Personen: Amanda C. Doran
NPCs: T‘Bak
Wörter: 1‘890
Titel: Erzähl mir eine Geschichte
=A= Burragio II – Höhle mit den Überresten der Pantara =A=
„Doktor“, versuchte ich die Aufmerksamkeit des vulkanischen Historikers zu gewinnen.
Ohne Erfolg.
Das Spitzohr war ganz in den einerseits alten, aber im Vergleich zu unseren doch fortschrittlichen Computer vertieft. Er hätte nur aufschauen müssen, dann hätte er mich gesehen, da ich auf der anderen Seite des Pantara-Computers stand. Ich versuchte es nochmals. Eindringlicher:
„Doktor T’Bak!“
„Jetzt nicht, Commander. Ich muss dieses Computer endlich wieder mit Energie versorgen.“
„Nein, das müssen Sie nicht!“, insistierte ich energischer als es notwendig war. Wenigsten erlangte ich damit endlich T’Baks Aufmerksamkeit, denn jetzt hielt er mit seiner Arbeit inne und schaute mich direkt an. Da ich jetzt seine Aufmerksamkeit hatte, fuhr ich in normalem Tonfall fort: „Das übernehmen die sehr versierten Techniker von der Resolution. Sie haben ja alle Ihre Unterlagen und sollten in der Lage sein, die Computer zum Laufen zu bringen. Wir zwei müssen reden.“
„Reden? Ich habe keine Zeit, um zu reden.“
„Dann nehmen Sie sie sich!“, sagte ich wieder in schärferem Tonfall, obwohl der Historiker nicht zur Sternenflotte gehörte und ich ihm somit gar Nichts befehlen konnte.
„Ich wüsste nicht, wieso. Worüber wollen Sie denn reden?“
„Ich schon. Über das Wieso. Wieso sind Sie gerade jetzt aus der Versenkung hervorgekommen? Wieso haben Sie ausgerechnet jetzt Hilfe von einer alten Bekannten gebraucht? Und vor allem: Auf der Spur von was sind Sie, dass die Breen ausgerechnet jetzt den Waffenstillstand mit der Föderation brechen? Um es kurz zu machen: Was haben Sie hier entdeckt?“
„Okay, ich erzähle Ihnen die Geschichte. Aber ich kann es nicht kurz machen…“
=A= Burragio II – zur Zeit des Pantara-Imperiums =A=
„Also Mardo, wieso hast du mich von Pantara auf diese verlassene Aussenwelt zitiert?“
Ein älterer Mann hatte gesprochen. Er hatte erst kurz zuvor die Höhle betreten, in welcher sich neben ihm noch vier andere Personen befanden. Eine Frau und drei Männer. Der ältere Mann hatte einen weissen Irokesen, der etwa zwanzig Zentimeter lang war. Zu beiden Seiten hatte er je drei gelbe Hörner. Sie waren alle riesig, vernarbt und rau. Sie zeigten, dass der Mann alt war, sehr alt. Über dreihundert Jahre. Die Hörner der anderen vier Personen waren erst hellgelb, noch ganz glatt und hatten nur vereinzelt Narben. Auch ihre Irokesen waren nicht so lang. Aber die Länge des Irokesen stand nicht für das Alter, sondern für das Ansehen und den Stand in der Gesellschaft.
Ansonsten war die ganze Erscheinung der Pantara anmutig. Sie hatten dezenten Nasen und Ohren, die praktisch nicht zu sehen waren. Ihre Bewegungen waren grazil. Sie hatten schlanke Hände und Finger sowie Beine. Dadurch wirkten sie gross, obwohl die Pantara selten grösser als einen Meter achtzig wurden. Dazu trugen sie Gewänder, die jenen der Vulkanier sehr ähnlich waren, aber deutlich weniger steif.
