STRND III – CPO Goral/Cmdr Amh – o1/24 – Med/XO – SD:13228.1181
Personen: AT Nomaden, Thorn P`Thall
Worte:
Elin: 967
Cholain: 1.251
~ Strande III ~
-auf der Bergkette-
Die Nomaden machten eine Pause und wir ebenso. Hinter der Kuppe verborgen saßen wir im Licht der hochstehenden Sonne und ich kaute unzufrieden auf einem als Rinde getarnten Energieriegels rum. Mein Blick lag auf den Nomaden, die sich austauschten, gelegentlich drang Gelächter zu uns herauf, es war ein wenig Wind aufgekommen, aber nicht genug um für Abkühlung zu sorgen. Die Hitze des Sandes wurde lediglich über die Bauchnabelgrenze hinaufgeweht.
Mein Timer erinnerte mich vibrierend daran, dass ich mich beim Captain melden sollte, also aktivierte ich den Kommunikator, der unter meiner taillierten Weste als hölzerner Knopf der Innentasche niemandem merkwürdig vorkommen würde. Um Thorn nicht zum Verhängnis zu werden summte ich ihn nur an und wartete dann darauf, dass er sich meldete. Während ich wartete, sah ich zu, wie drei der jungen männlichen Strander zu einem der Karren gingen, die Abdeckung hoben und sich an der explosiven Fracht zu schaffen machten. Was habt ihr vor?
„Ja?“ Der Ruf kam, als wir beinahe zu den anderen aufgeschlossen hatten, also fiel meine Rückmeldung reichlich informell aus, ganz als würde ich weiterhin mit meiner stolzhufigen kleinen Begleiterin plaudern, während wir uns unseren Weg durch die Strandermenge bahnten. Nach kurzem Zögern und einer Ermutigung in Form einer Geste begann Yu’She, ein wenig unbeholfen in meine Richtung zu plaudern, damit meine weiteren Antworten nicht den Eindruck suspekter Selbstgespräche erweckten. In Wirklichkeit lauschte ich natürlich Amhs Bericht.
„- Sir, wir sind unentdeckt geblieben, haben aber kaum Fortschritte erzielt. Die Gemeinschaft, welcher wir folgen, wandert in konstantem Abstand zu Säulen den Perimeter entlang. Sind auffällig bewaffnet, ihr Weg ist von der Stadtmauer aus nicht einsehbar. Wir können uns nicht gefahrlos nähern, also kein Glück mit der Kalibrierung des Universaltranslators.“ Meine XO hatte sofort erkannt dass ich mich der Geräuschkulisse nach in einer Strandermenge bewegte, und ratterte ihren Bericht entsprechend knapp und einseitig herunter.
„Gut. Kontaktieren sie Turkelton. Wir können einen Datenuplink riskieren, besorgen sie sich die linguistischen Daten auf diesem Wege.“, murmelte ich leise, den Blick dabei auf die Augen meiner zur Wahrung des Scheins eifrig nickenden Begleiterin gerichtet.
„Verstanden. Versuchen weiter in Kontakt zu treten.“
„Die Strander sind in Familienclans des gleichen Namens unterteilt.“, informierte mich der Captain.
„Des gleichen Namens?“
„Je nach Alter werden die Clanmitglieder unterschiedlich betont. Das Jüngste wird am höchsten ausgesprochen.“, erklärte er und ich zog unhörbar die Augenbrauen zusammen. War es denn dann sinnvoll für uns als ein Clan aufzutreten? Oder hatten sich die Nomaden anders orientiert?
„Danke, Sir.“, erklärte ich halblaut. Das half mir nicht wirklich weiter, doch die Verbindung war geschlossen.
Frustriert kaute ich auf der Rinde herum und wünschte es wäre Rinde, denn dann könnte ich länger darauf herumkauen. Die Geräuschkulisse um den Captain herum ließ darauf schließen, dass sie sich gezwungener Maßen schon unters Volk gemischt haben. Wieder kniff ich die Augen zusammen verkniff mir ein Brummen, als ich die Strandernomaden beobachtete. Wie können wir uns euch unauffällig anschließen. Dass wir bisher so gar keine Erfolge – dass wir die Situation mit Ciana haben retten können sah ich nicht als Erfolg sondern eher als Abwendung einer Katastrophe – vorweisen konnten versetzte mich nicht zwangsläufig in Hochstimmung. Dann schob ich all das bei Seite, kontaktierte Tur Kara.
