Brit – Logs 05/07 – Cr Ciana/Ens Amh – Sec/CXO – 12138.1916

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Ciana
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Registriert: Mo 17. Jan 2011, 09:06

So 30. Jan 2011, 19:18

Erwähnte Personen: Amh
Wörter: Ciana: 987 Amh: 943


Ich nahm meine Umgebung gar nicht wirklich wahr. Ich weinte nur stumme Tränen. Nicht einmal ein Schluchzen brachte ich zusammen. Ich bemerkte nicht, wie ich auf das Sofa gesetzt wurde, auch nicht dass Amh mir Wasser und ein Taschentuch reichte. Nach einigen weiteren Minuten blickte ich auf und erkannte Amh. Beinahe sofort überkam mich wieder die Angst. „Ich muss zur Übung zurück…“ stammelte ich und wollte aufstehen. Ja, Amh hatte mir Angst gemacht, hatte meinen geschundenen und verletzten Körper über seine Leistungsfähigkeit in diesem Zustand hinaus belastet. Und nun saß ich hier, unerlaubt und nicht bei den anderen. Ich versuchte aufzustehen doch meine Knie versagten mir den Dienst und so wurde aus dem Aufstehversuch eine Lachnummer und ich fiel beinahe auf den Boden. Nur indem Amh in einer fließenden Bewegung das Glas abstellte und mich dann festhielt verhinderten, dass ich auf dem Boden aufschlug. In meine Augen kehrte wieder die Angst zurück, die ich bei der Agentin auch schon hatte. „Bitte….ich muss zurück….“ Brachte ich noch einmal heraus und sah sie mit einer Mischung aus Angst und Flehen an.

Ich schüttelte nur stumm den Kopf und setzte sie zurück auf das Sofa. Meine Gedanken rasten. Sie musste früher oder später zurück auf die Krankenstation. Ich zurück zum Dienst. Ich war ziemlich abrupt aufgebrochen. Sie war eine Schläferin. Gewesen. Sie hatte sich dagegen entschlossen, selbst wenn es ihren Tod bedeutet hätte. Sie war davon überzeugt gewesen, es gab keinen Grund daran zu zweifeln. Ich wusste, was mit ihr passieren würde. Ich wusste, was sie mit ihr machen würden. Sie würde es nicht durchhalten. Ich war nur zur PF übergelaufen. Sie dagegen…

Ich stand auf und sah aus meinem Fenster. Was da draußen war sah ich nicht. Es überforderte mich in diesem Augenblick. Ich musste nachdenken, ich brauchte Zeit.

Als ich mich umdrehte nahm ich die dünne Decke mit, die über dem Sessel hing. Ich nahm Ciana vorsichtig das Glas aus der Hand, drückte sie sanft zur Seite und legte ihre Beine auf das Sofa. Sie brauchte Ruhe und hier würde sie niemand suchen, wenn sie überhaupt gesucht wurde. Ihren Kommunikator nahm ich mit mir, als ich sie zugedeckt hatte. Sie schluchzte ein wenig, sah mich nicht an, sah wohl im Moment gar nichts.Mit einer kurzen Eingabe an der Tür programmierte ich das Quartier zur gemütlichsten Arrestzelle des Schiffs um. Nichts ging rein, nichts kam raus. Bis ich wieder hier war.

Ich spürte wie ich zur Seite gedreht wurde und meine Beine hochgelegt wurden. Ich versuchte Amh anzublicken doch ich schaffte es einfach nicht meinen Kopf weit genug zu drehen ohne höllische Schmerzen zu erfahren. Ich begann leicht zu zittern, denn nun, als mein Adrenalinspiegel sich wieder dem Normalwert näherte, wurde mir kalt. Ich nahm die Decke und instinktiv deckte ich mich höher zu. Dass Amh das Quartier verlies und die Tür umprogrammierte bekam ich nur am Rande mit. Ich blickte an die Lehne des Sofa’s und atmete erst einmal tief durch. Ich hatte mich für die Föderation, für dieses Schiff entschieden, auch wenn es nur eine Simulation gewesen war. Innerlich spürte ich jedoch in meinem Herzen eine leere. Immerhin hatte ich das, wofür ich bisher gelebt und gelitten hatte, aufgegeben um nun einen komplett neuen Abschnitt zu beginnen. Man hatte uns in der Ausbildung gesagt, wie es sich anfühlen würde, doch zwischen gesagt bekommen und am eigenen Leib zu spüren lag ein Meilenweiter unterschied. Irgendwann schloss ich dann meine Augen und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.


~ Deck 8 – Büro Amh ~

Die Daten der Übung dümpelten auf dem Display vor sich hin. Das Auswertungsprogramm hatte ich schon immer für Mist gehalten, weswegen ich sie erst einmal grob überflog. Doch die Konzentration fiel mir schwer. Immer schwerer.

