RES - PO1 Guybrush Threepwood - WS-IT - Log 3 - 13201.1150

Wedge Antilles · Mo 2. Apr 2012, 10:31

Personen: Kiri, Val, Rici, Harley
Wörter: 982

.oO freie Natur Oo.

Ich war nass, hatte eine von Gras befleckte Hose, nachdem ich mich zum Steinchen-aus¬-meinem-Schuh-Puhlen hingesetzt hatte, und jetzt auch noch das: Da öffnete man einmal seinen Mund, um ein wenig zu Atem zu kommen – zu welchem Zeitpunkt hatten wir eigentlich eine unermüdliche Androidin als Anführerin gewählt? – und schon nistete sich ein ganzer Fliegenschwarm in meinem Mund ein. Konnte man hier denn kein Fliegengitter installieren? Ich keuchte, spuckte. Letztlich röchelte ich, als sich ein Vieh in meine Luftröhre verirrte.
„Was ist jetzt schon wieder?“ wurde ich angefahren, natürlich von der Schwester.
Ich hustete weiter, zeigte auf meine Luftröhre. Doch statt, dass sie mich untersuchte und mir eventuell auch noch half – wobei ich davon schon gar nicht mehr ausging – meinte sie nur: „Ja, frische Luft ätzt einem die Luftröhre weg, wenn man sie nicht gewöhnt ist.“

Beängstigt griff ich an meinen Hals, gab Geräusche von mir, als würde ich die Soundkulisse zum Exorzisten Teil XVII nachmachen. Erneut hustete ich, was meine ungewollte Mitbewohnerin dazu bewog, wieder nach oben zu krabbeln. Nur knapp konnte ich den Würdereflex unterdrücken, wobei ich im Nachhinein erkennen musste, dass es die Gelegenheit gewesen wäre, mich an dieser eingebildeten Tuss zu rächen und ihr auf den Schoß zu kotzen.
Wenigstens hatte diese inzwischen ihren Tricorder ausgepackt und kam auf mich zu. Ob nun, um mich zu untersuchen oder weiter zu beleidigen, war natürlich eine andere Frage.

Das Vieh kabbelte weiter, das konnte ich spüren. Es war jetzt irgendwo am hinteren Teil der Zunge angelangt. Vorsichtig öffnete ich den Mund. Sollte ich es wagen zu spucken? Oder würde es von selbst zum Licht laufen? Doch was, wenn es kehrt machte und nach einem geeigneten Platz für die Eiablage suchte? Die Vorstellung war fast so eklig wie ein Besuch bei einem Sexualtherapeuten. Also riskierte ich es. Ich sammelte Spucke/Schleim, formte daraus einen Ball und spuckte ihn aus.
Jetzt kribbelte es überall. Kombiniert mit einem hörbaren Summen. Na toll, jetzt flog das Teil in mir herum. Ich spürte eine Berührung an meinem Schneidezahn. Und dann sah ich das Vieh herausschwirren. Schnell klappte ich den Unterkiefer zu, falls sich das Ding es anders überlegen sollte.
„Das gibt’s nicht!“ murmelte die Schwester und folgte der Flugbahn mit ihrem Tricorder. „Schnell, fang das Vieh wieder ein.“ Statt zu fragen, ob ich irgendwo bescheuert auf der Stirn stehen hatte, guckte ich nur verdattert. „Das scheint eine unbekannte Unterart der Drosophila zu sein. Hey, wenn du Glück hast, benennt man sie nach dir.“ Ich war aber auch ein Glückspilz. „Aber dafür musst du sie fangen!“
Bevor ich irgendeinen Kommentar abgeben konnte – nicht, dass ich einen passenden hatte – kam es ermahnend von der Blechdose: „Ensign, würden Sie bitte den Tricorder wegstecken! Wir befinden uns immer noch auf heiligem Boden!“

.oO Blockhütte, etwas später Oo.

