Brit - Ens Yu'She / Cpt P'Thall - Ulogs 5 / 3 - 13085.0201

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Thorn P'Thall
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Registriert: Di 11. Jan 2011, 01:53

Do 8. Dez 2011, 02:01

Beteiligte: Rubens Wolf, Starak (NPC)
Erwähnte: John „Snakebite“ Fallor, Caryl Bevan

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Thorn: 1559



*** USS Britannia – Deck 09 – Korridore ***


Ein neuer, unregelmäßiger Herzschlag erfüllte die Korridore der unzureichend gedämmten Außensektionen der Britannia. Es war der ferne, aber durch Mark und Bein des Schiffes gehende Lärm der gigantischen Greifer und Kräne des Trockendocks, über welches die Starbase verfügte. Während diese ferngesteuerten Hände eines mechanischen Riesen den groben Teil der Demontage massiverer Außenkomponenten des nachgerüsteten Quantenslipstream-Antriebs verrichteten, arbeiteten innerhalb der Hülle und der Strukturkraftfelder zahlreiche Spezialisten an der Feinarbeit- Der Herauslösung des Nervensystems dieses ganzen, den Besiegten sei Dank ungenutzt gebliebenen Fremdsystems, welches sich wie ein Parasit mit den Bordsystemen der Britannia verbunden hatte. Die Arbeiten liefen streng nach vorgefasstem Plan ab, schließlich war dieses Retrofit von Vornherein nur auf einen temporären Einsatz ausgelegt worden, und trotzdem kam ich nicht um diese emotionale Sichtweise des gesamten Prozesses herum. Ich war froh, dass wir aus diesem kleinen Teufelspakt ohne bleibende Schäden wieder herausgekauft worden waren- Mein Schiff und ich.

Es war unter diesem Umständen kaum überraschend, dass ich die Fühler nicht still halten konnte, und auf dem Weg zum Herz der Arbeiten war, wie auch dem ihnen vorstehenden Offizier. Es handelte sich dabei nicht um Bevan, ihr Baby war das Tor, und ich verbarg meine Neugier und Skepsis auf und gegenüber dem Mann nicht, der diese Operation am offenen Herzen meines Babies durchführte. Der Werfttechniker, der mich eine provisorische Schleuse weiter aufforderte, als Vorsichtsmaßnahme gegenüber Micro-Hüllenfrakturen und ungeplanten Dekompressionen einen stromlinienförmigen Klasse-Sechs-Raumwartungsanzug anzulegen, bekam ein wissendes, genervtes Nicken zurück. Das Anlegen der Hardware hielt nicht lange auf, schließlich glichen diese Werftmodelle für Zonen mit niedrigem Risiko oder kurze Raumspaziergänge in sicheren Sektoren den Notfallanzügen für Schiffsbesatzungen auf kleinen Eskortschiffen, deren schnelles Anlegen zum Konzept der Gefechtsvorbereitung gehörte. Oder auch den leichten Zero-G-Trainingsmonturen der Sternenflottenakademie. Mein Mundwinkel zuckte verräterisch, doch nur das innere meines Helms war Zeuge.

Kurz darauf waren meine Sicherheitsfreigabe erfasst- die Technologie, die hier gehandhabt wurde, war noch immer als geheim eingestuft- und meine Vorbereitungen beendet. Mein bildaufnahmefähiges PADD blieb zurück, während ich an zwei gegenüber der Schiffsarchitektur fremdartig geformten Schotts vorbei in die grell notbeleuchteten Sektionen trat, wo mir durch den Schutzanzug zum Verwechseln ähnliche Techniker in den offenen Wandsektionen des Schiffes arbeiteten, jedoch mit zurückgeklappten Lamellarhelmen. Also entledigte ich mich nach einer kurzen Prüfung der HUD-Angaben zur Umgebungsluft ebenfalls der Vorrichtung, die sich bei der kleinsten Gefahr automatisch wieder in Position bringen würde.



