Personen: Katché, Kirilenkova, Ricarda
Wörter: 1452
"Dankbarkeit… Ich weiß, was Sie sagen wollen, das Thema hatten wir schon. Mir ist also bewusst, dass ich mich in diesem Punkt wiederhole. Aber was bleibt mir denn anderes übrig, wenn das nicht in den Kopf dieser mindelbemittelten Menschen geht? Inzwischen hat mich dieses Verhalten der Menschen so sehr gestört, das ich teilweise nicht umhin komme, trotz meiner unendlichen Güte, meine Hilfe zu verweigern. Das können Sie nicht glauben? Voila, sehen Sie selbst:" *schnipp*
„Ah, meine liebreizende Ricarda!“ säuselte ich und merkte sofort, dass bei ihr etwas anders war. Interessant, mein Sprössling musste sie in einen Menschen verwandelt haben. Eine wirklich vorzügliche Arbeit, wie ich mit einem gewissen Stolz zugeben musste. „Schön, Sie noch einmal alleine zu treffen. Und wie ich sehe, haben Sie sich von meinem Sohnemann extra für diesen Anlass in einen Menschen verwandeln lassen. Wie aufmerksam von Ihnen!“
„Lassen Sie das bitte und machen Sie das wieder rückgängig!“ schmetterte mir die Ex-Androidin entgegen.
Es war diese aggressive Art, die mich dazu brachte, ihrer Aufforderung nicht nachzukommen. Außerdem war es keine gute Erziehungsmaßnahme, wenn ich alle Unverschämtheiten, die mein Sprössling anstellte, einfach wieder korrigierte. „Non, Mademoiselle!“, erklärte ich ihr deshalb mein Nicht-Tun.
„Wollen Sie damit sagen, dass ich jetzt so bleiben soll, bis er irgendwann einmal sich bequemt, mich wieder zurückzuverwandeln?“ Trotz ihres nun minderbemittelten Gehirns hatte sie eine schnelle Auffassungsgabe.
Somit wäre es eine Schande gewesen, Juniors Erstlingswerk zu zerstören. „Ich muss sagen, Sie sehen nett aus, wenn Sie sich so aufregen. Aber ja, Sie treffen voll ins Schwarze, ma belle. Sie werden wohl etwas warten müssen, bis Sie wieder sie selbst sind.“ Erneut musterte ich sie aufmerksam und lobte das Gesamtwerk.
Ricarda konnte das mit ihrem verkümmerten Verstand natürlich nicht begreifen, weswegen sie auch meinte: „Ich hoffe, Sie sehen es mir nach, wenn ich Ihre Begeisterung nicht teile“
Ich wollte ihr das in ihrer Lage verzeihen. „Es stört mich nicht im Geringsten. Außerdem muss ich weiter. Ich will weitersuchen. Au revoir!“
"Sehen Sie? Die negative Einstellung der Menschen mir und dem Dankeschön gegenüber, hat mir keine andere Wahl gelassen. Und hier gleich noch ein klassisches Beispiel, wie eingeschnappt manche Menschen reagieren, wenn man ihnen doch einmal aus ihrer misslichen Lage hilft." *schnipp*
Ich musste zugeben, ich war von dem Einfallsreichtum meines Sprösslings beeindruckt. Die beiden höchstrangigen Personen der Station nackt in einen zum Schwimmen zu klein geratenen Teich zu setzen, dazu für gewisse Strömungen zu sorgen, um die sexuellen Spannungen zu erhöhen… Am lebenden Objekt seine Studien zu verfolgen, hatte Stil. Frühere Generationen der Gattung Mensch nutzten statische Videoaufnahmen, um sich über dieses Thema zu informieren. Mit der Erfindung des Holodecks kam zwar eine gewisse Dynamik und Veränderbarkeit der Szenerie in diese Sache, dennoch folgten die Hologramme einem fest vorgeschriebenen Programm. Es gab also kurz gesagt keine Überraschung.
Hier war es anders. Die Überraschung war zum Beispiel, dass Kirilenkova überhaupt keine Anstalten machte, sich mit dem Captain zu vergnügen. Natürlich war es nicht so überraschend, wenn man bedachte, mit was für einem Kleingeist sie sich dann hätte abgegeben. Andererseits gehörte sie selbst in diese Sparte, schließlich war sie ebenso ein Mensch. Somit blieb nur ihre allgemeine Ausrichtung, die ihre Entscheidung erklärte. Allerdings war das nichts, was ein Q nicht hätte ändern können. Aber mein Sohn legte wohl Wert auf Authentizität. Die Frage war, warum Junior diesen Aufwand überhaupt betrieb.
Ich konnte ihn aber auch nicht fragen, denn just in dem Moment, wo ich ihn bei seinen Forschungsobjekten auffand, verdrückte er sich kurzerhand. Es war ihm wohl doch peinlich, wenn der Vater ihn bei solchen Dingen überraschte. Ein solches Schamgefühl gab es durchweg bei allen Spezies in allen Äonen, die Q bilden da keine Ausnahme.
"Wie Sie wissen, durchlaufen auch die jüngeren Q gewisse Phasen. Phasen der Neugierde und der Experimentierfreude. Das bezieht sich jetzt nicht auf Sex, wie Sie – naiv wie Sie offensichtlich sind – vielleicht denken, sondern auf so zentrale Fragen wie „Wie funktioniert das Universum?“ Nichtsdestotrotz, gehört Sex nun mal auch zum Funktionieren des Universums dazu. Auch wenn er in Ihrer Spezies nicht gerade selten zu Problemen führt, gebe es ohne ihn keine Fortpflanzung und damit keine Weiterentwicklung. Ja, auch wir Q waren einmal wie Sie, bis wir uns zu dem entwickelten, was wir heute sind: Allmächtig!
