RES - Ens A.F.Kristoffson - Sec - RPG 1/Log3 - SD 13022:0036

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A. F. Kristoffson
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Mi 5. Okt 2011, 23:29

Personen: Harley, Richards, Manu Katché
Wörter: 1635

=== Räume der Sicherheitsabteilung ===

Es war erstaunlich. Wenn man eine Sache lang genug betrachtete, erschien sie einem irgendwann in einem anderen Licht. Ich starte auf den Bildschirm und betrachtete das eingefrorene Kaputzengesicht.
Vielleicht sind wir ja abgrundtief schlecht und abgebrüht.
Vielleicht sind wir von Natur aus dazu befähigt, gnadenlos zu sein.
Als ich das erste Mal mit Richards die Videomitschnitte angesehen hatte, empfand ich Wut, Mitleid, Hass … das bunteste Spektrum extremer Gefühle, dass man sich nur denken kann.
Nun saß ich hier und analysierte Bildschnitte, während das Sicherheitspersonal die Base auf den Kopf stellte und nach Linda Owens, blutigen Kleidungsfetzen, einem Cut’luch und dem Mörder suchte. Der Autopsiebericht der Medizinischen Abteilung lag auch vor. Was mich enorm störte, war das andorianische Genmaterial am Mantel des Opfers. Ich liess in Gedanken die Details des großen Rätsels Revue passieren, konnte mich aber nicht konzentrieren. Schliesslich hob ich die Füsse vom Tisch, verschloss die Akte und ging in mein Quartier.

