BUR – Cmdr Svetlana F. Kirilenkova – XO – RPG 3 Log 12 – 12‘277.2097
Personen: ganzes Aussenteam
Wörter: 1‘627
Titel: Alles ist bereit
=A= Burragio II – Höhle mit den Überresten der Pantara =A=
„Hier wird gar nichts probiert!“
Das war nicht die Stimme von Threepwood. Der hätte wahrscheinlich auch nicht fünf sinnvoll aneinanderhängende Worte hervorgebracht. Aber die Stimme gehörte auch sonst niemandem im Aussenteam, den niemand sprach so blechern. Nicht einmal Ricarda, bei der man es hätte erwarten können, da sie eine Androiden, sprich eine Maschine, war. Trotzdem kannte ich diese Art von blecherner Stimme.
Ich drehte mich langsam zum Eingang der Höhle um. Bewusst langsam, denn wenn meine Vermutung stimmte, dann stand in diesem Eingang eine Gruppe mit unruhigen Zeigefingern, deren Unruhe bei schnellen und ruckartigen Bewegungen noch stieg. Damit hatte ich recht, wie ich wenige Sekunden später feststellen konnte.
Die Breen standen im Eingang zur Höhle. Unter deren komischen Helmen fanden sich auch zwei normale Köpfe mit bekannten Köpfen. Beide verschmutzt nach der Arbeit am Shuttle. Ein weiblicher Kopf mit weisser Haut und spitzen Ohren, der andere männlich mit blauer Haut und Fühlern: Advena und T’Klav.
„Alle legen Ihre Waffen ab!“, befahl der gleiche Breen, der schon vorher gesprochen hatte. Wohl der Anführer des Aussenteams.
Mein Blick ging durch das Aussenteam. Ich nickte ihnen zu, um ihnen zu verstehen zu geben, dass sie die Waffe ablegen sollten. Auch Ricarda kam dieser Aufforderung nach, wenn auch widerwillig. Ich war beeindruckt von ihrer schauspielerischen Leistung. Während ich meinen Phaser von der Hüfte nahm, liess ich meinen Blick ein weiteres Mal durch das Aussenteam schweifen. Alles stimmte. Alles war bereit.
Aber das hatten andere auch schon gedacht…
=A= Magarius IX – eine Schlucht – Rückblende =A=
Wir hatten den Kontakt zur USS Hi Ryu verloren. Damit hatten wir in dieser Schlucht rechnen müssen. Das hiess, ich hatte damit gerechnet. Der Erste Offizier, Commander Bowers, hatte nicht auf mich hören wollen. Ich hatte ihm gesagt, dass wir den Kontakt in dieser Schlucht verlieren würden, weil die Gesteinsschichten die Komm-Signale stören würden. Aber Bowers hatte, typisch Mann, nicht auf mich hören wollen.
„Ich habe es Ihnen gesagt, Commander“, sagte ich nur trotzig, als mich Bowers anstarrte, weil er die Hi Ryu nicht erreicht hatte. Klar, es war ein äusserst dummer Zeitpunkt, um den Kontakt zu verlieren, weil uns eine Gruppe Orion-Piraten verfolgte, die uns zahlenmässig überlegen war.
Deshalb hatte der Commander unbedingt in die Schlucht wollen. Er wollte den Orionen eine Falle stellen. Am Ende der Schlucht sollte uns Verstärkung von der Hi Ryu erwarten, um die Orionen in die Mangel zu nehmen. Aber es bestand durchaus die Möglichkeit, dass die Gesteinsschichten nicht nur unsere Komm-Signale störten, sondern auch die Transporter negativ beeinflussten. Natürlich hatte ich Bowers darüber informiert.
„Wir sollten aber wissen, ob das zweite Aussenteam in Position ist!“, blaffte mich Bowers an, als wäre es meine Schuld, dass die Kommunikation nicht funktionierte.
„Wir sollten hier keine Zeit vertrödeln und so oder so versuchen, die Schlucht so schnell wie möglich wieder zu verlassen“, brachte sich die Sicherheitschefin in das Gespräch ein und setzte sich damit durch.
Wir setzten uns wieder in Bewegung und eilten plötzlich deutlich schneller durch die Schlucht. Während wir schon beinahe durch die Schlucht rannten, schaute ich zum Ersten Offizier und ärgerte mich. Einerseits über ihn, aber auch über mich, weil ich nicht in der Lage gewesen war, ihn davon zu überzeugen, die Schlucht zu umgehen.
