Res – Log 01 – Med – Lt Mnemo Lone – 13264.2040

CO: Wedge Antilles - XO: Jason Anthony Hawk
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Wedge Antilles
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Mo 4. Jun 2012, 19:25

Personen: Tay und Harley (gg Ende)

Wörter: 1920


=^= 08/15-Touristen-Liner - Flug: Erde–SB 98 Resolution =^=

„Ich frage mich, wie lange es wohl dauern wird..“ Ich hatte zu mir selbst gesprochen, während ich gedankenverloren durch das Fenster sah, das mir die Schönheit des unendlichen Weltalls preisgab. Ja, ich hatte es wirklich lieben gelernt. Es hatte Monate gedauert, ja sogar Jahre. Jahre, in denen Liebe zu Hass und letztlich doch wieder zu Passion und Sehnsucht wurde. Vermutlich war es auch genau diese Zeit, in der ich die für mich und meine Zukunft entscheidende Antwort gefunden hatte: ich wollte hier alt werden. Hier, das war inmitten des tiefen, unergründlichen Dunkels des Universums. Nicht auf irgendeinem Planeten, von dem ich nur aus weiter Ferne das Firmament betrachten konnte. Nein, ich wollte darin sein, inmitten all dessen, ein unmittelbarer Teil des Ganzen.

„Nach irdischer Zeitmessung noch 2 Stunden 23 Minuten und 89 Sekunden, Ma'am“, riss mich die Antwort des pflichtbewussten Flugbegleiters aus meinen Gedanken und wieder zurück in das Hier und Jetzt. Während ich meinen Blick von dem Fenster abwandte, wog ich noch ab, ob ich ihn auf die fehlerhafte Umrechnung hinweisen oder ihn gar darum bitten sollte, in Zukunft keine meiner Unterhaltungen zu unterbrechen, entschied mich letztlich jedoch für ein knappes Nicken mit einem angedeuteten Lächeln, woraufhin ein langes Seufzen folgte. Nein, die Entscheidung war richtig gewesen. Es war nicht sein Fehler, dass er mit unkorrekten Programmen zu arbeiten hatte und dass er Konversationen unterbrach, die eigentlich keine waren. Letzteres zumindest war mein Fehler und es wurde Zeit, dass ich damit umzugehen lernte. Was in Klartext hieß: ich musste endlich wieder lernen, in der Zivilisation zurecht zu kommen. Selbstgespräche waren ab sofort tabu und meine Gedanken hatten ebenfalls eine sofortige Defragmenti-, pardon, ich hatte es nötig, meine Gedanken zu sammeln. - Bei diesem Versprecher musste ich schmunzeln. Ich schien in den letzten Jahren doch mehr von M3Dy übernommen zu haben, als mir lieb war. Und tatsächlich vermisste ich diesen Androiden, der mir für mehr als vier Jahre tagein, tagaus zur Seite gestanden hatte und nicht selten die einzige Kommunikationsmöglichkeit gewesen war. Ich hatte es ihm zu verdanken, dass ich letzten Endes nicht verrückt geworden war. Ganz im Gegensatz zu vielen meiner Mitstreiter und Kollegen der USS Confidence. Dabei konnte ich es voll und ganz verstehen: vier Jahre gefangen im luftleeren Raum. Unwissend, wo man sich befand, wie es um einen stand, wann und ob es weiter gehen würde. Unfähig, sich fortzubewegen oder gar Nachrichten nach außen zu senden. - Ja, es war ein Leichtes gewesen, den Verstand zu verlieren. Ohne M3dy und meine Forschungsarbeiten, in die ich mich sehr bald gestürzt hatte, hätte mir dieses Schicksal vermutlich ebenfalls geblüht. Ich hatte Glück gehabt. Andere nun mal nicht..


=^= SB 98 Resolution - Hangar 2 || 2h 20min darauf =^=

„Geehrte Reisende, wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit: jeden Augenblick werden wir von den Zuständigen die nötige Erlaubnis erhalten, sodass der Ausstieg in wenigen Momenten beginnen kann.“ Dies war die Stimme des Captains gewesen, der sich während des Flugs für jede noch so kleine Verzögerung entschuldigt hatte und sie zu erklären versuchte. Und dies war nötig gewesen, wie meine Mitreisenden mehr als deutlich gemacht hatten. Ein ungeduldiges Pack an Touristen, unterschiedlichster Spezies, für das jede noch so kleine Minute, die sie ihrer Meinung nach verschwendeten, ein Vermögen zu kosten schien. Ich persönlich verstand sie schlichtweg nicht, versuchte es aber auch erst gar nicht. Nur noch kurze Zeit und sie würden von diesem Schiff verschwunden sein, ich ebenfalls und wir alle würden getrennte Wege gehen. Ein Ausblick, der mir mit jedem unzufriedenen Gröhlen und entnervten Ächzen, das mein Sitznachbar von sich gab, mehr und mehr behagte.