„Natürlich Commander. Einen Moment.“, mein Trikorder-Kompass piepte. „Ist der Upload vollständig?“
„Ist er. Danke.“
„Keine Ursache.“
Ich wies den Rest des Teams an die Translatoren zu aktivieren, um die Daten rüber spielen zu können. Währenddessen wand ich den Blick wieder nach unten. War das nun ein Clan? Hießen sie alle gleich? Wir würden bald etwas von dem verstehen, was sie sagten, aber das waren nicht genug Informationen.
„Elin.“, sagte ich nach hinten ohne den Blick von den Wüstenschafen zu nehmen.
„Sie müssen mindestens zweihundert Milliliter mehr pro Ration zu sich nehmen.“, erklärte ich ruhig lächelnd wie eh und je, während ich meinen als hölzernes Denkspielzeug getarnten, kleinen Tricorder zuklappte. Die junge Archon blickte fragend auf. Ihr Bruder an ihrer Seite verdrehte die Augen. „- Hab‘ ich dir gleich gesagt, Tia. Aber auf mich hört ja keiner.“, grummelte er.
„- Ich hielt es für sinnvoll, nur so viel zu trinken wie es sein muss, Doktor. Zwecks Akklimatisierung.“, erklärte die Medizinerin, unbeeindruckt vom Einwurf ihres Bruders.
„Ihre Selbstdiagnose und Initiative in Ehren, aber solange wir uns noch nicht unter den Eingeborenen bewegen, lautet unsere Dienstorder bei besten Kräften zu bleiben.“ Ich schmunzelte sanft, neigte kurz den Blick. „Bitte halten sie sich daran- austrocknen werden wir später so oder so.“
Ich verabschiedete mich mit einem flüchtigen Nicken, das sie langsam erwiderte, als ich meinen Namen hörte. Zwei Dutzend betont bedächtige Schritte später- Ich hatte mir unlängst angewöhnt, mich möglichst effizient zu bewegen, um die Schwitzerei in Grenzen zu halten- erreichte ich ihre Position. Abgesehen von der auf den ersten Blick für das Klima völlig unpassenden Wolle kam ich jedoch so hervorragend mit dieser chirurgischen Anpassung zurecht, dass ich mich gelegentlich bewusst ein wenig ungeschickt anstellte, damit es nicht auffiel.
Der Ansatz des Lächelns in meinem Mundwinkel verblasste erst, als ich an die Seite des ersten Offiziers trat.
„Cholain?“
Ich registrierte seine Anwesenheit und nickte zu den Nomaden hinunter.
„Können Sie scannen, ob die da unten mit einander verwandt sind?“, fragte ich mit dem Riegel zwischen den Lefzen.
„Ich denke ja. Es wird der sehr beschränkten Energiezelle dieses Tricorders nicht gut tun, einen Abtaststrahl auf diese Reichweite zu fokussieren, aber…“
„- Noch sind wir ja nicht vom Nachschub abgeschnitten. Tun sie es.“, vollendete sie meinen Satz, und ich nickte lächelnd, während ich den Holzwürfel hervorholte, aufklappte, und die entsprechenden Einstellungen vornahm. „Für fünf bis sechs solche Scans dürfte es reichen.“ Dann kniete ich mich zugunsten der Bequemlichkeit und Ruhe meiner Hufhände nieder, richtete mittels der Anzeige den Strahl auf einen der wirklich ruhenden Strander, und begann den Scan.
„Einen Latinumchip für ihre Gedanken dahinter, Commander.“, plauderte ich nebenbei.
Kurz grunzte ich.
„Der Captain hat berichtet, dass sich die Strander in Familienclans organisieren.“, ich kaute ein weiteres Stück bis es sich von selbst in meinem Maul zersetzte. „Ich möchte wissen, ob die da unten auch eine Familie sind. Wenn ja-“, ich wog den Kopf mit erhobener Augenbraue und ließ den Rest des Satzes offen.
„-ist unser Auftauchen noch ein wenig komplizierter zu erklären.“, vollendete diesmal Elin meinen Satz, was ich mit einem Nicken bestätigte.
„Sie haben Waffen, sie scheinen einen Kurs zu verfolgen, ich sage Ihnen da ist etwas im Gange und wenn wir nicht bald zusehen, dass wir uns unter sie mischen, können wir am Ende wirklich nur zusehen und abwarten.“
„Wie müsste das Szenario aussehen, damit wir etwas anderes tun dürften, Commander?“, diese Frage hatte ich bis dato einfach weggeschoben, auch wenn sie allgegenwärtig war, wie der verdammte Sand. Ich antwortete nicht.
„Und?“, fragte ich stattdessen.
