Personen: Manu Katché, Ricarda, Advent F. Kristoffson, Harley H. Kristoffson, Taylor McMannis
Wörter: 1‘499
Titel: bajoranisch
=A= Starbase 98 Resolution - Deck 364 =A=
Ich staunte nicht schlecht: Als ich bei der Sperrzone wegen des Strahlungsanstieges ankam, stand da Manu statt eines Sicherheitsoffiziers und sicherte die Sperrzone ab. Er schmunzelte leicht, als ich den Korridor entlang auf ihn zuging.
„Sie nutzen auch jede Möglichkeit, um von der OPS wegzukommen", sagte ich und erwiderte Manus Schmunzeln.
„Ich weiss zwar nicht, was hier dran besser sein soll, als an der OPS. Ich kann auch nur abwarten und muss erst noch stehen", erwiderte Manu immer noch leicht schmunzelnd.
Kaum hatte er fertig gesprochen, hörte er aber auf zu schmunzeln. Es war eigentlich auch ein schlechter Moment für Spässchen. Auf mein Nachfragen hin gab mir Manu einen Überblick über die aktuelle Situation. Die Sektion war vollständig abgeriegelt. Momentan befand sich niemand darin. Die Strahlung war viel zu hoch und hatte anscheinend bereits die angrenzenden Labore zum Gefahrgutlabor kontaminiert.
Ich aktivierte den Tricorder in meiner Hand. Ich hatte ihn auf dem Weg hier von einem Wissenschaftler konfisziert. Die Wissenschaftlerin in mir hatte gesagt, ich könne nicht ohne Tricorder hier auftauchen. Der Scan war mehr als nur beunruhigend.
„Sir, wir müssen die Sperrzone vergrössern. Mindesten noch alle umliegenden Sektionen, besser zwei Reihen und ebenfalls zwei Decks über und unterhalb dieses Decks.“
„So schlimm?“, erkannte der Captain die Problematik sofort. Die Strahlung breitete sich langsam weiter aus, aber das war nicht alles.
„Aber die Strahlung breitet sich nicht nur aus…“
„Sie nimmt auch zu“, beendete Manu den Satz für mich und ich bestätigte seine Feststellung mit einem Nicken. „Sobald das Strahlenschutzteam hier ist, lasse ich die Sperrzone nach Ihren Angaben erweitern. Vielleicht noch weiter, je nachdem wie sich die Strahlung entwickelt.“
Mein Blick wanderte kurz auf den Tricorder. Dann schüttelte ich den Kopf. Dessen Rechenleistung war wahrscheinlich zu schwach, um zu errechnen, wie schnell sich die Strahlung ausbreitete. Allerdings gab es auf diesem Deck genug Labore, in denen sich das machen liess. Deshalb schaute ich nun den Korridor hinauf und hinunter. Die Leere machte mich stutzig.
„Wo bleibt eigentlich Ihre Ablösung für die Absicherung der Sperrzone?“, fragte ich Manu.
„Das habe ich mich auch gerade gefragt. Richards wollte sie eigentlich rufen, bevor er zur Dekontaminationsdusche ging. Nur weiss ich natürlich nicht wen. Aber lassen Sie sich davon nicht aufhalten, Svetlana.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte ich etwas erstaunt und schaute Manu nun wieder direkt ins Gesicht.
