AT – Cmdr Svetlana F. Kirilenkova – XO – RPG 2 Log 14 – 12‘161.2020
Personen: Valeris A. Advena, Ricarda, Reaver Soul, Viktoria Garnet
NPCs: Alain Lavalle
Wörter: 1‘606
Titel: Grössenunterschiede
=A= Fremdes Schiff =A=
Wir liefen bereits ewig, diesen Korridor entlang. So kam es mir jedenfalls vor. Und der Korridor veränderte sich überhaupt nicht. Sogar die Krümmung blieb immer die gleiche. Wie es so ging, wenn man nur lief und sich kaum mit dem Team unterhielt, begannen meine Gedanken zu wandern. Und zwar zum düsteren Tal der Selbstzweifel. Hatte ich mich für die richtige Richtung entschieden? Oder wäre es besser gewesen, wenn wir uns in Richtung Heck des Schiffes orientiert hätten.
Ich begann auch darüber zu grübeln, ob ich das Aussenteam richtig besetzt hatte. Nicht was die Fähigkeiten der einzelnen Mitgliedern des Aussenteams betraf, sondern eher die allgemeine Verfassung. Alle hatten sie bereits einen längeren Diensttag hinter sich, der viel von ihnen abverlangt hatte. Wenn ich beispielsweise an Advena dachte, die unsere Tarnanzüge praktisch im Alleingang entwickelt hatte. Dann war da Soul, die während der heutigen Kopfschmerzwelle auf der Horizon stark beansprucht war und danach noch den Theta-Blocker mitentwickelt hatte. Und für Ricarda und ich nahm mal auch an für die andere Sicherheitlerin, für die sich die Androidin entschieden hatte, war es bereits die Aussenmission am heutigen Tag. Okay, für Ricarda war Müdigkeit oder ähnliches kein Problem, aber für die andere Sicherheitlerin schon. Schliesslich blieb noch Lavalle, der, zugegeben, vielleicht doch wegen seiner Fähigkeiten eine Fehlbesetzung war und nicht wegen seiner allgemeinen Verfassung. Zum Glück erreicht wir endlich das Ende des Korridors oder einen Raum, der den Korridor unterbrach, so dass es mir endlich gelang, meine Gedanken aus dem Tal der Selbstzweifel zurückzuholen.
=A= Fremdes Schiff – Arboretum =A=
Es war als wären wir plötzlich auf einem Planeten und würden aus einen düsteren Wald in strahlendes Sonnenlicht treten. So hell war es in dem Raum, welchen wir soeben erreichten. Ich blieb stehen, um mir anzusehen, was wir da erreicht hatten und verlangte einen Bericht. Auch wenn ich mir das Wichtigste selber denken konnte. Es war ein Arboretum. Jedoch nicht zu vergleichen mit einem Arboretum, wie wir es von Sternenflottenschiffen oder gar der Resolution her kannten. Nein, das hier verdiente eher einen Vergleich mit der Kornkammer Amerikas, die auch heute noch Bestand hatte, trotz des Zeitalters der Replikatoren.
Die ersten Berichte von Lavalle und Advena gingen ein. Am interessantesten waren Advenas letzte Worte, die aber auch ein Problem mit sich brachten.
„…als würde es regnen.“
Regen war mehr als schlecht für uns, denn damit würde man uns trotz unserer Tarnanzüge sehen können, denn die Regentropfen würden auf die Anzüge tropfen und dann an uns herunterlaufen. Deshalb scannte ich das gesamte Arboretum zuerst nach Lebenszeichen, bevor ich es betrat. Als ich keine Lebenszeichen ausser der unseren ausmachen konnte, gab ich den Befehl, uns das einmal anzusehen. Klar, unsere Tricorder hätten die Lebenszeichen der Fremden nicht erfassen können, obwohl sie da waren, aber deswegen konnten wir nicht umkehren. Eine Aussenmission war immer ein Risiko und hier war es vertretbar: Früher oder später würden wir sowieso auf die Fremden stossen und Kontakt aufnehmen müssen. Nur schon, um sie davon abzubringen, weiter auf die Station zuzufliegen. Dennoch wollte ich unser Glück nicht herausfordern und so kam es mir gerade gelegen, dass Ricarda, den Umstand mit dem Regen auch berücksichtigte.