„Gedulden sie sich bitte noch einen Augenblick. Und sehen sie es positiv.“
Sie hob lediglich die Braue, wie ich aus dem Augenwinkel sah, während ich den Scanner auf Kandidat Vier richtete, und den nun langsamer werdenden Untersuchungsprozess begann. Mitsamt Batteriewarnung. Soweit sah es ein wenig ernüchternd aus.
„Sollte uns unser Timing tatsächlich zu einem historischen Wendepunkt hergeführt haben, auch wenn es der bedauerliche Ausbruch eines bewaffneten Konflikts ist…“, begann ich.
„- Dann wäre unser Timing hundsmiserabel.“, knurrte sie, während sie die Schutzfolie ihres Riegels zusammenknüllte.
„… eben nicht unbedingt. Vielleicht wäre es auch der einzige Punkt, an dem äußere Involvierung in diese ganze Misere evident wird.“, fuhr ich geduldig fort. „Vielleicht hat jemand damit sein Ziel erreicht, und wird nun nachlässig.“
„- Das alles ist äußerst hypothetisch. Von ‚zynisch‘ gar nicht zu sprechen. Und insgesamt übertrieben optimistisch. Ein interessanter Cocktail, Doktor.“, bemerkte sie nachdenklich, während ihr verengter Blick dem unsichtbaren Scannerstrahl folgte, als würde sie ihn damit antreiben können.
„Mag sein. Aber sehen sie mal- Kandidat Vier ist nicht mit den ersten Dreien verwandt.“, stellte ich schmunzelnd fest. „Kandidat Zwei weist zu Eins und Drei eine Blutsverwandschaft dritten Grades auf, die wiederrum Geschwister sind. Aber der Letzte ist nicht mit ihnen verwandt.“
„- Immerhin. Können sie mehr Daten erheben? Um ganz sicher zu gehen?“
„Wenn ich eine weitere Energiezelle requirieren darf.“
„Tun sie’s, bis ihre Ergebnisse aussagekräftig sind.“, befahl sie.
Das dauerte mir alles zu lange, doch die kurze Nachfrage bei der Britannia, ob Green das von der Brücke aus nicht schneller bewerkstelligt bekäme war frustrierend. Nein, natürlich nicht, weil sich die Britannia ein Stück entfernt hatte und die Scanner mit höherer Leistung mehr leisten müssten, was zeitlich wieder auf’s gleiche hinausliefe – arhg!
Ungeduldig tigerte ich unterhalb des Kamms zwischen den rastenden Mitgliedern meines Außenteams herum. Die kleinen Schritte beschäftigten mein Bewusstsein genug, als dass ich mit dem Rest meines Gehirns wirklich denken konnte.
„Und wenn wir als Reisegruppe auftreten?“, warf Mariss ein und ich schüttelte nur den Kopf. Zu diesem Brainstorming hatte ich nicht aufgerufen, doch der Input kam mir gerade recht.
„Wir haben im Umkreis von mehreren Tagesmärschen niemanden gescannt.“, warf Pering ein. „Es ist unwahrscheinlich, dass wir hier als Reisegruppe unterwegs sind.“, im Augenwinkel sah ich, wie Mariss ihm eine Fratze zog und hob ihr den Mittelhuf entgegen, damit sie aufhörte.
„Wie wäre es mit einem Suchtrupp?“, ich sah Apzu, den jungen, Außerquadrantischen mit einer erhobenen Augenbraue an und wartete einen Augenblick, bis er fortfuhr. „Vielleicht brauchen die Strander in Säulen etwas, was sie hoffen hier draußen zu finden.“
„Rohstoffe?“, fragte seine Zwillingsschwester und schien sehr skeptisch.
„Zum Beispiel.“
„Konkrete Vorschläge, was das sein könnte?“
„Gab es überhaupt schon mal einen Kontakt zwischen den Nomaden und Säulen?“
„Nicht dass wir es mitbekommen hätten.“, ich hob beide Arme und sah zu Elin, der noch immer scannte. Die anderen waren ruhig, folgten teilweise meinem Blick. Wenn…wenn wennwenn, es ging mir auf die Nerven.
„Wir brauchen eine Geschichte, die ein wenig glaubhafter ist als ‚Entschuldigung, haben Sie Wonderflonium hier in der Gegend gesehen?‘“, Mariss verschluckte sich fast, die anderen sahen ein wenig betreten drein.
