URPG – Log o6 – LtCmdr Cholain Amh – XO [Brit] – 13063.2399

CO: Wedge Antilles - XO: Jason Anthony Hawk
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Yu'She
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Wohnort: USS Britannia

Do 17. Nov 2011, 00:00

URPG – Log o6 – LtCmdr Cholain Amh – XO [Brit] – SD:13063.2398


Personen: Saeihr, Thorn P’Thall (erw.), Rick Santiago (erw.)

Worte: 2.230


~ Symphony ~
-Gänge-


Eigentlich mehr um mir die Beine zu vertreten, wollte ich die Symphony kurz verlassen. Natürlich auch um die Papiere des Schiffes sowie den Status Quo zu prüfen.

Mit jedem Schritt musste ich feststellen, dass dieses Schiff eine echte Herausforderung für meinen Lieblingsschrauber war. Lächelnd warf ich einen Blick über die Schulter zurück, wo gerade seine Quartiertür um die Gangbiegung wanderte. Er schlief noch, oder ließ mich zumindest in dem Glauben. Als mein Blick sich wieder gerade aus richten wollte, fiel mir eines der vielen Schmugglerverstecke auf. Eigentlich wollte ich nicht wissen, was sich darin befand. Wirklich nicht. Einen kurzen Augenblick zögerte ich dennoch, ehe ich mich abwand und einfach ging. Ich begegnete niemandem, obwohl Rick meinte, dass die Crew aus neun Leuten bestand. Die mussten sich alle in einem Raum aufhalten.

Die Vorhalle des Hangars war noch immer belebt, obwohl mittlerweile Nacht sein musste. Soweit man das auf einer völlig autonomen Station wie der Resolution sagen konnte. Die Betriebsamkeit wirkte beruhigend auf mich. Unter anderem deswegen, weil es nicht mein Problem war, wenn Probleme auftraten.

Rick hatte mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte, weswegen mein erstes Ziel eine Kommunikationskonsole war, an der ich eine Verbindung zur Britannia herstellte. Bei dem Gedanken an die nächsten Tage begann mein Bauch zu kribbeln. Rick, dieses Schlitzohr. Allerdings war es evident, dass uns niemand störte. Nicht nur wegen der Stimmung. Ich musste mich unmeldbar abmelden. Niemand sollte nach mir suchen. Also eine x-beliebige Story, die ich Thorn ausrichten ließ. Green war wohl ebenfalls im Urlaub, denn meine Meldung wurde von einem Chief entgegengenommen, den ich nicht kannte. Ersatzmann des Ersatzmannes, oder so, keine Ahnung.
„Ich werde es dem Captain ausrichten, Commander.“, ich schluckte ob des Ranges, doch ich würde mich daran gewöhnen müssen. Zuletzt war ich aus diesem Rang degradiert worden. Ich war wieder da, wo ich vor fast sieben Jahren gestanden hatte. Ein Seufzen unterdrückend nickte und bedankte ich mich, ehe ich die Verbindung schloss.

Am nächsten Replikator holte ich mir einen Kaffee – was wieder bewies, dass „Nacht“ nicht die korrekte Bezeichnung sein konnte – und suchte mir ein abgeschottetes Terminal, um die Symphony zu prüfen. Die Baseianer waren zuvorkommend genug, um meine Sicherheitsfreigabe zumindest in bestimmten Bereichen zu akzeptieren. Die Frachtliste war relativ lang, der Haufen, den Nick zuvor als „Wackelkandidaten“ bezeichnet hatte, schien im Vergleich zur Auflistung viel zu klein. Wie ich die einzelnen Posten durchging, wurden drei von der Liste der erlaubten auf die der verbotenen umgeschichtet und sieben von der Wackelliste auf die sichere verschoben. Ich grinste und konnte Nicks Frust gut nachvollziehen. Das war ein logistisches Ringeltanzen, was die zuständigen Ämter nicht anerkennen konnten, weil sie nur Zahlen umherzogen und keine Frachtkisten durch die engen Gänge des Frachters schleifen mussten.

