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BRI - ULogs 2/2 - LtCmdr T'Rish / Cpt P'Thall - 13059.0011

Verfasst: Sa 12. Nov 2011, 00:08
von Thorn P'Thall
Erwähnte Personen: Yu'She, Amh, Green, Woodridge

Worte: 3345
Kelav: 1585
Thorn: 1785


==Transporterraum U.S.S. Britannia==
Tatsächlich war der Transportvorgang hier um einiges glatter verlaufen, als ich es von den letzten paar Einheiten her kannte.
Ebenso wirkte der Transporterraum hier um einiges moderner - aber die Begrüssung war das selbe, formelle und mit einer unglaublichen Langeweile herübergebrachte und ebenso gelernte Dosenfutter, wie es auf etlichen früheren Reisetstationen bereits der Fall gewesen war.
Ich trat von der Plattform herunter. Mein Gepäck war vermutlich bereits im Frachtraum eingelangt, und würde auch dort bleiben, bis man mir ein Quartier zugewiesen hatte.
Ich klemmte mir den Stapel PADDs, welche meine Befehle, und die meines CO beinhalteten, unter den Arm und trat von der Plattform herunter.
Ich warf meiner gefleckten Reisegefährtin einen kleinen Seitenblick zu - ich hatte bereits vorher angekündigt, dass ich den Captain so schnell wie möglich aufsuchen würde.
"Ensign." sagte ich nickend. Sie nickte ebenfalls zögerlich, vermied es dabei mich direkt anzusehen. "Commander."
Ich hörte ihre Worte kaum, als ich aus dem Transporterraum ging und den nächsten Turbolift aufsuchte.

Ich sog die Luft ein. Technisch gesehen war sie auf jedem Sternenflottenschiff quasi ident, eine standardisierte Mischung mit standardisierten Systemen.. aber dennoch hatte jedes Schiff seinen eigenen Geruch. Auf der Phoenix war immer ein subtil metallischer Geruch in der Luft gelegen, als ob sie bis auf die tragende Struktur minimalistisch gehalten war; Hier war sie. Anders. Einer meiner Fühler zuckte, konnte diesen Unterschied nicht genau benennen.
Vor mir öffnete sich die Tür zu einer leeren Turboliftkabine.
Ich zögerte nicht und betrat diese.
"Computer, wo finde ich Captain P'Thall?"
Die Antwort kam schnell und gewohnt präzise - der Captain befände sich in seinem Bereitschaftsraum.
"Brücke." forderte ich schlicht.

==Brücke==
Ich trat aus der Kabine - und hielt beinahe augenblicklich inne. Die Phoenix war alles andere als klein gewesen, weder in ihrer Insignia- noch in der Wyture-Variante, doch die Brücke der Britannia schien noch ein gutes Stück grösser zu sein, als meine bisherigen Dienstorte.
Meine Fühler reckten sich in erstaunen, während ich meinen Blick über die verschiedenen Stationen des hell erleuchteten Kommandozentrums schweifen liess.
"Kann ich Ihnen helfen, Commander?" sprach mich jemand von Rechts an." Ich wandte der Stimme meinen Blick zu.
"Äh, nein, danke Ensign. Ich bin nur auf dem Weg zu Captain P'Thall."
"Bereitschaftsraum, Sir." meinte der Ensign nur knapp. "Aber ich glaube, er will gerade nicht gestört werden."
Ich nickte. "Eine Störung lässt sich wohl kaum vermeiden, Ensign." kommentierte ich schulterzuckend. Ich wandte mich von ihm ab und ging schnurstracks zur Tür des Bereitschaftsraumes.
Tatsächlich war sie geschlossen, und ich betätigte den Türsignalgeber.
Ich atmete tief durch. Das wird interessant werden.


