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=^= Bereitschaftsraum =^=
Die Sensorergebnisse waren nicht wirklich aussagekräftig: Mehr, als dass da ein Schiff war, sagten sie nicht aus. Dafür reichten aber auch die optischen Sensoren eines humanoiden Lebewesens aus, um diese Feststellung zu machen. Die wiederum mussten erkennen, dass es sich um ein gigantisches Stück Schiff handelte. Das kam fast einer Raumstation gleich, nur dass diese hier sich fortbewegte – und zwar genau auf die Starbase zu.
Kendric war auf eben jener Station geblieben, um den Einbau der neuen Sensorphalanx zu beaufsichtigen. Wir wussten schon, dass sie nicht fertig sein würden, bevor dieses Ungetüm in Waffenreichweite kam. Also mussten wir es irgendwie aufhalten. Wir wussten nur noch nicht wie. Was wir ebenso wenig wussten, war, ob wir neue Werte bekamen, wenn die neue Phalanx arbeitete. Wir wussten nur, dass wir keine andere Wahl hatten und es versuchen mussten. Ebenso wie wir versuchen mussten, Zeit zu gewinnen.
An Kendrics Stelle hatte Lavalle die wissenschaftliche Konsole auf der Horizon übernommen. Seine Paranoia war legendär und auch zu mir vorgedrungen, dennoch war er fähig. Manchmal glaubte ich, die wissenschaftliche Abteilung zog solche widersprüchlichen Figuren geradezu magisch an: Lavalle, Threepwood, Hawk...
Von Letzterem schätzte ich, dass er sich ebenfalls an Bord der Horizon befand, denn es war ja nun nicht mehr zu übersehen, dass man ihn nur noch im Gesamtpaket bekam mit der Person, die im Maschinenraum tätig war – letzteres war ein Umstand, über den ich nicht unglücklich war. Und es würde sich schon bald zeigen, warum dies so war...
Ohne jede Vorwarnung traf eine Erschütterung die Horizon. Ich wurde zum Fahrgast auf meinem Bürostuhl, der dem Trägheitsgesetz folgend losrollte und gegen die hintere Wand meines Büros knallte, ohne dass ich es hätte verhindern können. Die Kollision Stuhl Wand wiederum führte dazu, dass mein Körper, genauer gesagt mein Kopf nun dem Trägheitsgesetz folgte und dadurch Bruchteile einer Sekunde später gegen die Wand schlug.
Benommen schüttelte ich mein Haupt, was den pochenden Schmerz allerdings nur verstärkte, dafür aber die Sternchen vor meinem Auge verschwinden ließ. Was immer die Horizon so plötzlich hatte aufbäumen lassen, so schnell hatte das Schiff sich auch wieder beruhigt.
Ich hievte mich so schnell es der Kopf zuließ aus meinem Stuhl und eilte auf die Brücke, begleitet vom Blinken der roten Leuchtstoffröhren im Türrahmen.
=^= Brücke =^=
„Bericht!“
„Es gab nichts, was dies ankündigte“, erstattete Kirilenkova als Erstes Bericht. Die Wucht der Erschütterung hatte ihre Frisur dabei nicht mehr ganz Sternenflotten-konform aussehen lassen. „Es kam völlig unvorbereitet!“
Ricarda hatte wenigstens etwas mehr Informationen: „Etwas hat uns getroffen. Kein Torpedo und auch kein Phaser. Etwas von der Größe eines Shuttles hat die Horizon an der Unterseite getroffen.“
„Positiv“, wurde ihre Aussage von Lavalle untermauert, „die Hülle ist eingedrückt, die strukturelle Integrität ist um ein Prozent gefallen und ich erfasse da draußen tatsächlich teilweise ein weiteres Schiff.“
Teilweise? Mein Blick ging zum Hauptschirm, wobei ich mir die Aufforderung, es zu zeigen, sparen konnte.
Es war bizarr. Der Schirm zeigte eine Struktur mitten im All. Als hätte man einen Teil eines Korridors genommen und ohne Wand einfach nach draußen gebeamt. Funken erschienen aus dem Nichts, erloschen direkt wieder. Offenbar ein getarntes Schiff, wobei die Tarnung nun aber unvollständig war.
„Ein Schiff!?“ Es klang mehr nach Frage als nach Feststellung von Kirilenkova.
„Korrekt. Es ist ein Kugelförmiges Schiff, welches in der Größe unseren Shuttles gleicht.“
Ich fragte mich schon, wie Ricarda eine solche Äußerung machen konnte, wo sie nur einen womöglich winzigen Teil des sonst getarnten Schiffes sah. Doch es gab noch eine viel wichtigere Frage: „Lebenszeichen?“
„Nichts auf den Sensoren“, kam die Antwort von Lavalle. „Aber ich kann auch nur diesen ungetarnten Bereich scannen.“
Das hieß entweder, in dem nun sichtbaren Bereich befand sich kein Lebewesen zum Zeitpunkt der Kollision oder es wurde bereits nach außen geblasen – vorausgesetzt, es gab überhaupt Lebewesen an Bord dieser Kugel.
Wie auch immer, die Frage war, ob der Zusammenstoß absichtlich herbeigeführt wurde oder ein Unfall war. Nur dann ließ sich entscheiden, was wir taten. „Voller Stopp!“ glaubte ich an einen Unfall. Denn warum sollte dieses Ding uns absichtlich rammen, wenn es dabei größeren Schaden nahm als wir? Wiederum vorausgesetzt, es befand sich dort jemand an Bord.
Während auf dem Schirm zu sehen war, wie die Horizon eine Parkposition einnahm, schaute ich mich um, ob es bei uns Verletzte gab. Obwohl ich keine offensichtlichen Verletzungen sah, beorderte Kirilenkova ein medizinisches Team auf die Brücke her. Meinen fragenden Blick beantwortete sie mit einem Nicken. „Sie bluten.“ Dabei legte sie ihren Kopf ein wenig schief, so dass sie auf meinen rechten Hinterkopf schauen konnte.
Diskutieren hatte jetzt wohl keinen Zweck. „Commander Valeris, Schadensbericht!“
„Eine riesige Delle an der dorsalen Backbord-Seite“, informierte uns die Cheftechnikerin. „Da dürften auch ein paar EPS-Leitungen in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Alle Primärsysteme laufen aber einwandfrei.“ Das waren halbwegs gute Nachrichten.
„Mr. Lavalle, immer noch keine Scans vom Inneren?“ wandte ich mich an den Wissenschaftler.
„Negativ. Die haben mit Sicherheit was zu verbergen.“
So paranoid diese Aussage auch klang, sie hatte durchaus ihre Richtigkeit. Und es gab nur einen Weg herauszufinden, was das war. Ein gefährlicher Weg. „Mrs. Ricarda, Sie und Ihr Team werden hinübergehen. Schalten Sie Ihre Videoübertragung ein, ich will alles sehen, was Sie sehen.“
Ob ich wirklich alles sehen würde, mussten die beiden Personen in Blau entscheiden, die gerade die Brücke betraten und nach einem kurzen Wink von Kirilenkova auch schon auf mich zuhielten.
[NRPG: Wer will mich verarzten? *zu Lili guck* Und mit „verarzten“ meine ich nicht „Doktorspielchen“! *schnell noch zu Rici und Vicky guck* Dann schaut euch mal da drüben um
