BRI – Log01 - CPO Goral – MED – 13116.1630

CO: - XO:
Indienststellung: 0000.0000
Ausserdienststellung:13320.1382

Moderator: Oberkommando

Gesperrt
Benutzeravatar
Thorn P'Thall
Beiträge: 274
Registriert: Di 11. Jan 2011, 01:53

So 8. Jan 2012, 16:18

Worte: 1310

Beteiligte: Alexis Grant, Girol Enji (flüchtig)



*** USS Britannia – Deck 02 – Quartier Alexis Grant ~ vor etwa zwei Wochen***


Das konkrete Ausmaß der Gedanken, die mir angesichts Alexis‘ Geschichte durch den Kopf gingen, war selbst im Nachhinein schwer zu umreißen. Meine zeitweise Unfähigkeit, den eigentlich so sorgsam bis in Fleisch und Blut verinnerlichten Augenkontakt aufrecht zu erhalten, war ziemlich bezeichnend. Ich war mir sicher gewesen dass sie nichts wissen konnte was meine persönlichen Befürchtungen betraf, aber es fühlte sich an wie ein Verhör, eine Falle, traf einen Nerv, und versetzte mich in eine abwartende, sehr vorsichtige Starre. Ich kaschierte dies aus meiner Sicht nur bedingt erfolgreich mit Irritation und einer abwartenden Haltung. So war es bereits von ihrer Einladung an gewesen, vielleicht auch schon früher, tief in meinem Unterbewusstsein. Es war eine entnervende Note in ihrem Blick gewesen- ein Hauch von Wiedererkennen und Vergangenheit. Meine Ratio diktierte zwar ganz klar, dass meine Paranoia und meine Befürchtungen unmöglich zutreffen konnten, aber meine Instinkte schlugen Alarm, und mein elementarster Reflex dazu war stille, lauernde Vorsicht.
Und wenn mir inzwischen, nachdem sie sich endlich ausgesprochen hatte, noch so klar war, dass es hier um etwas ganz anderes ging- Namentlich um eine junge Frau, die gerade unendlich viel Mut und Überwindung aufbringen musste um sich den Dämonen ihrer Vergangenheit zu stellen. Ganz direkt, in Fleisch und Blut, und, wichtiger noch, bar jedes Zusammenhanges zu meiner Person- Was ich von vornherein gewusst, aber nie ganz geglaubt hatte. Der Gedanke half, meine Aufmerksamkeit wieder nach außen zu kehren, und endlich etwas zu sagen.
„Sie… hätten mir all das nicht erzählen müssen.“, wandte ich leise, eindringlich, bedeutungsvoll ein. Mein Blick hob sich bedächtig, nur um festzustellen dass sie ihrerseits den Augenkontakt mied.
„Ein kurzes Hey, Elin. Eigentlich hasse ich sie nicht wirklich, sie gleichen nur einem meuchelmörderischen Arschloch aus meiner geheimen Vergangenheit bis aufs Haar hätte es auch getan.“

Die betont bieder vorgetragenen Worte, wie auch den Anflug eines symbolhaften ‘Das ist witzig, sie dürfen lachen.‘-Lächelns der ihnen folgte, verfehlten ihre Wirkung nicht. Ihr Blick zuckte meinem entgegen, erst irritiert, dann für einen Augenblick entrüstet, und schließlich lachten ihre glänzend gewordenen Augen auf, während ihre Lippen hinter einer bebenden Hand verschwanden. Die Geste lag irgendwo zwischen der unterdrückt explosiven Lösung der im Raum liegenden Anspannung, unerwartetem, erleichterten Amüsement, und Verzweiflung. Ich hatte keinen Zweifel daran dass sie gelacht und zugleich geweint hätte, wenn sie sich hätte gehen lassen. Ich für meinen Teil konnte es ihr gerade nur zu gut nachempfinden, zeigte es jedoch mit gutem Grund nicht. Nein, was mir gerade blieb, war nur noch die Zerstreuung ihrer zweifellos aufkeimenden Befürchtung, dass das alles wäre was ich dazu sagen würde.
Ich lehnte mich also aus meiner zurückgelehnt-nachdenklichen Haltung vor, bettete meine Ellenbogen auf meinen Knien, fixierte meine Teetasse ehe ich weitersprach. „Und wir müssten auch nicht Freunde werden, nur weil sie ein schlechtes Gewissen mir gegenüber haben, Alexis.“, schloss ich an meine ersten, ernsteren Worte an. Ich blickte auf, hakte zwei Finger in den Griff der Teetasse ein, führte sie an meinen Mund, beobachtete ihre Reaktion. „Trotzdem bedeutet mir beides sehr viel, ist mir eine große Hilfe. Und ich hoffe sehr, dass sie das genauso empfinden.“

Sie zögerte, ehe sie nickte, und leise antwortete- Die Beine angezogen, die Fersen auf dem Rand ihrer Sitzgelegenheit, die Hände um ihre Knie geschlungen. „- Es ist irgendwie befreiend,… Elin.“ Sie schloss ihre Augen. „- Ich weiß, wie das hier auf sie wirken muss, als würde ich sie… dazu benutzen, mich den Geistern meiner Vergangenheit zu stellen, aber wissen sie, ich…“ Schließlich blinzelte sie, und ihre Mundwinkel zuckten. „-… ich glaube, sie sind eine gute Person, und ein hervorragender Arzt, und dass sie und ich… etwas Besseres verdienen.“ Aber bereits einen Gedanken später senkte sich ihr Blick. „… auch wenn ich ebenso gut weiß, dass diese… diese ganze Geschichte eine denkbar… ich weiß nicht.“

