RES – Lt Telmah – Sci – Log 2 - 12355.1965

[Manuela Vod]

Personen: Richards, erwähnt: Yara Daroy, Manu Katché, Amanda Claire Doran
Wörter: 978

Den Weg von der Krankenstation zur Sicherheitszentrale verbrachte ich grübelnd. Die Medizinerin hatte in meinem Blutkreislauf ein Halluzinogen nachweisen können und mir auch ein Mittel verabreicht, dass die Auswirkungen des Mittels zwar mindern sollte, aber trotzdem fühlte sich mein Magen immer noch flau an. Meine Fühler hingen schlapp zur Seite, während ich die Gänge entlang schritt und in meinem Kopf wiederholte sich ein Szenario immer und immer wieder. Vor meinem geistigen Auge sah ich die Konsole vor mir, die Daten, die die Veränderung im Wurmloch anzeigten, flackerten über sie. Theoretische Astrophysik war eine äußerst diffizile Angelegenheit und es gab einige Wissenschaftler in der Sternenflotte die viel mehr Ahnung davon hatten als ich. Trotzdem fragte ich mich warum das Wurmloch beinahe kollabiert wäre. Ich hoffte später mehr darüber erfahren zu können, hoffte, dass es genug Daten gab um die komplizierten Vorgänge nachvollziehen zu können. Bestimmt war die halbe Wissenschaftsabteilung bereits dabei die Daten auszuwerten und dem genaue Geschehen auf die Spur zu kommen. Ein Stück war ich darüber enttäuscht, dass ich wohl daran nicht teilhaben können würde, weil ich – so hieß es offiziell – befragt werden sollte, aber sobald man nur einmal einen Eintrag in der Personalakte hatte, war man immer gleich der Böse. So man sich im Radius von zehn Lichtjahren um den Tatort aufgehalten hatte, landete man automatisch auf der Liste der Verdächtigen, egal wie unrealistisch es war, dass man daran nur irgendwie beteiligt war. Als ein Gedanke sich in meinem Kopf bildete, legte ich den Kopf schief: Vielleicht hatte man mich genau deswegen zur Starbase versetzt. Ich war nichts anderes als ein Bauernopfer im großen Schachspiel der Sternenflottenadmirals und Föderatonsmachthaber und ich eignete mich hervorragend dazu von eigentlichen Täter abzulenken. Mit jedem Schritt den ich mich näherte wuchs die Spannung, hatte man Aufzeichnungen von mir manipuliert um den Verdacht weiter auf mich zu lenken?

=/\= Sicherheitszentrale =/\=

„Der Commander erwartet Sie schon.“, teilte man mir beim Betreten der Räumlichkeiten der Sicherheit mit und winkte mich gleich zum Büro des Sicherheitschefs. Dieser blickte emotionslos von seinem PADD auf, als ich den Raum betrat und fordere mich auf mich zu setzten. Nach einigen Momenten lehnte er sich in seinem Sessel zurück und behielt das PADD in der linken Hand.
„Computer starte die Aufzeichung 'Befragung Telmah'.“ Diese Worte hatte ich eindeutig schon zu oft gehört, so oft zu oft, dass ich mich schon fragte, ob man die Worte genau in dieser Reihenfolge an der Akademie lehrte und der Computer womöglich gar nicht auf andere Worte reagierte. Und auch die nachfolgenden Worte kannte ich. „Nennen sie bitte Name, Rang und ihre Sternenflotten-Dienstnummer.“
„Nilja Telmah, Lieutenant Co...“ Ich unterbrach mitten im Wort und innerlich seufzend stellte ich fest, dass meine Antwort auf diese Frage sich seit meiner letzten Befragung geändert hatte. Eine Abwechslung auf die ich gut hätte verzichten können. „Lieutenant. Sternenflotten-Dienstnummer SC 271-828.“
„Wo waren Sie, als das Sprungtor das Wurmloch etablierte und was haben Sie gemacht?“
Mein Gegenüber war ganz ruhig und sachlich und wenn er mich verdächtigte, wovon ich eigentlich ausging, wusste er es gut zu verstecken. Ich fragte mich ja welches Motiv er vermutete. Als Andorianerin, die doch Großteils dafür bekannt waren lieber zuhause auf Andoria zu bleiben wo es angenehme Temperaturen hatte, war ich vielleicht nicht der größte Freund dieser Technologie, aber es zwang mich ja niemand dem Deltaquadranten selbst einen Besuch abzustatten. Womöglich dachte er ja auch, dass man mir ein Vermögen angeboten hatte oder man mich erpresste. Kreativ waren Sternenflottensicherheitsoffiziere zumeist ja, auch wenn sie für gewöhnlich nicht die hellsten Köpfe waren. Ich rutschte etwas auf dem Stuhl, legte ein Bein über das andere. „Ich war zum Dienst an der Sprungtor-Steuerungskontrolle eingeteilt und hielt mich dort auch auf. Petty Officer Doran und ich öffneten unter Aufsicht von Captain Katché das Wurmloch. Wir stabilisierten es und werteten anschließend die Daten der Sonde aus, die durchs Wurmloch geschickt wurde. Als die ersten Daten eintrafen, ließ ich die Petty Officer wissen, dass ich die Konsole für einen Augenblick verlassen muss. Ich...“
„Warum haben sie sich von ihrem Platz entfernt?“
„Mir war übel. Ich hatte davor schon einen flauen Magen, das kommt öfters bei mir vor, besonders wenn ich mal wieder Andorianisches Sushi esse, das aus Fisch gemacht wurde, der schon verdorben war, was leider vorkommt. Aber so ganz plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich meinen Mageninhalt nicht länger bei mir behalten konnte. Ich ging ein Stück, stellte mich Abseits vom Trubel hin und hoffte meinen Magen beruhigen zu können indem ich tief einatmete.“
In Zwischenzeit hatte Richards sich aus seinem Sessel erhoben und war zur Wandkonsole getreten. Mit meinem Blick war ich ihm gefolgt und nach einigen erstaunlich flinken Berührungen des Displays war auf jenem ein Bild zu sehen. „Kennen Sie diesen Mann?“
Auch ich erhob mich und trat näher, damit ich das Bild besser betrachten konnte. „Hm...“ Beim großen Vogel der Galaxis, diese Pinkies glichen einander noch mehr als eine Eisbergspitze auf Andoria einer anderen! Vermutlich wurde er auch verdächtigt an den Vorfällen beteiligt gewesen zu sein, vermutlich dachte man er sei mein Komplize. In diesem Fall sollte ich wohl alle Schuld auf ihn schieben oder leugnen ihn zu kennen. Am Kragen erkannte ich, dass er wohl auch der Sternenflotte angehörte. „Vielleicht bin ich ihm irgendwo einmal begegnet, aber zusammengearbeitet habe ich noch nie mit ihm. Ich bin noch nicht lange auf der Resolution und durch den vielen Dienst, vor allem in der Sprungtor-Steuerungskontrolle, in den letzten Tagen, hatte ich noch kaum Möglichkeit Kontakte zu knüpfen.“ Ganz davon abgesehen, dass ich alles andere als versessen darauf war mich mit Pinkies zu verbrüdern, aber jetzt hatte ich das zweifelhafte Vergnügen mit dem Sicherheitschef allein in seinem Büro zu sein. Und daran, dass dieses Gespräch noch irgendwie in etwas Vergnüglichem endete zweifelte ich noch mehr als dass man mich doch nicht für schuldig hielt.