=== Quartier 24 ===

Das Bad war besetzt.
Ich trat gegen die Tür und wartete. Ein paar Sekunden später öffnete sich das Tor zum ozeanischen Tempel der Schönheit. Harley glotzte mich störrisch unter einer Crememaske an. In der Hand 2 Gurkenscheibchen.
Die sich bewegten.
Von ganz allein.
Ich wich zurück. „Welches jungfräuliche Geschöpf musste diesmal für deine Schönheit sterben, du Hexe?!“
Ihr Haar war in einen feschen, mintfarbenen Frotteeturban eingeschlagen. „Keine. Sind aus dem Replikator. Komm rein.“, lud sie mich in unser überdimensioniertes Bad von knapp 7 Quadratmetern.
Ich wusch mein Gesicht und focht einen inneren Dialog mit meinem Spiegelbild aus. Dann suchte ich nach Falten.
Harley schlüpfte unter die Dusche und kratzte sich dort das Schönheitswunder vom Gesicht. „Hast Du den Autopsie-Befund bekommen?“
„Ja.“ Sagte ich und starrte wieder mein Spiegelbild an. Wurde ich zu zart für diesen Beruf? Ich erinnerte mich an die Bilder, an diesen ungläubigen Blick in Monroes Gesicht, dieses Grauen..
„Und könnt ihr damit etwas anfangen?“
„Ja.“ Ich trocknete mir die Hände und das Gesicht, ohne den Blick von meinem Spiegelbild zu lassen. Es war, als ob ich alles andere sehen wollte, nur nicht das, was das Auge der Sicherheitsüberwachung aufgenommen hatte. Wurde ich zu zart?, fragte ich mich noch einmal. War ja nun nicht das erste Mal, dass ich jemanden das Zeitliche hatte segnen sehen.
Harley stand nun in einen pinkfarbenen Pyjama gekleidet neben mir. „Belastet Dich was?“, fragte sie neugierig und behielt mich aufmerksam im Blick, während sie schamlos ihre Finger in meinen Cremetöpfchen versenkte und damit spirituell anmutende Muster in ihr Gesicht malte.
„Ich weiss nicht.“, antwortete ich schlaff. „Vielleicht… ich glaube nicht, dass es Belastung ist. Eher so einige Dinge, die ich gesehen habe und nicht sehen wollte.“
Sie schob mich aus dem Bad in mein Quartier zur Sitzgruppe. Wenige Augenblicke später stand replizierter Salat, replizierter Milchkaffee und replizierte Gummibärchen auf dem Tisch.
„Liegt am Fall, nä?“, nahm sie das Gespräch nun voll auf und stopfte sich Gummibärchen in den Mund. Ich schlürfte an meinem Kaffee.
„Also der Autopsiebericht sagt aus, dass der Mann durch die gedrehte Stichwunde im Herzen gestorben ist.“
„Ich weiss. Ich war dabei. Ich hab ihn mit MacCalley obduziert.“
„Wusstest Du auch, dass es eine Videoaufzeichnungen gibt?“ Ich sah sie betrübt über meinen Tassenrand hinweg an.
Harley fiel ein Gummibärchen aus dem Mund. „Nicht dein Ernst, oder?“
Ich zuckte mit den Schultern. Da war sie wieder die Wut. „Die ganze abgedrehte und perverse Scheisse, die ein denkendes, fühlendes Lebewesen einem anderen antun kann.“, sagte ich leise.
Wir schwiegen uns kurz an. Ich schluckte den Kaffee hinunter. „Ok. Sachebene. Aber behalt es für dich.“ Sie nickte ernst. Ich wusste, dass Harley sich nicht verplapperte. Bei solchen Dingen war sie sehr genau. Auch wenn sie schon oft genug aus Nervosität Sprache mit Füssen trat und Grammatik wie Abschaum behandelte.
„Man sieht, wie Mörder und Opfer sich am Tatort treffen. Der Mörder trägt einen Mantel, ist vermummt. Keine freie Körperstelle zu sehen. Monroe zeigt absolut keine Angst. Aber er wirkt müde auf den Bildern, etwas schwach.“ Harley nickte aufmerksam. „ Die beiden reden fast 2 Minuten. Monroe scheint zu erklären, er gestikuliert viel. Der Mörder nickt nur, ganz ruhig. Sie scheinen sich nicht zu streiten, aber Monroe ist definitiv aufgebracht. Auf einmal zieht der Mörder eine Klinge…dein Cut’Luch da. Monroe weicht zurück. Aber der Vermummte steuert direkt und zielsicher auf ihn zu.“ Ich wandere um den Tisch und deute die Handlungen bei Harley an. „Er packt sein Opfer an der Kehle, etwa so, und versucht es auf Abstand zu halten. Aber Monroe wehrt sich, zerrt an seiner Vermummung. Der Mörder ist ein Hühne, aber ein kleines Stück der Maskierung löst sich, im Nacken. Daher wissen wir, dass er weiss ist. Kein Andorianer, wie Dein Bericht vermuten lassen könnte.“ Ich machte eine kurze Pause. Harley erinnerte sich an die Gummibärchen auf dem Tisch. „Der Maskierte stösst Monroes Arm mühelos beiseite… du hättest das Gesicht des alten Mannes sehen müssen, diese Verzweiflung eines Wehrlosen, dieses Betteln…“, sagte ich mit zurückkehrendem Mitleid. Dann fasste ich mich wieder. „ Dann sticht er zu. Einmal und gut gezielt, rammt dem alten Mann das Messer in den Brustkorb, direkt ins Herz. Der Mörder dreht das Messer um… langsam, ruckartig. Monroes Gesicht ist verkrampft im Schmerz, im Todeskampf. Wenige Sekunden später hängt er da, in der Pranke seines Mörders, schlaff, blutet sich leer.“ Ich konnte sehen, wie Harley ein Schauer über den Rücken lief. „Und weisste, was ich nicht verstehe?“ Sie schüttelte den Kopf. Ich war wahnsinnig aufgebracht, hätte die Wände hochgehen können.
„Warum der Scheisskerl vier weitere Male in sein Opfer sticht.“
„Hab ich auch nicht kapiert. Habe ich auch im medizinischen Befund angegeben.“, sagte sie zustimmend.
„Richards geht davon aus, dass der Mörder einen fanatischen Mord vorspielen wollte. Deshalb die sinnlosen 4 Stichwunden. Viel Blut, viele Wunden. Er ist der Meinung, dass ein Affektmord vorgetäuscht werden sollte. Der Mörder untersuchte Monroe nach der Tat. Dann zog er bis auf die Vermummung seine eigene, blutige Kleidung aus. Darunter saubere. Er wickelte das Messer in die auf links gedrehten Klamotten und hatte damit ein recht unauffälliges Bündel. Er schmierte sogar Blut an die Wände. Er wollte uns auf seine Spur locken!“
„Und nun?“, fragte Harley, mittlerweile deutlich entspannter.
„Nun suchen wir die Base nach der Tatwaffe ab. Ausserdem schliesst der Captain einen Auftragsmord nicht aus… dabei fällt mir etwas ein. Ich bin noch mal bei Richards.“

