BRI - L2/2 - Ens Yu'She / Cpt P'Thall - SEC/CO - 13107.0005

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Thorn P'Thall
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Fr 30. Dez 2011, 00:03

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Beteiligte / Erwähnte: Amh, Grant, T’Rish



*** USS Britannia – Deck 01 – Brücke ***


„Bericht.“ Jedes weitere Wort wäre überflüssig gewesen, als ich schräg hinter Grant an die technische Station trat, da sie den gemeinten Kontext aus unserem vorangegangenen Briefing sofort richtig zuordnete. Ein erwarteter aber dennoch erfrischender Luxus angesichts ihrer Rückkehr in eine leitende Position, nachdem sie vor ihrem Aufenthalt an der Akademie schon Teil meines Stabs gewesen war, und mit meiner Art ausreichend vertraut. Es war annähernd schmeichelhaft dass sie nichts darüber verlernt hatte.
„- Die ersten Emissions- und Leistungskurven sehen hervorragend aus, Captain. Das EPS-Gitter liefert annähernd einhundertprozentige Transferleistung. Ich würde empfehlen, nach einer halben Stunde weiterer Beobachtung auf Warp Acht zu erhöhen, Sir.“ Fiepende Audio-Bestätigungssignale untermalten ihre Worte, ausgelöst vom begleitenden Tanz ihrer Fingerspitzen auf den LCARS-Eingabefeldern, die meinen verengten Blick durch einige weitere bildliche Darstellungen der Maschinenleistung führten.
„Gut. Tragen sie eine entsprechende Empfehlung an Commander Amh heran, sobald sie den Zeitpunkt gekommen sehen. Weitermachen, Lieutenant.“, verkündete ich im zufriedenen Bass, riss meinen Blick los und hoffte dabei dass ihr nicht weiter aufgefallen war, wie ich mangels Zweifel nur mit einem Ohr zugehört hatte. Und in Gedanken mindestens halb woanders gewesen war, namentlich bei dem vor der Führungssitzung eingereichten Bericht T’Rishs bezüglich seiner Abteilung. Ich hatte mich vorab gefragt, wie er mit der Übernahme einer zahlenmäßig deutlich stärkeren und ihm unbekannten Abteilung umgehen würde, mich dazu noch bewusst mit Rat und Tat zurückgehalten. Mal abgesehen davon dass das ohnehin jenseits meiner Aufgaben als Kommandierender Offizier gewesen wäre. Und wie erhofft hatte er den Grundstein für seinen vorläufigen Weg aus einer Mischung von Recherche, Voraussicht und Optimierungsdrang gegossen.

Auch wenn dieser mit unerwarteten Details daherkam. Im Gehen fixierte ich passend zu diesem Gedanken Fähnrich Yu’Shes gezopften Hinterkopf, ehe ich nochmals Amh zunickte, knapp erklärte dass ich auf Deck Zwei zu finden sei, und in den Turbolift trat.



*** USS Britannia – Deck 02 – Speiseraum des Captains ~ eine Stunde später ***


Während mein Blick an der holografischen Projektion an der Decke hing, klackten die Enden meiner drei beiläufig geführten Essstäbchen am Rand der Porzellanschüssel, imitierten dabei das nachdenkliche Tippen unruhiger Finger auf einer Tischfläche, eine unter Terranern weit verbreitete Unsitte.
Chef hatte bei der kalten Zubereitung des Tihaar-Rezepts einmal mehr sein bestes gegeben und war der Ziellinie näher gekommen als zuvor. Mein Desinteresse an meinem kleinen Dinner in dem großen, lange nicht mehr regelmäßig von einer Führungsmannschaft der Britannia genutztem Speisesaal war also kein vernichtendes Urteil hinsichtlich seiner Bemühungen, sondern eher dem deckenfüllenden Ressourcen-, Territorial- und Machtverteilungsdiagramm der das Strande-System umgebenden Sektoren geschuldet, für welches ich den Holoprojektor missbrauchte- Der üblicherweise zur Projektion eines atemberaubenden Sternenhimmels über dem massiven Esstisch zu festlichen Anlässen genutzt wurde, an dessen Ende ich thronte.

