Brit – Log o5 – Ens Yu`She – Sec – SD:13115.2345
Personen: Cmdr Kelav T`Rish, Lt Alexis Grant, Lt Cythia Mariss, Cpt Thorn P`Thall (erw.), Lt Rangaraj (NSC)
Worte: 2.155
~ Deck o1 ~
-Brücke-
“Die Ablösung ist da.”, erklärte Lieutenant Rangaraj, trat von hinten zu mir heran und legte mir die Hand auf die Schulter. Ich entzog mich dieser bestimmt nett gemeinten Geste, in dem ich den Stuhl herum drehte und mich erhob. „Irgendwelche Auffälligkeiten?“, fragte sie und ich schüttelte den Kopf.
„Nein, Ma’am. Der Flug verlief ohne Zwischenfälle. Wir befinden uns weiterhin auf Kurs und bei den errechneten Koordinaten.“
„Sehr gut. Gehen Sie in der Technik vorbei und berichten Sie unserer neuen CTO wie sich die Britannia auf dieser Geschwindigkeit verhält.“
„Jawohl, Ma’am.“, damit tauschten wir endgültig die Plätze und ich drehte mich zum Kommandosessel um, auf dem leider nicht Thorn saß, der die Brücke schon vor einiger Zeit verlassen hatte.
„Melde mich ab, Ma’am.“, erklärte ich Lieutenant Mariss, die sichtlich gelangweilt im Sessel hing und auf der Armkonsole herumtippte. Sie sah nur mürrisch auf und winkte mich Richtung Turbolift. Diese Frau hatte ich auf Luna schon nicht mögen können. Sie hatte bestimmt fachliche Kompetenzen und ich warf mir selbst vor, dass ich einen Lieutenant nicht mochte, dass ich glaubte ihr Verhalten verurteilen zu dürfen, doch innerlich sträubte ich mich arg gegen ihr Auftreten. Es war so respektlos, so … mir fehlten richtig die Worte. Aber ich konnte es mir doch nicht anmaßen einen Offizier…
Als ich in den Turbolift trat und sich die Türen hinter mir schlossen schüttelte ich den Kopf und seufzte. Die Schicht war lang gewesen und die Ereignislosigkeit, so schön sie für unsere Anreise und die Technik auch sein mochte, ermüdete sehr schnell. Doch es hatte mir auch Gelegenheit gegeben über Commander T`Rishs Trainingsplan nachzudenken. Die Kriterien, die ich sehen wollte, waren vielseitig und mussten doch präzise demonstriert werden. Ich fragte mich, was den Ausbilder der Gemini-Station veranlasst hatte mich in das Scharfschützenteam zu versetzen. Doch wenn ich die benötigten Eigenschaften zusammenzählte, kam ich immer wieder von dieser Überlegung ab, denn es fühlte sich nach Eigenlob an.
Was brauchte ich also? Welche Eigenschaften mussten gezeigt werden? Und wie konnte ich es provozieren, dass sich möglichst viele Leute aus der Sicherheit daran versuchten? Ich hatte Commander T`Rish bereits einige Vorschläge unterbreitet. Jedes Training beinhaltete, dass sich die Gruppen selbst organisierten. Diejenigen, die als Späher ausgeschickt werden würden, kamen für mich in die engere Auswahl, um speziell getestet zu werden. Ich hatte Modifikationen des Terrains vorgeschlagen, anspruchsvollere Aussichtsposten, die schwerer zu erreichen, aber der optimale Standpunkt für die Späher waren. Verschärfte Herausforderungen an Tarnen und Schleichen. Ich wollte wissen, wie sie untereinander kommunizierten, denn präzise, vollständige Ansagen waren wirklich hilfreich. Ich hatte vorgeschlagen ihnen die Handlungsbasis zu nehmen. Würden sie improvisieren? Wenn ja – wie? Die ersten Übungseinheiten waren abgeschlossen, doch je mehr gemacht wurden, desto unsicherer wurde ich, ob ich nicht etwas vergessen hatte und die Chancen das noch nachzuholen immer geringer wurden.
Noch ehe ich meine Überlegungen, ob ich auch nichts vergessen hatte, abschließen konnte, erreichte ich Deck 16, wo ich hoffte Alexis zu finden.
