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BRI – Log02 - CPO Goral – MED – 13125.2280

Verfasst: Di 17. Jan 2012, 22:49
von Thorn P'Thall
Worte: 1391

Beteiligte: Alexis Grant, Tiamat, Girol Enji, Deren McMullen



*** USS Britannia – Deck 16 – CTO-Büro ***


Obwohl ihr Schreibtisch zwischen uns stand, hatte ich das Gefühl, dass er Alexis gar nicht groß genug sein konnte. Einerseits. Andererseits war da erneut diese merkwürdige, man könnte sagen unbegründete, Vertrautheit mir gegenüber, und seit kurzem auch… zwischen uns. Gegenseitig. Ein geistig höher greifendes Wesen könnte an dieser Stelle vorschieben, dass ich ihr auf die Art entgegenkam, weil ich sie in ihrem Selbsttherapiebedürfnis hinsichtlich ihrer Vergangenheit fördern wollte. Aber das wäre unehrlich.
„Woran liegt es dann?“, hakte ich behutsam nach, nippte an meinem Tee. Nein, meinerseits lagen die Dinge… simpler. Ich war ein soziales Wesen, und sie war eine angenehme Gesellschaft, in deren Gegenwart ich mich aus Gründen der Identifikation mit ihrer so offen ausgesprochenen, zwielichtigen, nun, mehr als nur zwielichtigen Vergangenheit, entspannen konnte. Das war selten genug…
„- Ich habe einen fordernden Job, Elin. Und den habe ich noch nicht besonders lange.“, entgegnete sie hinter ihrer Tasse. Es brauchte keinen Counselor, um die Kürze und Unvollständigkeit der Aussage zu diagnostizieren.
… und da war natürlich noch etwas. „Große Erwartungen, also. Nicht nur seitens ihrer Kollegen und Vorgesetzten. Vor allem ihre, sich selbst gegenüber.“, ergänzte ich sanftmütig, spann meinen letzten Gedanken indessen fort- Noch etwas, das ich als in mir ruhende, gesetzte Persönlichkeit akzeptierte, mich aber nicht unbedingt stolz machte. Es offenbarte zu deutlich, welche Seiten ich noch immer an mir hatte, und auch nie ablegen würde: Dass ich mich sicherer im Umgang mit Personen fühlte, gegen die ich im Zweifelsfall etwas in der Hand hatte. Ganz ohne Anlass, Aversion oder Grund, einfach nur ein potenzielles Druckmittel für den hypothetischen Fall der Fälle. Cardassiaphobiker würden anhand solcher Denkmuster frohlocken, wenn sie diese erahnen könnten.
Sie zuckte mit den Schultern. „- Vielleicht. Spielt das denn eine Rolle? Ich möchte gute Arbeit leisten, was sich zufällig mit den Erwartungen deckt.“
Ich schmunzelte. „Und was sie normalerweise gut schlafen lassen würde, wenn auch nicht viel. Aber sie haben sich zugleich noch mehr vorgenommen, wenn sie mir die Mutmaßung erlauben.“
„- M-Hm.“ Sie lächelte schief. „- Und sie sind sicher, dass sie kein Undercover-Counselor sind, ja?“
Ich nickte. „Sie erlauben also.“
Neben ihrer Tasse vollführte ihre linke Hand eine grazile ‚nur weiter‘-Geste. Ich nickte sachte, stellte meinen halb ausgetrunkenen Tee weg.

„Gute Arbeit hast du schon immer geleistet. In allem, was du angegangen bist. Worum es dir wirklich geht, ist, zu einer Musteroffizierin zu werden. Das in dich gesetzte Vertrauen nicht nur professionell, ergebnisorientiert , sondern moralisch zu bestätigen. Gerade wegen dem was war. Ganz für dich. Das ist dein neuer Vorsatz.“
Ihr Blick war nachdenklich, dezent abwesend, machte mir einen Augenblick später aber klar, dass sie sich nicht daran störte wenn ich noch ein paar Worte darüber verlor. Mein demonstrativer Wechsel der Anrede irritierte sie nicht weiter, war mir aber wichtig. Wenn ich es trotz der betont nicht-dienstlichen Natur meines Besuchs nicht vermeiden konnte, wie ein Arzt zu reden, konnte ich dabei wenigstens wie ein Freund klingen. Es forderte mir überraschend viel bewusstes Denken ab und rieb mir unter die Nase, wie sehr mich die letzten Jahre bei der Flotte professionalisiert hatten.
„Und das betrifft nicht nur deine Arbeit und Haltung. Auch deine Persönlichkeit. Du… arbeitest bewusst an dir und wirfst dich in die Konfrontation mit deinen Dämonen.“
Mein Blick fiel auf meine Teetasse. „Womit ich nicht sagen will, dass daran etwas falsch ist. Schließlich säßen wir sonst nicht hier.“ Ich lächelte aufmunternd. „Zumindest ich nicht.“