Keine Handelsrouten, keine herausstechenden Ressourcen, keine territorialen Ansprüche, keine nahen interstellaren Großmächte, nicht einmal die Andeutung von Interesse anderer warpfähiger Zivilisationen an dem System. Einmal mehr konnte ich nicht mehr daraus ableiten als ein miserables Blatt für die Strander, was eine Intervention einer ihnen völlig unbekannten, humanitären Großmacht aus dem Nachbarquadranten betraf. Uns.



Es war so weit. Meine Knie zitterten so heftig, dass ich im Turbolift an der Rückwand lehnte. Der Vorwand: Ich brachte Thorn den letzten Bericht von der Brücke. Das war zu Schichtende nur geläufig. Jemand verließ die Brücke, dabei konnte er direkt den Bericht beim Captain vorbei bringen. Gerade wenn dieser ebenfalls nicht im Dienst war. Er war essen, das wusste ich. Was er wohl aß?

Gewaltsam riss ich meine Gedanken zurück in den Turbolift. Die Fahrt so jämmerlich kurz, das Ziel sowohl erschreckend, als auch erstrebenswert. Würden wir jetzt miteinander sprechen können? Wirklich sprechen? Nicht so förmlich, wie auf der Base? Seither hatte ich ihn nur einmal gesehen. Was hatte ich gleich gesagt? Dass die Crew und der Captain nicht geeignet waren um den Slipstreamantrieb zu testen. Zumindest war ich im Nachhinein zu dem Schluss gekommen, dass er das so aufgefasst haben musste. Was ich eigentlich hatte sagen wollen war weit davon entfernt. Es war eher so, dass wir schlicht zu gut waren, als dass man uns zu Testpiloten degradieren sollte. Allein mir einzugestehen, dass dem so war, dass ich nun dazu gehörte und mir entsprechend mehr zutrauen sollte, war eine Menge Arbeit gewesen. Das zu sagen würde noch eine Menge mehr bedeuten.

Jeder Gedanke hatte mich einen Schritt weiter gebracht. Leider nur näher an seinen Speiseraum und nicht an eine mögliche Lösung meiner diversen Verklemmungen. Mein Mund war ganz trocken, meine Fühler tanzten Samba und meine Finger waren schweißnass. Das PADD war schon ganz klebrig und ich wischte es an meiner Uniform ab. Da ich es aber gleich wieder anfasste brachte das nicht viel. Uniform – Pin, Kragen, Knöpfe, Schuhe, Falte – alles saß wie es sollte. Die Tür wirkte so dunkel und groß. So groß und geschlossen. Und dick. Sehr dick. Eine wirklich dicke Tür. Ich presste die Lippen aufeinander, wand mich von der Tür ab, wand mich auch gleich von der Wand gegenüber ab und stand wieder vor der Tür. Es brachte nichts. Komm schon.

Ich betätigte den Summer.




Hatte ich Chef nicht nahegelegt, dass er nicht den Summer benutzen musste, geschweige denn schon längst Feierabend machen?
Mein Blick zuckte nur kurz vom schematischen, informationsgeschwängerten Sternenhimmel des Betaquadranten zur Türe hin, während ich das bauchige Glas wegstellte, und ein geistig bestenfalls halb anwesendes „Herein“ murrte. Dann erst schob ich den Unterteller mitsamt der Schüssel weg, tupfte mir die dezent borstig gewordenen Mundwinkel ab.

Meine Augenbraue hob sich nur betont sanft, als sie schließlich eintrat- in bemüht überkorrekter Haltung, mit bemüht kontrollierten Fühlern jenseits ihres bemüht strengen Zopfes, sich zwar nicht eindeutig, aber in ihrer Ausstrahlung merklich an ihr kleines PADD klammernd. Ich stellte beiläufig fest dass ich mich dem außerdienstlichen Charakter meiner Zwischenmahlzeit gemäß der Uniformjacke und der Pins entledigt hatte, und auch sonst eine Spur zu weit zurückgelehnt war, um einen allzu thronenden Eindruck zu erwecken. Das würde vielleicht helfen. Auf ein Neues.

„Ensign Yu’She.“, stellte ich grüßend fest, nicht bar jeglicher belustigter Note, die das Zucken in meinem Mundwinkel vertonte.