=== Büro CXO ===

Richards war nicht allein in seinem Büro. Es war schon verhältnismässig spät.
„Darf ich stören?“, fragte ich.
„Einen Moment, Ensign.“, bat mich der Androide.
Im Büro des CXO war ein Brückenoffizier anwesend. Ich grüsste geübt und mit gebührendem Respekt. Erst auf den zweiten Blick fiel mein Blick auf den Rangpin. Schön. Das war also Captain Katché. Er warf mir einen Blick zu, musterte mich kurz. Nach einer Minirunde Katzenschach erkannte er wohl, dass ich ihm fremd war. Dann widmete er sich wieder den Aufzeichnungen, die Richards ihm vorspielte. Seine Lippen waren zu schmalen Strichen zusammengepresst und er blickte ernst drein. Offensichtlich sah er die Daten das erste Mal, denn ich erkannte eine ähnliche Mischung aus Wut, Abscheu und Mitleid, wie ich sie empfunden hatte. Ich musterte ihn neugierig, während er und Richards über die Aufzeichnungen gebeugt waren.
Als sie fertig waren, lehnte der Captain sich zurück und atmete tief durch. Gefasst und mit einer ruhigen, tiefen Stimme fragte er: „Ist es Ihnen möglich den von Monroe gesprochenen Gesprächsanteil zu analysieren?“
„Das ist sicher kein Problem.“, antwortet Richards hilfsbereit. „Die Artikulation dürfte eine genaue Gesprächssimulation möglich machen.“
Der Captain nickte, machte aber keine Anstalten, aufzustehen und zu gehen. Ich räusperte mich und brachte mich wieder in Erinnerung.
„Ah Ensign.“, bemerkte mich Richards. „Haben Sie die Bildanalysen abgeschlossen?“
„Ja, allerdings konnte ich nichts Neues darauf entdecken. Ich möchte dennoch einiges ansprechen, was mir heute noch zu diesem Fall durch den Kopf ging.“ Richards nickte.
„Der Mörder hat, wie wir festgestellt haben, absichtlich Spuren hinterlassen. Da Monroe längere Zeit verschwunden war und im Autopsiebericht vermerkt war, dass er scheinbar über einen Zeitraum von 2 Tagen nichts gegessen hatte, hielt er sich scheinbar fast asketisch versteckt. Für ein Treffen mit seinem Mörder gibt er dieses Versteck auf, trifft sich mit ihm. Ich gehe deshalb davon aus, dass er mit ihm in regelmässigem Kontakt stand, dass diese Person sogar eine administrative Funktion innehat. Captain, sie gehen sogar von einem Auftragsmord aus. Der Mörder hinterlässt absichtlich Spuren. Wir sollen glauben, was der Mörder will. Ich nehme deshalb an, dass der Mörder bewusst seine Spuren zu seinem nächsten Bauernopfer lenken wird. Ich würde mich nicht wundern, wenn das Linda Owens wäre.“
„Wir haben Linda Owens bereits inhaftiert. Ihr Quartier wurde durchsucht, aber wir haben keine Indizien gefunden, die sie mit der Tat in Zusammenhang bringt.“ Richards führte weiter aus. „Im Gegenteil, sie war überrascht und sogar schwer getroffen von der Nachricht, dass ihr Vater tot war.“
Mutti sagte immer, kräusele nicht deine Stirn, wenn du etwas nicht verstehst, das macht Falten. Deshalb war ich darauf bedacht, Unverständnis aus dem Weg zu räumen.
Ich wagte einen anderen Ansatz.: „Sir, das hier ist eine Tat mit größeren Drahtziehern. Unsere Ermittlungen bewegen sich im Kreis einer Familie und deren möglichen religiösen Streitigkeiten. Auf der anderen Seite wird ein nicht nur religiös, sondern auch politisch und wissenschaftlich höchst umstrittenes Projekt auf höchster Ebene sabotiert, die Crew in Mitleidenschaft gezogen und durch das Misstrauen untereinander die Ermittlungen bedeutsam lahm gelegt. Ich denke, all das wird gelenkt und gesteuert durch solche…“
„Bauernopfer.“, erwiderte Richards.
„Wir legen uns selber lahm.“, sagte ich leise...
„Dennoch müssen wir alle zur Verfügung stehenden Spuren analysieren.“
„Es ist kein Bauchgefühl. Wir lassen uns ablenken. Wir müssen zu der Frage zurückkommen: Wer hat was davon? Mit einem solchen wissenschaftlichen Mega-Projekt vor Augen, dass die wirtschaftliche Zukunft einiger Händlernationen beeinflussen wird und eine Diskussion um die zukünftige Sicherheit dieses Raumsektors entfacht hat, glaube ich nicht an religiös motivierte Taten. Es geht immer um Kohle.“

(So nach und nach lernt mein Char Leute kennen ^^)
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