Brit – Log 7/15 – Cpt P`Thall/Ens Yu`She – CO/Sec 13139.2353

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Yu'She
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Di 31. Jan 2012, 23:33

Brit – Log o7/15 – Cpt P`Thall/Ens Yu`She – CO/Sec – SD:13139.2353



Personen: The M-Team: LltCmdr Girol Enji, CPOs Zemus und Elin Goral, Cr Tiamat

Worte:
Thorn: 998
Yu`She: 979


~ Britannia ~
-unterwegs-


Das Zusatzgewicht auf meinem Schädel war weitaus weniger schlimm als das konstante, kribbelnde, angespannte Gefühl in meinen Fühlern. Auch wenn sich das zuständige Team alle Mühe gegeben hatte, das Innenleben der Stranderhörner für andorianische Fühler sensorisch aktiv zu gestalten- Es half nichts. Als würde man einem Menschen einen Gips auf die Nase klatschen und den Gleichgewichtssinn betäuben, um sich dann gönnerhaft dabei vorzukommen, zwei Atemlöcher hineinzubohren.
Ich tat also mein bestes- Und Hölle, ja, ich war gut darin- mir nichts anmerken zu lassen, während ich die Gänge von Deck Sieben gen Krankenstation entlangmarschierte. Dass ich es eilig hatte und nicht bester Laune war fiel schließlich merkwürdigerweise kaum auf. Aber: Besser noch, erhöhter Schwierigkeitsgrad, ich überflog indessen die neusten Abteilungsberichte, und hielt bereits im schnellen Gang das Gleichgewicht. Dass die Implantation der Hörner speziell für andorianische Crewmitglieder ganz oben auf der Liste stand hatte nämlich durchaus seinen Sinn- Namentlich die Gewöhnungszeit an diese sensorische Irritation. Also diente diese früh angesetzte Posse nicht der Belustigung der, teils beim Salutieren betont geradeaus starrenden, vorbeiziehenden Crewmitglieder, sondern einem konkreten Zweck. Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Je schneller ich lernte, diese Dinger zu ignorieren, desto besser. Was im Übrigen auch für die Crew galt… die durfte sich graduell daran gewöhnen, dass sehr bald für die Restzeit vor dem Einsatz ein… wie nannten sie es? Humanoides Schaf das Schiff kommandieren würde.

Mit strenger Würde, Autorität und Elan, gottverdammt.





Jetzt saßen die Hörner.

Ich konnte an keiner spiegelnden Fläche vorbei gehen, ohne nicht wenigstens einen Seitenblick hinein zu werfen. Die vage geschwungenen, fein gerillten Hörner saßen schief auf meinem Kopf. Vielleicht hielt ich auch nur den Kopf schief. Doch sie wirkten wie…wie ein Geweih. Wie Schaufeln. Viel zu groß und überdimensioniert. Völlig unproportional. Mir war nie bewusst gewesen, wie schön schlanke, filigrane Fühler mit einer leichten Wölbung und zart angespitzten Enden waren.

Im Gegensatz zu diesen Totschlägern.

Ich wand den Blick wieder ab und straffte meine Haltung. Es half nichts. Auch wenn mir bei dem Gedanken daran beinahe die Tränen kamen. Es war so ironisch und so bitter. Ich würde heute Fell bekommen. Also Haare. Und dafür musste ich Haare lassen. Meine. Meine Haare, die ich seit mehr als zwei Dekaden nicht mehr geschnitten hatte. In die ich seit mehr als zwei Dekaden jeden erdenklichen Aufwand investierte. Sie kämmte, wusch, pflegte, frisierte und behütete, als seien sie mein Horn gewordenes Leben, das aus meiner Kopfhaut sprießt. ‘Horn geworden.‘, sehr gelungen. Wieder spiegelte eine Oberfläche und ich erhaschte einen Blick.

Wie würde das nur aussehen?

Ich verharrte erneut. War schon zu spät für meinen Termin.