„Commander?“, kam ihre Anfrage über einen privaten Kanal zwischen uns beiden.
„Ja, Lieutenant?“
„Ihnen ist bewusst, dass unsere Tarnanzüge im Regen überflüssig werden?“
„Ja, daran habe ich auch bereits gedacht. Aber momentan befinden sich keine anderen Lebenszeichen in diesem Arboretum, weshalb wir nicht auffallen sollten. Bleiben Sie aber wachsam und achten Sie darauf, ob sich jemand in das Arboretum verirrt!“
„Aye, Ma’am!“
Als das geklärt war, wandte ich mich wieder an Advena. Ich wollte mehr erfahren über dieses gigantische Arboretum…
=A= Fremdes Schiff – Arboretum – kurzer Zeitsprung =A=
Ich fiel aus allen Wolken, als Advena fragte, ob ich sie auf die Schultern nehmen könnte. Ich hätte damit gerechnet, dass sich Advena für Ricarda entschied, denn wenn sie auf den Schultern der Androidin stehen würde, dann wäre das, als würde sie auf festem Boden stehen, während ich wahrscheinlich eher mit einem kleinen Schiffchen auf stürmischer See zu vergleichen war, und da sollte man ja bekanntlich nicht aufstehen, was genau das wäre, was Advena machen würde.
Aber es ging eben doch immer nur um die Grösse. Diese war für die Chefingenieurin entscheidend und so kam es, dass ich vor ihr in die Hocke ging, damit sie mir auf die Schultern klettern konnte. Das war für sie wahrscheinlich deutlich schwerer als für mich, da sie mich nicht so gut sehen konnte, weil ich ja getarnt war. Aber vielleicht half ihr ja der Regen. Jedenfalls setzte sie sich zuerst auf meine Schultern, so dass ihre Beine über meine Brust hingen. Ich fasste sie um ihre Beine, versuchte nicht daran zu denken, dass sie eine Frau war, und stand dann langsam auf. Das war nicht so einfach, denn ich konnte ihre Beine nicht gut fassen, da sie vom Regen nass waren und deshalb glitschig.
Als ich dann endlich sicher vor der Wand unter den Umweltkontrollen stand, begann Advenas Akrobatikeinlage. Sie musste aus ihrer aktuellen hockenden Position auf meinen Schultern in eine stehende kommen. Dabei musste ich ihr mit meinen Händen helfen. Sie sollten Advena eine zusätzliche Möglichkeit geben, um ihre Füsse abzustellen, bevor sie diese endgültig auf meinen Schultern stellen konnte. Das ganze wurde natürlich durch die Raumanzüge erschwert, die nicht gerade für ihre grosse Bewegungsfreiheit berühmt waren. Doch die Chefingenieurin schaffte es irgendwie und begann, sich einen Zugriff auf die Umweltkontrollen zu verschaffen. Für mich oder viel für meine Schultern, arbeitete Advena aber viel zu langsam und so musste ich ihr Arbeitstempo durch ein paar Worte erhöhen:
„Geht‘s nicht ein bisschen schneller. Ich will ja nicht persönlich werden, aber ewig kann ich so nicht stehen bleiben.“
Damit wollte ich nicht unterstellen, dass Advena schwer war. Überhaupt nicht. Das Problem war wahrscheinlich weniger sie, als vielmehr der verdammte Raumanzug, der so unsäglich schwer war. Aber meine Reklamation war von Erfolg gekrönt. Danach ging es nicht mehr lange und ich konnte die Chefingenieurin runterlassen. Dabei konnte ich ein erleichtertes Seufzen nicht unterdrücken. Dann begann ich mir die Schultern zu massieren, und verlangte von Advena zu wissen, wie es weiter gehen sollte.
Während wir uns in Geduld üben mussten, schlug sie mir vor, auch noch einen Sender zu installieren, um die Datenbank der Fremden auch anzapfen zu können, wenn wir nicht mehr hier waren. Bevor das sofort erlaubte oder verbot, wollte ich mir das durch den Kopf gehen lassen. Dabei spielte der Gedanke, Advena nochmals auf meine Schultern zu nehmen, damit sie diesen Sender platzieren konnte, keinen unwichtigen Grund, der dagegen sprach. Während ich mir das überlegte, setzte sich die Chefingenieurin ihren Helm wieder auf und die beiden Frauen, die für unsere Sicherheit sorgten, traten zu uns.