„Wir brauchen Antworten! Ich will endlich wissen, was das für eine Strahlung ist, damit wir aktiv dagegen vorgehen können, agieren können und nicht immer nur reagieren müssen! Den letzten Statusberichten habe ich entnommen, dass ein Mediziner-Team am nächsten daran ist, Antworten zur Strahlung zu erhalten. Gehen Sie auf die Krankenstation und sehen Sie zu, was Sie herausfinden!“
„Und was ist mit Ihnen?“
„Ich warte hier auf das Strahlenschutzteam. Danach fühle ich den Technikern auf den Zahn. Die sollten langsam wissen, zu welcher Schiffsklasse diese Metallfragmente gehört haben, oder ob sie gar nicht zu einem Schiff gehört haben.“
„Aye, Sir!“
Das hörte sich nach einem Plan an, der es vertretbar machte den Captain alleine hier zurückzulassen. Ich hatte mich schon umgedreht, um zum nächsten Turbolift zu gehen, als ich nochmals inne hielt und mich umdrehte. Ich trat nochmals zu Manu und drückte ihm den Tricorder in die Hand:
„Sie können den wahrscheinlich besser brauchen als ich!“
=A= Starbase 98 Resolution – Deck 349 – Krankenstation – kurz darauf =A=
Als ich die Krankenstation traf ich auf ein illustres Grüppchen, welches sich um eine Analysekonsole versammelt hatte. Im Zentrum Master Chief McMannis, umringt von drei Frauen in Gestalt der Kristoffson-Schwestern und Ricarda.
Harley zu treffen, warf mich weniger aus der Bahn, als ich angenommen hatte. Aber ich war ja auch darauf vorbereitet. Es war zu erwarten gewesen, dass ich sie treffen würden, wenn ich auf die Krankenstation musste. Schliesslich war sie ja Medizinerin.
Wobei ich mir allerdings nicht sonderlich sicher war, war die Frage, ob das Grüppchen vor der Analysekonsole überhaupt arbeitete. McMannis strahlte natürlich als Hahn im Korb und die Kristoffson-Schwestern wirkten auf mich etwas… angeheitert war wahrscheinlich das richtige Wort.
Als ich hinter die vier trat, hatte McMannis gerade den Kopf in den Nacken geworfen und leicht genervt gestöhnt. In dem Stöhnen hatte sich wahrscheinlich ein richtiges Wort versteckt, aber ich hatte es nicht verstanden.
„Wie läuft es hier?“, machte ich die Gruppe vor mir auf mich aufmerksam und erntete dafür neugierige Blicke. Es war irgendwie befriedigend zu sehen, wie sich die Köpfe aller zu mir umdrehten.
„Ma’am“, begrüsste mich Harley völlig korrekt, aber nicht ohne Grinsen. Diese Frau hatte einfach keine Disziplin. Aber ich ignorierte es und schaute stattdessen McMannis über die Schultern auf die Anzeige der Analysekonsole. „Bajoranische“, kommentierte Harley und nickte dabei, als würde dieses eine Wort alles erklären. Nur erklärte es mir überhaupt Nichts. Ich sah durchaus eine bajoranische Frau auf dem Bildschirm, aber was hatte es mit ihr auf sich? Bevor ich allerdings nach einer Erklärung verlangen konnte, wechselte Harley das Thema:
„Aber wo Sie da sind Ma‘am, will ich Sie gleich noch durchecken. Sie wissen ja, Beulen am Kopf haben manchmal unschöne Nachwirkungen und ich…“ Ich bedachte die kleine Blondine mit einem strafenden Blick. Zu meiner Überraschung verstummte sie wirklich – aber leider nur für eine Sekunde: „Machen sie sich bitte untenrum frei!“
„Was fällt Ihnen ein!“, rief ich aus. Ich fühlte mich irgendwie angegriffen. Hörte aus den Worten eine Anspielung auf meine sexuelle Gesinnung. „Lieutenant Ricarda, bringen Sie Ensign Kristoffson augenblicklich in mein Büro. Ich werde mich unterhalten, sobald ich hier fertig bin!“
Als wäre Harleys Frechheit noch nicht genug, widersprach mir nun auch noch die Androidin.
„Das ist leider nicht möglich, Ma’am. Ich soll den Tatort eines Strahlenunfalls absichern.“
Ich hatte mich wohl verhört. Der Captain wartete vor der versuchten Sektion auf die Ablösung und die stand hier in der Krankenstation und spielte mit bajoranischen Frauen herum? Ich musste dringend wieder einen klaren Kopf bekommen und die Zügel der Besatzung wieder mit festem Griff führen.