„Alle in Deckung!“, rief die Sicherheitschefin plötzlich von der Spitze.
Sofort blieb ich stehen und hechtete hinter den nächsten Felsvorsprung. Da schoss auch bereits der erste Phaserstrahl durch die Schlucht. Der Strahl eines Orionen-Phasers. Sie waren vor UND hinter uns.
„Keela!“, rief die Sicherheitschefin auch bereits nach hinten, während sie nach vorne in die Schlucht feuerte. „Sichern Sie das Aussenteam nach hinten ab!“
„Aye!“
Während immer mehr Phaserstrahlen durch die Schlucht zuckten, sah ich, wie Lattimer mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden lag. Er presste die Hände leicht oberhalb des Bauches auf die rechte Seite seiner unteren Brust. Er lag noch mitten in der Schlucht, aber ich konnte ihn nicht in Deckung ziehen. Es war viel zu gefährlich, weil die Orionen stetig feuerten und das über praktisch die gesamte Breite der Schlucht. Zu Beginn sah mich Lattimer noch an, aber irgendwann trübte sich sein Blick. Seine Hände pressten nicht mehr auf seine Wunde. Er war tot.
Als ich das realisierte, beschloss ich, dass ich nicht in dieser Schlucht sterben wollte und feuerte so viel ich konnte in Richtung der Orionen. Irgendwann flogen zwei Shuttles über die Schlucht. Ich hatte nicht gesehen, ob es unsere gewesen waren. Ich schloss es allerdings, als die Schüsse von oben in die Schlucht nicht uns galten, sondern den Orionen.
Als ich später in einem Shuttle den Planten in Richtung Hi Ryu verliess, schwor ich mir, sollte ich jemals eine Stufe aufsteigen und Erste Offizierin werden, würde ich mein Aussenteam nicht für eine ausgeklügelte Falle in Gefahr bringen.
=A= Burragio II – Höhle mit den Überresten der Pantara – Ende Rückblende =A=
Hier stand ich jetzt, also vor einer Gruppe bewaffneter Breen. Das Aussenteam offensichtlich in Gefahr. Die Falle ausgeklügelt. Hoffentlich hatte ich mehr Glück als Bowers.
„Wer ist der Kommandant dieser Einheit?“
Damit hatte ich rechnen müssen. Ich trat einen Schritt auf die Breen zu und hob sicherheitshalber einfach mal die Hände. Bevor ich mich aber vorstellen konnte, dröhnte ein weiterer Breen:
„Du sollst deine Waffe ablegen!“
Na toll, ausgerechnet Threepwood. Der Breen würde sein Quaderwelsch sicher als Beleidigung auffa…
Au!
Das tat bestimmt weh. Tatsächlich reagierte der Breen verärgert auf das sinnlose Gestammel Threepwoods und rammte ihm den Kolben seines Phasergewehrs ins Gesicht.
„Hey!“, protestierte ich und machte einen Schritt in Richtung Threepwood. Aber der Breen, der unseren IT-Spezialisten niedergeschlagen hatte, richtete sein Gewehr auf mich. Das nutzte Kir, um sich zu Threepwood zu knien und ihn zu versorgen. Ich drehte mich stattdessen zu jenem Breen um, der so freundlich nach mir gefragt hatte: „Ich bin Commander Svetlana Kirilenkova, Erste Offizierin der Starbase 98 Resolution und Kommandantin dieses Aussenteams.“
„Übergeben Sie uns T’Bak und die Koordinaten von Pantara! Dann setzen wir Sie vielleicht nicht in einer unserer Kolonien als Zwangsarbeiter ein!“
Der Breen hatte sich vor mich gestellt und seine Dioden waren direkt auf meine Augen gerichtet. Er war etwa gleich gross wie ich. Aber auch wenn er grösser gewesen wäre, hätte ich mich nicht einschüchtern lassen.
„Glauben Sie wirklich, dass Sie diesen Planeten einfach verlassen können? Unser Schiff hat Ihre Schiffe in die Flucht geschlagen!“
Unvermittelt traf mich ein Schlag auf der linken Kopfseite und flog um. Ich landete in der Nähe von Threepwood und Kir schaute mich an.
„Alles in Ordnung, Commander?“
„Ja, ja“, erwiderte ich nur und setzte mich langsam auf.
