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Brit – Logs 11/15 – Cpt P’Thall/Lt Amh – C(X)O – 13020.1368

Verfasst: Di 4. Okt 2011, 12:41
von Yu'She
Brit – Logs 11/15 – Cpt P’Thall/Lt Amh – C(X)O – SD:13020.1368


Personen: Alle

Worte:
Thorn: 959
Cholain: 931





*** USS Britannia – Deck 07 – Transporterraum 1 ***


Mut zur Verzweiflung. Anders ließ sich dieses ganze Vorgehen nicht erklären. Hatte ich Zweifel daran, ob dieser gesamte Aufwand auch nur irgendeiner Verhältnismäßigkeit entsprach? Ja, aber keine Zeit dafür. Ich verbiss mich eindeutig in ein Problem, das ich selbst mit aller Autorität anpacken konnte, im Gegensatz zu allem anderen das sich gerade noch (oder hauptsächlich) so abspielte. Welchen Einfluss das auf meine Entscheidungen hatte konnte ich selbst nicht genau sagen. Die Lage bot Anlass zu Sorge. Die Sorge Anlass zu Taten. War es so einfach wie das übliche Prinzip, das Beste zu hoffen und vom Schlimmsten auszugehen?

Ich materialisierte mich auf der Transportplattform. Endlich da, nicht klüger, aber überzeugt wie eh und je. Der Raum lag im Halbdunkel des anlaufenden Energiesparprogramms der Verteilersysteme, einer Vorbereitungsmaßnahme auf den Flächenscan. Ebenfalls im Sinne der anlaufenden Maßnahmen kümmerte sich nur ein einsamer Transporterchief um die Prozedur, und salutierte etwas verloren. Ich nickte es ab, griff mir das erstbeste Padd, überspielte es mit meiner Kommandoautorisation, und lud dann meine üblichen Berichte, noch ehe ich das Schott in den nächsten Korridor durchschritt. Nur um von einem wohlbekannten Sicherheitsmann empfangen und eskortiert zu werden. Wo steckte eigentlich Amh?







Thalin noch immer verfluchend legte ich die Distanz zwischen Büro und Brücke in Rekordzeit zurück, was nur deswegen schade war, weil niemand mehr da war, dem das hätte auffallen können. Sämtliche Schichten sämtlicher Abteilungen bereiteten sich darauf vor von Bord zu gehen, wo das nicht bereits geschehen war und so saß nur Mariss einsam auf der Brücke.
„War die Sehnsucht so stark?“, fragte sie mich, als ich rasselnd atmend aus dem Turbolift gespien wurde.
„Dir vergehen die blöden Sprüche nie, oder?“
„Erst wenn meine Lippen fahl und tot sind.“, flötete sie während ich zum Sessel in der Mitte schritt.
„Führ mich nicht in Versuchung.“
„Ist der Captain an Bord?“
„Laut Thalin ja. Kann sich nur noch um Augenblicke handeln, bis er hier ist.“, ich hörte wie Mariss die Konsole bediente.
„Sie sind auf dem Weg hier her, ja.“
„Sie?“
„Thalin und der Captain.“
„Reizend.“, ich tippte den Kommunikator an und öffnete einen Kanal zum Lieutenant. „Haben Sie nix besseres zu tun Thalin? Befehle ausführen, zum Beispiel? Ich bin sicher der Captain findet den Weg zur Brücke auch allein.“, und schloss ihn wieder, noch ehe der eine Andorianer Gelegenheit hatte etwas zu sagen. Blödmann.
„Die letzten Techniker sind von Bord.“, berichtete Mariss, deren Konsole sich erneut gemeldet hatte.
„Wieviele Leute sind noch an Bord?“
„Siebzehn.“
„Fabelhaft.“
„Wird’s jetzt romantisch?“, ohne mich zu erheben drehte ich mich im Stuhl um und sah sie an.
„Ich wusste gar nicht, dass du solche Gefühle für mich hegst.“, blinzelte ich ihr entgegen und sie warf mir einen Kussmund zu, als sich die Türen des Turbolifts öffneten.