„Nahr, mir tun die Augen weh. Ihnen nicht?“, stumm sah ich zu Chief Wolf hinüber, der ebenso wie ich unter einer der Komponenten des Slipstreamantriebs hing, schwerelos mit dem Rücken zum Boden. Das grelle Licht, gegen das wir anblinzeln mussten, sollte allen Anwesenden zeigen, wo die gravitationsfreien Bereiche anfingen, doch der unangenehme Nebeneffekt war ein Gegenlicht, das selbst durch die geschlossenen Lider nicht zu ignorieren war.
„Doch.“, antwortete ich leise. „Schon.“ Vor mir erkannte ich im Widerschein der Reflexion meines Anzugs, der mich aufgrund der fehlenden Gravitation zum Glück nicht weiter einschränkte, den Verschlussmechanismus der dritten Kühlsektion im Auffangmodul des Antriebssystems. Er klemmte.
„Es ist schon eine Schande.“, erklärte Chief Wolf und schüttelte den Kopf, nachdem er sich die Augen gerieben und die Hand ausgeschüttelt hatte, mit der er seit guten fünf Minuten versuchte den Verschlussmechanismus zu öffnen. „Wenn wir wenigstens die Versuchsreihe hätten beenden können.“, wieder schüttelte er den Kopf. Es war schon bedauerlich, dass die Demontage unser Experiment unterbrochen hatte, also nickte ich und versuchte ebenfalls hinter die Verkleidung des Moduls zu bekommen, um dort die verklemmten Halterungen zu lösen. Nach dem erneut gescheiterten Versuch nahm ich den Handschuh ab. Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Chief Wolf eine Sekunde lang erstarrte, auf meine bare Hand sah, deutlich schluckte und weiter machte. Irritiert kreisten meine Fühler, doch war dies nicht der Ort und ich nicht die Person, um ihn darauf anzusprechen.
„Ma’am, ich gebe auf.“, sagte er nach einigen Momenten deutlich frustriert. „Ich bekomme diese Kontaktstelle nicht getrennt, zumindest nicht ohne entsprechendes Werkzeug.“, ich nahm etwas Abstand zu dem Verschluss und nickte.
„Vielleicht wenn wir es zu zweit versuchen.“, schlug ich vor. „Wenn ich diesen Teil der Abdeckung nach vorne ziehe, kommen Sie vielleicht an den Verschluss.“, ich schob mich ein wenig zur Seite und machte Chief Wolf Platz.
„Das könnte funktionieren.“, erklärte er, schob seine Finger in den Spalt. „Noch ein Stück weiter.“, mit mehr Kraft stemmte ich mich gegen das Modul um die Abdeckung wegzudrücken, Chief Wolfs Arm verschwand beinahe bis zum Ellbogen in dem entstehenden Spalt. „Das fühlt sich an als sei darin etwas geschmolzen.“, erklärte er, sah zu seinem Haaransatz und tastete weiter. „Kein Wunder, dass wir das nicht aufbekommen.“, am Boden sah ich den magnetischen Werkzeugkoffer stehen.
„Ein Typ III Mechaniklaser?“, fragte ich und der Chief nickte.
„So einen hat doch der Techniker vorhin auch benutzt, oder?“, ich nickte.
„Können Sie die Abdeckung kurz festhalten?“, fragte ich, Chief Wolf arrangierte sich neu und nickte.
„So geht’s, ja.“
„Ich bin gleich wieder da.“, damit stieß ich mich nach unten ab, zielte einen Bogen an, mit einer Drehung auf halber Strecke um die eigene Vertikale, damit ich direkt vor dem Koffer zum Stehen kommen würde. Erst konnte ich durch das Licht hindurch nichts erkennen, alles außerhalb des gravitationslosen Bereichs war schwarz. Doch als ich gerade zu der Drehung ansetzte, erkannte ich außerhalb des Lichtkegels Thorn. Nach einem Schlag, den ich bis unter die Kopfhaut spürte, setzte mein Herz einen Augenblick aus. Die Drehung konnte ich vergessen und der Boden kam unwillkürlich näher, ebenso der Rand des Lichtkegels. Die Schwerkraft überraschte mich, als ich ihn passierte und so fiel ich aus einem knappen halben Meter hinunter, ging ein gutes Stück in die Knie, um mich zu fangen. Als ich den Blick hob, war Thorn noch immer in ein Gespräch vertieft. Am liebsten hätte ich mit ihm gesprochen. Seine eisblauen Augen hatten mich entdeckt, da war ich sicher. Als mir klar wurde, dass ich herumstand und ihn anstarrte, drehte ich mich auf dem Absatz um, trat wieder in das Licht, holte den Mech-Laser und schwang mich zu Chief Wolf nach oben, diesmal die Drehung durchführend, die ich auf dem Weg nach unten verpasst hatte.
„Hier.“, ich reichte ihm den Laser und übernahm die Abdeckung. Chief Wolf presste die Lippen aufeinander und streckte konzentriert die Zunge hindurch, während er blind im Inneren herum tastete. Mein Blick fiel an der abstehenden Abdeckung vorbei auf den Boden. Wie eine Fledermaus hing ich an dem Auffangmodul und entsprechend stand Thorn auf dem Kopf. Wie es schien, ließ er sich zeigen, wie wir voran kamen.
„Ha!“, ich schrak zusammen, ließ die Abdeckung los und das ließ Chief Wolf kurz wegzucken. Fahrig griff ich nach der Abdeckung, zog sie wieder an, warf Wolf einen entschuldigenden Blick zu. „Wir brauchen zwar Stunden um das mit allen Verschlüssen zu machen, aber es funktioniert.“, erklärte er. Ich nickte, sah wieder nach unten.