„Es bleibt dabei. Wir müssen näher ran und hören, was sie sagen. Dann erfahren wir hoffentlich ein wenig mehr aus ihrem sozialen und kulturellen Hintergrund, um uns etwas Plausibles zusammen reimen zu können.“, ich drehte mich mit den Hufen in der Taille herum. „Elin?“
Eine zweite, für den Focusscan verbrauchte Micro-Energiezelle später hatte ich ein dutzend Resultate, die zumindest ausreichten, Cholains Hoffnung nach Familienvielfalt in dieser Gruppe auf ein solides Fundament zu stellen. Pünktlich zu ihrer Nachfrage verließ ich meine Position und kehrte zu der Gruppe zurück, während ich beiläufig und bedächtig die Energiezelle aus dem Gerät entnahm, darauf achtend dass sie mir nicht dank der meine Fingerfertigkeit einschränkenden Huffortsätze in den Sand fiel.
„Gute Nachrichten, Sir.“, erklärte ich, halb an die Gruppe gewandt, aber Amh ansprechend. „Gerade Mal die Hälfte des Dutzends von gescannten Strandern wäre im weitesten Sinne als blutsverwandt zu bezeichnen. Alles deutet darauf hin, dass sich diese Gruppe aus Angehörigen mehrere Clangemeinschaften zusammensetzt.“ Indessen reichte ich mit einem dankenden Nicken Mister McMullen die beiden Zellen, für die er ein solarbetriebenes Ladegerät hatte.
„- Noch etwas?“, hakte Cholain nach, während sich ein Kreis um uns bildete, wobei Ciana und Mister Forrester zwei Schritte abseits bleiben und unsere Umgebung im Auge behielten.
„Ja, in der Tat.“ Ich räusperte mich, fuhr fort. „Sie haben dann wohl gemerkt dass ich nebenbei den Abtaststrahl als Audio-Trägerwelle missbraucht habe. Es scheint, als würde sich die Gruppe bald am vorläufigen Ziel ihrer Wanderung mit einer anderen treffen. Hier ist die Aufzeichnung.“
Mit einem beinahe entschuldigenden Lächeln spielte ich die betreffenden Dialogfetzen vor, aus denen zwar die generelle Absicht, aber kaum Details hervorgingen.
Dass Elin mehr als nur das geforderte Resultat brächte hatte ich mir gedacht und in meinem aktuell frustrierten Zustand war ich äußerst selbstzufrieden darüber, dass ich Recht hatte. Doch von diesem Highlight durfte ich mich nicht zu lange ablenken lassen.
„Immerhin.“, ich zeigte den Leuten an mir zu folgen und ging wieder an die Kuppe der Bergkette. „Sie scheinen noch einen Moment zu rasten, die letzte Etappe dürfte länger werden.“, spekulierte ich und prüfte den Sonnenstand. „McMullen – Zeit?“
„Es ist 13 Uhr 47 Ortszeit.“
„Sie werden bis in die Nacht wandern und dann auf die andere Gruppe treffen.“, ich überlegte, ob es einfacher für uns wäre bis zu diesem Zeitpunkt zu warten und den Schutz der Dunkelheit zu nutzen um uns an sie heranzuschleichen, doch wenn sich die beiden Gruppen erst getroffen hätten, müssten wir noch mehr Strander davon überzeugen, dass wir aus Säulen kommen, warum, weshalb von unserer Geschichte – nein. Wir mussten zu ihnen stoßen ehe es zu viele wurden. Und wer Waffen dieses Ausmaßes mit sich herumkarrte zeigte nicht unbedingt Vertrauen in seine Mitschafe.
„Wir gehen in Zweierteams. Elin –Apzu, Mariss – Pering, McMullen – Tiamat, Ciana– Forester, Dex, Sie kommen mit mir. Achten Sie darauf, dass man Sie nicht entdeckt-“, ich sah Ciana streng an „-zumindest nicht bevor Sie plausibel Ihre und auch unsere Anwesenheit erklären können. Sobald Sie soviele Informationen gesammelt haben melden Sie sich. Sonst melden Sie sich alle 45 Minuten. Ich will keine erneuten Missgeschicke, verstanden?! Achten Sie auch darauf, dass wir Namen brauchen. Der Captain erklärte dass der Stand des Mitglieds im Clan mit der Betonung seines Namens einhergeht, berücksichtigen Sie eventuelle Feinjustierungen, um die Mitglieder des gleichen Clans unterscheiden zu können.“, der Situation angemessen wurde die Bestätigung recht leise verkündet und ich nickte. Zuletzt zeigte ich die von unserer erhöhten Lage optimal einsehbaren Verstecke und Wege sie zu erreichen und teilte die Teams ein. Felsenhaufen, Düne, Hügelausläufer – Mariss und Pering würden hier oben bleiben und alles im Auge behalten.
„Abmarsch.“