Die Charles Darwin war in der Zwischenzeit zurückgekehrt und natürlich war Aaron aufgetaucht, um mir seine Aufwartung zu machen. Nicht gänzlich persönlicher Natur, dieser Besuch, eher geprägt von seiner Unzufriedenheit meine Protokolltreue betreffend. Ich musste innerlich lachen und mir war gleichzeitig zum Heulen. In meiner Hosentasche spürte ich Cianas Kommunikator. Sie lag in meinem Quartier und schlief. Ich war sicher, dass sie schlief.

Ich nahm die Tagesberichte entgegen und bearbeitete sie. Während die Daten noch über den Bildschirm liefen, saß ich verzweifelt vor dem Bericht über die Übung. Ich brauchte Hilfe. Dringend. Die Entscheidung, die ich eigentlich schon getroffen hatte, war zu schwerwiegend, die Konsequenzen, sollte ich auffliegen zu übel. Mir blieb nichts anderes. Über einen gesonderten, gesicherten Kanal stellte ich die Langstrecken Verbindung zur Erde her und flehte innerlich, dass Rick da war. Als sein Gesicht auftauchte, verschwand sein keckes Grinsen. Er kannte mich zu gut.„Was ist los?“, fragte er nur und ich war den Tränen nahe, aber ich riss mich zusammen.„Ich hab ein Problem, Rick. Ich habe ein riesiges, beschissenes Problem.“

Er hatte sich alles angehört. Er hatte verstanden, worum es ging. Und er half mir. Wie immer. Darum war er…Rick Santiago. Es dauerte seine Zeit, doch ich schaffte es. Es ging auf Kosten meiner Arbeitszeit, einige Berichte blieben liegen, doch die relevanten Fakten, waren nicht mehr existent. Wenn Rick recht hatte – was er in Bezug auf die Technik eines Schiffs immer hatte – war es das. Außer Spesen nichts gewesen.

Der Tag endete. Die Medizin ließ mich noch in Ruhe. Was ich ihnen sagen sollte, vorallem, wenn sie mit den Ergebnissen der Test ankamen, stand in den Sternen – sprichwörtlich. Es war zum aus der Haut fahren. Ich hatte Stunden gebraucht um zu tun, worüber ich mir nicht mal ansatzweise klar war.

Was machst du da?

Das Richtige. Das einzig Richtige. Ich musste daran glauben. Denn zurück war keine Möglichkeit.


~ Deck 2 – Quartier Amh ~

Wieder saß ich auf dem Sessel gegenüber dem Sofa und beobachtete die schlafende Ciana. Sie hatte Alpträume, bewegte sich, was ihr Schmerzen bereitete. Doch dagegen konnte ich nicht viel tun. Erst musste ich mit ihr sprechen. Es war weit nach Mitternacht, als sie erwachte.

Langsam öffnete ich meine Augen wieder. Ich hatte ein wenig Schlaf gefunden, wenn auch unterbrochen durch immer neue Schmerzen bei dem Versuch, eine Position gänzlich ohne Schmerzen zu finden. Mühsam drehte ich mich auf den Rücken und musste sogleich nach Luft schnappen, als eine neue Welle des Schmerzes durch mich lief. Zu allem Überfluss musste ich auch noch husten und ein meinte Blut im Mund zu schmecken, war mir aber nicht ganz sicher. Schließlich schaffte ich es meinen Kopf soweit zu drehen, dass ich bemerkte, dass mir Amh wieder Gesellschaft leistete. Ich fragte mich, was sie wohl diesmal wollte von mir. Ich streckte eine Hand nach der Stell aus, wo ich das Wasser gestern gesehen hatte doch da war keins mehr und ich zog die Hand zurück. Ich versuchte mich aufzurichten, aber ich schaffte es einfach nicht. „Wie spät ist es?“ fragte ich Amh und sie blickte auf eine Uhr im Quartier. „Fast halb drei.“ Antwortete sie mir und ich nickte. Wenn ich es richtig im Kopf hatte, waren seit dem Ende der Simulation gut 9 Stunden vergangen. „Haben…haben sie schon jemanden geschickt der mich….wegschließt?“ wollte ich wissen, doch das einzige was ich als Antwort bekam war ein Kopfschütteln. Immerhin etwas. So hatte ich noch ein Weilchen ehe man mich in einen Kerker stecken würde und mich solange „Befragen“ würde, bis ich zerbrach, was in meiner gegenwärtigen Verfassung auch leicht geschehen würde. Ich blickte sie weiterhin an, ihre Augen trafen die meinigen. „Was…haben sie mit mir…“ weiter kam ich nicht, denn auf einmal blieb mir die Luft weg, als mich der Hustenreiz wieder überkam. Gleichzeitig verkrampften sich meine Hände. Ich versuchte eine Selbstdiagnose doch das brachte nichts. Doch ich vermutete, dass ich inzwischen noch schlimmer aussah wie vor der Simulation. Zögerlich streckte ich die Hand nach Amh aus. Ich wusste nicht warum oder wieso, aber ich brauchte im Moment einfach jemanden, dessen Hand ich halten konnte. Und da Amh nun einmal die einzige im Raum war, traf es sie.