„Was machen Sie dann noch hier? Der Captain wartet bereits seit Längerem auf seine Ablösung. Machen Sie sich auf Weg!“ Ricarda nickte und bedeutete Advent, ihr zu folgen. Die beiden verliessen gemeinsam die Krankenstation. Ich wandte mich dafür wieder an Harley. „Nun zu Ihnen, Sie begeben sich augenblicklich in mein Büro und warten dort auf mich!“
Harley nickte zwar und liess auch den Kopf leicht hängen, aber ein Grinsen konnte sie nicht verbergen. Sie schien das Ganze nicht sonderlich ernst zu nehmen. Was war nur mit dieser Frau los. Aber sie trottete davon und ich rief ihr noch eine Warnung hinterher.
„Sollten Sie nicht in meinem Büro auf mich warten, lasse ich Sie ein halbes Jahr lang in der Gesundheitskontrolle des Andockhafens arbeiten!“
Nach diesen Worten war Nichts von Harley zu hören, ausser einem Tritt gegen die Korridorwand. Armer Fuss. Ich wandte mich nun an Taylor McMannis:
„Was hat es mit dieser bajoranischen Frau auf sich?“
„Das wissen wir nicht genau. Aber sie hat definitiv etwas mit der Strahlung zu tun, welche von diesen Fragmenten ausgeht.“
„Das ist alles?“
„Bei der Frau handelt es sich um eine Wissenschaftlerin. Sie arbeitete unter anderem in der Agrar-Botanik. Während der Besetzung Bajors durch die Cardassianer wurde sie von den Cardassianern eingezogen, um für sie zu arbeiten.“
„Und ihre Verbindung zur Strahlung?“, hakte ich weiter nach.
„Die ist nicht restlos geklärt. Es gibt nur einen Bericht kurz bevor die Cardassianer sie eingezogen hatten. Damals hatte sie an einem Weg gearbeitet, die Pflanzen schneller wachsen zu lassen. Eine Variation der Strahlung hier an Bord war Bestandteil dieses Projektes.“
„Das ist alles?“, fragte ich skeptisch nach.
„Bisher schon.“
„Nun gut. Suchen Sie weiter, stellen Sie alle Informationen zusammen und finden Sie diese Wissenschaftlerin!“
„Aye, Ma’am!“
=A= Starbase 98 Resolution – Deck 13 – Büro des Ersten Offiziers – kurzer Zeitsprung =A=
Auf dem Weg in mein Büro zu Harley hatte ich den Captain über unseren ersten Hinweis auf die Strahlung informierte. Er hatte es hingenommen und keine weiteren Anweisungen gegeben. Somit hatte ich an alles gedacht.
Nun sass ich an meinem Schreibtisch und schaute Harley über meine aneinander gelegten Fingerspitzen hinweg an. Ich hatte noch kein Wort gesagt, seit ich hereingekommen war und sie sogar ignoriert, bis ich mich gesetzt hatte. Nach einem kurzen Blick auf den Bildschirm, der mir anzeigte, dass ich eine neue Nachricht von Miss Saeihr erhalten hatte, liess ich Harley nicht mehr aus den Augen.
Dummerweise wusste ich genau, dass es in Saeihrs Nachricht um Nadja ging. Ein Ebenbild von Harley. Ich spürte, wie meine Entschlossenheit, vorerst enthaltsam zu Leben langsam bröckelte. Ich musste mich regelrecht zwingen, meinen Blick auf Harleys schönen braunen Augen gerichtet zu halten und nicht ihren restlichen Körper zu begutachten. Immer mehr die Mauer meiner Entschlossenheit.
Das durfte nicht passieren! Ich musste standhaft bleiben. Es gab nur einen Weg, um das zu erreichen. Das war die harte Erste Offizierin, die eine fehlbare Unteroffizierin tadelte (Verdammt! Wieso hörte sich das wie ein Rollenspiel an?). Deshalb entschloss ich, Harley genug zappeln gelassen zu haben und fragte mit ernster und praktisch emotionsloser Stimme:
„Was sollte das gerade eben auf der Krankenstation?“
[NRPG: *Harley den Sprechball reich*
Dann knack Mal die harte Schale ]