„- Sir?“
Das Geschehen in meinem Augenwinkel ausblendend riss ich meine Konzentration wieder zusammen und warf sie in Form eines eiskalten, dezent strafenden Blickes komprimiert Lieutenant Starak entgegen. „Schneller wäre besser. Wir haben vor wenigen Stunden Befehle erhalten, schnellstmöglich abzulegen.“, entgegnete ich, ohne dass mein Tonfall auch nur die geringste Irritation eingestehen würde- Geschweige denn eine Unterbrechung des Gesprächsflusses. Der Ohaljaner blinzelte, wandte seinen Blick ein wenig zur Seite.
„- Wenn es nach mir ginge wären wir schon längst fertig, Captain. Aber die Personalbeschränkungen, die uns durch die Geheimhaltungsstufe der Komponenten auferlegt werden, reduzieren die einsetzbare Manpower deutlich. Mit allem Respekt, wir sind hier nicht auf Utopia Planitia.“ Die Ohren des gelbhäutigen Offiziers legten sich leicht an als er wieder aufblickte. Ich bedeutete ihm mit einem halb nickenden Seitenblick, mir den Korridor entlang zu folgen.
„Ich weiß, Lieutenant. Und ich habe mit der Einholung von Sondergenehmigungen für Elemente meiner Crew bereits mein Möglichstes getan. Also erwarte ich im Gegenzug nicht weniger. Solange wir uns dahingehend verstehen, verstehen wir uns völlig. Also?“ Ich blickte nun geradeaus, während wir den Korridor entlangschritten der uns einem der kraftfeldgesicherten, hart beleuchteten Zero-G-Schächte entgegenführte, welche planmäßig durch die Hülle hindurch geöffnet worden waren. Sie erinnerten mich Argwohn erweckend an glatte Durchschüsse. Ich mochte sie nicht.
„- Zwei Tage.“, rang sich der Mann ab.
„Akzeptabel, solange wir in nicht mehr als 28 Stunden damit beginnen können, das EPS-Gitter schiffsweit auszulasten.“, fügte ich ganz selbstverständlich hinzu.
„- Das ist eng kalkuliert, aber möglich.“
„Schön dass wir uns einig sind. Machen sie weiter, Lieutenant.“

Mit einem knappen Salut trennten wir uns, und ich blieb am Rande des scharf gezeichneten Lichtkegels auf dem nackten Korridorboden zurück. Er verschwand für einen Augenblick, zwei Sekunden vielleicht, während im Vakuum jenseits der Kraftfelder ein schwerer Transporter vorbeizog, der Hüllenpanzerungssegmente transportierte. Der nächste folgte gleich darauf, und ich hörte vertraute Stimmen, während ich fast geistesabwesend dem am Rande des Lichtes abgestellten Werkzeugset einen weiteren Permascheinwerfer entnahm, den der neuerliche Flugverkehr an der Hülle notwendig machen würde.