~ Deck 16 ~
-Maschinenraum, Ebene B-
Noch bevor ich den ersten Schritt in den Hauptmaschinenraum setzen konnte erstarrte ich, mit erhobenem Fuß in der Tür. Vor mir ausgebreitet lagen etwa zwei einhalb Konsolen, in ihren Einzelteilen und zwischen drin hockten zwei Techniker, über Kleinstteile gebeugt. Einer hob den Kopf und sah mich mit einer Arbeitslupe, die er sich ins Auge geklemmt hatte, einseitig fischäugig an.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er und ich schüttelte unsicher den Kopf, hatte den Fuß immer noch erhoben.
„Ich wollte zu Lieutenant Grant.“, ich brachte ihren Rang nur zögerlich über die Lippen. Alexis. Mit der ich auf der Shiva trainiert hatte. Die Kadettin aus dem Jahrgang unter meinem. Lieutenant Grant.
„Die ist in ihrem Büro.“, erklärte der Techniker, bereits wieder über sein Bauteil gebeugt. Blinzelnd nickte ich und atmete tief ein. Dann musste ich hier wohl irgendwie durch, ohne, dass ich etwas kaputt machte. Der erste Schritt kam langsam, im Kopf war ich schon drei weiter. Zwischen den Teilen war wenig Platz, sodass ich auf Zehenspitzen hindurch balancierte. Doch als ich zwei Drittel schon hinter mich gebracht hatte, rief jemand von der oberen Ebene, es gab einen lauten Knall und weitere Stimmen kamen hinzu. Ich war für einen Augenblick abgelenkt, verlor das Gleichgewicht und trat auf ein Bauteil, das knirschend brach. Erschrocken hob ich die Hand an die Lippen und sah zu dem Techniker, der mit mir gesprochen hatte. Er hatte dank des Geräuschs sofort aufgesehen und saß nun recht frustriert da, während sein Kollege sich das Okular aus dem Auge schnippte, dabei aufsprang und sich drohend zu mir wandte.
„Sie Trampel!“, brüllte er und ich wurde kontinuierlich kleiner. „Das ist doch wieder typisch Sicherheit! Können Sie nicht aufpassen, wo Sie hinlatschen?! Das sind empfindliche Teile, verdammt! Wenn Sie mit Ihren Quadratlatschen-“
„-ich glaube ich ziehe Sie besser von dieser Arbeit wieder ab, eh?“, hörte ich es hinter mir und ich drehte mich, geduckt wie ich war, um und sah Alexis, die mit der Schulter an der Wand lehnte, die eine Hand vor dem Gesicht gespreizt, als würde sie sich ihre Fingernägel ansehen. „Wenn Sie Ensign Yu`Shes Füße schon für Quadratlatschen halten, was stellen Sie dann mit dem Innenleben dieses Replikators an?“, sie sah den Mann vor mir beinahe gelangweilt und doch mit einer geringschätzigen Erwartung in den Augen an.
„Ma’am, sie ist einfach auf den Phasenregenerationsumwandler gelatscht!“, ereiferte sich der Techniker erneut, doch Alexis stieß sich einfach von der Wand ab und trat auf uns zu.
„Natürlich ist sie das. Wenn Sie sich auch direkt vor dem Haupteingangsschott ausbreiten.“, ihre Stimme nahm eine Schärfe an, die ich an vielen Vorgesetzten beobachtet hatte, aber nie bei jemandem, der nicht Thorn war und den ich kannte. Ein wenig verschüchtert sah ich zu ihr hinüber. „Statt hier so einen Aufriss zu machen, packen Sie das ganze Zeug zusammen, replizieren Sie den Umwandler und verziehen Sie sich in ein Nebenlabor!“, zischte sie. Als der Techniker nichts mehr sagte, nickte sie, schnaubte beinahe ein wenig, nickte mir zu, lud mich mit einer Geste ein ihr zu folgen.