Dann bemerkte ich die medizinischen Güter. Sie waren auf der sicheren Liste, es handelte sich um Kleinteile wie Trikorder und Dermalregeneratoren, Alphawellenemitter (sehr praktisch, wie ich aus Erfahrung sagen konnte) und dergleichen. Und dann eine ganze Liste an Medikamenten. Viel mehr, als für den Eigenverbrauch der Crew benötigt würde. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Das konnten keine Scheinposten sein, denn zum einen würden am ehesten Medikamente kontrolliert werden, was ihre Eignung als Scheinposten negierte, zum anderen waren die vierzig Lot Glasperlen dafür schon hergenommen worden. Was sie damit vorhatten konnte ich mir lebhaft vorstellen – das Schauspiel um Manhattan neuauflegen. Glasperlen gegen Land. Metaphorisch gesehen. Ich prüfte die Medikamente und wusste nicht recht, was ich damit anfangen sollte. Mit einigen konnte ich überhaupt nichts anfangen, bei anderen rang entfernt ein Glöckchen und eines konnte ich zuordnen: Panamycin. Meine Stirn runzelte sich noch weiter. Wozu nahmen diese Händler derartige Mengen Antibiotikas mit in den Deltaquadranten? Die einzige logische Erklärung ließ mich die Lippen schürzen und einen skeptischen Blick quer durch den Hangar, zu dem kleinen Durchgang zur Symphony werfen. Als einen solchen Halunken hätte ich Nick nicht eingeschätzt, doch er war der Captain. Er würde schon wissen, was in seiner Ladebucht zu finden war und was nicht. Genau dieses ‚was nicht‘ machte mir Sorgen und auch wenn Rick es wohl nicht gutheißen würde, musste ich meine These widerlegt sehen, bevor ich ihn fliegen lassen würde.

Schon von weitem kniff ich die Augen zusammen, weil sich hinter dem Durchgang zwei ungleiche Gestalten gegenüber standen, beinahe wie Tag und Nacht, wirkten sie. Die ein bullig, massiv, und roh, die andere angepasst, geschmeidig und viel kleiner.
„Das ist mir verdammt egal, verzieh dich!“, knurrte Barocha lautstark, während die andere ihre liebe Mühe hatte hinter der Sicherheitsbeauftragten etwas zu erkennen. Doch Saeihr schien ebenso wenig beeindruckt von der bulligen Frau wie ich und in ihrem speziellen Fall zog ich davon Rückschlüsse auf ihre Fähigkeiten. Alle anderen hätte ich übermütig gescholten.
„Barocha halt die Füße still.“, forderte ich das Weib auf als ich dazu kam und eben jene sah mich sofort mit einem Blick an als wollte sie mich in so viele kleine Stücke wie möglich zerhacken.
„Von dir lass ich mir gar nichts sagen.“, brummte sie und machte keine Anstalten den Weg frei zu geben. Mit einem Seitenblick und einem Zwinkern holte ich mir die Bestätigung des Mädchens für alles auf der Resolution und trat einen Schritt vor.
„Du hälst uns beide doch für Mädchen, oder?“, ich nickte vorsorglich in Barochas Blick hinein. „Für Prinzessinnen, niedliche Ladys, die sich besser um ihre Maniküre kümmern sollten als sich mit dir anzulegen, ja?“, Barocha knurrte eine Bestätigung und ich nickte deutlicher. „Dann empfehle ich dir uns den Weg frei zu machen, sonst müssen wir in deinen Lebenslauf eintragen, dass du von zwei Mädchen vermöbelt worden bist und das so stark, dass deine Mannschaft dich hier auf der Krankenstation zurücklassen muss. War das deutlich?“, Wut stieg in ihr auf, rasende Wut, doch ich blieb wo ich war. Ich wusste, dass Saeihr hinter mir die Lage voll im Blick hatte. Barochas Bewegung war langsam, doch ich konnte den Reflex, mich unter ihr hinwegzuducken unterdrücken, sodass sie meinen Kragen zu fassen bekam, mich zu sich auf Augenhöhe hochriss.
„Du kannst es ja versuchen.“, zischte sie. Ganz langsam hob ich die Arme an die nahe Decke, bekam eine Leitung zu fassen und Barocha blieb von Saeihrs Tritt in den Magen die Luft weg. Ich zog die Beine an, setzte sie an ihre Brust und trieb ihr den letzten Rest Atem raus, ehe ich sie über ihren Schwerpunkt nach hinten drückte, sodass sie lautstark zu Boden ging. Als ich neben Saeihr vor der bewusstlosen Frau stand, dellte sich das eingetretene Metall ihrer Panzerung wieder nach außen.
„Netter Tritt.“, erklärte ich, als das ‚pleng verhallt war.
„Danke, ebenso.“, grinste sie zurück.
„Ich hätte nicht erwartet dich an Bord zu sehen.“
„Das kann ich nur erwidern. Ich bin auf Unregelmäßigkeiten in der Frachtliste gestoßen.“
„Die Medikamente.“, Saeihr sah mich mit großen Augen an. „Ich habe auch Zugänge, weißt du?“, grinste ich und sie legte den Kopf noch weiter schief.
„Um die Frachtlisten der Resolution einsehen zu können müsstest du gehobene Kommandozugänge haben.“, ich nickte und als sie verstand grinste sie. „Ja dann mal Glückwunsch.“
„Danke. Wollen wir?“, sie nickte und hob die Hand
„Nach dir.“