Ich hatte mit allem und nichts zugleich gerechnet und doch überraschte es mich in so zu sehen. So. Was sagte das eigentlich? Er saß, hatte gegessen, ganz offensichtlich war er fertig, ich störte ihn also nicht – immerhin. Er wirkte entspannt, ich konnte meinen Blick nicht von ihm wenden, obwohl mir klar wurde, dass ich starrte. Ich starrte ihn an, wenigstens hatte ich den Mund geschlossen. Mund – aufmachen! Sagen, etwas sagen!
„Sir.“, immerhin. Mein Adrenalinspiegel stieg. Mein Blick wurde von der Darstellung über dem Tisch abgelenkt, als ich mich dazu überwunden bekam zu blinzeln. Ich schuf ein Vakuum in meinem Mundraum und sah hinauf. Das war der Beta-Quadrant. Ein System in Sektor sieben drei Strich vierundzwanzig. Wie es hieß wusste ich nicht, doch es gab eine navigatorisch relevante Anomalie in der Nähe.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Thorn und holte ich erschreckt in die Realität zurück. Ich schnappte nach Luft, mein Blick zuckte zu ihm. Helfen, ja, nein, was hatte ich gewollt? Ich senkte den Blick und er fiel auf das PADD. Das PADD!
„Ich habe den Bericht der Brücke für Sie, Captain.“, erklärte ich, erkannte, dass meine Arme nicht lang genug waren, um ihm das PADD zu geben, ohne einen Schritt zu ihm rüber machen zu müssen. Also tat ich einen Schritt, doch das reichte noch nicht ganz, mein ausgestreckter Arm blieb irgendwo zwischen uns hängen. Also noch ein Schritt, wenn ich mich dann noch vorlehnte, dann bekäme ich es in seine Reichweite. Ich lehnte. Ich lehnte weit. Zu weit. Ich hätte doch noch einen Schritt tun sollen. Doch dann hatte er es und ich zog ich mich auf meine Startposition zurück.




Ich nahm ihr das PADD aus der Hand, nickte dankend, und überflog routinemäßig die einzelnen Tagesordnungspunkte auf bestimmte Hervorhebungen, die Abweichungen von den geltenden Befehlen markierten- eine Tätigkeit, die kurz und bündig genug daherkam um die arme Botin für einen Moment stehen zu lassen.
„Ist das alles?“, fragte ich indessen mit geübter Beiläufigkeit. Und gestand mir dann doch ein, dass die Frage eher rhetorischer Natur war. Ich erwartete zwar gewohnheitsgemäß eine hohe Disziplin, was die Kommando- und Informationskette betraf, aber ein Bericht der sich mit Wir sind auf Warp 8, wie sie schon längst in ihren Fühlerspitzen erspürt haben- keine besonderen Vorkommnisse abkürzen ließe, war normalerweise keinen persönlichen Botengang wert. Nicht einmal für mich. Ich blickte also gerade rechtzeitig auf, damit sie ihre Antwort mit einem entsprechenden Blick untermalen konnte.
„-Nicht ganz, Sir.“, entgegnete sie fast ein wenig zu schnell, als hätte sie sich in den vergangenen Sekunden sorgsam darauf vorbereitet.
„Wollen sie sich in dem Fall nicht setzen? Nur falls sie davon im Laufe ihrer Schicht nicht genug bekommen haben.“ Meine Rechte deutete auf den ihr am nächsten gelegenen Stuhl, der halb in ihre Richtung gedreht verweist an der Tafel stand.



Erst wog ich sowohl die Worte, die Antwort als auch meinen Körper kurz hin und her, dann zog ich den Stuhl doch ein Stück weiter unter dem Tisch hervor, bis ich mich vernünftig setzen konnte.
„Aber nur, wenn Sie die Zeit haben, Sir.“, sagte ich noch, rieb schon die Hände zwischen meinen Knien.
„Wenn nichts dazwischen kommt.“, erklärte Thorn vieldeutig und ich nickte nur. Wo sollte ich anfangen? „Also, was gibt es?“, fragte Thorn und brachte mich damit erneut aus den Gedanken.
„Es geht um…um die Aufgabe.“, ich atmete tief durch. „Um die Aufgabe, die Commander T’Rish mir gestellt hat. Ich….ich weiß nicht, wie ich ein Scharfschützenteam zusammenstellen soll.“, ich kam mir vor wie eine Versagerin. Das war doch wirklich nicht so schwer, doch all meine Versuche waren ins Leere gegangen. Ich wusste nicht weiter und hob den Blick. Was würde er jetzt sagen?