„Und Sie räumen das hier weg! Hurtig!“, pfiff sie eine Ebene nach oben, deutete auf zwei Transportkisten, die eben den Krach verursacht hatten, als sie von der oberen Ebene heruntergefallen waren. Ich folgte ihr in ihr Büro, wo sie wieder lächelte und deutlich entspannter war. Dass sie angespannt gewesen war, sah ich eben erst, als sie sie fallen ließ. Keine negative Anspannung, mehr ein…Haltung Wahren. Sie wahrte eine gewisse Haltung, während sie in ihrer Abteilung unterwegs war.
„Möchtest du dich setzen?“, fragte sie, während sie sich in ihren Sessel fallen ließ.
„Nein, danke.“, erklärte ich und lächelte leise.
„Was kann ich für dich tun?“
„Lieutenant Rangaraj schickt mich.“
„Die Navigatorin?“, ich nickte.
„Sie wollte, dass ich dir Fragen bezüglich des dauerhaften Flugs mit Warp 9 beantworte.“, erklärte ich weiter. Alexis zog die Augenbrauen zusammen und drehte den Stuhl langsam nach links und rechts. Ich deutete ihre Mimik und Gestik als Ablehnung. „Missfällt dir das?“, Alexis verzog das Gesicht und winkte ab.
„Nääääja.“, sie brachte den Stuhl zum Stillstand und lehnte sich nach vorne. „Es wäre besser wenn ich mit der Fliegerin selbst sprechen könnte. Stellvertretende Antworten sind auch von dir, nur zweite Wahl.“, nun zog ich die Augenbrauen zusammen. „Was?“, fragte Alexis, die meine Mimik ebenfalls zu deuten schien. „Das ist echt nichts gegen dich…“, versuchte sie sich zu rechtfertigen und ich lächelte wieder. Sie sah mich irritiert aber lauernd an. „Was?“
„Naja…“, begann ich unsicher, „Als wir uns neulich auf der Brücke begegnet sind…“, Alexis ließ sich nach hinten fallen und klatschte sich die Hand an die Stirn.
„…hast du Lieutenant Rangaraj an der Navigation abgelöst, natürlich.“, sie lachte und setzte sich wieder gerade hin. „Na umso besser. Dann erzähl mal. Wie fliegt sie sich?“
~ kurzer Zeitsprung ~
-auf dem Weg zu Commander T`Rish-
Der Computer hatte mir gesagt, dass ich Commander T`Rish im Holodeck auf Deck o5 wäre, also hatte ich wieder eine Turboliftfahrt Zeit, meine Gedanken in helle Aufregung zu versetzen. Doch diesmal konnte ich mich etwas besser ordnen. Das Gespräch mit Alexis war unterhaltsam und angenehm gewesen, wie ich sie in Erinnerung hatte. Unkompliziert. Auch wenn ich den Lieutenant nicht ganz verarbeitet bekam. Aber sie hatte wohl Vorgesetzte gehabt, die ihr einfach mal was zugetraut hatten. Sie war auf der Britannia ja auch schon Abteilungsleiter gewesen. Ich fand es befremdlich, aber es machte mich auch stolz, dass ich jemanden aus der Führung so gut kannte. Außer Thorn. Aber den kannte ich auch nicht, auch wenn ich es mir wünschte.
Als ich vor dem Holodeck stand fing ich meine Gedanken wieder ein. Ich wollte die letzten Trainingsergebnisse erfragen und Commander T`Rish, weil er gesagt hatte, ich solle es tun, weitere Ideen und Vorschläge überbringen. Außerdem war mir aufgefallen, dass ich gar nicht an den Übungen teilnahm. Sollte ich das nicht? Was stellte mich außen vor? Es war eigenartig schmerzlich, nicht dabei zu sein.
Als ich eintrat fand ich mich in einem Wald wieder. Sanftes Sonnenslicht sickerte durch die Baumwipfel, eine leichte Brise ließ die Blätter rascheln. Ich erwartete beinahe, dass hinter der nächsten, sich leicht erhebenden Anhöhe ein kleiner, glitzernder See zum Vorschein kam. Doch statt dessen fand ich eine Senke in wallendem Grün, eine Lichtung im Sonnenschein, in deren Mitte Commander T`Rish stand. Er schien mich nicht bemerkt zu haben, also ging ich den Abhang hinunter.