Ihre Augenbraue zuckte hoch. „-Sondern?“
„Nur, dass es kein Wunder ist, dass du selten und dann noch schlecht schläfst, wenn du dir schon all das auf einmal zumutest.“, entgegnete ich sanft, lehnte mich dann zurück, nahm die Tasse mit, trank.
„- Das hab‘ ich davon, meine freie Zeit mit einem Arzt zu verbringen.“, jammerte sie mit zarter Ironie, lächelte dann, und verlor natürlich kein Wort darüber ob ich nicht völlig falsch lag. Was okay war. Ihr Blick fiel auf das nächstbeste Chronometer. „- Ich habe noch eine Verabredung… einen Termin. Können wir die Fortsetzung deines Vortrags auf unser Essen vertagen?“, versuchte sie mich mit einem schiefen Lächeln zu kokettieren.
„Von wegen, noch mehr davon ist das allerletzte was du brauchst. Wie wärs mit Abschalten? Pizza auf dem Sofa, und das neuste hohle 3-D-Holoepos über den Dominionkrieg, das letztes Jahr alle technischen Awards abgeräumt hat?“, lachte ich. Gute Chancen, dass sie danach einfach wegnicken würde, allem voran nach einem solchen Kohlenhydratmassaker und bei solcher Unterhaltung. Ich erhob mich aber bereits, um ihr zu signalisieren dass ich sie nicht weiter aufhalten würde.
Sie blinzelte irritiert, verriet sich aber mit ihrem Grinsen. „- Nach Schichtende?“
Ich nickte lächelnd. Wir trafen am Ausgang aufeinander, nachdem sie sich zwischenzeitlich mit einigen PADDs gerüstet hatte, und dann trat der erwartete, kurze Moment der Verlegenheit ein, der uns sanft daran erinnerte dass wir noch nicht so richtig angekommen waren, nicht gänzlich füreinander definiert. Sie wirkte, als wüsste sie nicht ob sie mich gerade lieber flüchtig umarmen würde, wie es Vertraute zum Abschied tun, oder mir großzügig den Vortritt überlassen, weil ich ihr sonst sein Messer in den Rücken rammen könnte. Ein äußerer Beobachter würde süffisant auf das Stockholm-Syndrom tippen.

Ich entwaffnete den Moment also, sobald ich ihn erkannte. „Viel Erfolg, Alexis. Bis später.“ Meine Hand legte sich von einem unaufdringlichen Lächeln begleitet für einen Moment auf ihre Schulter, dann trat ich durch die Tür.



*** USS Britannia – Deck 07 – Krankenstation ***


„Ah, Crewman Tiamat. Sie habe ich gesucht.“ Ich trat mit einem frisch mit Arbeit beladenen PADD an die Medizinerin heran, die gerade ein Biobett justierte. Obwohl sie seit einer Weile an Bord war, wirkte ihr teilkristallines Äußeres immer noch überaus faszinierend, und akzentuierte dabei ganz beiläufig die Reize, welche sie als scheinbar junge Frau nun mal an sich hatte. Ich stellte amüsiert fest, dass ich wieder genug Distanz zu Alexis gewonnen hatte, um auf den Gedanken zu kommen dass der Teil mit den Reizen einer jungen Frau ganz nebenbei auch für die Cheftechnikerin galt. Faktoren über Faktoren. Wie gut, dass keiner davon mit der nötigen Gelassenheit unüberwindbar war.
„- Wie kann ich ihnen helfen, Elin?“ Die Archon blickte auf und nickte dabei grüßend.
„Lieutenant Kara hat uns soeben eine recht detaillierte Darstellung des äußeren Erscheinungsbilds der Strander übermittelt, frisch von einem Teiluplink zum Forschungssatelliten. Wir haben nun die Aufgabe, in Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern Mittel und Wege zur äußerlichen Anpassung eines potenziellen Außenteams zu entwerfen.“
Tiamat zog sanft ihre Augenbrauen zusammen. „- Sie meinen, dass wir eine Verkleidung entwerfen sollen? Falls sich Crewmitglieder verschiedener Spezies als Strander ausgeben müssen?“
Ich nickte schmunzelnd. „Korrekt. Aber mehr als das. Wir haben temporär-chirurgische und holografische Mittel zur Verfügung, müssen dafür aber sicherstellen dass die Tarnung jeder visuellen Überprüfung standhält.“
Sie nickte verstehend, aber immer noch etwas unsicher. „- Ist das denn ethisch vertretbar? Ich meine, dieses Volk so zu täuschen.“
„Es ist gut und richtig, dass sie so denken, Tiamat. Das wichtigste Argument ist wohl, dass wir alles in unserer Macht stehende auf uns nehmen müssen, um ihre Lage einzuschätzen. Die erste Direktive ist sehr strikt, was offenen Kontakt mit nicht-raumreisenden Völkern angeht, und es ist davon auszugehen dass unsere Führung sehr gründlich die Umstände untersuchen will, in denen sich die Strander befinden.“ Während ich diesen Sachverhalt erklärte leitete ich die Daten bereits an einige Kollegen weiter, mit denen wir arbeiten würden. Wegen einer möglichen holographischen Komponente würden wir auch die Technik kontaktieren- Die Hinterlaufgelenke der Strander waren ähnlich jenen vierbeiniger Säuger nach hinten geknickt, nicht nach vorne wie jene der meisten Humanoiden an Bord. „Stellen sie sich vor, dass wir einen Faktor übersehen, der uns einen helfenden Eingriff ermöglichen könnte, nur weil wir die Chance nicht wahrgenommen haben uns ein persönliches Bild der Lage zu verschaffen, wie es nur ein Außenteam bewerkstelligen kann“, fuhr ich fort.

„- Ich verstehe.“, entgegnete die Archon, klang aber noch nicht hundertprozentig überzeugt.
„Lassen sie uns das auf dem Weg in die Labore weiterdiskutieren. Seien sie so gut und kontaktieren sie für mich indessen Ensign McMullen aus der Technik, betreffs der mobilen Holo-Emitter. Wir könnten aber auch seine persönliche Assistenz gut gebrauchen. Ich gebe inzwischen Commander Enji Bescheid.“ Der Terraner würde später unser Team leiten, war aber noch auf dem Holodeck im Einsatz.
Dennoch – So wie ich den Mann kennengelernt hatte, war er schon voller Tatendrang, und würde sich sehr dafür interessieren dass wir schon auf dem Weg waren um die Vorbereitungen zu treffen.