BRI – Log 2 – Lt Mariss – SCI – 13136.1295

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Elis Karen
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Sa 28. Jan 2012, 12:57

BRI – Log 2 – Lt Mariss – SCI – 13136.1295

Erwähnte Personen: Thorn, Amh (nur ganz kurz)
NPC’s: A. Jensen - Geowissenschaftler
Wörter: 1350
NRPG: Arbeitstitel: Challenge accepted


Seit der neuesten internen Personalreform der wissenschaftlichen Abteilung war die Chefposition ein für alle mal geklärt. Warum war das unfein? Weil ich nicht der Chef war.
Das bedeutete für mich, dass ich Chargen nicht mehr so einfach Kaffee holen schicken konnte und meinen Kollegen auch sonst eher selten sinnlose Botengänge aufhalsen durfte. Ich hatte auch kein Büro mehr, brauchte es dafür aber auch nicht weil eh keiner mehr mit mir über was anderes als meine Arbeit sprechen wollte und sollte.
Stattdessen hatte ich ein schickes geräumiges Labor bezogen, dass ich mittlerweile komplett zugemüllt hatte. Überall lagen Einzelteile und PADDs rum. Smartbords und Konsolen standen an den unmöglichsten stellen. Einige sahen sogar so aus als hätte ich sie einfach irgendwo abmontiert und hier notdürftig mit den Schiffssystemen verkabelt. Bei zweien war das auch der Fall. Überall sammelten sich Becher und Tassen. Halbaufgegessene Mittagsmale waren mit Tabletts voller Gerätschaften abgedeckt. Kaputtes oder unnützes Material war einfach auf einen großen Haufen in einer der Ecken des Raumes geworfen worden. Und ganz in der Mitte stand ein ausgeschlachteter Photonentorpedo auf einem Wägelchen und ich mehr oder minder darin.
Ich liebte es.
Das war Brainstorming auf rudimentärstem Niveau.
So machte arbeiten Spaß.
Wenn da nur nicht die nervigen Kollegen wären

„Hey Mariss, hast du …?“
„In der Schublade“, unterbrach ich den Mann unwirsch, der eben in mein Allerheiligstes geplatzt war. Jensen war, so meinte ich, sein Name. Ensign der Geowissenschaft und sich selbst was seine Nützlichkeit und Intelligenz betraf vollkommen überschätzend wenn man mich fragte. „Nein, nicht in der. Links von dir … das andere Links.“
Endlich hatte er das Gerät.
„Ähm, Mariss, dass ist Kistallgittergenerator.“
„Ich weiß.“
„Aber ich wollte … .“
„Der ist ja auch für mich, bring ihn mir bitte rüber. Wie du siehst stecke ich gerade mit beiden Händen in einem Torpedo und kann hier grad nicht weg.“
Jensen brachte mir das verlangte Gerät und ich konnte endlich die Kristallstruktur des Energiereflektors kalibrieren, der in meiner Vorstellung dafür sorgen sollte, dass die Energie der Materie-Antimaterie-Explosion besser von einem Tachyonengenerator aufgenommen werden konnte. Ich bedankte mich mit einem zackigen Nicken, krempelte meine Ärmel wieder hoch und fragte ihn was er denn nun genau wolle.
„Erinnerst du dich noch an das Atmosphärenanalyseprogramm, dass wir vor Wochen geschrieben haben? Ich kann es in der Datenbank nicht finden und brauch es für die Wassersache mit Strande III.“
Ich schaute ihn skeptisch an und stieß mich in meinen rollenden Stuhl mit einem leichten Tritt noch hinten. Ich blieb kurz vor einem kleinen Transportbehälter stehen, wühlte durch ein paar PADDs die sich darauf befanden und warf Jensen schließlich eines davon zu.
„Hier, das ist entweder das Analyseprogramm oder eine meiner Tetris-Kopien. In jedem Fall viel Spaß damit. Aber jetzt sag doch mal, habt ihr das Wasser immer noch nicht gefunden?“
Er sah mich etwas ärgerlich an.
„Es ist nicht so als hätten wir ein paar Milliarden Kubikkilometer Wasser verlegt. Wenn du meinst, du könntest Sensoren besser auswerten als der Rest von uns, dann bitte versuch es doch selbst.“
Dann stampfte er hochnäsig aus dem Labor und ward nie mehr gesehen. Ich wollte es nicht zugeben, aber irgendwie hatte das was von einem Wettbewerb und das war leider eine Schwäche von mir. Eigentlich hatte ich ja gar nichts mit der Wassersache am Hut und war glücklich an meinem Torpedo rumzuwerkeln, aber als ich die letzten Feineinstellungen Am Reflektor gemacht, die letzten Leitungen verarbeitet und schlussendlich den Computer den Auftrag für eine mehrstündige Simulation gegeben hatte, konnte ich mir nicht mehr helfen.
Warum auch nicht, entschied ich einige Minuten später.
Nach den Erlebnissen von gestern Abend hatte ich mich völlig untypisch in meine Arbeit gestürzt und nun musste ich ein paar Stunden auf die Ergebnisse der Simulation warten. Bis zum Mittagessen war es auch noch etwas hin. Warum also nicht?