Nun ist es recht schwierig, einem Nicht-Q zu beschreiben, wie diese Phasen genau durchlebt werden. Aber um es einfach zu erklären: Das, was die Besatzung der Station gerade erlebt, ist eine Möglichkeit.
Wie ich darauf komme? Alors, vor seinem Abtauchen – das meines Sohnes, ich ging nicht davon aus, dass Katché vorhatte, abzutauchen – hatte ich noch eine Spur entdeckt, die er hinterlassen hatte. Offenbar waren die beiden Führungsoffiziere nicht die Einzigen, die er in eine doch recht pikante Lage gebracht hatte. Und dann war da noch eine Person von der Base, die er entführt hatte. Allerdings befand sie sich in einem Zustand des Seins, der für einen Menschen unmöglich zu beschreiben ist, weswegen ich es auch gar nicht erst versuche. Jedenfalls konnte ich mir so langsam einen Reim auf seine Spielchen machen. Doch ich würde den Captain erst einmal dazu aushorchen müssen. Doch nicht in seiner aktuellen… Position" *schnipp*
Auch wenn Katché wieder angezogen war, so traten gewisse Dinge doch recht gut in Erscheinung: „Mon Capitan, wie ich feststelle, freuen Sie sich, mich zu sehen.“ Er schaute sich wortlos um. „Ihr Büro, falls Sie es nicht wieder erkennen sollten“, half ich ihm bei der Orientierung. Vermutlich kannte er die Perspektive nur von dem Stuhl aus, auf dem ich momentan saß.
„Wo ist Svetlana?“ fand er dann doch endlich wieder die Sprache. Allerdings nutzte er sie nicht, um mir zu danken. Ob er mir wider Erwarten doch nicht dankbar war, weil er die Situation ausnutzen wollte? Etwas sprach recht deutlich dafür. Womöglich hätte ich doch noch etwas warten sollen, bevor ich ihn aus seiner Lage – potentiell: Stellung - befreite.
„Nun, ich wollte sie in ihrem Zustand nicht belassen, weswegen ich ihr das gegeben habe, was sie sich wünschte. Aber keine Bange, in zehn Minuten hol ich auch sie zurück.“
„Was ist mit Mnemo?“ Wieder kein Wort des Dankes. Aber ehrlich gesagt hatte ich das auch nicht erwartet, dafür kannte ich meinen Gegenüber nur zu gut.
Ich stand auf, ging zum Fenster, legte die Hände auf den Rücken. „Das ist etwas schwieriger.“
„Wieso, lassen Ihre Fähigkeiten nach?“ Ich spürte Aggressivität und Sarkasmus. Stand ihm gar nicht. Weswegen ich seine Frage gar nicht erst beantwortete.
Stattdessen drehte ich mich langsam um. „Was für Gefühle hegen Sie für Mademoiselle Lone?“
Er sah mich für einen Moment überrascht, dann argwöhnisch an. „Was wollen Sie damit bezwecken, Q?“
Ein bekanntes Phänomen der Menschen, unangenehmen Fragen durch Stellen einer Gegenfrage auszuweichen. Das bestätigte mich nur in meiner Annahme. „Ich will eine Vermutung äußern“, tat ich kund und ging auf ihn zu, um ihn dann zu umrunden. Er rührte sich nicht, weswegen ich mich hinter ihn stellte. Erst als er meinen fingierten Atem in seinem Nacken spürte, drehte er seinen Kopf in meine Richtung. „Ich denke, mein Sohn hat sich – wie sagen die Menschen so schön? – ein wenig in sie verguckt.“
„Wie bitte?“ Damit drehte er sich gänzlich zu mir.
Es war ebenso typisch für einen Menschen, obwohl akustisch verstanden, doch noch einmal nachzufragen, als hätte er genau das nicht getan. Weswegen ich auch dieses Mal seiner Frage keine weitere Beachtung schenkte. „Und ich denke, er will Sie dazu noch ein wenig eifersüchtig machen.“
Der dunkelhäutige Mann sah mich ein paar Sekunden regungslos an. Dann besaß er die Frechheit, mich am Kragen zu packen. „Holen Sie sie zurück.“
Ich grinste selbstgefällig, wobei ich mir die Frage verkniff, was er anderenfalls machen wollte. „Ich kann es versuchen. Aber Sie wissen ja, wie Kinder sind.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ach nein, wissen Sie nicht. Glauben Sie mir einfach.“
"Darauf war mein Junge also aus. Ich hätte es mir damals schon denken sollen, als er auf der Confidence so von ihren Fähigkeiten schwärmte. Es ist mir schleierhaft, wieso er sich ausgerechnet eine Menschenfrau aussuchen musste, wo es doch so viel bessere Lebewesen im Universum gibt – welche, die es wenigstens annähernd würdig sind, sich mit einem Q zu paaren. Aber so weit will ich bei Junior gar nicht denken.
Wie meinen? Ich hätte mir damals auch eine Menschenfrau ausgesucht? Alors, das mag für den außenstehenden Betrachter so ausgesehen haben, aber erinnern Sie sich doch noch einmal daran, wie es letztlich ausgegangen ist und stellen Sie sich dann die Frage: Hat er das alles nicht vielleicht geplant, um die Frau zu kriegen, die er wollte?
Da fällt mir ein, ich habe mich damals bei Kathryn sogar bedankt für ihr Mitwirken. Sie sehen, selbst die Q empfinden Dankbarkeit. Doch nun entschuldigen Sie mich, ich habe einen Sohn zu finden und zur Raison zu bringen." *schnipp*
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Wedge Antilles
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