Die Höhle war eine Forschungseinrichtung der Pantara. Allerdings eine spezielle, denn normalerweise waren ihre Forschungseinrichtungen nicht in Höhlen. Zur Ausnahme auf Aussenwelt 43-PK75 kam es, da es sich bei der Forschung um archäologische Ausgrabungen handelte.
Der angesprochene Pantara, Mardo, hatte von den jungen Pantara am meisten Narben auf seinen sechs Hörnern. Auch sein Irokese war etwa zwei Zentimeter länger. Er leitete die archäologischen Ausgrabungen auf Aussenwelt 43-PK75 für das wissenschaftliche Konzil der Pantara. Dieses Konzil vertrat der alte Pantara. Mardo begrüsste ihn überschwänglich:
„Lesone, mein Freund!“, Mardo streichelte die Hörner des alten Pantara, ohne dabei aber den Irokesen zu berühren. „Bisher war die Arbeit hier reine Routine. Wir fanden weitere Hinweise, um einige Theorien über die Vorzeit weiter zu untermauern. Viele Funde lassen sich bisher aber auch nicht zuordnen. Es war teilweise recht langwe…“
„Schluss jetzt, Mardo! Ich habe den weiten Weg auf mich genommen, weil du etwas von einem grossen Fund gesagt hast. Diesen will ich jetzt sehen! Sonst gehe ich und verlängere Euren Aufenthalt hier um hundert Jahre!“, fuhr Lesone in Mardos Geplapper. Mardo verstummte kurz und brauchte einige Minuten, um sich wieder zu sammeln. Dann begann:
„Wir haben Dokumente gefunden, die sich auf die Grosse Schwarze Wolke beziehen!“
=A= Burragio II – Höhle mit den Überresten der Pantara – wieder im Jetzt =A=
„Doktor!“, unterbrach ich T’Baks Erzählung und verlor langsam die Geduld mit dem vulkanischen Historiker. War ich auch so ein Plappermaul, als ich noch effektiv als Wissenschaftlerin hatte arbeiten können? „Was soll diese Geschichte mit archäologischen Ausgrabungen der Pantara?“
T‘Bak seufzte. Ein regelrechter Gefühlsausbruch für einen Vulkanier, den ich so überhaupt nicht erwartet hätte.
„Ich sagte Ihnen doch, dass es eine lange Geschichte wird. Ich bitte Sie um etwas Geduld, Commander. Sie brauchen dieses Wissen, um das grosse Ganze zu verstehen.“
Nun war ich es, die seufzte. Ich dachte, ich hätte schon äusserst viel Geduld mit dem Historiker bewiesen. Aber gut. Sollte er weitermachen, die Techniker waren sowieso noch nicht soweit mit der Energieversorgung der Computer.
„Also gut, fahren Sie fort!“
=A= Burragio II – zur Zeit des Pantara-Imperiums =A=
„Wo sind die Dokumente?“, verlangte Lesone sofort zu wissen.
„In einer Schutzvase. Aber wir haben den Inhalt bereits in die Computer eingespielt“, Mardo machte eine einladende Geste in Richtung des Computers neben sich. „Hier können Sie sich den Inhalt der Dokumente ansehen. Eine äusserst spannende Lektüre.“
„Gib‘ mir eine Kurzfassung!“, verlangte stattdessen Lesone und blieb stehen.
„Die Grosse Schwarze Wolke ist vor dreizehnhundert Jahren durch einen Grossteil unsers heutigen Imperiums gezogen. Sie hat damals alle Planeten auf ihrem Weg vollständig verwüstet. Auch dieser Planet wurde praktisch vollständig verwüstet. Die Bewohner hatten sich damals in verschiedenen Höhlen versteckt. Unter anderem auch in dieser.“
„Und von daher die Dokumente mit den Aufzeichnungen.“
„Genau.“
„Können wir daraus Informationen gewinnen, um uns auf die Grosse Schwarze Wolke vorzubereiten?“
Die Frage hatte Mardo erwartet, ja sogar befürchtet. Die Grosse Schwarze Wolke war das Damoklesschwert, welches über dem Pantara-Imperium hing. Obwohl die Pantara so viel Wissen gesammelt hatten, wussten sie praktisch Nichts über die Grosse Schwarze Wolke. Sie wussten nur, dass sie kommen würde und danach ihr Imperium verwüsten würde. Jeglichen Informationen über die Grosse Schwarze Wolke wurde deshalb immense Bedeutung zugemessen, in der Hoffnung, etwas zu finden, um sich gegen sie zu verteidigen.