Um ihn ins Licht zu halten, und ihm einen gekonnten Schubs in die richtige Richtung mitzugeben.



Plötzlich war es dunkel und ich erschrak schon wieder, doch als ich mich nach dem Licht umsah, erkannte ich, dass es nur jenseits des Kraftfeldes verdeckt wurde, das unsere Arbeit vom luftleeren Raum trennte. Gleich darauf wurde es wieder hell, doch Chief Wolf machte mich mit einem Nicken darauf aufmerksam, dass es gleich wieder dunkel werden würde.
„Ich hole einen Permascheinwerfer.“, erklärte ich und Chief Wolf grinste. Mit beiden Händen an der Abdeckung des Verschlusses hantierend nickte er nach unten, wo der Captain gerade einen Scheinwerfer auf den Weg schickte.
„Nicht mehr nötig.“, grinste der Chief weiter.
„Danke, Sir.“, sagte ich, doch das hatte er garantiert nicht hören können. Verlegen sah ich zu Wolf rüber, der mich grinsend ansah. Ich räusperte mich. Spürte wie meine Fühler versuchten zu tun was ich nicht konnte: verschwinden. Irgendwo in meinen Haaren, die ebenfalls herumschwebten. „Danke, Sir.“, rief ich lauter, drehte mich sofort um und war Chief Wolf für seine nächsten Worte unendlich dankbar, weil sie mich aus dem Sichtfeld aller Beteiligten entließen: „Der letzte Verschluss ist zu weit hinten. Ich komme nicht ran.“, er machte Platz, damit ich hinter die Abdeckung sehen konnte. „Sie sind kleiner, Ma’am. Vielleicht kommen Sie ran.“, sofort stimmte ich zu, wir tauschten die Plätze und mit viel Gestrampel, wegen einer fehlenden Möglichkeit sich irgendwo Halt zu suchen und der zunehmenden Instabilität des Auffangmoduls, kam ich mit dem Oberkörper in den Spalt, den der Chief mir öffnete, leuchtete mit dem Scheinwerfer hinein und konnte den Verschluss nach wenigen Momenten lösen.
„Puh.“, ich atmete im gleichen Maße wenn auch lautloser aus und nickte. „Das war’s. Wenn Sie mir noch helfen es runter zu bringen, kann ich es zur Abholung geben.“, wieder nickte ich. Gemeinsam schwebten wir an die Decke und brachten das Modul kontrolliert auf den Boden. Es war nicht leicht, das Modul hatte zwar kein Gewicht mehr, aber es war sperrig. Auf etwa dem halben Weg verabschiedete sich Chief Wolf, schubste das Werkzeug zu mir rüber. Mit einem flauen Gefühl im Magen, bedingt durch Freude und Furcht, die ich gleichzeitig empfand, schwebte ich auf die im Dunklen stehende, schemenhaft vorhandene Gestalt des Captains zu. Je näher ich kam, desto weniger Schwung hatte ich und fürchtete schon, dass es nicht ausgereicht hatte.




Mehr als nur einen Augenblick lang spielte ich mit dem Gedanken, dass sie eventuell ihr Restmomentum verlieren könnte, noch ehe sie wieder den Boden der Tatsachen erreichte, so unwahrscheinlich das rein physikalisch auch sein mochte- Der Eindruck drängte sich dem Gravitation gewohnten Verstand eben auf, bei all der Zeit die sie sich ließ. Amüsant, aber leicht zu verdrängen, bedeutend leichter als der Ansatz eines Zuckens der sich an der Wurzel meiner alten Fühler staute, während ich mit am Rücken verschränkten Händen und in gewohnter Haltung auf sie wartete. Von den Mundwinkeln ganz zu schweigen.

„Ensign.“

Doch als sie schließlich recht mittig im Lichtkegel aufkam, das Manöver diesmal merklich sorgfältiger durchkalkuliert habend- pedantisch, scheinbar, zumindest hinsichtlich der Treffsicherheit- und noch immer zwei Schritte in Schwerelosigkeit vor sich hatte um sich zu mir zu gesellen, ersparte ich ihr und mir die Langsamkeit und Unbeholfenheit eines solchen Weges, so kurz er auch sein würde. Ich trat also ganz an den Rand, streckte meinen Arm weit in das Licht, und bot ihr die Hand an.




