BRI - Log 3 - Lt Alexis Grant - CTO - 13123.0055

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Alexis
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So 15. Jan 2012, 00:34

Beteiligte: Amh
Erwähnte: Tecs
Wörter: 1115


…::: USS Britannia – Deck 16 – CTO-Büro :::…


Mit einem Seufzen schob ich das Padd beiseite. Hatte ich mir vielleicht zu viel vorgenommen? Die gesamte Abteilung durch Tests und Übungen zu scheuchen war gelinde ausgedrückt aufwendig. Aber anders ging es nicht. Ich wollte mir von jedem ein Bild machen, jeden einzelnen von ihnen einschätzen können. Immerhin waren es jetzt meine Leute. Ich wollte wissen wo ihre Stärken lagen, ihre Schwächen und ob ich mich auf sie verlassen konnte.
Die Berichte der Team- und Schichtleiter waren ein Anfang. Gut für einen ersten Überblick. Aber viel zu subjektiv. Ich wollte mein eigenes Bild.
Immerhin lagen wir gut im Zeitplan. Ich hatte mich bemüht alles möglichst gleichmäßig über die vier, für den Flug angesetzten, Wochen zu verteilen. Und bisher lief es recht reibungslos. Auch wenn mein Vorgehen nicht unbedingt bei allen auf Gegenliebe stieß.
Herak zum Beispiel. Der Leiter der Betaschicht. Er machte keinen Hehl daraus das ihm meine Rückkehr auf diesen Posten nicht gefiel. Er hatte mich damals schon nicht leiden können als ich ihn schon einmal inne hatte. Und das ich jetzt als Lieutenant zurückgekehrt war und ihm den Posten mal wieder vor der Nase weggeschnappt hatte… Würde er sich weiterhin als dermaßen unkooperativ und intrigant erweisen würde ich Maßnahmen ergreifen müssen. Und dann konnte er von Glück reden das ich jetzt Sternenflottenoffizier war. Wären wir uns vor 10 Jahren begegnet…
Das Gespräch mit ihm war in 2 Stunden angesetzt. Mal sehen was es bringen würde.

Mit einem erneuten Seufzen zog ich das Padd wieder heran, steckte es in die vorgesehene Halterung.
Abteilungsbericht.
Tja, wie lief es denn nun?
Eigentlich gut. Zumindest das tägliche Geschäft.
Meine Finger huschten über das Eingabefeld.
Ich hatte den Bericht in der letzten Woche immer wieder aktualisiert.
Der Antrieb kam gut mit der Dauerbelastung zurecht.
Eigentlich alles zu meiner Zufriedenheit. Und doch war ich unruhig. Kribbelig.
Wie eine dunkle Vorahnung. Als ob es einfach ein bisschen zu glatt lief. Aber vielleicht waren das auch einfach nur böse Erinnerungen. Als ich das erste Mal in diesem Sessel saß war ich damit überfordert. Seitdem waren Jahre vergangen und ich hatte viele Erfahrungen gesammelt. Aber hatte ich mich verändert?

Ich zwang meinen Blick zurück auf die Anzeige vor mir.
Hatte ich alles wichtige drin?
Ein gutes gab es immerhin. Amh war endlich von der Krankenstation entlassen worden. Und ich hatte gerade irgendwie so richtig Lust auf einen Besuch bei ihr um den Bericht persönlich abzugeben. Sie ein bisschen zu ärgern würde meine Laune sicher heben.