„Was haben die von Ihnen gewollt?“
Ich schmunzelte.
„Nichts, ich führte Ihnen nur Ihre Situation vor Augen.“
„Und wieso ka…“
„Pst!“, unterbrach ich Kir. „Ich meinte, dass die Breen keine Schiffe mehr im Orbit haben.“
„Aha“, erwiderte Kir und nickte verstehend.
Ich stand inzwischen ganz auf. Die Breen hatten sich etwas mehr verteilt und standen vor verschiedenen Computern. Das war nicht gut. Einer schlug auf einen Computer ein. Gleichzeitig entdeckte der Anführer der Breen, dass ich wieder stand. Ich spürte meine linke Wange. Das würde wohl ein Veilchen geben.
„Ihre Leute sollen die Computer einschalten!“
„Wir haben Sie noch nicht zum Laufen gebracht“, erwiderte ich.
„Sie“, der Breen deutete auf Doran. „…hat gesagt, es müsste jetzt gehen.“
„Da mus…“ …s sie sich geirrt haben, wollte ich schon sagen, aber das wäre ein Fehler gewesen. Ich hatte eine Idee. „..s sie eine spezielle Konsole gemeint haben. Nicht wahr, Petty Officer?“
Doran schaute mir direkt in die Augen. Ich hatte schon Angst, dass sie nicht verstand, worauf ich hinauswollte, doch sie hatte verstanden. Sie schaute sich schnell und fasste dieselbe Konsole ins Auge, die ich auch ins Auge gefasst hätte. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Konsole war, dass Ricarda in ihrer Nähe stand.
„Dort drüben“, sagte Doran und deutete auf die entsprechende Konsole. „Dieser Computer sollte funktionieren.“
Die Breen näherten sich der Konsole. Währenddessen schaute ich kurz verstohlen zu Ricarda. Sie nickte ganz kurz und kaum sehenswert. Sie hatte das Signal gegeben.
=A= Burragio II – Höhle mit den Überresten der Pantara – Rückblende =A=
„Geben Sie uns also noch ungefähr eine Viertelstunde“, schloss Doran ihren kurzen Bericht.
Ich schaute zu Ricarda und den verschanzten Sicherheitstruppen. Die Androidin verstand meinen Blick augenblicklich.
„So lange werden wir die Breen nicht aufhalten können.“
Mir entfuhr ein Seufzer. Das durfte einer Ersten Offizierin nicht passieren. War schlecht für die Moral. Ich realisierte dies sofort und schaute durch die Reihen des Aussenteams. Dabei fiel mir auf, dass wir viele Wissenschaftler und Mediziner dabei hatten und eher wenig Sicherheitskräfte. In meinem Kopf begann es zu rattern. Eine Idee entwickelte sich.
„Ich habe eine Idee, aber wir müssen schnell handeln“, wandte ich mich an Ricarda. „Ihre Sicherheitskräfte sollen ihre gelben Unterhemden mit den blauen von Wissenschaftler und Medizinern tauschen! Dann verschwinden sie in den Tunneln und verstecken sich einem Nebentunnel! Die Breen werden keinen Verdacht schöpfen, weil immer noch etwa gleich viele Personen mit gelbe und blaue Unterhemden in der Höhle sein werden. Sie, Lieutenant, bleiben hier, um das Signal für den Zugriff zu geben!“
=A= Burragio II – Höhle mit den Überresten der Pantara – Ende Rückblende =A=
Der Plan hatte funktioniert. Die Sicherheitskräfte konnten die Breen überrumpeln, als sie sich wieder in die Höhle und von hinten an die Breen schlichen. Ricarda glich aus, dass die Breen im Vergleich zu unseren Sicherheitskräften in Überzahl waren, und die kampferprobten Wissenschaftler, Techniker und Mediziner hatten ihre Phaser schnell in der Hand. So überwältigten wir die Breen. Diese überliess danach Ricarda und wandte mich selber an Doran:
„Also, laufen diese Computer jetzt?“
Die Technikerin griff in ihre Umhängetasche und zog breit grinsend ein technisches Gerät unter ihrer Verpflegung hervor.
„Sobald ich diesen Generator angeschlossen habe.“
Kurz darauf sassen Threepwood und die Wissenschaftler an den laufenden Computern und suchten nach den Koordinaten Pantaras.