Wie ich da stand- die weiße Galajacke über den Schultern, den verengten Blick auf das schreibtischflächenumfassende LCARS-Interface gerichtet, welches den Raum in ein angenehm kühles Zwielicht tauchte, Zeile für Zeile den neusten Berichten folgend- läge der Gedanke nahe, dass ich mein privates Debriefing mit Katché und die vorangegangenen Vorfälle Revue passieren ließ. Nichts dergleichen war der Fall. Ich war auf der Suche nach Routine, einer gewissen Normalität, nach Kontrolle auf mein Schiff zurückgekehrt, und nahm mir nun die Zeit dafür. Mochte es für manch einen die Atempause seiner Wahl sein, sich auf der Starbase die Beine zu vertreten, auf den Holodecks Zerstreuung zu suchen, oder die Flotte für eine oder zwei Wochen hinter sich zu lassen. Meine Wahl war darauf gefallen, die Rückkehr der Routine auf die Britannia in all ihren Mikroabläufen zu verfolgen. Befreit von der Last einer Mission, die sie an eines der fernen Enden des bekannten Raumes geführt hatte, befreit vom notwendigen Übel der Präsenz von Rear Admiral Viso und seines Stabes, befreit von dem Dämon der sie heimgesucht hatte… konnte man ihr Aufatmen geradezu beobachten, wenn man nur genau hinsah und sich auf sie einließ. In den Bewegungen auf den Korridoren, im Schlendern der Wartungstechniker im Maschinenraum, in der computersignaluntermalten Stille auf der Brücke, im ruhigen, langsamen Herzschlag der auf Ruhebetrieb laufenden EPS-Leitungen.

Es war ein zärtlicher, friedvoller Moment, und ich tat gut daran ihn auszukosten, weil er nicht von Dauer sein würde. Ich machte mir keine Illusionen. Die Atempause des Einen war der Anlauf des Anderen. Zurück im Heimatquadranten wurde der Einfluss des Oberkommandos sofort wieder spürbar, und es würde nicht lange dauern. Ein Trauerspiel, dass es so weit mit mir gekommen war- Dass ich zumindest innerlich Mühsal gegenüber den notwendigen, natürlichen Ränkespielen innerhalb einer Kommandohierarchie empfand. Der Preis einer interstellaren Allianz von der Dichte und dem Volumen der Vereinten Föderation der Planeten.

Das Ertönen des Türsummers war keine Überraschung. Ich hatte mich wie so oft es ging gehabt über den Personalverkehr auf dem Laufenden gehalten, und meine letzten Gedanken waren keineswegs ein Kind des Zufalls oder der Dramaturgie des Universums gewesen. Sanguinischer, professioneller Pragmatismus war nun gefragt, und jene Nachfrage traf mich auf die Art in der richtigen Stimmung an.

„Treten sie ein.“, erklärte ich trocken, und stützte mich, das Glas mit dem Eiswasser beiseiteschiebend, mit den schwarz behandschuhten Händen an der Kante des Schreibtischterminals auf.



Ich folgte der Aufforderung des Captains und trat in den Bereitschaftsraum ein. Kaum hatten sich die Türhälften geschlossen salutierte ich, während ich mein Gegenüber musterte. Es war eindeutig ein Andorianer, vielleicht zehn Jahre älter als ich, in Galauniform. Ich unterdrückte ein Bedürfnis, eine Augenbraue hochzuziehen.
Ich bemerkte, dass er ungewöhnlicherweise Handschuhe trug - Handschuhe, die jenen glichen, welche sein älteres Konterfei in jener alternativen Zeitlinie, fünf Jahrzehnte in der Zukunft, trug.
"Lieutenant Commander Kelav T'Rish meldet sich wie befohlen." hörte ich meine Stimme ankündigen. Es klang noch immer unwirklich. Trotz meines Zwischenspiels auf Andoria hatte ich bisher immer das Gefühl gehabt, dass mein Dienst auf der Phoenix für die Ewigkeit gemacht sei.
Er erwiderte die Geste auf eine beinahe beiläufige Art und Weise. Sein Gesicht verriet nichts darüber, was er über meine Anwesenheit dachte.
"Stehen Sie bequem, Commander." entliess er mich aus dem steifen Paradegehabe.
"Die Befehle, Sir." erwiderte ich schlicht, und händigte ihm die drei PADDs aus, die ich bisher unter meinem Arm getragen hatte.