Ich schob demonstrativ das auf dem Tisch liegende PADD beiseite und fixierte sie, meinen Stuhl endgültig in ihre Richtung drehend.
„Haben sie Commander T’Rish bereits auf ihr konkretes Problem mit der ihnen zugewiesenen Aufgabe angesprochen?“ Eine Frage, die allen weiteren Gedanken vorstand und sich- hoffentlich auch für sie- von selbst verstand. Natürlich hatte ich geahnt dass es um dieses Thema gehen würde, schließlich hatte mich Kelav erst heute früh darauf angesprochen, und von mir betreffs der nun vor mir sitzenden Führungspersonalie meine Zustimmung erhalten. Unter dem rein formellen Vorbehalt, im Auge zu behalten, ob sich diese Aufgabe mit Fähnrich Yu’Shes Zusatzbelastung an der Navigationskonsole vereinbaren ließe, natürlich. Doch darum schien es nicht zu gehen.
„- Natürlich, Sir.“, antwortete sie, und klang dabei als würde sie sich innerlich gerade selbst strafen dass sie diesen Punkt nicht bereits vorweggenommen hatte. Ich ging nicht weiter darauf ein, nickte nur langsam.
„Sie fanden seine Antwort also nicht hilfreich?“, lenkte ich ein, lehnte mich etwas weiter zurück, stützte mich mit dem rechten Ellenbogen etwas präsenter am Tisch ab.
„- Das… ist keine Kritik an meinem Vorgesetzten, Captain. Seine Antwort war sehr schlüssig und fachgerecht.“, korrigierte sie nach einer kurzen Pause, und nun legte ich meinerseits eine ein, gab ihr endgültig die nötige Zeit ihr ‚Aber…‘ auszuformulieren und von selbst einzubringen, anstatt dass ich nochmals nachhakte.



Innerlich wand ich mich ein bisschen. Wie sollte ich Thorn klar machen, dass mir Commander T`Rishs Antwort nicht weitergeholfen hatte, ohne ihn schlecht dastehen zu lassen und ohne zu erwähnen, dass ich mich nicht getraut hatte ihm direkt zu sagen, woran ich scheiterte, weil ich das lieber mit Thorn besprechen wollte? Ja, ich hatte es mir eingestehen müssen: Ich hatte Commander T`Rish nicht genau gesagt, worum es ging, weil ich dann keinen Grund mehr gehabt hätte mit Thorn zu sprechen. Das war meine eigentliche Absicht gewesen und ich fühlte mich schlecht deswegen. Es war ein Fehler gewesen und ich hätte mich an den Dienstweg halten sollen.

„Ich…“, mir fehlten die Worte, ich konnte es ihm doch nich so sagen, aber wie kam ich aus der Nummer wieder raus? Ich konnte mir nicht einfach herausnehmen meine Probleme mit dem Captain zu besprechen, nur weil ich glaubte, dass wir eine intensivere Beziehung zu einander hatten als der Rest der Crew. Hatten wir die? Ich sah Thorn an, der geduldig aber ausdruckslos darauf wartete, dass ich weiter sprach. „Ich…ich habe Probleme damit, geeignete Kandidaten zu finden.“, erklärte ich. „Die Ausbildung an sich habe ich in Struktur, Durchführung und ergebnisorientierung bereits konzipiert, aber die Akten sagen zu wenig über die Leute aus, die zur Verfügung stünden.“, ich sah Thorn wieder an und schluckte hart. „Da Commander T`Rish selbst neu an Bord ist und ich bereits mit Teilen der Crew zusammen gearbeitet habe….“, ich wollte ihn nicht inkompetent dastehen lassen, was sollte ich nur sagen?
„…glauben Sie nicht, dass Ihnen Commander T`Rish eine Einschätzung basierend auf Erfahrung im Umgang mit der Crew und ihrem Verhalten im Einsatz zukommen lassen kann.“, beendete Thorn meinen Satz und ich sah ihn dankbar an und nickte.
„Ja.“, fügte ich leise hinzu. „Er hat mir empfohlen mit den entsprechenden Personen in Kontakt zu treten, aber es sind so viele. Ich weiß nicht…wo ich anfangen soll.“, mit jedem Wort glaubte ich zu schrumpfen. Man fängt am Anfang an. Ganz einfach. Die, deren psychologisches Profil am ehesten passen. Dann sucht man das Gespräch und anschließend weiß man, ob derjenige taugt oder nicht, nun stell dich doch nich so an! Das Gefühl dem Captain die Zeit zu stehlen wuchs.