Thalin war eine verdammt dankenswerte Gesellschaft, allem voran in der Hinsicht dass er die Klappe hielt und mein Marschtempo mitmachen konnte. Außer wenn man seinen ‚Bericht ausspucken‘-Knopf betätigte, und dann bekam man einen trockenen, nach blauer Tinte stinkenden Ausdruck und konnte sich weiter seines Lebens freuen. Die Korridore und Lifte gehörten so gut wie uns- Amh hatte gute Arbeit beim Ingangbringen der Räumung geleistet, leider, denn eigentlich verdiente sie noch immer eine ganz andere Welt des Anschisses, und wusste das auch genau. Ebenso gut wusste ich aber, was ich damit bei ihr erreichen würde, und alles was blieb war der Gedanke daran, dass meine Zeit kommen würde. Irgendwann würde ich sie übers Knie legen und ihr die Art von Lektion erteilen die sie auch verstand, aber bis dahin musste ich die Zähne zusammenbeißen und mich damit abkämpfen, dass sie verdammt gute Arbeit leistete. Scheiße auch.

„Wegtreten, Lieutenant.“, knurrte ich ihm auf den letzten Metern vor dem Brückenschott zu, und schob dabei die letzten Informationsfragmente von der Paddoberfläche.
„- Ich protestiere, Sir. Es ist zweifelhaft, ob da drin für ihre Sicherheit gesorgt…“
„Thalin, ich glaube Amhs Büro ist gerade unbesetzt. Lassen sie mich in Ruhe und tun sie, wofür sie bekannt sind.“
Während der Andorianer salutierte und auf der Stelle kehrtmachte, um an Temperaturreglern herumzuspielen und Sessel anzusägen, sprangen die Schotttüren gerade rechtzeitig beiseite um nicht von mir eingetreten zu werden. Ehe ich mich in meine liebste Gesellschaft begab. Namentlich, das dynamische Duo ignorierend, in meinen Captainssessel.

„Irgendetwas neues?“, bellte ich dabei im Hinblick auf mein eben abgeschlossenes Studium der letzten eingereichten Berichte.





Als der Captain eintrat wurde es gefühlte sieben Grad kälter auf der Brücke und ich konnte gar nicht schnell genug aufspringen, salutieren, den Sessel freigeben und Mariss einen Blick zu werfen, der ihr sagte, dass schlimmeres mit ihr geschehen würde, als nur der Tod durch Luftschleusung, wenn sie jetzt aus der Reihe tanzte, ehe der Captain auch schon da war.
„Chief Bevan hat soeben den Scan eingeleitet.“, erklärte ich, sah zu Mariss und sie nickte. ‚Gut geraten, Lieutenant.‘, hallte es in meinem Kopf und ich drehte mich mit dem Rücken zu Mariss, sodass Thorn die ungeziemliche Geste nicht sehen konnte, die meine Antwort darstellte. „An Bord befinden sich neben Bevan und den Technikern, die sie unbedingt brauchte noch Peterson und Wolf aus der Wissenschaft, T’Parr, Zyn’ra, Kaede und Tiamat, der Neuzugang aus der Kolonie, die die Medizin vertreten, sowie Thalin, Meadows und Daren aus der Sicherheit.“, fasste ich die dreizehn Übriggebliebenen zusammen, sah wieder kurz zu Mariss, die erneut nickte, diesmal aber den Kommentar unterließ. „Sobald der Scan Deck 17 erreicht müssen wir auf Deck 15 von Bord, die Captains Yacht steht bereit.“