Ich straffte meine Schultern, nahm die PADDs mit der Rechten entgegen, legte sie seitlich aus, und überflog die Startup-Sicherheitscodierungen. Zwei davon wanderten daraufhin in den Aufnahmebereich, der sogleich ihre Quintessenz auf der Tischfläche verteilte. Das dritte, dessen Inhalte Kommandofreigabe erforderte, blieb außen vor. Mein Blick erfasste indessen T’Rish, erntete ihm in meinen Gedanken eine wohlwollende Note für die Haltung, und eine nachdenkliche für den kaum unauffälligen Zerrspiegel, den er mir vorhielt. Selbst abseits der Kenntnis seiner Akte war er mir kein Unbekannter, auch wenn ich nicht glaubte, bisher mehr als ein flüchtiges Wort mit ihm gewechselt zu haben.
„Dienstmeldung zur Kenntnis und abgenommen, Lieutenant-Commander. Willkommen an Bord.“
Mein Blick sagte auf durchaus bewusste Art und Weise sehr viel mehr aus als mein Tonfall, während ich mich auf Augenhöhe aufbaute, meine Hände vom Rand des Tischdisplays ließen, wie auch mein Blick von den Daten, meine Schultern sich strafften. Willkommen, Kelav. Und was mache ich nun mit ihnen? Wissen sie mehr als ich? Möglich. Würde es mir wirklich weiterhelfen? Unwahrscheinlich. Es half nicht weiter, aber ich machte keinen Hehl daraus. Ebensowenig wie aus den weiteren Formalitäten. Es hatte keinerlei Wert, ihn auf die Folter zu spannen oder zu prüfen- Wir wussten beide, dass ich das nächste Wort haben würde, also ließ ich ihn nicht warten.

„Ihre Versetzung auf die Britannia erfolgte nicht auf ihre Initiative hin. Wie stehen sie abseits ihres Pflichtbewusstseins dazu? Sprechen sie offen, wenn sie können.“ Die offensive Andeutung im Vorwegnehmen gerade dieser Frage und im verwendeten Wortlaut kollidierte ein wenig mit der wenig formellen oder gar aggressiven Ruhe Stimmlage. Es war eine ruhige, fast schon beiläufige Frage, ohne militanten Schneid und Wucht, aber dafür umso direkter.



Einer meiner Fühler zuckte unmerklich, während die Aufmerksamkeit meines künftigen - Korrektur: jetzigen - CO's sich wieder den Informationen auf seinem Tisch zuwandten.
Ja, wie ging es mir abseits meines Pflichtbewusstseins mit diesem Befehl? Ich zögerte einen Augenblick, während ich versuchte eine Antwort zu formulieren. "Ich weiss es nicht, Captain." antwortete ich schliesslich. "Und ich habe wahrlich nicht wenig Zeit auf diese Frage verwendet, seit mein Versetzungsbefehl aus heiterem Himmel kam." Ich zuckte andeutungsweise mit den Schultern. "Vielleicht stehen mehr Begründungen in den Dokumenten und Gutachten meiner Ärzte, die dies scheinbar veranlasst haben."
Wunderbar Kel. Fang ja deine Karriere auf diesem Schiff mit einer Lüge an.
"Ich schätze, es hat wohl damit zu tun, dass es.. nun ja, gut für mich sei, in den aktiven Dienst zurückzukehren."
Der Andorianer warf mir einen kurzen Blick zu. "Ich wollte wissen, wie Sie dazu stehen, nicht, wie und warum Sie hierherkamen." stellte er fest.
Stimmt. schalt ich mich. Ich hatte wohl mehr oder weniger bewusst vom Thema abgelenkt.
Ich atmete tief ein. "Captain, Pflichtbewusstsein hin oder her, ich werde froh sein, wenn ich nicht ständig in ein und denselben Büro ein und denselben Raumhafen anstarren muss." entgegnete ich schliesslich knapp und mit einem Anflug von Ärger, als ich mich an die dröge administrative Arbeit auf meiner Heimatwelt erinnerte. "Ich hatte zwar damit gerechnet, erneut auf meiner ehemaligen Einheit - der Phoenix - Dienst zu tun, aber offenbar hat die Sternenflotte andere Pläne für mich." Meine Augen wanderten hin und her, begutachteten die Einrichtung des Bereitschaftsraumes, versuchten einzuschätzen, was für ein Charakter der Captain war, hinter der Fassade des Kommandos und der Gardisten von Andoria. "Ich weiss zwar nicht, welche Funktion ich auf diesem Schiff einnehmen soll, aber ich schätze, in Ihrer Sicherheitsabteilung ist immer Platz für erfahrene Leute." setzte ich nach.