Eine Glatze. Mit Riesenhörnern. Ein häßlicher, ovaler Schädel mit zwei unförmigen, dämonischen Auswucherungen. Ich wollte heulen, ich wollte wirklich heulen.

Doch ich wand mich ab. Atmete tief. Wie Doktor Jengs es mir beigebracht hatte. Wir lebten nicht mehr in der Finsternis des 21ten Jahrhunderts. Haare konnte man schneiden und noch am gleichen Tag verlängern, so dass sie noch länger waren als zuvor. Kein Problem.

Es würden nicht mehr meine Haare sein. Vielleicht sollte ich mir bei der Gelegenheit gleich eine neue Frisur überlegen. Chius Frisur hatte mir gut gefallen. Und nicht nur mir…

Jetzt war ich wirklich kurz davor zu heulen. Es kostete mich außerordentliche Überwindung wieder gerade aus zu sehen, erneut die Schultern zu straffen, den Kopf zu heben – ein kalter Luftzug kribbelte mir im Nacken und stellte die feinen Härchen auf.

Nach einem Blick über die Schulter stand ich sehr aufrecht, sehr gerade aus blickend und atmete leider fast gar nicht mehr.




„Fähnrich.“, bemerkte ich im Vorbeigehen kühl und nüchtern. Das war zumindest die Absicht gewesen, nein, wirklich. Tatsächlich zuckte mir ein halb amüsiertes, halb erfreutes Etwas in den Mundwinkel, und mein Tonfall hatte eine deutlich erwärmte Note. Nein, ich hatte nach all der Verdrängung und noch viel mehr Ablenkung von diesem Handicap nicht daran gedacht, wie erfreulich es sein konnte, jemanden anzutreffen, der in derselben Misere steckte. Dass dieser Jemand dann noch Yu’She sein würde… jedenfalls entglitt es mir so. Und ging auch nicht gleich wieder weg. Ich räusperte mich, aber es war, zugegebenermaßen schwieriger als gedacht. Nicht zu schmunzeln. Nicht die Brauen zu heben. Nicht die… Hörner anzustarren. Ich war stehengeblieben. Warum war ich nochmal stehengeblieben? Sie senkte ihren Blick, und ich warf an ihrer kleinen Schulter vorbei einen Blick auf das verspiegelte LCARS-Panel, wo sich mein gekröntes Haupt als Reflexion abbildete.

Jetzt schmunzelte ich.

„Es ist in Ordnung. Ich sehe wirklich albern aus. Sie dürfen lachen.“, kommentierte ich vergleichsweise sanft, noch ehe meine Regung eine falsche Saite in ihr anzupfen konnte, und nickte dann seitlich den Korridor hinauf. „Begleiten sie mich?“




Der Drang zu heulen wurde fast unerträglich. Warum sah er nun wieder so gut mit Hörnern statt Fühlern aus? Das war doch nicht gerecht! Bei ihm wirkten sie gar nicht deplatziert und unproportional. Bei ihm schienen sie sich ganz natürlich an seine Haltung und sein Wesen anzugleichen. Und ich lief herum wie ein schlecht verkleideter Kadett zu Halloween.

„Natürlich.“, wisperte ich, startete den nächsten Versuch nicht nur den Korridor hinunter zu sehen, sondern auch zu gehen. Mit dem Captain an der Seite funktionierte das natürlich viel besser. Aber wirklich froh konnte ich darüber dennoch nicht sein. So verlor ich meine Haare nur eher. „Ich finde nicht, dass Sie albern aussehen.“, nuschelte ich kleinlaut hinterher. „Sir.“ Und hob vorsichtig den Blick in seine Richtung.