Ich hatte inzwischen an der Tasse genippt, stellte sie nun wieder weg. „Eine denkbar brisante Basis für eine persönliche Beziehung ist?“ Ich nickte behutsam, sah ebenfalls nach unten, um ihr nicht das Gefühl zu geben dass ich sie dauernd anstarrte.
„So sehr ich ihre Bemühungen schätze, sich von Rassenklischees und übler, typisierender Nachrede gegenüber ganzen Völkern zu lösen… ein wahrer Kern bleibt immer zurück. Wie zum Beispiel die nackte Tatsache, dass kein Cardassianer meines Alters ehrlich empfindlich und pikiert auf vergangene Geschichten von Verrat, Mord und Verbrechen reagieren kann.“ Ich atmete schwer aus. „Oder darüber urteilen möchte. Wir sind eine Kriegs- und Nachkriegsgeneration, und was den Rest des zivilisierten Raumes angeht waren und sind wir die Mistkerle. Das lässt einen entweder resignieren, oder führt zu einem gesunden Sinn für Dialektik.“
Es war schwer zu ermessen, was wirklich in ihr vorging, während sie mich so abwartend ansah, aber nicht schwer sich vorzustellen dass sie meine Worte auf meinen vermeintlichen Doppelgänger aus ihrer düsteren Vergangenheit bezog. Und dass es sie mitnahm.
„- Werden sie es melden?“
„Nein, Alexis.“ Ich schüttelte sachte den Kopf. „Genauso wenig wie ich sie danach beurteilen werde.“
„- Warum?“, hakte sie leise nach.
„Weil ich sie mag.“ Wir lächelten einander im Wechsel gequält schelmisch an, ehe ich wieder ernst wurde, kurz dagegen ankämpfte beiseite zu sehen, aber auch gegen eine Zurschaustellung von zu viel Emotion, Nostalgie, einem zu deutlichen Funkeln in meinen Augen. „Und weil wir alle etwas besseres verdienen. Eine zweite Chance. Und so wie sie auf mich zugegangen sind… haben wir das gemeinsam. Lassen sie das die Basis unserer persönlichen Beziehung sein.“

Sie nickte, ganz langsam, schloss dann ihre Augen, stützte ihr Kinn auf ihrem Knie auf.
„- Und was machen wir jetzt, Elin?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Eigentlich haben sie mich zum Essen eingeladen. Ich hoffe nach all dem zugegebenermaßen auf leichte Kost.“
Wieder erbebte sie unter einem unterdrückten Schmunzeln, ehe sie zu mir aufblickte, als ich an sie herantrat und ihr die Hand reichte. Sie zog sich nach kurzem Zögern daran auf die Beine, dann steuerten wir die im Vergleich zu den Crewquartieren luxuriöse Kochnische ihres Abteilungsleiterdomizils an.


Stunden später war ich auf dem Weg, die restliche Zeit bis zu meiner bald beginnenden Frühschicht sinnvoll auf der Krankenstation zu verbringen, und genoss die Stille der leicht gedimmten, warm beleuchteten Korridore. Wir hatten eine gute Zeit gehabt, und ich hatte sie immer noch. Der Bordzeit entsprechend war auch an meinem Arbeitsplatz alles ruhig, und nur ein Schichtabbrecher ließ sich gerade von Commander Enji eine gemeine Erkältung diagnostizieren. Im Vorbeigehen nickte ich beiden Männern lächelnd zu, wechselte ein paar plaudernde Worte mit dem wie immer mützenbewehrten Terraner, ehe ich mich entschuldigte um die Tagesinventur der Medikamentenbestände hinter mich zu bringen, für die ich nunmal eingeteilt worden war. Nach dem Passieren der entsprechenden Sicherheitsschleusen sinnierte ich darüber, dass ich den für einen hochrangigen Offizier erfrischend lockeren Menschen jetzt schon als umgänglichen Kollegen schätzte, während ich aus der Gesäßtasche meines Uniformoveralls Nanofaserhandschuhe hervorzog, geübt über meine Hände streifte, und dann beiläufig den in meinem Ärmel versteckten, unbenutzten Hochdruck-Projektilinjektor hervorzog. Mit dem Anflug eines erleichterten Lächelns auf den bleichen, schmalen Lippen entnahm ich die unverbrauchte Neuralanästhetikum-Kartusche aus dem komplett aus synthetischen Fasern und gewöhnlichen Kunststoffen konstruierten kleinen Gerät. Ich ließ die Platzhalterdosis aus dem Schrank (wie auch den Injektor, und am Ende auch die Handschuhe) wortwörtlich in der materietransportbasierten Entsorgungseinheit verschwinden, und legte die ungenutzte Dosis an ihren angestammten Platz in einem der hinteren Medikamentenschränke zurück, ehe ich mich an meine eigentliche Arbeit machte. Dass Lieutenant Petersen bei der ungewollten Leitung der Abteilung aus reiner Überforderung die Sicherheitsprotokolle sehr lax handhabte war mein erster beiläufiger Gedanke, aber bald schon schweifte mein Geist zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben ab. Mein eigener Zabo-Eintopf hatte einen faden Nachgeschmack hinterlassen, obwohl Alexis sehr angetan gewesen war- Ob es an den teils replizierten Zutaten gelegen hatte? Oder war es einfach zu lange her gewesen? Wie auch immer, ich war mir fast sicher dass nur ein auf der Hauptwelt aufgewachsener Cardassianer den Unterschied bemerkt hätte.
Charaktere:

Captain Thorn P'Thall - CO, USS Britannia
http://persodb.oesf.at/out.editCharakter.php?cha_id=940
Chief Petty Officer Dr. Elin Goral - MED, USS Britannia
http://persodb.oesf.at/out.editCharakte ... ha_id=1664

Bild

Commanding Officer, USS Britannia NCC-1302

BildBild
Gesperrt