„Commander?“, er reagierte nicht. Offensichtlich war er tief in Gedanken versunken. Er stand einer Waldfront zugewendet. Ob er überlegte, welche Gegner hier auftauchen könnten? Als ich den Blick von der Waldlinie zu ihm wand, ihn soweit umrundet habend, dass ich ihm ins Gesicht blicken konnte, erkannte ich, dass er die Augen geschlossen hatte. Ich sah ihn musternd und blinzelnd an. Sein Atem ging gleichmäßig und ruhig, seine Mimik war entspannt, beinahe schlaff.
„Commander?“, fragte ich erneut und der Andorianer vor mir begann zu nuscheln, verzog den Mund ein wenig und ich glaubte die Worte ‚T`Rish acht…starten‘ zu hören. Die Erkenntnis traf mich hart. Der Commander schlief. Er war im Stehen eingeschlafen! Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er so viel gearbeitet hatte, in den letzten Wochen. Aber was sollte das sonst verursacht haben? Ob ich ihn wecken sollte? Am besten ich ging einfach wieder und sorgte dafür, dass er von allein aufwachte und ihn niemand sonst hier so fand. Was würde Thorn dazu sagen, wenn sein Sicherheitschef im Holodeck stehend ein Schläfchen hielt?! Das wollte ich mir gar nicht ausmalen. Oder sollte ich ihn besser direkt wecken? Aber wie? Wie sollte ich…vielleicht wachrütteln? Wenn er nicht aufwachte, würde er vielleicht umfallen und sich verletzten. Mein Blick fiel auf das Gras hinter ihm und ich erkannte zumindest keinen schädeleinschlagenden Stein am Boden. Wieder lief ich um ihn herum. Was sollte ich tun? Wie würde er reagieren, wenn er wach war? Würde er mich rügen? Weil ich ihn geweckt hatte? Würde er Kaffee verlangen? Ich hatte keinen dabei und so ziemlich jeder trank Kaffee, nachdem er aufgewacht war. Unsicher trat ich von einem Bein auf das andere, als müsse ich austreten, überlegte immer weiter. Doch, ich musste ihn wecken. Am besten, in dem ich ihm die Hand auf den Arm legte. Und ihn dann nochmal ansprach. Etwas lauter. Das müsste ihn wecken. Doch, ja, würde es. Ich atmete tief ein, straffte meine Haltung und trat entschlossen einen Schritt auf ihn zu. Gerade, als ich die Hand hob um ihn zu berühren brach das Unterholz der Waldlinie auseinander und ein riesiges, schwarzes Ungeheuer brach auf die Lichtung hinaus.
„Aaaaaaaah!“, kreischte ich, ließ mich in die Knie sinken und hob die Hände über den Kopf. Mein Herz klopfte wie wild, ich presste die Augen zusammen und zog den Kopf auf die Brust.
„Programm einfrieren!“, rief der Commander über mir plötzlich laut und deutlich. Unter meinem Arm hindurch sah ich zu den Bäumen, wo das Monster wie erstarrt verharrte. „Ensign.“, hörte ich Commander T`Rish und sah geschockt auf. Er sah mich ein wenig befremdet, aber gutmütig an. „Entschuldigen Sie.“, er reichte mir die Hand und ich ließ mich wieder auf die Beine ziehen. „Ich habe Sie erschreckt.“, stellte er fest.
„Was…Sie…Sie haben, das…das Programm…“, ich schüttelte den Kopf und sah zu Boden. Jetzt war alles durcheinander in meinem Kopf. Hatte er nun geschlafen oder nicht? War das die Übung, an der ich teilnehmen durfte? Hatte ich dann versagt? Warum hatte ich mich so erschreckt? Ich wusste doch, dass das ein Holoprogramm war!
„Beruhigen Sie sich, Yu`She.“, lachte der Commander. „Ich muss eingenickt sein.“, er sah mich fragend an und ich nickte, fühlte meine Fühler noch zittern. Der Commander lächelte. „Und ich habe im Schlaf das Programm aktiviert?“, ängstlich sah ich mich nach dem Ungetüm um und nickte dann wieder. T`Rish lachte leise und schüttelte den Kopf. „Entschuldigen Sie, Ensign.“, dann schien es, als würde das alles von ihm abfallen. „Was kann ich für Sie tun?“