Ich hatte mich seit der kleinen Kurskorrektur, die ich seiner Antwort verpasst hatte, nicht weiter geregt- Sah man davon ab dass das dritte, codierte PADD nun in meiner Hand ruhte, mein Blick die Inhalte Punkt für Punkt überflog, ohne mein Gegenüber wirklich aus den Augen zu lassen. Weder das eine oder andere vervollständige das Gesamtbild jedoch wirklich, lieferte mir bessere Antworten als meine ureigene, stets bedachte aber nie ans Ruder gelassene Paranoia. Es gibt keine Zufälle. So weit, so gut. Welcher Gedanke drängte sich also angesichts des Auftauchens eines solchen Kandidaten zu einer solchen Zeit auf? Nur noch jener, dass ich zu gerne gewusst hätte, ob T'Rish das Spiel willentlich oder gezwungener Maßen mitspielte, ob er ein guter Schauspieler oder ein weiteres, ächzendes Rad im Getriebe war, das seinen eigenen Idealen zum Trotz solche Aufträge ausführte. Ich wusste, wo ich mich dahingehend einzuordnen hatte- Reichte das um einer gehörigen Portion Wunschdenken Platz zu machen? Mein verengter, prüfender Blick blieb auf ihm, doch das Padd landete wieder auf meinem Schreibtisch. Richtig- Paranoia. Wie gut, dass mir diese Situation keinerlei Möglichkeiten gab, sie einfließen zu lassen. So konnte ich sie gefahrlos zu Ende denken.

„Das Oberkommando hat in der Tat für uns beide Pläne, aber keine Antworten, Commander. Und leider befinden wir uns in der unglücklichen Situation, dabei wenig Mitsprache zu genießen.“ Mein rechter Mundwinkel zuckte flüchtig, mein Blick erweichte einen Augenaufschlag lang. Abermals blieb nur, einen Kurs einzuschlagen. Doch in diesem Fall war es lediglich ein Hauch von Trotz, der gegenlenkte- Mein dienstlicher Kompass war davon wenig beeindruckt, funktionierte einwandfrei. Ich musste und würde mit den Ressourcen und Informationen arbeiten, die ich zur Verfügung hatte. „Also genug von den Dingen, auf die wir keinen Einfluss haben. Es scheint als wäre ich am Zug, was ihren Verwendungszweck betrifft, und ich hätte keinerlei Freude daran sie auf die Folter zu spannen, oder unsere Zeit zu vergeuden.“

„- Sir?“ Ich konnte nicht genau erkennen, ob T'Rish lauerte oder litt, aber ich hatte die ausgeprägte Vermutung dass er schlichtweg abwartete und einfach nur wieder einen Platz in einer Schiffscrew wollte, der seinen Qualifikationen entsprach, und ihn nicht weiter im Unklaren treiben ließ. Wieder hätte ich mich fragen können, aber mein Instinkt warnte mich, dass die Wahrheit manchmal dazwischen lag. Jedenfalls bewahrte er Haltung.

„Ich sehe in ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder XO-Material, noch dahingehende Ambitionen- Und es wäre gut, wenn ich mich darin nicht irrte, aber letztlich irrelevant. Was ich habe ist eine vakante Position als Sicherheitschef, falls sie bereit sein sollten, wieder ein Büro zu beziehen.“ Meine Schultern, über welchen die Galajacke hing, strafften sich noch etwas weiter während ich meine Hände hinter meinem Rücken verschränkte. „Ihre dahingehende Qualifikation steht außer Frage. Ich hoffe also lediglich, dass sie hierzu einen klareren persönlichen Standpunkt vertreten als zu ihrer Versetzung, denn ich vertraue die Sicherheit meiner Crew nicht im Zweifel an, Commander T'Rish. Nicht in meinem. Nicht in ihrem.“ Mein Blick destillierte die Frage, sprach sie annähernd so klar aus wie es meine Stimme getan haben könnte. Und? Zweifeln sie?