=^= SB 98 Resolution - Promenadendeck || eine weitere Stunde später =^=

„Oh là là, wen 'aben wir denn da! Ma chère Momo est retournée! Endlisch!“ Noch ehe ich mich versah, hatte mich ein etwa zwei Meter großes Ungetüm mit seinen vier weit aufgerissenen Armen an seine breite Brust gedrückt. Der strenge, pseudo-provenzalische Geruch von Lavendel, der so typisch für ihn war, schien mich regelrecht zu benebeln, führte jedoch auch dazu, dass ich ohne aufzublicken wusste, mit wem ich es zu tun hatte.
„Hallo, Pierre. Lange nicht gesehen“, murmelte ich etwas unbeholfen nach oben und versuchte zeitgleich mich aus seiner herzlichen Umarmung zu lösen, ohne unhöflich zu wirken, bevor 'es' erneut geschah. Während die ersten beiden Versuche jedoch scheiterten, spürte ich auch schon, wie es sich um mich herum zu drehen begann und Panik in mir aufstieg. Und.. plötzlich war es schwarz um mich herum.

„Du hast es mal wieder geschafft, Pierre! Wann lernst du es endlich? Menschen sind filigraner als...“, es war eine bekannte Frauenstimme, die da scheinbar aus weiter Ferne, wie durch einen Schleier hindurch, an mich heranpolterte. Noch benommen, versuchte ich mich aufzurappeln, denn wie mir die Schwerkraft klar zu machen meinte, befand ich mich in der Waagerechten. Bei dem Versuch blieb es allerdings auch, denn zwei Hände drückten mich an meinen Schultern wieder nach unten.
„Schön liegen geblieben, Fräulein. Man kippt bei Babette nicht einfach so um und steht dann wieder auf. Du ruhst dich aus, Pierre kocht dir in der Zwischenzeit was, du stärkst dich und dann reden wir darüber, ob du aufstehen darfst oder nicht.“ Ihr Ton war immer noch so streng, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Ihr Lächeln, das sie mir dazu schenkte, war hingegen noch breiter und noch freundlicher geworden. Artig, einem kleinen Kind nicht unähnlich, nickte ich. Ich wusste noch zu gut, dass mit Babette – der eigentlichen Chefin des 'Chez Pierre' – nicht zu scherzen war.


=^= some nap time later =^=

„ENTREZ, ENTREZ, MESDAMES ET MESSIEURS!“, brüllte es in mein rechtes Ohr, kurz darauf knallte es und ein schrilles „Du Hornochse von einem Quartilopen!“ tat sein Letztes, um mich aus meinem Schlaf zu reißen.
„Schon gut, Babette. Ich bin ohnehin wach.“ Noch bevor sie zu mir angestürmt kommen konnte, hatte ich mich vollends aufgerichtet und konnte sehen, was ich befürchtet hatte: ein schuldbewusster Pierre mit einem roten, eindeutigen Abdruck einer humanoiden Hand im Gesicht, der aller Wahrscheinlichkeit seiner Frau zu verdanken war. - Ich kam nicht umhin, den Kopf zu schütteln und ein Seufzen auszustoßen. Die beiden würden sich nie ändern. Ob dies nun gut oder schlecht war, überließ ich anderen zu entschieden.

„Raconte, raconte, chérie!“ Vier Augen, aus denen die Neugier nur so zu lesen war, starrten mich hoffnungsvoll an. Mir schnürte es dagegen nur die Kehle zu. Was hatte ich auch hier beim 'Chez Pierre' vorbeigehen müssen? Dabei war ich nicht einmal in der Nähe des Eingangs gewesen. Pierre, der stämmige Quartilope, der nun schon seit Jahrzehnten das rustikale, aber über die Resolution hinaus bekannte, französische Restaurant führte, hatte über die ruhige Nachmittagszeit schließen wollen, war deswegen vor der Tür gewesen, hatte mich entdeckt und hierher gebracht. Ich konnte ihm gar nicht sagen, wie dankbar ich ihm dafür war... dabei konnte ich mich nur allzu gut daran erinnern, dass ich das Beisammensein mit ihnen immer gemocht hatte. Ihre familiäre, herzliche und durch und durch offene Art hatten mich nicht selten zu ihnen gelockt und nicht wenige Abende hatte ich hier zu Abend gegessen. Selten allein.
„So viel hab ich gar nicht zu erzählen“, versuchte ich mich zu winden, blickte dabei hilflos auf den dampfenden, unberührten Teller Ratatouille vor mir und konnte doch erkennen, wie die Augenbrauen Pierres ein Stück weit nach unten sanken. Babette hingegen reagierte gar nicht, da sie unlängst wieder aufgesprungen war, um neue Gäste zu begrüßen. Die Nachmittagspause schien vorüber und die Abendschicht begann.
„Alors.. beginnst du 'ier wieder deinen Dienst?“, startete er einen neuen Versuch, den ich vorerst mit einem knappen Kopfschütteln beantwortete. Anstandshalber schob ich mir eine Gabel der berühmten Spezialität in den Mund und unterdrückte einen Würgereiz, als ich es hinunterschluckte.
„Urlaub. Nur Urlaub.“ Ich wusste, dass ich kurz angebunden war, aber was sollte ich auch erzählen?
„Und wie lange 'ast du vor, Urlaub zu ma'en?“ Ich schluckte und grub die Finger noch etwas tiefer in meine Oberschenkel als ohnehin schon. Je länger ich hier blieb, desto unangenehmer wurde es für mich.
„Vielleicht ein oder zwei Wochen“, hustete ich nach der zweiten Gabel voll und legte das Besteck endgültig zur Seite. Ich hatte keinen Hunger, auch nach Pierres Essen nicht und dies besserte sich ohnehin nicht, wenn mir jemand beim Essen zusah. Und dann endlich die Erlösung: „Krankenstation an Lieutenant Lone, bitte melden!“
„So schade, Pierre. Die Arbeit ruft, ich muss los.“ Deutlich überrascht von meinem urplötzlichen Enthusiasmus und der Art, wie ich von dem Barhocker sprang, auf dem ich eben noch am Tresen gesessen hatte, erkannte ich einen die Stirn runzelnden Pierre. „'attest du nicht gesagt, du 'ast Urlaub?“
„Habe ich, ja. Aber du weißt doch, Mediziner haben nie wirklich Ruhe“, damit suchte ich in meiner Tasche nach der passenden Bezahlung, spürte aber noch im gleichen Moment eine seiner Pranken auf meiner Hand. „Dafür brau'st du auf gar keinen Fall beza'len“, womit er bedrückt auf den beinahe vollen Teller sah.