„Dafür ist es eine genauere Analyse der Dokumente und ihres Inhalts notwendig. Ich bin allerdings nicht sehr zuversichtlich. Das Volk auf der Aussenwelt 43-PK75 hatte damals die ersten Fahrzeuge entwickelt.“
=A= Pantara – drei Jahre später – zur Zeit des Pantara-Imperiums =A=
„Aus dem Weg!“
Atem holen.
„Machen Sie doch Platz!“
Atem holen.
„Ich habe es eilig!“
Atem holen.
„Aus dem Weg! Es ist wichtig!“
Gumpa rannte durch das Forum Zhishi in Richtung Atrium Zhizheng. Er rannte so schnell, wie er es seit seiner Studienzeit nicht mehr getan hatte, wie es eigentlich kein Pantara nach seiner Studienzeit getan hatte. Die Pantara waren keine hektischen Lebewesen. Niemand rannte. Nie. Deshalb erntete Gumpa viele merkwürdige Blicke, während er über das Forum Zhishi rannte. Ihm war es egal. Er hatte den Schlüssel gefunden.
Im Atrium Zhizheng angekommen, rannte Gumpa weiter. Sein Ziel war der Saal der Entscheidung, in welchem die neun Entscheidungsführer das Pantara-Imperium regierten. Einen der Entscheidungsführer rannte Gumpa um, als er um eine Ecke stürmte. Aber es kümmerte ihn nicht, sondern er rannte weiter in den Saal der Entscheidung. Einfach hinein, ohne um Einlass zu bitten. Ein Frevel obwohl Gumpa grundsätzlich aufgrund der Länge seines Irokesen praktisch überall uneingeschränkten Zugang hatte. Aber der Saal der Entscheidung war eine Ausnahme.
„Gumpa! Was erlaubst du dir?!?“, fuhr ihn der Oberste Entscheidungsführer.
„Wir sind gerettet!“, rief Gumpa nur, völlig ausser Atem. Zu mehr reichte es ihm nicht.
„Gumpa!“, empörten sich sechs Entscheidungsführer, darunter der Oberste.
„Was hast du für uns, Gumpa?“, wollte allerdings Lavia, ein weibliche Pantara wissen. Sie hatte die Gumpa vor dem Saal der Entscheidung noch umgerannt.
„Einen Weg, um die Grosse Schwarze Wolke aufzuhalten.“
Plötzlich herrschte absolute Stille im Saal der Entscheidung. Einzig das Keuchen Gumpas war noch zu hören. Zuvor hatten die Entscheidungsführer noch getuschelt.
=A= Pantara – acht Jahre später – zur Zeit des Pantara-Imperiums =A=
„Zwei Minuten noch, Gumpa.“
Gumpa war stark gealtert in den letzten acht Jahren. Aber nicht nur wegen der Zeit, die verstrichen war, sondern auch wegen der Arbeit, die er in dieser Zeit geleistet hatte. Eine Arbeit, auf die er nicht nur stolz war, obwohl sie wahrscheinlich sein Volk retten würde.
Gumpa war Wissenschaftler. Deshalb hatte er auch an einer Lösung für das Problem mit der Grossen Schwarzen Wolke gearbeitet. Leider war die Lösung Nichts anderes als eine Waffe. Das Gerät, welches er in den letzten acht Jahren in einer geheimen Einrichtung auf Pantara entwickelt und gebaut hatte, war nämlich Nichts anderes als eine Waffe. Sie diente dazu, die Grosse Schwarze Wolke aufzulösen. Unglücklicherweise würde sie auch dazu dienen, alles andere aufzulösen.
