ersonen: Kiri, Hernandez
Thema: Erste Klasse
Wörter: 949
„Und wie funktioniert das Ganze?“, fragte ich, obwohl ich wusste, dass ich darauf nicht wirklich eine Antwort erhalten würde. Und auch diesmal enttäuschte er mich nicht.
„Ich hab nicht die leiseste Ahnung“, sagte er.
„Wer ist der kompetenteste Techniker hier an Bord?“, fragte ich weiter und sah Hernandez dabei strafend in die Augen. „Ich brauche jemanden, der mir die Technik erklärt.“
„Was wollen Sie denn wissen?“ Hernandez‘ freches Grinsen gab wieder einmal ein Paradebeispiel seiner Arroganz. Doch ich hatte jetzt keine Zeit, mich um sein Ego zu kümmern und so deutete ich mit der Hand auf das fremde Wesen und versuchte den Basetechniker dazu aufzufordern, dem großen Fremden die entsprechenden Informationen zu entlocken. Doch bevor Hernandez überhaupt den Versuch einer Kommunikation unternahm, schüttelte er den Kopf.
„Alle, die sich damit auskennen, sind tot“, sagte er und langsam machte er mich damit wütend. Ich hatte ihn nicht gebeten, meinen Befehl zu hinterfragen und ich hatte ihn erst recht nicht gebeten, eigenständig zu denken.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich eine Einführung in diesen Maschinenraum brauche. Ich habe auch nicht gesagt, dass ich jemanden brauche, der bei der Reparatur hilft. Ich habe lediglich gesagt, ich brauche jemanden, der mir die Technik erklärt. Es muss doch....‘Hausmeister‘ geben?!. Was tun diesen Lebewesen, wenn in einem der Quartiere mal kein Licht ist?“ Es war eine rhethorische Frage, trotzdem rechnete ich fast mit einer Antwort von Hernandez. Und wenn er tatsächlich vorhatte, mir zu sagen, dass diese Leute im Dunkeln sehen konnten, würde ich ihn aus seinem Gummianzug herausprügeln. Doch diesmal blieb er still, wandte sich um, um meinen Wunsch endlich weiterzuleiten.
In der Zwischenzeit nahm ich erste Scans der Umgebung vor. Es behagte mir nicht wirklich, dass ich mich IN einem Warpkern befand. Wir trugen zwar noch immer unsere Anzüge, doch deren Zweck bestand lediglich in der Tarnung (die nicht wirklich sehr erfolgreich gewesen war) und nicht im Schutz. Auch der Umstand, dass der Warpkern offenbar abgeschaltet war, beruhigte mich nicht. Wenigstens waren Hernandez noch keine Beulen gewachsen, die Haut hing nicht in Fetzen von seinem Körper und die Haare schienen noch nicht ausgefallen. Auch sonst zeigte er keinerlei Anzeichen von Stahlenerkrankung. Aber ihn konnte man kaum als Beispiel menschlicher Physiologie nehmen – dafür war er schon mal viel zu klein. Ausserdem war er in eine gummiartige Hülle gesteckt worden, die ihn wie eine historische, überdimensionale Presswurst aussehen ließ.

Ich zuckte mit den Schultern. Selbst wenn wir alle im Dunklen leuchten würden, sobald wir dieses Schiff verliessen, ich konnte es nicht ändern.

„Was immer hier drin war“, sagte ich und deutete auf einen riesigen Tank, der in luftiger Höhe hing. „Das Teil ist undicht.“
„Kühlwasser?“, fragte ich und drehte mich um. Es war niemand in meiner Nähe, der meine Frage beantworten würde.
„So kann ich nicht arbeiten....“, schnautze ich und ging zu Hernandez zurück, der noch immer mit dem Riesen sprach .
„Hernandez!“, sagte ich, als er endlich eine Pause einlegt, um Luft zu holen. War meine Frage nach technisch leicht vorgebildetem Personal wirklich so kompliziert? „ Fragen Sie, ob wir Zugang zur Datenbank bekommen. Ich brauche Informationen zur Sprache.“
„Was haben Sie vor?“, ich erkannte Kirilenkovas Stimme hinter mir. Ich wußte nicht, wie lange sie schon meinen ‚Rücken gedeckt‘ hatte.
„Commander“, begann ich und war eigentlich recht zufrieden, dass ich meine Gedanken mit jemandem teilen konnte, er mich verstand. „Wenn wir Zugang zu den Grundlagen der linguistischen Semantik haben, können wir vielleicht mit Hilfe der Station eine Art Grundlagenwörterbuch entwickeln, die wir als Basis für rudimentäre Kommunikationsmittel verwenden.“
Sie schwieg und somit fühlte ich mich veranlasst, weiter zu bohren.
„Auch wenn sie keinen ausgebildeten Techniker mehr an Bord haben, ich bin mir sicher, es gibt kleine Genies in dieser Kolonie, die mir behilflich sein können, dass System in seinen Grundlagen zu verstehen. Physiklehrer von mir aus, Theoretiker. Aber ich muss in der Lage sein, mit den Leuten reden zu können.“
Sie nickte und ich erlaubte mir ein Grinsen und wandte mich wieder meiner Arbeit zu. Wenn Hernandez wirklich die Schrift dieser Lebewesen verstand, würde er bis zur Fertigstellen eines Translators mein Vorleser sein.
Mittlerweile war er fertig, meinen Wunsch nach einem technikversierten Holdrio weiterzuleiten und hatte offenbar auch die Erlaubnis erhalten, sich in das arg ramponierte System einzuloggen.
„Ihre Suche nach Sprache ist bedeutungslos.“, hörte ich plötzlich eine Stimme, in keiner mir bekannten Tonart. „Sie wollten zuhören. Ich kann sprechen.“ Offenbar hatte sich Hernandez‘ Bekanntschaft dazu herabgelassen, mit mir zu kommunizieren.
Ich suchte Hernandez, fand ihn an einer Konsole und rief ihm zu, ohne zu ihm hin zu gehen.
„Haben Sie Zugang zur Datenbank?“, fragte ich und erntete ein gereiztes „Einen Augenblick noch!“
Geräuschvoll tippte ich mit der Fußspitze auf den Boden, hoffte, Hernandez damit antreiben zu können. Schließlich nickte er und trat zur Seite.
„Bleiben Sie mal schön dort stehen!“, sagte ich und schob ihn wieder zurück. „Suchen Sie Unterrichtsmaterialen.“
„Bitte?“
„Lehrbücher, Aufsätze, Artikel zur Warptechnologie. Baupläne von Schiffen. Ich glaube, es wird am einfachsten sein, wenn wir in der Bildung stöbern. Was lernen Kinder in der Schule, Jugendliche in der Ausbildung....ich bin mir sicher, irgendwie lungert die ‚Fibel‘ rum.“
„Die ‚Fibel‘ Ma’am?“
„Suchen Sie einfach. Und fangen Sie mit lesen an, wenn Sie sie gefunden haben!“
„Sie wollen Informationen über Bändigung der Energie?“
Ich starrte ihn an (und bekam bald eine Genickstarre dabei). „Sie wissen über die ‚Bändigung der Energie‘ bescheid?“
„Ich die Bändigung der Energie kenne, aber ich nicht verstehe, wie Computer sagen ich soll, dass die Energie er bändigen muss.“
„Na das ist doch wenigstens mal ein Anfang.“ Damit packte ich den Giganten am Arm und schleifte ihn zu den leckgeschlagenem Kühlwassertank.
„Was ist das?“, fragte ich und deutete nach oben.
„Das die Erfrischung bringt.“
Na also, wir kamen voran.