…::: Deck 2 – Quartier des ersten Offiziers :::…


Der Aufforderung aus dem Inneren folgend betrat ich das Quartier. Blickte mich neugierig um. Ich war zum ersten Mal hier. Oberflächlich betrachtet unterschied es sich nur unwesentlich von meinem. Wenn man allerdings genauer hinsah…
„Also, was kann ich für sie tun?“, riss sie meine Aufmerksamkeit an sich. Das ‚damit sie schnellstmöglich wieder verschwinden‘ war ihr nicht mehr annähernd so deutlich anzusehen wie noch bei meiner Ankunft auf dem Schiff. „Sie sehen viel besser aus.“, grinste ich sie an, schritt gemächlich auf ihren Schreibtisch zu. „Danke, wenn sie zum Komplimente verteilen gekommen sind…“ Den Rest des Satzes ließ sie unausgesprochen. „Nicht nur. Ich habe den Abteilungsbericht für sie.“ Noch immer etwas skeptisch betrachtete sie den Datenträger den ich vor ihr platzierte, zog ihn langsam heran. „Keine Sorge, es wird bestimmt nicht beißen.“ Ich umrundete den Schreibtisch und schob mich auf die Ecke. „Bequem?“ – „Entschuldigung, Macht der Gewohnheit.“ – „Ich war mir eigentlich sicher das es in ihrem Büro einen Stuhl gibt.“ Ich lachte leise. „Gibt es. Eine alte Angewohnheit. Ganz alte…“
Sie tat es mit einem Schulterzucken ab, dann galt ihre Aufmerksamkeit dem Bericht.
„Wie läuft das Aufmischen ihrer Abteilung?“, fragte sie, blätterte weiter darin. Der Unterton in ihrer Stimme ließ vermuten das sie sich eher für die Fakten interessierte die nicht in dem Bericht standen. „Bis auf ein paar Ausnahmen so weit ganz gut. Wie verfährt man denn am besten mit Querulanten die einem am Stuhl sägen?“ Ich baumelte mit den Füßen, musterte sie aufmerksam. Ihre Haltung sah immernoch aus als hätte sie Schmerzen.
„Das finden sie am besten selbst heraus.“ – „Meinen sie die Androhung von Schlägen könnte helfen?“ Sie konnte nicht verhindern das sie leicht zusammenzuckte. Kaum merklich. Angriffe aus dem Hinterhalt waren halt immer am effektivsten.
Und es bestätigte meine Vermutungen.
„Sie wissen schon das es keine angemessene Vorgehensweise für einen Sternenflottenoffizier ist?“ Sie sah mich noch immer nicht an. „Weiß ich. Weder die Androhung und erst recht nicht die Durchführung. Obwohl es so einfach ist. Schmerzen sind relativ leicht zuzufügen und führen fast immer zum Ziel.“ Ich sprach nur leise. Sie starrte noch immer auf den Bericht. Obwohl ich vermutete das sie schon lange aufgehört hatte zu lesen. Zumindest wenn ich richtig lag.
„Ich will gar nicht mit ihnen darüber reden. Sie wollen das ganz offensichtlich mit sich selbst ausmachen. Glauben sie mir, ich kenne das. Sehr gut…“ Und von denen lebt keiner mehr. Lautlos ließ ich mich wieder vom Tisch gleiten, ging ein paar Schritte in den Raum hinein. „Deshalb erspare ich uns beiden die üblichen klischeebehafteten Aussagen.“ – „Fertig?“, kam es trocken aus Richtung Schreibtisch. „Fast.“ Ich drehte mich wieder um, musterte sie mit schiefgelegtem Kopf.
Tat ich es nicht auch für mich selbst? Weil ich es kannte. Weil ich es fast selbst spüren konnte. Und weil ich sie mochte und nicht zusehen wollte. Ich wollte…
Nach vorne sehen.
Ein normales Leben führen.
Freunde finden.
Eigentlich lächerlich…
Als ob jemand wie ich…

„Ich…“ Man, war doch gar nicht so lange her das ich schon mal in so einer Situation war. Was tat ich hier überhaupt? Was mischte ich mich ein? War das nicht anmaßend?
„Sie wissen, das ich kein unbeschriebenes Blatt bin… Wenn sie mal Gesellschaft brauchen die nicht redet stelle ich mich gerne zur Verfügung.“
Einen Moment sah sie mich nur an, nickte dann. „Danke.“
Offensichtlich fühlte ich mich angezogen von Leuten mit bewegter Vergangenheit. Freundschaft war ein großes Wort. Aus meiner Sicht. Für sie… ?
Wieder senkte sie den Blick auf den Bericht. Ich schlenderte ein wenig umher. Blieb vor dem Strauß weißer Lilien stehen. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Vorsichtig strich ich über die Blüten.
„Wissen sie wofür weiße Lilien stehen?“, fragte ich ohne sie anzusehen. „Nein. Sie standen schon da als ich von der Krankenstation kam.“ Ich lachte leise.
„Sie stehen für Hoffnung und Reinheit. Schönheit…“
Sie reagierte nicht.
„Gnade, Vergebung…“, setzte ich die Aufzählung fort. „Verlassene Unschuld, den Tod…“ So symbolträchtig. Wunderschön…
„Aber wissen sie welche Bedeutung ich am liebsten mag?“ Wieder fuhren meine Fingerspitzen über die samtigen Blütenblätter. So zerbrechlich.

„Lilien sind ein Ausdruck für Würde, Cholain. Und für die Unantastbarkeit.“ Ich warf einen Blick über die Schulter, sah sie an. „Sehen sie sie doch als Symbol. Für das was sie waren und auch wieder sein können.“
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