Ich konnte ihr nicht helfen. Ich durfte ihr nicht helfen. Und doch hielt ich ihre Hand und versuchte die Kissen in ihrem Rücken so bequem wie möglich zu verteilen. Als sie erschöpft vom Husten zurücksank erhob ich mich wortlos und ging an die Kommode, rechts der Tür. Nicht nur der Captain bunkerte Extras in seinem Quartier. Den Gedanken an den Captain schob ich sofort wieder beiseite. Das würde ein ganz andere Thema werden.

Ich hielt an Cianas Seite, im gedimmten Licht wirkte sie nicht weniger verloren und ahnungslos als im grellen Neonlicht. Ich hielt ihr ein Glas mit einer goldenen Flüssigkeit hin, das sie nur zögernd annahm.

„Trink.“, forderte ich sie auf und setzte mich, an meinem eigenen Glas nippend. Ihr Scotch war mit Wasser versetzt, was ihn weniger beißend, aber umso wirkungsvoller machte. Zumindest gegen ihreSchmerzen konnte ich ein bisschen was machen.

„Es wird niemand kommen. Nicht jetzt und nicht irgendwann.“

Danach schwieg ich wieder. Sie sollte von sich aus anfangen. Das war sie mir schuldig. Wenn das hier gut ging – noch einiges mehr.

Ich trank das, was Amh mir gegeben hatte. Ich hoffte es war etwas gegen die Schmerzen. Ich war ihr auch dankbar, dass sie zumindest versuchte es mir bequem zu machen. Als ich das Glas schließlich leer hatte verkrampfte sich mein Magen und ein leichtes Brennen war in meinem Hals. Ich kniff kurz die Augen zusammen, als der Alkohol seine Wirkung entfaltete und blickte sie dann an. Ich drückte ihre Hand ein wenig fester, als ein neuer Krampf sich ankündigte. Gott was hatte sie mir gegeben. Ich lag noch einige Herzschläge da, ehe ich anfing, ich wusste nicht wieso, vielleicht kam es von dem Zeug, was mir Amh gerade verabreicht hatte oder aber ich hatte neues Selbstvertrauen bekommen. Also begann ich ihr von meiner Erschaffung, denn nichts anderes war es gewesen, zu erzählen. Dann folgten meine Jahre an der Akademie. „Ich war immer eine Außenseiterin, immer diejenige, die niemand haben wollte. Hätte ich nicht…in den anderen Fächern gut abgeschnitten, wäre ich ins Labor als Testsubjekt für neurale und physikalische Drogen oder Kampfstoffe hergenommen worden. Und das alles nur, weil ich ein Mensch…oder etwas Künstliches war. Ich konnte mich anstrengen so viel ich wollte, immer gab es Romulaner, die besser waren. Nur nicht die Menschenfrau irgendetwas positives geben, damit sie möglichst schnell wieder weg ist.“ Hörte ich mich sagen. Dann fuhr ich fort mit meiner Zeit auf der Sternenflottenakademie und wie ich dort das erste mal so etwas wie Gleichberechtigung erfuhr. Ich redete wohl einige Stunden mit Amh, während sie weiter meine Hand hielt. „So fühlt es sich scheinbar an, wenn man eine Mutter hat mit der man reden kann.“ Sagte ich mehr zu mir als an Amh gerichtet. Es war schon seltsam dass ich so etwas dachte. Auf einmal schien ich mich doch nach so etwas zu sehnen. Was war es? Menschlichkeit ?

Ich setzte mich wieder auf meinen Sessel. Die Distanz tat gut. Mein Instinkt hatte mich nicht getäuscht. Doch das reichte mir nicht. Ich füllte mein Glas nach, ließ die Flasche dann zwischen uns stehen, damit sie sich bedienen konnte, was ich ihr dringend empfahl.

Sie hatte geredet, ich hatte zugehört. Was ich gehört hatte war erschreckend bis erwartet gewesen. Was jetzt – war die zentrale Frage. Ich hatte eine Entscheidung getroffen, bevor ich sie richtig durchdacht hatte. Nun saß sie hier und ich musste es irgendwie in den Griff bekommen. Ihre Zutraulichkeit war mir gerade eher hinderlich.

Mich in dem Sessel vorlehnend blickte ich in mein Glas, nahm einen Schluck, sah wieder hinein und drehte, sodass sich sein Inhalt leicht schimmernd bewegte.

„Wir müssen uns etwas ausdenken, das die Testresultate erklärt.“, ich sah sie nicht an. „Was genau wird Patrick finden?“, fragte ich und exte den Scotch.
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