Die ganze Szene war so surreal, dass ich mich unweigerlich an unser letztes Treffen auf dem Holodeck der Akademie zurückversetzt fühlte. Ein warmes Kribbel ging meine Beine hinauf, über meinen Bauch und gipfelte in den wenigen Quadratzentimetern, über die sich die pragmatisch scheinende Berührung erstreckte. Einen Augenblick blinzelte ich, musste meine Augen an die plötzlich geringere Lichtintensität gewöhnen, als ich aus dem Lichtkreis kam und neben Thorn den schweren, festen Boden berührte. Als wäre ich die ganze Zeit auf einem Fließband gestanden, das mich vorwärts brachte und nun still stünde, schwankte ich kurz, was den Griff seiner Hand kurz fester werden ließ, ehe ich aufsah, entschuldigend.

„Captain.“, als mir diese einzig mögliche, logische, konsequenzrichtige Antwort über die Lippen kam, kam mir auch wieder ins Bewusstsein, dass dem so war: Captain und Ensign. Augenblicklich war es mir unsagbar peinlich. Super, die Landung hatte geklappt, aber ich hatte mir ziemlich Zeit gelassen, hatte ihn warten lassen, er musste mir sogar helfen, damit ich nicht ewig brauchte und dann stand ich da, blinzelte und schwankte! „Sir.“, schickte ich hinterher, doch es kam mir schwammig, zu hastig und völlig deplaziert vor. „Verzeihen Sie.“, eigentlich sollte ich ihn ansehen, doch dazu bekam ich mich gerade nicht überwunden. Eisern blieb mein Blick auf einen Punkt zwischen seinen Füßen fixier.




Ich verkniff mir nur knapp ein Nicht doch; Lassen sie das; Aber Ensign; Wofür?; oder sonst eine der mehr als offensichtlichen Entgegnungen, von denen ich inzwischen wusste dass sie Yu’She mehr irritieren als um ihre übervorsichtige Sorge erleichtern würden, und deutete lediglich ein Nicken an, während ich ihre Hand losließ- Als ich mir sicher war dass sie ebenso stand. Ferner folgte mein Blick, trotz verräterischem Augenbrauenzucken, nicht dem ihren gen Boden, und ich fragte sie auch nicht ob zwischen meinen Stiefeln irgendetwas interessanteres aufgetaucht war, als ihr kommandierender Offizier.

Beim Eis von Andor, Yu’She. Du machst es mir wirklich nicht leicht.

„Sie sind hier fertig, Ensign?“ Sie bestätigte, ließ mich ihren Blick nicht einfangen, also spiegelte ich schließlich das seitliche Nicken welches ich dem Lieutenant kurz zuvor hatte zukommen lassen, wenngleich mit einer anderen Note darin. „Dann gehen sie ein Stück mit mir, und erzählen sie mir ob ihnen die Exkursion genützt hat.“, erklärte ich mit beinahe sanftem Nachdruck, ehe ich mich von ihr abwandte, als ich mir letztlich sicher war dass sie sich in Bewegung setzen würde. „… oder gegebenenfalls auch nur gefallen.




Seine Worte bewirkten bei mir, dass ich den Blick vorsichtig wieder hob, erkannte, dass er sich abgewandt hatte und eilig neben ihn schritt, damit er mich nicht abhängte. Er war nicht böse, wegen der Ungereimtheiten – ich war erleichtert. Nachdrücklich nickte ich, sah wieder zu ihm auf.
„Sehr, ja, es hat mir gefallen.“, bestätigte ich. Anfangs so gar nicht, weil es der Grund gewesen war, aus dem er mich weggeschickt hatte, doch die Technologie war unbestreitbar spannend. „Es hat einige Zeit in Anspruch genommen und wir konnten die Experimente und Simulationen nicht beenden, doch wir sind auf aufschlussreiche Ergebnisse gekommen.“, erklärte ich genauer, damit er nicht fragen musste und womöglich die Geduld mit mir verlor. Oder war das schon zu ausführlich gewesen? Ich neigte dazu zu plappern, ganz sicher. Vorsichtig versuchte ich seine Miene zu lesen, doch ich erkannte gar nichts. Wie üblich. „Es…es ist schade, dass der Antrieb schon wieder ausgebaut wird, Sir.“, ich hoffte er nahm das nicht als Vorwurf auf.