Ich war noch nicht bereit, es mir zu einfach zu machen, und den direktesten aller Wege zu beschreiten- sie damit zu konfrontieren, dass sie ihre Zweifel ignorieren und manchmal einfach tun muss was sie zu tun hat, und das so gut es geht, nachdem die verfügbaren Optionen ausgeschöpft sind. Das, oder von ihrer Aufgabe zurücktreten und die Konsequenzen tragen. So sehr ich den Tritt in den Hintern als Antwort auf zunächst luxuriös wirkende Probleme- gerade angesichts meines als Captain sehr engen Zeitplans und meines Unwillens, Teile davon zu verschwenden- schätzte, lagen die Dinge hier anders, und der bloße Gedanke war mehr Reflex als Option. Schließlich hatte ich Zeit und… Bereitschaft? Subjektive, parteiische Bereitschaft? Nein. Ich ermahnte mich, mich selbst gleich so weit unter Wert zu verkaufen. Ich würde in dieser Situation auch mit anderen Crewmitgliedern einige Schritte weiter gehen als das, solange ich Mittel, Wege und vor allem Potenzial sah. Versicherte ich mir selbst.

„Haben sie erwogen, dass sie sich in dieser Lage gegenseitig helfen könnten, Ensign?“
Sie zog leicht die Augenbrauen zusammen, im Kontrast zu meiner eigenen äußerlichen Unbewegtheit. „- Sie meinen… der Commander und ich?“
Ich deutete ein Nicken an. „Wie sie korrekt angedeutet haben ist Mister T’Rish noch nicht mit seiner Abteilung vertraut. Was sich von selbst versteht, er ist erst seit kurzem an Bord. Dieser Schritt wird seine Zeit brauchen, und viel Beobachtung, Kommunikation, Zusammenarbeit erfordern. Als früheres Mannschaftsmitglied, als Ex-Chargin, haben sie ihm darin einiges voraus.“
Auch sie deutete ein Nicken an, aber so wie sie es ausführte nur, um unnötiger Weise deutlich zu machen dass sie mir zuhörte und ich weitersprechen sollte. Unnötig, da mir anhand ihrer Fühlerstellung, ihres Blickes und ihrer Haltung nicht entgehen konnte, dass sie mir an den Lippen hing.
„Ich verstehe das Problem, eine zu breite Auswahl an Kandidaten zu haben, um bereits in die persönlichen Unterredungen zu gehen. Sie sind Sicherheits- und Navigationsoffizierin, ihre Zeit ist begrenzt. Eine Alternative bieten offen gestaltete Manöver, die einer größeren Anzahl von Abteilungsmitgliedern ohne klare Order den Raum lassen, nebenbei auffällige Instinkte und Eignungen zu demonstrieren, und zufällig hat ihr Vorgesetzter in den kommenden Tagen einige davon abzuhalten.“ Ich faltete die behandschuhten Hände im Schoß, neigte meinen Blick. „Im Gegenzug dafür, dass sie sich in die Gestaltung und Planung einschalten, wie auch vor allem in die für sie hochinteressante Auswertung, könnten sie im Zuge dessen auch gleich dem Commander ihren Erfahrungsschatz mit Elementen der Abteilung zur Verfügung stellen, damit er bei der Bewertung, Einteilung und Auswahl auf eine zweite Meinung ‚aus der Basis‘ und persönliche Vorkenntnisse zurückgreifen kann.“



Das lief gar nicht in die Richtung, die ich mir gewünscht hatte. Ernüchterung machte sich in mir breit, denn statt eines halbwegs persönlichen Gesprächs hatte ich jetzt die Empfehlung des Captains mich in die Planung und Strukturierung der Sicherheitsabteilung auf einer Ebene einzumischen, die mir weder zustand noch mir behagte. Das half mir überhaupt nicht weiter. Statt einen Ansatz zu finden hatte ich nur die Möglichkeit meine Entscheidung fundiert hinauszuzögern. Ich glaubte kaum, dass Commander T`Rish sich der Logik verweigern würde, dass die anstehenden Übungen bei meiner Auswahl sehr hilfreich sein würden, also konnte ich diese Herausforderung vorerst auf Eis legen.

