RES - PO1 Guybrush Threepwood - WS-IT - Log 1 - 13161.1280

[Wedge Antilles]

Personen: Schlägerin, Treterin, Blecheimer, Blechdose
Wörter: 808


.oO Unterhaltungseinrichtungen auf Deck 357 Oo.

Das konnte nicht sein. Nein, das war unmöglich. Der Algorithmus war so perfekt, wie ich es nun mal war. Er konnte gar nicht verlieren. Nicht gegen diese unperformante, von mir nicht-optimierte Ansammlung von Iso-Chips und sonstigen technischem Geplänkel, zusammengestopft in einen fast so schmächtigen Körper wie ich. Dieses Etwas, auch Richards genannt – was war denn das überhaupt für ein langweiliger Name? Dennoch war ich genug bei Verstand, um ihn nicht zu beleidigen. Stattdessen warf ich das Datenkabel auf den Tisch und zwängte mich durch die Massen zum Ausgang.


.oO irgendein dunkles, schmieriges, nach Grog riechendes Etablissement Oo.

Wie viel hatte ich jetzt schon von diesen Dingern? Ich zählte die Schirmchen. „Eins, swei.“ Ich fing an, Schirmchen zu mögen. Sie waren so schön bunt. Und vernebelten einem die Sinne. Naja, eigentlich sorgte der flüssige Inhalt der Gefäße, in denen die Schirmchen standen, dafür. „Swei Komma dwei, Dwei Komma Eins Wier… huuuuuuiiiii, fast Pi Schürmche.“
Ich griff nach einem der beiden vollkommen gleich aussehenden Strohhalme. Aus irgendeinem Grund bekam ich nicht mal einen zu fassen. Auch nach 3,14 Versuchen nicht. Dafür sahen meine erfreuten Augen was. Ein scharfes Törtchen, nur dass ich es aus mir unerklärlichen Gründen unscharf sah.
Egal, ich ging… schlurfte… torkelte… irgendwas in der Art zu ihr. Sie stellte sich beim Saugen nicht allzu geschickt an, sabberte sich richtig voll. „Oooch, Törtchen, jet hassu ...geschlabbert!“ lallte ich und ließ anschließend meinen ganzen, umwerfenden Charme spielen.
Nur, dass dieser mich letzten Endes umwarf.


.oO Krankenstation? Oo.

Ich öffnete langsam die Augen. Das Brummen im Schädel war fast weg. Oder der Schmerz meiner Nasenscheidewand überwog.
Ich schmatzte. Mein Mund war trocken. Und ein bitterer Nachgeschmack hatte sich eingestellt. Schwer einzuordnen.
„Sieh an, Dornröschen ist wieder wach“, jubilierte jemand. „Liegen bleiben!“
Meine Nase juckte. Ich wollte kratzen, doch in dem Moment, wo ich sie berührte, jaulte ich Schmerz gepeinigt auf. Reflexartig rollte ich mich auf die Seite und wäre dabei fast vom Bett gefallen. Wieder schmeckte ich diesen seltsamen Nachgeschmack, als irgendwas meine Kehle herunterlief.
„Na super“, maulte jemand. „Sie sollten doch liegen bleiben. Jetzt blutets wieder!“
Blut? Ich riss die Augen auf. Schwang meine Beine herum und saß nun auf dem Bett. Auf einem Bett neben mir saß ein Törtchen, dessen Shirt bekleckert war, und zwischen uns ein weiteres Törtchen. „Wieso blute ich?“
„Astrein, Schwesterherz“, wandte sich das stehende Törtchen an das sitzende. „Du hast ihm nicht nur die Nase gebrochen, sondern auch noch gleich die Erinnerung daran aus dem Hirn gelöscht.“
Meine Augen weiteten sich noch mehr. Die Ärztin – bis zu diesem Moment hielt ich sie noch für eine – drehte sich wieder zu mir und rammte mir ohne eine Warnung oder ähnliches je einen Pfropfen in beide Nasenlöcher.

Während ich wieder vor Schmerzen aufheulte, ging die Kurpfuscherin zurück. „Er sieht aus wie Dumbo“, hörte ich sie sagen, bevor sie wieder zu mir kam. Aber nicht, um mich zu behandeln, sondern um mir eine vors Schienbein zu donnern. War heute allgemeiner Vermöbel-den-Guybrush-Tag?
Ich krümmte mich nach vorne, röchelte, fiel erneut fast vom Bett. Doch das alles war irrelevant, als ich die Blechdose die Szenerie betreten sah. Nach den Erfahrungen der letzten Minuten war er wohl besser, wenn ich von hier verschwand, denn wo sie zuschlug/zutrat, wuchs vermutlich länger kein Gras mehr als nach einer nuklearen Katastrophe.


.oO Astro-Labor Oo.

Tausende von Sternen umgaben mich. Mitten im Raum blinkte ein kleiner Punkt. Dieser markierte den Fundort der Fragmente durch die Newton. Sie hatten vor dem Bergen ermittelt, welche Flugbahn und welche Fluggeschwindigkeit sie eingeschlagen hatten. Nun oblag es an mir, die Reiseroute rückwärts zu berechnen, um den Ursprungsort der Fragmente zu ermitteln. Das war gar nicht so einfach: Ein stupides Projizieren der Flugbahn in die entgegengesetzte Richtung war viel zu ungenau. Viel zu viel Komponenten hatten Einfluss auf die Flugbahn eines Objekts – hauptsächlich Planeten und Sonnen. Da aber auch Planeten nicht einfach so im Raum hingen, sondern über eine Eigenbewegung verfügten, musste zu jedem Zeitpunkt t ermittelt werden, wie die Entfernung d und somit die Gravitationskraft Fg des Planeten P0 zu den Fragmenten war. Erschwerend kam hinzu: Das war nicht immer nur ein Planet P0, sondern eine ganze Reihe von Planeten P0 bis Pn.

Ich zupfte an den Pfropfen in meiner Nase. Es war ein ekliges Gefühl. Wie Nasebohren, nur, dass man nicht wusste, an welchen Stellen man gekitzelt wird, weil man nicht wusste, wie tief der Pfropfen in einem drinsteckte.

Ausgerechnet ich sollte also nun diese Flugbahn berechnen lassen. Ich, dessen Algorithmus nicht einmal in der Lage war, einen unvollkommenen Androiden beim Strategy zu schlagen. Warum gab man die Aufgabe nicht der Blechdose? Warum gab es überhaupt noch eine Besatzung, wo er doch so viel intelligenter war als der Rest der Crew zusammen?
Weil er nicht intelligenter war. Und somit gab es nur eine Erklärung, warum er mich besiegt hatte: Er hatte geschummelt!