=^= fünf Minuten darauf =^=

Und dann war ich auch schon wieder frei!
Fern des Promenadendecks, fern des Getummels, stand ich allein in einem der kleineren Seitengänge. Die Kopfschmerzen nahmen ab, der kalte Schweiß, der meinem Rücken runtergelaufen war, war wie eine unangenehme Erinnerung, die weit weit zurück lag und der Schwindel war ebenfalls verschwunden. Es war wie immer. Nichts hatte sich verändert. Mir ging es gut. Ich brauchte keine Hilfe, von niemandem.
„Krankenstation an Lieutenant Lone! Hier spricht Ensign Kristoffson. MELDEN!“ Wenig irritiert blickte ich auf den Kommunikator, den man mir überlassen hatte. Offensichtlich hatte man McMannis ausgetauscht, denn dieses Mal war es eine weibliche Stimme. Es war nun schon das fünfte Mal, das man sich bei mir meldete. Ich hatte immer noch nicht reagiert und hatte es auch in nächster Zeit nicht vor. Ginge es nach mir, hätte ich den Kommunikator auch längst verschwinden lassen, was allerdings nicht funktionierte. Man meinte mich ja überwachen zu müssen, mich daran erinnern zu müssen, regelmäßige Checks zu machen, mir vorschreiben zu müssen, was ich machen konnte und wohin ich gehen durfte. Lächerlich. Ich war mit meinen 38 Jahren erwachsen. Ich hatte ausreichend Diensterfahrung, ausreichend medizinische und psychologische Kenntnis und wusste selbst am besten, was gut für mich war. „Wusste ich doch, nicht wahr, M3dy?“ Lächelnd sah ich zu meiner Linken und der vertraute Androide nickte mir zu, der doch eigentlich gar nicht mit auf die Base gekommen war. Sollte mich das wundern? Nein. Wieso auch. Vermutlich nur eine Halluzination. Ich konnte damit umgehen, schließlich waren die letzten vier Jahre nicht mehr als eine Aneinanderreihung von Halluzinationen gewesen. Hatte man mir geglaubt? Hatte man irgendjemandem geglaubt? Würde sich etwas ändern, wenn ich davon berichtete, wie die Crew der USS Confidence langsam auseinander gefallen war, wie sie allesamt verzweifelter wurden und wie sich schließlich über Monate hinweg die Zahl der Suizide gehäuft hatten?
„Nein. Stattdessen hat man mich auf unbestimmte Zeit in den Urlaub geschickt. Ich soll mich auskurieren, haben sie gesagt. Mich in Behandlung begeben, haben sie gesagt. Mich wieder an Andere gewöhnen, haben sie gesagt. Dabei geht es mir gut! Ich weiß schließlich, was ich gesehen hab!“ Mit diesen Worten stand ich vor den Türen meines Quartiers, das ich für die kommenden Tage übernehmen würde. Ich betätigte den Öffner, die Tür glitt beiseite und ich wurde bereits erwartet: der ehemalige CO der USS Confidence saß da in meinem Sessel, die Hand zu einem Gruß erhoben, auf seinem Gesicht das bekannte Lächeln. Alles war, wie ich es in Erinnerung hatte. Auch die Tatsache, dass Blut aus Mund, Augen und Ohren floss und er seit nun über einem Jahr tot war.


[NRPG: @Medis: Hallu, verrückt oder beides? Macht was draus.

Und an alle Chars, die mich noch von früher kennen : viel Spaß mit einer soziophoben Momo ;) ]
Wedge Antilles

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When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.
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