„Gut.“ Kühle Determination. Was blieb auch sonst? „Wie lange noch?“ Der Ball ging an Mariss, und ging auch nicht an ihr vorbei. „- 27 Minuten.“ Kam es mir so vor, oder war hier jemand entschieden konzentrierter als ihr Ruf? Nebenbei rief ich die lokale Verteilung der absoluten Minimalcrew auf meiner Armlehnenkonsole ab, und überschlug, wie lange die Leute wohl nach Deck 17 brauchen würden.
„Das reicht. Wir brechen in 15 Minuten auf. Mariss, sorgen sie dafür dass die komplette Mannschaft in 21 Minuten bei der Andockschleuse der Yacht angetreten ist. Machen sie ihnen Angst.“
Die Wissenschaftsoffizierin stutzte kurz, schwang sich dann aber an die OPS-Konsole, während ich von Amh einen fragenden Blick bekam, den ich sogleich mit einem unterkühlt-vorantreibenden „Sie kommen mit.“ beantwortete, bereits auf dem Weg zur technischen Station.
„- Was habe ich getan?“
„Sie haben sich freiwillig gemeldet, geradezu aufgedrängt, mir bei der Sperrcodeeingabe zu assistieren.“ Ich erreichte das große, halb geneigte Tischdisplay, und begann bereits die nötigen Kommandos einzugeben. Zwischendurch legte ich meine Hand beiläufig auf einen unscheinbaren, spezialisierten Teil der Eingabefläche. Ein leises Zischen ertönte, und formalisierte die DNA-Identifikation, während ein Abtaststrahl meine Retina erfasste.
„- Wir… werden nur minutenlang von Bord sein, Sir.“, wandte sie skeptisch ein.
„- Vier Komma zwei plus zwei Minuten fürs Sicherheitsprotokoll!“, kam es von vorne. Ich hatte ihr inzwischen einen nachdrücklichen ‚Ich bitte sie.‘-Blick zugeworfen.

„Wir sind nicht im Raumdock, Amh. Wir sind im Deltaquadranten- Miese Nachbarschaft. Ich lasse mein Schlachtschiff in einer miesen Nachbarschaft keine fünf Minuten lang geparkt, ohne den Schlüssel mitzunehmen. Also?“
„- Also… brauchen sie zwei Codeeingaben, um den Sperrmodus zu formalisieren.“
„Richtig. Habe ich einen XO?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Glückwunsch, Lieutenant. Und jetzt schaffen sie endlich ihre Pfote auf das Panel, bevor wir ruhmlos totgescannt werden.“




Mit hoch gezogenen Augenbrauen warf ich kurz den Kopf zur Seite und atmete hörbar aus. Nicht, dass ich nicht schon mal einen Sperrmodus aktiviert hätte, nicht dass ich mich in der Rolle des amtierenden, ersten Offiziers nicht wohl fühlen würde, aber ruhmlos war in etwa die passende Beschreibung dieser Situation.
Artig packte ich meinen Vorderhuf auf die durch schiere Unauffälligkeit verborgene Sensorfläche und bildete mir ein, dass sie mit Wärme auf meine Hand reagierte.
„Stimmidentifikation.“, forderte die kühle Blonde, als die ich den Schiffscomputer immer visualisierte.
„P’Thall, Thorn. Captain, Dienstnummer SP-1078-201. Autorisierungscode 33-Omega-27AA09.“
„Stimmidentifikation bestätigt. Zweite Stimmidentifikation.“
„Amh, Cholain Aveon. Lieutenant, Dienstnummer SA-1347-112. Autorisierungscode 33-Omega-42E7M01.“
„Zweite Stimmidentikifation bestätigt.“, noch immer bewusst und damit tiefer atmend als normal sah ich zu Thorn hinüber, sein Blick war allerdings weiter auf die Konsole gerichtet.
„Aktiviere Sperrmodus in 28 Minuten für eine Zeitspanne von sechs Komma zwei Minuten.“
„Eingabe bestätigt.“, erst als er sich von der Konsole löste tat auch ich es. ‚Hier riecht’s nach Beförderung.‘, flötete Mariss in meinem Kopf und wieder sah ich zu ihr rüber und zeigte ihr nun viel offensichtlicher den Mittelfinger.