Ich bleib bierernst, aber nur weil ich darauf bedacht war, dieses Geschmunzel auf ein Minimum beschränkt zu halten. Ich täte damit weder mir noch Yu’She einen Gefallen. „Das sagen sie nur, weil es Dienstvorschrift ist, dass das Aussehen des Captains immer als hinreißend zu kommentieren ist.“, verkündete ich also mit beiläufiger Überzeugung, sah zur Seite und suchte ihren- natürlich für einen Moment irritierten- Blick. Lächelte dünn. Armes Mädchen. Ich wollte am liebsten in einen sachlichen Diskurs darüber verfallen, dass negativ belastete kosmetische Veränderungen unter Leidensgenossen an einem selbst immer weitaus schlimmer wirkten als am Anderen, ein unter Beobachtungsmissionen gewohnten Außenteams sehr vertrautes Phänomen, aber das… schien mir wenig zielführend. Und ich kannte sie inzwischen besser. Und ihr zu erklären, dass ihre kleinen Strandermädchenhörner, die ihr anhand ihres vorhandenen Profils zugewiesen worden waren, im Vergleich zu meinem Alphastrander-Rammwerkzeugen ganz bezaubernd aussahen, war wohl kaum passender.

Ich nahm also von all dem Abstand, und reduzierte dafür jenen zwischen uns, weil trotz mangelndem Fühlerausdruck ihrer Haltung anzumerken war, dass ihr der Gleichgewichtssinn dezente Schwierigkeiten bereitete, allem voran weil ich mein Tempo kaum gedrosselt hatte. „Sie sehen aus, als würden sie den Gang zum Schafott antreten, Yu‘She.“
Und bot ihr meinen angewinkelten Arm an. „Erlauben sie.“




Schockiert und überrascht stockte ich für einen Moment, blinzelte auf den Arm, dann zu ihm auf, war mir aber sicher, dass er es tat und so meinte, wie ich es deutete. Ganz vorsichtig – wie umständlich war das im Grunde? Meinen Arm unter seinem hindurch und Unterarm an Unterarm mit ein wenig Gewicht, aber nicht so, dass ich seinen Oberkörper mit der Hand streifte, oder so nahe kam, dass wir uns womöglich noch wo anders berührten und nicht zu viel Gewicht sonst wirkte ich tölpelhaft aber auch nicht zu wenig, sonst glaubte er womöglich noch ich traute ihm nicht dabei – mir wurde ein bisschen schwindlig und das kurze aus der Balance Geraten ließ mich ganz automatisch seine Hilfestellung annehmen.

Ich verkniff mir die verbale Entschuldigung und ging fest davon aus, dass er auch ohne Fühler erkannte, dass mir das gerade unfassbar peinlich war.
Ein paar Schritte…dann würde ich eventuell auf seinen Kommentar mit dem Schaf-ott eingehen können. Nur ein paar noch. Und noch ein paar.
„Doktor Enji und Doktor Goral wollen mir die Haare schneiden.“, erklärte ich und kam erst hinterher drauf, dass das nicht für jeden selbsterklärend war. Mit der freien Hand holte ich den um meinen Hals geschlungenen Zopf hervor, löste die Schlinge und ließ die geflochtene Pracht fallen. Der Zopf allein reichte fast bis zu meiner Hüfte und ich war sehr stolz darauf. Es war gesund, schneeweiß und glänzte wie junger Schnee. Und es gab im Replikator sogar ein Pflegeprodukt, das genauso roch!
„Das…“, ich suchte nach den richtigen Worten, „… ich weiß, dass es nötig ist und dass man sie wieder herstellen kann….aber…“, es war weniger ein Seufzen, als ein tiefes und schwere Ausatmen.



Eher einer Zuckung gleich zogen sich meine Augenbrauen zusammen, während wir uns allmählich, aber inzwischen betont andächtig unserem Bestimmungsort näherten, weil ich es trotz Hilfestellung nicht darauf anlegte sie allzu sehr zu fordern. Mein Blick folgte ihrem fallenden Haar, und unter dem Hauch des vertrauten Dufts frischen Schnees musste ich meine Nase bewusst von einem entzückten Flügelzucken abhalten. Auf der Hauptwelt fielen mir viele Frauen (und modeorientierte Männer) ein, die angesichts dieser Geste vor Neid ergrünt wären.