„Schön, dass sie davon profitiert haben. Ich kann ihnen auch nicht verübeln dass sie das so sehen.“, entgegnete ich, ohne sie anzusehen- Den Blick mal wieder vorwärts gerichtet.
„- Sie nicht, Sir?“ Die Pause, die ihrer Entgegnung voranging, war kürzer als zuletzt.
„Nein.“, entgegnete ich charaktergemäß knapp, ehe mich ein kleiner, sehr bewusster Seitenblick zu ihr aufweichte. Ich beschloss sie nicht fragen zu lassen, musterte im Vorbeigehen einige Wartungstechniker während wir ihr Bodenloch umgingen, in welchem sie EPS-Leitungsüberbrücker abmontierten.
„Behielten wir den Antrieb an Bord, wäre er ein immer wieder verlockender Komfort, mit unabsehbaren Konsequenzen. Ich mag solche Variablen im Entscheidungsprozess nicht, Ensign. Jeder Einsatz müsste mit dem Segen des Operationsstabs geschehen. Kontaktverluste sind jedoch häufig genug, Einzelfälle ziehen leicht zu verfälschende Untersuchungen nach sich, und was wenn der Stab erreichbar, aber unentschlossen ist? Selbst von den noch schwer absehbaren Konsequenzen für den Subraum und der Gefahr fataler Fehlfunktionen abgesehen, wenn man bedenkt, dass diese Schiffsklasse nicht für Slipstreamreisen konzipiert wurde. Eine wundervolle Geheimwaffe ohne ausreichende Zuverlässigkeit, klar abgesteckter Folgen aller Art, und letztlich ein Hindernis im Entscheidungsprozess welches man als Verantwortlicher nie ganz aus dem Kopf bekommt.“
Nüchtern betrachtet war es ein gradliniger Vortrag, doch mir fiel bald auf dass ich es nicht so klingen lassen wollte. Leichte Fühlergesten, der eine oder andere Seitenblick, ein Hauch von Ausdruck in den Augen, die ihre jungen, weichen Züge streiften. Pausen, um sie atmen zu lassen, und langsamere Schritte als nötig, damit sie sich nicht ans Schleppseil genommen oder gehetzt fühlte.
Ich wurde vielleicht ein wenig… weich.
„Was denken sie, Ensign?“, fügte ich ohne große Unterbrechung im Hinblick auf ihr noch recht frisches Offizierspatent und der erst vergleichsweise kurz zurückliegenden Vorbereitung auf solche Denkweisen hinzu.
Definitiv weich.




Überlegend zog ich die Augenbrauen zusammen und sah auf den Boden, um nicht über eine offene Wartungsluke zu stolpern.
„Ich denke, dass innovative Technologien irgendwann im Alltag Anwendung finden müssen.“, meine Stimme war gewohnt leise. Ich sah seitlich zu ihm auf, um erneut eine Reaktion zu beobachten.
„Sie meinen, dass es Zeitverschwendung ist, diese Vorreiterrolle einem anderen Schiff zukommen zu lassen?“, fragte Thorn und sah mich dabei an. Kurz neigte ich den Kopf.
„Die Britannia genießt den Ruf eines der fortschrittlichsten, best gerüsteten und modernsten Schiffe der Flotte zu sein.“
„Aber?“, unsicher sah ich zu ihm auf. Woher wusste er immer, was er fragen musste, um mich dazu zu bringen Sachen zu sagen, vor denen ich mich fürchtete? Verlegen sah ich weg und hob eine Schulter.
„Aber die Crew…“, meine Stimmer verlor sich beinahe, „…vorallem ihr Captain…“, kurz sah ihn wieder an, „…gelten als…innovativ in potentiell kollateral schädlichen Ausnahmesituationen mit pikantem Kontext.“, jetzt zog ich ein wenig den Kopf ein und sah zu ihm auf.