„Abmarsch, Lieutenants.

~~~ Raum- und Zeitsprung: Captain’s Yacht, 29 Minuten später ~~~

Das Offizierskader der tapferen Scannerflüchtlinge hatte sich im Bug der Yacht versammelt, im Cockpit, ganz als böte der Ausblick auf die wenige Meter entfernte Schiffshülle ein gewisses Maß an Kontrolle über das Geschehen. Dem war natürlich nicht so, und entsprechend gelaunt thronte ich im Pilotensitz, die schwarz behandschuhten Finger aneinander, knapp am Horizont meiner Hände vorbei die Schleuse anstarrend, von welcher wir gerade erst abgedockt hatten.

„Master Chief?“
„- Alle Systeme in Nominalbetrieb. Keine besonderen Vorkommnisse.“ Bevan hatte als fernsteuerungsgewohnteste Führungsoffizierin an der rudimentären astronomischen Konsole platzgenommen, und diese schnell zu einem Verbindungsterminal zu den Bordsystemen umkonfiguriert, weil sie noch am meisten Übersicht bot. Überschattet wurde sie von Amh, die sich nebenbei an den Randpanels die Sicherheits-Protokollmeldungen beschaffte.
„Eins-O?“ Ich wandte den Blick nicht von der Aussicht, aber dachte mir schon was sie von der Anrede halten würde, und es kümmerte mich nicht weiter.
„- Dieses Baby hat nicht genug Kanäle und Kapazität, um die Sicherheitssysteme im Blick zu behalten. Ich blättere mich also durch, und alles sieht gut aus, aber das ist nicht wirklich aussagekräftig.“
Ich nickte mir selbst zu.
„Zeit?“
„- Noch vier Minuten und achtundzwanzig… Das war ihr Ernst?“, quängelte Mariss von hinten.
„Fühlen sie sich etwa unterfordert?





Du weißt einfach nicht, wann du die Klappe zu halten hast, oder?‘, nuschelte ich in Gedanken und verzog mich aus dem Cockpit, denn das Geplänkel zwischen Fuchs und Furie brauchte ich mir wirklich nicht zum dutzendsten Mal anhören. Die Erkenntnis, was gerade eben geschehen war trieb ich noch ein bisschen vor mir her, auch wenn hier bei weitem nicht genug Platz war. Entweder hatte der Captain eine grausame Art von Humor oder – ich schob ein wenig energischer.

„Ma’am?“, wurde ich aufgehalten, völlig in Gedanken sah ich auf und erkannte Wolf, der im Zwischenbereich von Captains Comfort Zone – was eine Verschwendung bei dem Captain! – und Durchgang zum Cockpit offensichtlich gewartet hatte.
„Chief. Sie leben noch?“, er sah mich beinahe schuldbewusst an. „Was gibt’s?“
„Mich treibt die Frage um, was ich hier mache. Gäbe es nicht…zuverlässigere Wissenschaftler?“, ich grinste und schüttelte den Kopf, als würde ich nicht glauben, dass er das tatsächlich fragte, dabei hatte ich eigentlich schon damit gerechnet.
„Wäre es Ihnen lieber unten auf der Kolonie zu sein?“, er wirkte etwas ratlos und ich gab ihm gar nicht erst die Möglichkeit zu antworten. „Hätte ich auch nicht erwartet. Wenn Ihnen sonst kein Grund einfällt, dann erklären Sie sich Ihre Anwesenheit damit, dass Sie eines der Crewmitglieder sind, deren Tod keine Schneise in die Mannschaft reißt.“, ich lehnte mich aus dem Gang hinaus in den etwas weitläufigeren Bereich, wo der Rest der Bande hockte und darauf wartete, dass etwas geschah. „Das gilt für jeden von Ihnen, sollten Sie sich die gleiche Frage stellen. In rund fünf Minuten sind wir wieder auf dem Schiff. Wir werten den Scan aus, wir ergreifen entsprechende Maßnahmen – konzentrieren Sie sich!“
Warum sind wir hier?, so eine Scheiße, sind wir hier im Zenkindergarten oder was?

Mit verabscheuend verzogenen Lippen machte ich direkt wieder kehrt. Dann lieber das Liebesgeflüster von Thorn und Mariss.