Autsch.
Natürlich hatte er vollkommen Recht mit seiner Einschätzung, dass ich momentan weder XO-Material sei, noch, dass ich irgendwelche Ambitionen darauf hätte. Meine Zeit unter Ner'Ayez war ein einziger Mahlstrom aus Arbeit, Papierkram und Drama gewesen, der, kombiniert mit meiner zunehmend schwächelnden Gesundheit, mich nach und nach aufrieb und fertigmachte.
Ich liess Luft kontrolliert entweichen, erlaubte mir diese zwei Sekunden um mich zu sammeln und eine Antwort zu formulieren.
En garde.
"Zweifel? Woran?" fragte ich eher rhetorisch nach. "An mir als Person? In Fragen eines Sicherheitsoffiziers wohl kaum. Mein Charakter? Das werden Sie im Laufe der Zeit werten müssen." Ich schüttelte andeutungsweise den Kopf. "Zweifel an der Umgebung und der Situation? Das ist in meinen Augen der Kern meiner Aufgaben, egal ob als CXO oder einfacher Spezialist in der Sicherheitsabteilung."
Parade.
"Klingt eher nach einfacher Paranoia." erwiderte er, den Blickkontakt haltend. Ich kniff andeutungsweise meine Augen zusammen, versuchte weiter einen Eindruck von ihm zu bekommen. Wie hatte Yu'She ihn nochmal beschrieben? Als jemand der recht strikt war? Und doch ab und an die Regeln bog, wenn es notwendig wurde?
Bog er hier die Regeln? Was für Befehle hatte er im Bezug auf mich erhalten? XO? CXO? 'Eigenes ermessen?' Ich merkte keinerlei Regung an ihm, kein Signal, das mir irgendwie verraten hätte können, was er dachte. Ich fand den Gedanken beunruhigend. Abseits von jenen Idealbildern eines Offiziers, die jeden Wunsch und Plan ihres Vorgesetzten vorausahnen konnten, hatte ich bisher von den meisten Personen unter denen ich diente zumindestens irgendein Bild gehabt, sobald ich ihnen begegnet war. Aber dieser Mann mochte eine Statue sein - oder ein schlecht programmiertes Hologramm.
Für einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken, ob letztere Theorie nicht doch zutreffend gewesen sein mochte.
Riposte.
"Ein gewisses Mass an Paranoia ist für jeden Soldaten und Sicherheitsoffizier überlebensnotwendig. Und es macht uns erst so richtig effektiv und gut in unseren Jobs. Mich überrascht es ein wenig, dass sie dies überhaupt feststellen müssen." Ich hob beschwichtigend die Hände bevor noch eine Reaktion von Seiten meines Spiegelbildes kam.
Touché.
"Aber nein, ich habe keine Zweifel in mich und meine Fähigkeiten. Ich kenne meine Grenzen. Ich bin mir meiner Stärken und Schwächen tagtäglich mehr als bewusst. Was meinen Willen angeht.." ich zögerte für einen Sekundenbruchteil, fragte mich, ob ihm dies aufgefallen war. "Ich hatte bereits zum Ausdruck gebracht, dass ich heilfroh sein würde, abseits des immer gleichen Ausblicks nicht die Arbeit von Bürokraten erledigen zu müssen. Ein Posten, mit dem ich bereits lange Erfahrung sammeln konnte? Immer her damit. Ich mag ein schwacher XO gewesen sein. Aber ich weiss, worum es in der Sicherheit geht." Sie sind am Zug, Captain.


„Sie haben in vielen Dingen Recht, Commander. Aber in zweien ganz besonders.“, entgegnete ich schließlich, nachdem seine letzten Worte verhallt waren, und der Blickkontakt zwischen uns lange genug angehalten hatte, um mich zu vergewissern dass ein Augenblick gespannter Stille im Kielwasser eines solchen Vortrags seine Entschlossenheit nicht schon wieder einreißen würde. „Ich werte ihren Charakter, angefangen mit ihrem ersten Schritt in meinen Bereitschaftsraum, und wir haben noch einen langen Weg vor uns. Von dem ich keinen Meter mit Unterschwelligkeiten und Beschönigung verschwendet sehen will.“ Es mochte demonstrativ wirken, wie ich schließlich meine Jacke abstreifte, mit einer halben Körperdrehung hinter mir über die Lehne meines Stuhls hängte, und ihm schließlich mit einer knappen Geste in Richtung der Sitzgelegenheit auf seiner Seite des Schreibtisches das selbe anbot, ohne seiner unmittelbaren Reaktion viel Beachtung beizumessen.

„Zweitens: Paranoia. Die Britannia hat drei harte Jahre hinter sich, die mit einem konstanten, stabilen Führungsstab die Crew weit weniger belastet hätten. Ein Luxus, der uns teils durch höhere Gewalt, teils durch mein Verschulden nicht zuteil wurde. Ich muss ihnen nicht erzählen, wie wichtig eine eingespielte und etablierte Kommandocrew ist, und deshalb auch nicht, wieso ich meine Wahlmöglichkeiten heute besonders sorgfältig abwäge.“ Jetzt war die Zeit für ein dünnes, schiefes Lächeln endgültig gekommen, auch wenn es vorbeizog wie ein irritierender Windhauch an einem erdrückend schwülen, völlig stoischen Tag auf Vulkan. „Sehen sie es mir also nach, wenn ich nicht allzu viel darauf gebe, von ihnen zu hören dass sie über ein wenig Abwechslung froh sein werden, und daran ihre Entschlossenheit nicht messe. Und dafür umso mehr auf das gebe, was sie eben sagten.“