Wir gingen durch die schmalen Gänge der Symphony und ich war froh darum, dass wir wieder niemandem begegneten. Wo steckten die eigentlich? Im Laderaum angekommen sahen wir uns zwischen den ganzen Kisten um.
„Und wo genau suchen wir jetzt?“
„Die Frage ist wonach wir suchen.“, erklärte ich.
„Ich suche nach den Medikamenten.“, ich sah die Romulanerin skeptisch an. Eigentlich hätte ich ihr von meinem Verdacht erzählen können, doch ich unterließ es. „Die Liste schien mir unvollkommen. Ich glaube einige interessante Mittel sind nicht aufgelistet, weil sie in der schieren Menge untergehen sollen.“
„Woran denkst du?“, Saeihr hob eine Schulter.
„An was illegaleres als rigelianische Flohspinnen.“, ich grinste und machte mich daran ihr zu helfen. Nach etwa einem Dutzend Kisten, die wir geöffnet hatten, rief sie mich. Unter einer Schicht von Dämmmaterial und Stoffen, befand sich die versiegelte Hülle medizinischer Vorräte. Gespannt sah ich Saeihr an und als sie die Abdeckung hob, hörten wir das charakteristische Zischen.
„So etwas habe ich mir gedacht.“, bestätigte Saeihr zumindest ihren Verdacht. Obwohl die Ampullen gleich beschriftet waren, war der Inhalt unterschiedlich. Die eine Flüssigkeit war klar, die andere milchig.
„Was glaubst du was das ist?“, sie zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Aber ich weiß, wen ich beauftragen kann das herauszufinden.“, sie grinste mich an und ich fragte nicht weiter. „Das kann allerdings einige Zeit dauern.“, überlegte sie ernster.
„Ich kann dafür sorgen, dass das Schiff bleibt wo es ist.“, sie sah mich überrascht an.
„Bist du unter die Schrauber gegangen, oder was?“, ich grinste.
„So zu sagen. Und hab den der am besten aussieht mit in mein Quartier genommen.“, erst öffnete sie den Mund um etwas Schockiertes zu sagen, dann lachte sie einfach nur.
„Das erklärt auch warum du hier bist.“
„Darüber zu niemandem ein Wort.“, verpflichtete ich sie und sie nickte verschwörerisch grinsend.
„Ich nehme ein paar von den Dingern mit.“
„Ich bleibe hier und veranlasse, dass das Schiff ebenfalls hier bleibt. Vielleicht finde ich noch irgendwas.“
„Sei bloß vorsichtig. Mit solchen Leute ist nicht zu spaßen.“, ich winkte ab.
„Du bist nicht die einzige, die sich in zwielichtigen Kreisen auskennt.“, lachte ich und Saeihr nickte vorsichtig. Ganz überzeugt hatte ich sie anscheinend nicht.


