderte ich, bevor ich mit einem Tastendruck den Kanal öffnete: "Wolf hier." Aus dem Com-System kam eine mir unbekannte Stimme, und ich war etwas überrascht, als ich ihre Botschaft vernahm: "Mariss hier. Ich erwarte Sie in meinem Büro, Miss Bevan wird Ihnen die technischen Spezifikationen übergeben." Ich bestätigte nur, und schnaufte. Ja, mit einem gemütlichen Start nach meinem Unfall war es auf diesem Schiff nichts geworden, dachte ich mir, schnappte das kleine PADD und machte mich auf den Weg.
Cad Rubens Wolf hat das Hirn an den Toren der Akademie abgegeben...
Vi veri universum vivus vici.
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"Oh du lieber Augustin!"
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