Ich nahm das Angebot des Captains an und liess mich ihm gegenüber nieder. Die ersten Schüsse wurden abgefeuert, die Verteidigungsmöglichkeiten getestet. Noch leben wir beide. Zeit die nächste Phase einzuläuten.
"Mir sind die Notwendigkeiten einer halbwegs konsistenten Führungsebene sehr bewusst." Ich lachte kurz auf. Mir war egal, ob das hier und jetzt unprofessionell wirkte, es war einfach ein Gefühl, das ich nicht unterdrücken konnte in Anbetracht der Geschichte der Phoenix. "Vielleicht sogar besser, als manch ein anderer Offizier."
Ich sah ihn wieder durchdringend an, mit den eisblauen Augen, die von so vielen als einschüchternd beschrieben werden konnten, wenn sie sich am falschen Ende eines misbilligenden Blickes wiederfanden. Ich legte die Hände ineinander. "Unabhängig davon, ob Sie mich jetzt als CXO einsetzen wollen oder nicht, ich habe nicht vor, schnellstmöglich von hier zu verschwinden. Die Versetzung mag nicht meine Idee gewesen sein. Aber glauben Sie ernsthaft, dass ich mir die Chance entgehen lasse, wieder aktiv etwas bewegen zu können? Sir." setzte ich noch nach. Vertrautheit würde sich erst mit der Zeit ergeben. Nicht hier, nicht jetzt, nicht beim ersten Meeting. Und so oder so - egal aus welchem Motiv heraus, sei es der Wunsch exzellente Arbeit zu leisten, oder die Notwendigkeit, Informationen für Woodridge zu beschaffen, ich würde mir das Vertrauen dieses Mannes erarbeiten müssen.
Unwillkürlich fragte ich mich, ob er mir je vergeben würde, wenn rauskäme, wozu ich tatsächlich an Bord gekommen war.



„Nein. Bis auf weiteres haben sie diesbezüglich Eindruck gemacht. Ich will, und ich werde.“, fasste ich knapp zusammen, nun da ich besagten Eindruck hatte, den ich mir hatte verschaffen müssen. Paranoia hin, Paranoia her- Er war die beste Karte, die ich auf der Hand hatte, und wäre es unter besseren Umständen genauso gewesen. Mein Misstrauen gegenüber dem Oberkommando und T’Rishs Timing war die eine Sache- Zu wissen, wann man sich gar nicht einzubilden brauchte mitspielen zu können, wenn man ganz klar einer anderen Liga angehörte, eine völlig andere. Geblieben war nur mir einen direkten Eindruck zu verschaffen, und hierfür musste genügen was ich bekommen hatte. Mehr Rückversicherung ging nicht, ehe der Mann seinen Dienst antreten würde. Mein Instinkt sagte mir dass dieser Artgenosse seinen Job erledigen würde- Oberkommando-Hintergrundgedanken hin oder her. Das musste genügen.
„Schiere Bereitschaft ist das eine. Darüber hinaus jedoch mag es zwar fast ein Jahrzehnt her sein, dass ich dieses Gespräch von der anderen Seite dieses Tisches erlebt habe, aber es braucht einen speziellen Typus von Offizier, um für die Sicherheit einer Crew zu sorgen- insbesondere jener ihres Captains, und nicht zuletzt vor dessen eigenen Entscheidungen. So viel weiß ich noch. “, stellte ich nicht ohne Amüsement fest, wovon er jedoch bestenfalls eine Andeutung erahnen würde.

„- Und wie geht es jetzt weiter, Sir?“ Der Lieutenant-Commander wusste es besser, als zur Schau zu stellen, ob gerade irgendeine Art von Anspannung von ihm abfiel oder nicht. Und ich wollte es gar nicht anders haben.

„Ich lasse ihnen ein Kommandoebene-Quartier zuweisen, und erteile ihnen Zugriffsrechte für die klassifizierten Dienstakten und Missionslogbücher. Damit ihnen nicht langweilig wird, bis Lieutenant-Commander Amh zurückkehrt und ihnen ihr Büro übergibt. Melden sie sich bei ihr zum Dienst, lernen sie sie kennen, und stellen sie anhand ihrer Eindrucks von ihr fest, wie ernst ich es mit meinem Desinteresse an zögerlichen Sicherheitschefs meine.“

Ich erhob mich, um ihm die Hand zu reichen. Bis auf weiteres.