Wir verabschiedeten uns im Gang und ich erzählte ihr noch immer nichts. Auf dem Weg zurück in Ricks Quartier kam ich wieder an diesem Versteck vorbei, doch diesmal hatte ich es mir selbst zur Aufgabe gemacht herauszufinden, was hier noch verborgen war. Also blieb ich stehen, kramte nach meinem Multifunktionstaschenmesser und öffnete den Verschlag. Dahinter sah ich in der Dunkelheit einen Zylinder liegen, als ich ihn griff und anheben wollte, stellte ich fest, dass er erstaunlich schwer war. In einem anderen Winkel versuchte ich es erneut, bekam ihn rausgeschleift und stellte ihn vor mir auf den Boden.
„Was bist du?“, raunte ich, wischte den Frost weg, der den Zylinder umgab, drehte ihn, doch da stand nichts. Ich suchte nach einem Öffnungsmechanismus, spürte unter meiner zusehends kälter werdenden Fingerspitze eine Vertiefung und hörte dass sich etwas in Gang gesetzt hatte. Vorsichtig wich ich ein Stück zurück, es entstieg Dampf aus der Öffnung und als ich den Deckel abhob, sah ich einen Griff, der etwas im Inneren des Zylinders hielt. Ich fasste es an und zog meine Hand schnell zurück, schnell und fluchend. Meine Haut hing an dem Griff, denn er war schockgefroren. Blutige Abrisse in Form des Griffen zeichneten sich in meinem Handinneren ab. Weiter leise fluchend sah ich mich um, fand aber nichts angemessenes, also nahm ich mein Haarband und wickelte es um meine Hand. Anschließend zog ich einen der losen Ärmel ab, wickelte ihn ebenfalls darum, damit ich den Griff nochmals anfassen konnte, um was auch immer versenkt worden war wieder nach oben zu holen. Was zum Vorschein kam war ein Kreis kleinerer Ampullen mit Anschlüssen, die ich noch nie gesehen hatte. Vorsichtig zog ich eine heraus, ließ das Gestell wieder sinken und wischte sie dann ebenfalls sauber. Unter der sofortig gefrierenden Schicht konnte ich eine Zahlenreihe ausmachen. Aber die sagte mir nichts. Ich musste immer wieder drüber wischen, denn der Stickstoff gefror augenblicklich neu, doch zwischendrin sah ich die Endung auf XX1.

Schockiert entließ ich die Luft scharf zwischen meinen Lippen. XX1 war die erste von sieben Gefahrenstufen der Krankheitserreger. Was da drin gefroren lagerte war ein Virus, eine Erkältung, irgendsowas. Die Buchstaben davor bedeuteten bereits ein wenig mehr. Da stand ein kleines, rotes R. Retro. In diesem Fläschchen befand sich ein eher ungefährlicher Retrovirus. Zu behandeln war das ziemlich einfach – mit einem Breitbandantibiotikum, das zufällig im Lagerraum nebenan zu finden war.

Resignierend atmete ich tief durch. Ich hatte recht gehabt. Saeihr mochte ein paar Ungereimtheiten finden, doch die meisten Mittel waren einwandfrei. Für das andere Zeug würde es nicht mal was auf die Finger geben. Das waren Sachen, die wir finden sollten, damit wir nicht hiernach suchten. Nick und seine Leute würden Krankheiten in den Deltaquadranten bringen, deren Heilung sie teuer verkaufen würden. Das erklärte die Scheinposten, die Mannschaftsgröße und dass keiner der anderen bisher in Erscheinung getreten war. Es handelte sich dabei wahrscheinlich um Mediziner. So gerne ich Rick und seine neuen Freunde ihren Spaß haben lassen wollte, ich konnte das nicht ungemeldet lassen. Rick. Er wusste hiervon nichts. Nein, auf keinen Fall. Seine Moral mochte genau so locker sein, dass er sich ein Stelldichein mit mir bei jeder Gelegenheit und den einen oder andern Hack genehmigte, aber das hier? Nein. Das würde er nicht tun.

Um den Kommunikator aus der Hosentasche zu nehmen erhob ich mich, fluchte weil ich mit der verletzten Hand über den Stoff der Tasche kratzte. Hinter mir erklang ein Geräusch, mit erhobener Augenbraue drehte ich mich um und sah Barocha, die kaum in den Gang passte.
„Du kannst schon wieder laufen?“, fragte ich spöttisch, doch Barocha schüttelte den Kopf, trat beiseite – was allein schon beeindruckend war – und hinter ihr tauchte ein schmächtiger Mann auf. Seine Haare waren schwarz, schulterlang und schmierig glatt an den Kopf gepresst, kleine dunkle Schweinsäuglein, die listig funkelten sahen mich an, doch all das ließ mir nicht das Grinsen aus dem Gesicht fallen. Das tat der Phaser, den er in der Hand hatte. Er schüttelte aussagslos den Kopf und ich erinnere mich an einen Blitz, der der Mündung entfuhr.
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