Auf meiner Brust baute sich ein unangenehmer Druck auf. Kurz nur sah ich Thorn und, presste dann die Lippen zusammen und nickte. Ich würde den Versuch aufgeben müssen, ihn persönlich und alleine zu erwischen. Er war der kommandierende Offizier und ich nun mal, wie er gesagt hatte, Sicherheits- und Navigationsoffizieren. Nicht mehr. Von wegen intensivere Beziehung, da hatte ich mir schön was eingebildet.

„Danke Sir. Ich werde mich sofort mit Commander T`Rish in Verbindung setzen.“, erklärte ich und erhob mich gleichzeitig, dabei mit Daumen und Zeigefinger beider Hände jeweils Kragen und Saum meiner Uniform glattziehend.




„Tun sie das.“, erklärte ich knapp, und wandte mich angesichts ihres unübersehbaren Aufbruchs wieder von ihr ab- Oder zumindest meinen Blick. Doch ehe der Rest meiner Haltung folgen konnte hielt ich, angesichts des spartanischen Untersetzers mit der kleinen Schüssel, dem sauber beiseitegelegten Besteck, und des einsamen Getränks inne, welche auf der ungedeckten großen Tafel reichlich verloren wirkten, inne. Wie auch ich selbst in dem langen, ovalen, von mehreren Subsektoren des Beta-Quadranten überschatteten Speisesaal.

„… am besten nach Ende seines Brückendienstes, wenn er sich wieder Abteilungsinterna widmen kann. Haben sie bis dahin etwas vor?“ Die Spitzen meiner frisch ergriffenen Stäbchen fischten eines der letzten Fleischstücke aus der Brühe, ließen es jedoch sogleich wieder darin verschwinden, da es naheliegender Weise inzwischen bis zur Ungenießbarkeit aufgequollen und verwässert war. Dann hoben sie sich, mindestens so nachdenklich wie mein Tonfall, zeigend an die Deckenprojektion.

„Vielleicht können sie mir bei der Aufgabe weiterhelfen, die mir das Oberkommando gestellt hat.“, bemerkte ich mit einem beiläufig gehobenen Mundwinkel, ehe ich den Blick gen Decke mit einem Kopfschütteln quittierte.



Unter all den Gefühlen, die sich bis eben noch in mir breit gemacht hatten, obsiegte doch das der Freude. Er wollte dass ich blieb – mein Bauch kribbelte. Mein Blick folgte unter dessen, das Grinsen gar nicht verhehlen könnend, dem seinen unter die Decke. Eine Aufgabe des Oberkommandos?

„Das ist ein Sektor im Beta-Quadranten, richtig?“, fragte ich die Bilder beobachtend.
„Korrekt.“, antwortete Thorn und ich neigte den Kopf ein wenig. Die zuvor bereits bemerkte Anomalie war unweit des Zentrums dieser Darstellung, eines kleinen Systems. 23 Planeten, die um eine Sonne zirkulierten, einen Tanz auf perfekter Balance ausführend und das seit Millionen und Abermillionen Jahren.
„Um was für eine Aufgabe handelt es sich Captain?“, fragte ich, wandte Thorn den Kopf zu, noch ehe ich den Blick lösen konnte, der also erst einen Moment später folgte.




Meine behandschuhte Rechte schob Unterteller und Schüssel beiseite, ohne dass ich meinen Blick von der Decke abwenden würde. Ganz auf das in dieser Darstellung zentrale System konzentriert verzichtete ich darauf, ihr nochmals das Sitzen anzubieten. Sie war schließlich ein großes Mädchen.

„Der dritte Planet des Strande-Systems. Den letzten Berichten zufolge bewohnt von einer Präwarp-Zivilisation am Rande der Entwicklung des unbemannten Raumflugs. Wir haben einen optisch gestützten, unspezifischen Hilferuf von einem Standard-Entwicklungs-Überwachungssatelliten empfangen, dessen Ursprung auf diesem Planeten liegt, und nun den Befehl uns dort umzusehen. Das ist alles was es zu dieser Angelegenheit zu wissen gibt, egal wie weit man den Horizont, das Gesamtbild erweitert: Keine umgebenden Handelsrouten, keine herausstechenden Ressourcen, keine territorialen Ansprüche, keine nahe gelegenen Interessensspähären interstellaren Großmächte, nicht einmal die Andeutung der Präsenz anderer warpfähiger Zivilisationen im Subsektor…“
Ich schmunzelte schließlich unterkühlt, ob meiner eigenen, einmal mehr monologartigen Vortragsweise, während einige Eingaben am Tischrand dafür sorgten dass die Projektion um die konkreten politischen Schlüsseldaten erweitert wurde. Aber mein Blick löste sich, und suchte einmal mehr ihren.