„… Aber?“

Ich hatte natürlich meinen Verdacht, aber da war eine Seite an mir die ihr nicht nur gerne die Gelegenheit lassen wollte, sich mitzuteilen, sondern genau das auch als wichtig für sie erachtete. Und sei es nur, damit sie an Übung darin gewann, in ungewöhnlichen Situationen vokale Kohärenz an den Tag zu legen.

Auch wenn es natürlich nicht ‚nur das‘ war.





Mit dem Blick auf meinen Haaren hob ich die Schulter.
„Ich glaube es wären nicht mehr meine.“, ein Oder? in den Augen sah ich auf. Aber gleich wieder weg. „Ich hab mir soviel Mühe gegeben, sie zu pflegen und sie wachsen zu lassen. Seit meinem vierten Lebensjahr habe ich sie nicht mehr schneiden lassen.“, stolz sah ich wieder auf, bis mir klar wurde wie albern das war und sah erneut gleich wieder weg. ‚Seit meinem vierten Lebensjahr…‘, hallte es in meinem Kopf nach und schlagartig hatte ich Erinnerungsfetzen im Kopf, von einem hochgewachsenen Andorianer, dessen Silhouette den von außen erleuchteten Türrahmen verlässt und verschwindet. „Natürlich…“…werde ich sie schneiden lassen, wenn es die Mission erfordert? Welche Wahl blieb denn? Befehl war Befehl. „Ich weiß….“. ...dass ich den Befehlen Folge leisten muss. Allein das zu erwähnen schien mir illoyal. „Wenn es…“…befohlen wird, mache ich es. Es wurde doch schon längst befohlen! „Es fällt mir schwer.“, flüsterte ich als vierten und letzten Versuch mich zu artikulieren. Kurz kam der Automatismus in mir hoch die Haare wieder diensttauglich wegzustecken, doch die nahende, in Sicht kommende Krankenstation ließ mich den Arm wieder senken und sie noch einen Moment geflochten hängen lassen. „Glauben Sie ich kann sie behalten?“, wieder sah ich auf. „Wenn sie abgeschnitten sind?“, meine Nase schmerzte und kündigte Tränen an, die ich um alles was mir in diesem Universum heilig war, unterdrücken würde.




Es war mir schwer gefallen, den Blick trotz des nahenden Krankenstationsschotts von ihrem befreiten Haar zu lösen. Sie übertrieb nicht, stellte ich nachdenklich und ein wenig von mir selbst überrascht fest. Was war das? Eigentlich war es an dieser Stelle mein Job, die Sache streng rational zu sehen, anstatt mir Mädchenallüren anzuhören, die in den Gedankengängen und der Gefühlswelt einer Sternenflottenoffizierin nun wirklich nichts zu suchen hatten. Das hätte gepasst, wäre mir nicht schwergefallen, wenn sie nicht gerade den Knoten um den Schopf des Anstoßes gelöst und die Problematik so deutlich zur Schau gestellt hätte. So wirkte es, ließ es mich tatsächlich nachempfinden, nachvollziehen, sicher auch weil ich sie gerade an meinem Arm zum bereits erwähnten Schafott führte.

Also hielt ich behutsam inne, noch ehe wir die Sensorschranke des Türschotts erreicht hatten, bedachte sie mit einem nachdenklichen Blick, nickte, richtete in einem Versuch des Schaffens von ein wenig mehr Distanz die Augen wieder geradeaus.
„Da bin ich mir sicher.“ Meine Lippen verzogen sich, aber mir fiel entgegen aller Gewohnheit keine brillante, weise Kampfansage für ihre Lage ein, welche die Situation entschärft, gerettet hätte. Bis auf den sachten Druck meiner behandschuhten Rechten, die sich von der Seite flüchtig an ihre eingehakte, kleine Hand legte.

„Ich büße übrigens auch meine Frisur ein. Das muss doch ein Trost sein, Ensign.“, bemerkte ich trocken, gegen Satzende beinahe fragend. Dann führte ich sie durch das Schott, sah wieder zu ihr, ließ ein flüchtiges, aufmunterndes Lächeln über meine Züge huschen.



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