Die beiden Damen der Sicherheit hatten eine Theorie über die Gesellschaft der Fremden, die hier lebten. Aufgrund unserer unterschiedlichen Erfahrungen, gab es die Fremden wahrscheinlich in zwei verschiedenen Ausführungen, was ihre Grösse betraf. Einerseits unsere Grösse und dann fast doppelt so grosse Ausführungen. Aber vielleicht gab es bei ihnen ja auch einfach nur deutlich mehr Liliputaner als auf der Erde. Lavalle sah das ganze gleich wieder Pechschwarz:
„Dann ist doch wohl klar, dass sich hier mehrere Völker verbündet haben, um die Sternenflotte zu vernichten.“
Aber so ging das nicht. Erstens konnte er nicht jedes unbekannte Volk pauschal als Feind bezeichnen und zweitens wollte ich nicht, dass jemand die Stimmung im Aussenteam runter zog. Wir mussten alle am selben positiven Strick ziehen. Also wies ich den Wissenschaftler in die Schranken:
„Es ist nicht sicher, ob die Fremden uns feindlich gesinnt sind, Ensign! Behalten Sie solche Anschuldigungen also in Zukunft für sich. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
Dann war es wieder Zeit für einen Themenwechsel. Advena wollte nach dem Download sehen. Ein Anliegen, welches ich gar nicht gerne hörte und ich wollte auch schon seufzen, doch Ricarda kam mir zuvor und bot sich an, um Advena dieses Mal hochzuheben. Ich sagte natürlich nicht nein und auch die schwarzhaarige Abteilungsleiterin akzeptierte das Angebot. Ich wies sie noch kurz an, den Sender zu platzieren. Es war vielleicht eine Möglichkeit, um aufzufallen und entdeckt zu werden, aber andererseits waren wir später vielleicht auch froh, wenn wir auf die Datenbank der Fremden zurückgreifen konnten. Ich war sogar versucht gleich darauf zuzugreifen, um herauszufinden, was es mit den unterschiedlichen Grössen der Fremden auf sich hatte.
Dann erhielten wir endlich die Daten, womit wir einen Deckplan hatten. Ich rief sofort eine Gesamtansicht auf, um zu sehen, wo wir uns befanden. Das Resultat war ernüchternd. Das Arboretum war für unsere Verhältnisse zwar riesig, aber auf das gesamte Schiff betrachtet immer noch eher klein. Im Zentrum schien es sogar grosse Wasserflächen mit Inseln oder wohle her schon Kontinenten zu geben. Ich war gespannt darauf, mehr zu erfahren, aber das musste warten. Wir hatten zwei Mitglieder unserer Besatzung zu retten:
„Wo befinden sich Hernandez und Salvation?“, fragte ich in die Runde und hoffte, dass sich jemand den beiden gewidmet hatte, während ich mich auf unsere Gesamtsituation konzentriert hatte.
„Ich habe eine Lokalisation“, antwortete Ricarda sofort. „…und bereits den schnellsten Weg zu ihnen errechnet. Aufgrund der Grösse dieses Schiffes, werden wir aber voraussichtlich zwei Stunden brauchen, um sie zu erreichen. Vorausgesetzt wir stossen auf keine Fremden oder weitere Hindernisse.“
„Das könnte zu spät sein!“, überrumpelte mich Soul und zwar so sehr, dass ich sie gar nicht aussprechen liess, sondern gleich reinfuhr:
„Wieso?“
„Ich empfange nur schwache Lebenszeichen von Hernandez und Salvation!“
„Diese Fremden wollen uns doch vernichten!“, widersetzte sich Lavalle meiner vorherigen Anweisung. Doch ich ignorierte ihn, denn Hernandez und Salvation waren jetzt wichtiger und da musste ich nicht zweimal überlegen, was zu tun war:
„Ricarda, führen Sie uns zu den beiden! So schnell wie möglich!“