Die eigentliche Recherchearbeit war nicht weiter kompliziert. Immerhin hatte die Wissenschaftsabteilung ja alles schon fein säuberlich dokumentiert. Ich nahm mir also die Gravitations- und Massedaten von vor 70 Jahren vor und rechnete ein bisschen rum. Zur Aufwärmung quasi. Annahmen zu Volumen, Gewicht und Verteilung der Wassermassen wollten wohl überlegt sein, waren aber nicht übermäßig kompliziert. Ich musste ja schließlich nicht auf das Gramm oder den Kubikmeter genau sein. Dann gab ich noch eine Anfrage an die Astrometrie durch was die aktuellen gravimetrischen Daten anging und verrechnete die wahrscheinliche Akkumulation von extraplanetarem Material innerhalb der letzten sieben Dekaden. Dann verglich ich das mit dem ungefähren Wert des fehlenden Wassers und kam auf ein nettes Ergebnis.
Das Wasser war weg.
Das klang etwas antiklimatisch bedeutete aber, dass ich auf der Suche nach dem Wasser von Strande III meiner Abteilung ein ganzes Stück voraus war. Ich wusste nämlich jetzt, dass es ganz sicher nicht auf dem Planeten war. Der war schlichtweg zu leicht dafür.
Jetzt stand ich nur noch vor der Entscheidung ob ich meine verehrten Kollegen noch ein bisschen länger Bodenproben sammeln und Geoscans machen ließ, oder ihnen doch sagte, dass das von ihnen gesuchte Nass eben nicht da war wo sie suchten.
Schwierig, schwierig.
Ich nahm mir einen Stift und zeichnete ein vertikale Linie dich gefolgt von einer horizontalen solchen auf die Hülle des Torpedos an dem ich bis eben gearbeitet hatte. In den oberen linken Quadranten dieses rudimentären Kreuzes malte ich ein Pluszeichen, rechts daneben dann einen Minusstrich.
Also los.

Die ganze Sache interessierte mich wenig, ein Strich also unter das Minus. Ich war auch gar nicht dazu eingeteilt worden mich mit der Materie zu beschäftigen, noch ein Strich, und wenn ich nicht helfen würde, hätte ich länger meine Ruhe. Drei zu Null bis jetzt.
Andererseits hing eventuell das Leben anderer davon ab. Ich mochte noch so sehr das Gesicht verziehen, machte aber doch den ersten Pluspunkt. Wenn das rauskam würde ich mir auch eine Standpauke von Thorn und Amh anhören müssen. Irgendetwas über Pflichtbewusstsein oder so einen Firlefanz. Ich machte dafür zwei Striche.
Ich mochte meine Kollegen nicht besonders und leiden konnte ich sie schon zwei mal nicht. Dafür gab es zwei Striche unter das Minus.
Im Umkehrschluss gefiel mir allerdings der Gedanke sehr, besagte Kollegen bloßzustellen. Es könnte außerdem zu einer ausnahmsweise positiven oder zumindest, ebenfalls ausnahmsweise, nicht negativen Eintragung in meine Akte führen.

Ein kalkulierter Blick auf das weiße Raster über schwarzem Torpedogrund, nebenbei ein Toller Name für ein Gemälde, den sollte ich mir merken, verriet, dass ich vor dem gleichen Dilemma wie am Anfang stand. Fünf Striche dafür und Fünf dagegen.
Mist.
Ich beäugte den Strich genau von dem ich wusste, dass er für mein Missfallen gegenüber meinen Kollegen stand, feuchtete meinen Daumen an und rubbelte das Ding weg. Ich drehte mich zu meiner Konsole um und verfasste einen kurzen Bericht.
Wissenschaftlicher Bericht 169399-3, Lt Mariss

Ein Vergleich des Einflusses der Gravitationskraft, ausgeübt durch den dritten Planeten des Strande-Systems Strande III, mit den letzten zu Verfügung stehenden Daten ergab eine starke Diskrepanz. Nach Messung der Gravitationsbeschleunigung noch Norm blieb nur der Schlussübrig, dass sich die Masse des Planeten verändert haben muss. Die berechnete Massenänderung wurde mit dem theoretisierten Volumen der Abnahme des Meeresspiegels auf Strande III verglichen und stimmt bis auf 2x10^18 kg überein. Ein Zusammenhang scheint daher wahrscheinlich.

Ergebnis:
Der Rückgang des Oberflächenwassers auf Strande III ist damit zu erklären, dass die geschätzt fehlenden 6x10^20 kg Wasser nicht auf dem Planeten selbst zu finden sind.

Auswertung:
Ein geologisches Phänomen scheint nicht in der Lage zu sein die nötigen Fluchtgeschwindigkeiten zu erzeugen um das fehlende Wasser aus dem Masseeinflussbereich des Planeten zu befördern und würde sowieso mit einer bemerkbaren Häufung von kristallinen H2O im System einhergehen. Das Augenmerk sollte daher auf eher exotischere Phänomene (Schwarze Löcher, Wurmlöcher, Subraumverwerfungen u.ä.) gelegt werden.

Weiterführendes:
Sollten solche Phänomene für den Wasserverlust auf Strande III verantwortlich sein kann im Zuge der ersten Direktive keinerlei Hilfestellung erfolgen, da sie im Sinne von Direktive 1, Absatz 42, Vermerk 83 zu den Naturkatastrophen zählen.

Im Anhang befinden sich Berechnungen sowie gesammelte Daten
Absenden und fertig.
Ich hatte Lange keinen korrekten Bericht mehr geschrieben. Ich fühlte mich richtig schmutzig danach.
Es wurde Zeit für eine außerplanmäßige Pause und ein Heißgetränk meiner Wahl, sonst dachten Thorn und Amh am Ende noch ich würde Dienst nach Vorschrift tun.
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