Jetzt schmunzelte ich auch noch. Wenig trocken.

„Was noch nichts darüber aussagt, wie ihr Captain es findet, experimentelle, konstruktionsfremde Zusatzsysteme zu erproben- ausschließlich im Ernstfall, wohlgemerkt- die erst einen Schritt weiter folgen sollten, nach konkreten Konstruktionsbemühungen hinsichtlich adaptierter, für einen solchen Antrieb konzipierter Schiffsklassen. Haben sie Terraner einmal so etwas sagen hören wie ‘Das Pferd von hinten aufsatteln?‘
Ihre Augenbrauen zogen sich sanft zusammen. „- Ja, ich glaube ich weiß was damit gemeint ist.“ Abgesehen davon schien sie wieder ein wenig in Verlegenheit geraten.

„Sie müssen mir nicht zustimmen. Aber…“
Wir hielten an der Schleuse inne, und mein Blick blieb unweigerlich an dem provisorischen, mobilen, sicherlich schon mehrere dutzend schwere Konstruktionseinsätze alten, und entsprechend vernarbten Schott hängen, während ich den Öffnungsmechanismus betätigte. Es würde alsbald ausgemustert werden, und sei es nur weil all diese Kratzer, Beulen und Abschürfungen an der abgenutzt-geschliffenen Oberfläche so deprimierend wirkten, keineswegs weil sie ihre Funktion nicht mehr erfüllte.
Über das Zischen des aufgleitenden Durchgangs hinweg warf ich ihr einen fragenden Seitenblick zu.
„Aber mir würde daran liegen, dass sie meine Vorsicht nicht fehlinterpretieren.“




Da meine Arbeit hier noch nicht beendet war und ich es außerdem als ein Privileg empfand sie tun zu dürfen, blieb ich auf der anderen Seite des Schotts stehen. Dass er mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, so deutlich ein Zeichen gab, dass er eine Reaktion von mir erwartete ließ mich eine infantile Freude empfinden, für die ich mich in diesem Augenblick nicht schämen konnte. Ein wenig von untern sah ich zu ihm auf, hatte die Hände wie er am Rücken, doch lagen meine Handflächen ineinander, die Finger ineinander verflochten.
„Um ganz ehrlich zu sein, Sir, so spannend der alltägliche Gebrauch des Antriebs auch wäre, hatte ich auf…pikantere Einsätze gehofft.“, kurz zweifelte ich daran, ob ich nicht erst hätte bitten sollen offen sprechen zu dürfen, dann war ich mir sicher, dass das nötig gewesen wäre. Thorn schmunzelte erneut.
„Ihre Worte?“, ich schüttelte sacht den Kopf.
„Snake.“, sagte ich leise und glaubte dann tatsächlich so etwas wie ein belustigtes Ausatmen zu hören, ehe ich den Blick wieder hob.
„Wir sehen uns auf der Brücke, Ensign.“, damit spielte er wohl auf meine erste Brückenschicht an der NAV an, hoffte ich zumindest, denn anderes würde bedeuten, dass mir etwas entgangen war, was mir sehr peinlich gewesen wäre.
„Aye, Sir.“, bevor sich das Schott zwischen uns schloss, nahm ich noch einmal Haltung an, was der Captain mit einem Nicken quittierte.

Das war noch immer nicht das Gespräch gewesen, das ich mir erhofft hatte. Eher eine Mischung aus dem, das wir bereits gehabt hatten und dem, was ich mir erhoffte. Blieb zu fürchten, dass es dabei erst einmal bleiben würde.

Als ich mich umdrehte um meine Arbeit fortzusetzen, rief ich mir sein Schmunzeln ins Gedächtnis.
Charaktere:

Captain Thorn P'Thall - CO, USS Britannia
http://persodb.oesf.at/out.editCharakter.php?cha_id=940
Chief Petty Officer Dr. Elin Goral - MED, USS Britannia
http://persodb.oesf.at/out.editCharakte ... ha_id=1664

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Commanding Officer, USS Britannia NCC-1302

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