„Sehen Sie es als Belohnung an!“ äffte ich gedanklich zum x-ten Mal ihre Worte nach. Nach all den Erfahrungen setzte das dem Ganzen hier jetzt die Krone auf: Besuch durch die Schildkröten-Nacken. Wieso durften die eigentlich hier direkt hinbeamen, während ich den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen musste, mit all den Gefahren und wilden Kreaturen, die mich angefallen hatten – inklusive Harley? Und wieso durften die Waffen benutzen? Durften wir das jetzt wenigstens auch?
Das einzig bisher Erfreuliche, war das Baklava-Stückchen (die Bajoranerin), das wir gefunden und mitgenommen hatten und nun unter der Obhut der Blechdose stand. Da sie komplett in dicke, blaue Frotteetücher eingehüllt war, kombiniert mit einem schwarzen Kapuzenumhang, war nur wenig von ihr zu sehen. Aber ihre Augen hatten etwas Niedliches. Und ihre Nase erst. Noch nie wäre eine Wunderlampe zum Rumrubbeln und Aladins drei Wünsche so wertvoll gewesen wie heute: Sprachproblem beheben, gefährliche Kreaturen beseitigen (das hätte Cardassianer, Fliegen und vor allem Kristoffsen-Schwestern mit einbezogen), frische Hose geben. Irgendwo musste ich mich bei der Steinchen-Puhl-Aktion reingesetzt haben. Hätte auch meine Anziehungskraft auf diese Fliegen erklärt.

Die Tiefkühlpizza (Valeris, weil spitzohrig und damit gefühlskalt) und das Chilibrötchen (Harley, weil scharf, aber gemein) hatten sich Deckung gesucht und ihre Waffen gezogen. Demnach durften wir jetzt auch auf die Heiligkeit dieses Gebiets kacken. Ich zuckte also mit meinen Schultern, suchte mir Deckung und zückte mein… Tetris-Padd. Ich wollte nicht schießen, das hätte unsere Leute nur noch mehr in Gefahr gebracht.

Gefühlte fünf Minuten übertönte das Zischen von Phaserfeuer die Melodie und ich fragte mich, wie lange es noch dauern würde. Vielleicht hätte die Blechdose zur Weitwurf-Sally mutieren sollen und unsere Gegner mit Harley bewerfen sollen. Die, die beim Aufprall nicht erschlagen worden wären, hätte sie anschließend totgequatscht, -getreten oder -gebissen.
Da erfasste mich ein blauer Schleier. Schnell verstaute ich das Padd, denn es kam nie gut, wenn man spielend auf einer Transporterplattform materialisierte. Ein neuerliches Kribbeln erfasste meinen Körper, als wären Tausende der Threepwood-Fliegen gerade geschlüpft und suchten nun nach Nahrung. Aber in dem Fall war es etwas Anderes, weitaus Harmloseres. Vorausgesetzt, es handelte sich um eine Transporterplattform eines nicht gekaperten Föderationsschiff (oder eines von der Föderation gekaperten Schiffes).

.oO Horizon, Transporterraum Oo.

Fünf Sekunden später fand ich mich im Transporterraum der Horizon wieder. „Wir haben sie!“ rief der Chief, der hinter der Konsole stand, in seinen Kommunikator und dem Aussehen nach zu urteilen, war die Horizon nicht geentert worden.
„Mrs. Ricarda soll sich sofort hierher auf die Brücke begeben, Mrs. Valeris wird im Maschinenraum erwartet“, quäkte die Stimme der XO zurück. Die beiden stürmten auch sofort los, während Kristoffson, die Bajoranerin und ich uns irritiert umschauten.
„Was ist los?“ formulierte die Schwester als Erstes die Frage, die wir uns alle stellten.
„Wir haben Besuch bekommen... von Cardassianern.“ Sieh mal einer an, hatten wir gar nicht bemerkt. Dann jedoch gab es ein paar neue Erkenntnisse: „Wir konnten die Transportblockierung neutralisieren und haben Sie dann direkt hochgebeamt.“

Klang so, als würden wir jetzt versuchen abzuhauen. Dagegen sprach das Rütteln, das in diesem Moment die Horizon erfasste und sie aufbäumen ließ. Erneut verlor ich das Gleichgewicht und setzte mich hin. Naja, wenigstens war es hier nicht nass…