„Sie sehen das Problem?“



Da brauchte ich nicht lange überlegen.
„Die oberste Direktive.“, sagte ich dann schlicht und obwohl ich wusste, dass er sie meinte, sah ich ihn doch fragend an. „Ohne weitere Einflüsse sind wir verpflichtet dabei zu zusehen, wie die Strander entweder selbst mit ihrem Problem fertig werden, oder untergehen.“, ich senkte den Blick. „Das ist bedauerlich.“, ergänzte ich dann und sah wieder auf. „Aber wie kann ich Ihnen helfen? Wenn wir nicht wissen, was die Strander in Bedrängnis bringt, bleibt doch nur abzuwarten, bis wir es herausgefunden und eruiert haben, ob wir das Problem überhaupt lösen dürfen.“, ich sah ihn weiter fragend an.




So wie ich ihr zugemutet hatte, mich bis zum Ende anzuhören, ließ ich auch sie ohne weitere Einwände und nicht ohne einer nachdenklichen kleinen Pause am Ende ausreden. Diese erfolgte mit an mein Kinn gelegten, gekrümmten Fingern und einem Blick, der noch für einen Moment an ihr vorbei ins Leere ging, ehe er sie wieder fixierte.
„Richtig. Ich kann mir noch so lange den Kopf über alle nur erdenklichen involvierten Faktoren zerbrechen, und diverse Randfaktoren lamentieren, wie beispielsweise die Eignung der Britannia, ihrer Crew und ihres Captains für diese Mission- Wenn nicht gar ihre Neigungen. Mich in alle nur erdenklichen weiteren Vorabüberlegungen flüchten, die man eben so anstellen kann, und in denen man sich gerne verliert wenn man das Gefühl hat, nicht optimal vorbereitet zu sein.“ Mein Mundwinkelt wanderte ein Stückchen, ohne dass mein Blick von ihr wich. „Aber wann ist man das schon wirklich? Letztlich wird all das ab einem bestimmten Punkt wird wenig bis nichts helfen. Wie sie selbst sagen liegt die eigentliche Arbeit vor uns, und wir kommen erst weiter wenn wir sie direkt anpacken und sehen, wie sich die Sache entwickelt, so unvollkommen vorbereitet man sich auch fühlt, und auch wenn die eigentliche Aussicht anfangs eher entmutigend ist.“

Mit einem eher demonstrativen Seitenblick deaktivierte ich die Projektion über uns. Der schematische Sternenhimmel und die Daten erloschen, der Raum würde sofort in ein helleres, wärmeres Licht getaucht. „Ich werde Warp Neun befehlen, sobald Lieutenant Grant das Schiff für Reise-Höchstgeschwindigkeit für bereit befindet.

Und sie?“



Gerade noch in Gedanken versunken hob ich ruckartig den Blick. Thorn hatte beinahe die gleichen Worte verwendet, wie er sie genutzt hatte als wir uns über den Quantenslipstreamantrieb unterhalten hatten. Aber noch eindringlicher hatte er sein Problem als meines beschrieben. Ich nickte.
„Ich zerbreche mir nicht weiter den Kopf über eventuelle, möglicher Weise eintretende Szenarien und warte, bis ich Fakten habe, die mir bei meiner Aufgabenstellung hilfreicher sind als bloße Vermutungen und Probleme, die ich bisher nur erahnen kann.“, ich lächelte ein wenig, denn Doktor Jengs hatte mir erklärt, wie man jemandem etwas sagte, ohne es ihm direkt zu sagen. Dann sah ich ihn an. „Danke.“




Ich deutete ein so sachtes Nicken an, dass es auch als nervöse Zuckung in Zeitlupe durchgegangen wäre.

Ich danke -dir-.
„Packen sie es an, Ensign. Sie sind soweit. Bis zur nächsten Brückenschicht.“
Charaktere:

Captain Thorn P'Thall - CO, USS Britannia
http://persodb.oesf.at/out.editCharakter.php?cha_id=940
Chief Petty Officer Dr. Elin Goral - MED, USS Britannia
http://persodb.oesf.at/out.editCharakte ... ha_id=1664

Bild

Commanding Officer, USS Britannia NCC-1302

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