Das würde Gumpa gleich erfahren. Es war der grosse Tag des ersten Tests. Der erste Test des Dispositivo Gumpa. Gumpa verzog das Gesicht bei dem Gedanken, dass die Entscheidungsführer diese Waffe auch noch nach ihm benannt hatten.
„Danke“, antwortete Gumpa seinen Assistenten verbittert und schaute mit einem ebensolchen auf die Apparatur. Doch er hielt es nicht lange aus und schaute stattdessen auf die Zuschauerränge. Die Entscheidungsführer hatten es sich nicht nehmen lassen, diesen grossen Tag mitzuerleben. Für Gumpa war es allerdings kein grosser Tag.
„Zwanzig Sekunden“, hielt Gumpas Assistent seinen Chef auf dem Laufenden.
Gumpa wandte seinen Blick von den Zuschauerrängen ab und schaute auf das Ziel. Es waren hundert Kubikmeter des Nebels, der Pantara umgab. In der Nebelprobe befand sich eine Sonde, die geopfert werden musste.
„…Acht…Sieben…Sechs…Fünf…Vier…Drei…Zwei…Eins…Zündung!“, zählte Gumpas Assistent den Countdown runter und setzte das Gerät danach auch in Betrieb. Gumpa hatte von seinem Amt als Projektleiter Gebrauch gemacht und die Aktivierung der Waffe delegiert.
Das Dispositivo Gumpa lud sich auf. Lud den ersten Schuss. Ausgerichtet war sie bereits. Gumpa fixierte die Nebelprobe und hörte wie der Klang des Dispoisitivo Gumpa immer lauter wurde. Dann kam die Entladung.
Das Dispositivo Gumpa gab einen Impuls ab und dieser flog auf die Nebelprobe zu. Sobald der Impuls die Nebelprobe getroffen hatte, löste sich diese auf. Sehr schnell. Schon liess sich die Sonde erkennen, welche sich auch gleich auflöste. Gumpas Assistent überwachte die Aufzeichnungen der Sonde, welche übermittelt wurden. Es waren aber nicht viele, da sie so schnell vom Impuls der Dispositivo Gumpa aufgelöst wurde. Aber es lösten sich nicht nur der Nebel und die Sonde auf, sondern auch jegliche andere Materie im Umkreis von fünfzig Meter um den äusseren Rand des Nebels. Gumpa und sein Team hatten das Dispositivo Gumpa unterschätzt. Noch mehr, wie eine Feststellung des Assistenten sogleich zeigte:
„Das Dispositivo Gumpa hat sogar die Luft aufgelöst. An der Stelle der Nebelprobe herrscht auf 350 Kubikmeter ein Vakuum!“
=A= Burragio II – Höhle mit den Überresten der Pantara – wieder im Jetzt =A=
„Und hinter diesem Gumpa-Ding sind die Breen her?“, fragte ich, als T’Bak mit seiner Geschichte endlich fertig war.
„Nicht nur die Breen. Auch ich. Ich will verhindern, dass das Dispositivo Gumpa in falsche Hände gerät und das Vermächtnis der Pantara nur diese Waffe ist. Dafür müssen wir endlich Pantara finden.“
„Sie glauben, dass die Antwort auf diesen Computern hier ist?“, wollte ich wissen.
„Ich bin Vulkanier. Ich glaube nicht. Ich weiss, dass die Antwort auf diesen Computern ist.“
„Verstehe“, richtete ich noch an T’Bak und wandte mich danach von ihm ab und dafür an die Techniker. „Wie lange noch, bis die Computer hier laufen?“
Eine blonde Frau tauchte unter einer Computerkonsole auf. Sie hatte die Rangabzeichen einer Petty Officer am Kragen und ich erinnerte mich an sie. Sie hiess Doran und sie beantwortete meine Frage.
[NRPG: Bitte Maxi
