Personen: Val, Harley, Ty, Advent, Richi, Rici
Wörter: 1171
=^= mein Büro =^=
„Sie entschuldigen mich, Sir!?“ Es war keine Bitte um Erlaubnis, sondern nur eine Floskel, die der Androide von sich gab. Man konnte durchaus behaupten, er verhielt sich äußerst menschlich, als er von dem Computer informiert wurde, dass Ricarda auf die Krankenstation gebracht wurde.
Bei mir war es eine Mischung aus Sorge und Neugierde, die mich aufstehen und hinter Richards hereilen ließ. Selbst bei einer Fehlfunktion der Androidin war die Krankenstation wohl kaum der richtige Ort für sie. Dafür kam eher ein technologisches Labor in Frage.
Am Turbolift hatte ich den momentanen Ersten Offizier eingeholt. Er erfasste mich kurz, sah wieder zurück auf die Turbolifttür, dann – als er realisierte, dass ich neben ihm stand – erneut zu mir. „Captain?“
„Wenn eine Androidin auf der Krankenstation eingeliefert wird, will ich wissen, was los ist.“ Die Türen des Turbolifts öffneten sich zischend und wir traten ein. „Krankenstation!“ gab ich unser Ziel ein und hob erklärend eine Hand. „Obwohl wir vermutlich beide wissen, was – oder besser gesagt: wer dafür in Frage kommt. Mich würde nur interessieren, ob er gesagt hat, warum!“
=^= Krankenstation =^=
Die Szenerie wirkte für einen Außenstehenden völlig normal: Ein Mann eilte in Sorge zu einer Frau, die seine Schwester war und nun auf einem Biobett lag. Er nahm ihre Hand, sprach zu ihr. Zwei Ärzte in OP-Kleidung schlichen ruhig um sie herum, spritzzen ihr Mittelchen, schauten sich Computeranalysen an. Das alles war durchaus nicht ungewöhnlich und passierte sicherlich mehr als einmal pro Tag irgendwo in der Galaxis. Das Ganze bekam erst einen bizarren Beigeschmack, wenn man wusste, dass es sich bei den beiden Personen um Androiden handelte.
In einer kurzen Pause kam die Ärztin zu mir und erklärte: „Sie hat einen komplizierten Oberschenkelhalsbruch. Nichts, was wir nicht reparieren können, aber wir müssen dafür operieren.“
„Ich nehme an, einer der beiden Q ist dafür verantwortlich!?“ stellte ich mal eine sicherlich nicht allzu gewagte These in den Raum.
Kristoffson bewegte ihren Kopf unschlüssig hin und her. „Teilweise. Einer von ihnen ist schuld, dass sie überhaupt Knochen besitzt, die sie sich brechen konnte. Letztendlich getan hat sie es aber selbst.“
„Harley, wir können anfangen“, sprach der zweite Mediziner die Ärztin von der Seite an.
Sie nickte kurz. „Wie weit kam sie?“
„92.“
Erneut nickte sie verständnisvoll. Etwas, das ich nicht tun konnte. „Notieren Sie das in ihrer Akte. Beim nächsten Mal, sollte es so etwas geben, erhöhen wir die Dosis.“
Der zweite Arzt saugte hörbar die Luft ein. „Das mache ich, sobald wir eine Akte von ihr angelegt haben.“
Harley schnaubte leise. „Verdammt.“ Dann fasste sie sich wieder: „Captain, wenn Sie mich jetzt entschuldigen. Meine Schwester kann Ihnen vermutlich noch mehr erzählen. Sie war bei dem Unfall anwesend.“ Auch sie wartete keine Bestätigung meinerseits ab, sondern wandte sich ab und ging mit ihrem Kollegen zurück zum Biobett. Dabei hörte ich sie noch sagen: „Haben wir wenigstens schon ihre Blutgruppe ermittelt?“
Ich suchte währenddessen den Raum nach der zweiten Kristoffson ab, fand sie und marschierte zu ihr herüber.
„Ensign, was ist passiert?“ Ihr Blick ging an mir vorbei, was darin begründet lag, dass sie wartete und beobachtete, wie sich nun auch Richards zu uns gesellte – vermutlich hatten die Ärzte ihn aus ihrem Arbeitsbereich verbannt, weil er ständig im Weg rumstand.
„Es begann in ihrem Büro: Sie hatte mir erzählt, dass Qs Sohn sie in einen Menschen verwandelt hatte.“ Jetzt wussten wir zumindest schon mal, wer an Ricardas missliche Lage – in der wir Menschen uns tagtäglich befanden – schuld war. „Sie war niedergeschlagen und deprimiert.“ Und das nur, weil sie nun ein Mensch war? Manch ein Mensch wäre froh, wenn das sein einziges Problem wäre. „Ich wollte sie aufmuntern… ablenken. Also überredete ich sie, mit mir auf dem Holodeck klettern zu gehen. Dabei ist es dann passiert: Sie verlor den Halt und ist fünf Meter in die Tiefe auf eine Felsplattform gestürzt.“
Etwas zu laut spuckte Richards förmlich die nächste Frage heraus: „Wieso waren die Sicherheitsprotokolle deaktiviert?“
Auch Advent hatte die erhöhte Lautstärke vernommen und ließ sich dadurch ein wenig einschüchtern. „Ich… ich weiß es nicht, Sir. Ich habe sie nicht abgeschaltet.“
„Welches Holodeck, Ensign?“ blaffte Richards und ich bekam langsam das Gefühl, als wäre Ricarda nicht die einzige Androidin, bei der Q eine Veränderung vorgenommen hatte.
„Holodeck 7 auf Deck 301“, kam es kleinlaut zurück.
„Computer, Zugriff auf die Logbücher von Holodeck 7, Deck 301“, maulte Richards und stapfte davon.
Als er die Krankenstation verlassen hatte, atmete die Brünette hörbar aus. „Ich wusste gar nicht, dass er so… emotional sein kann.“
Der Zwischenruf meines Kommunikators verhinderte eine Antwort: „Lieutenant Commander Valeris an Captain Katché!“
Ich aktivierte die Verbindung durch Druck auf das Delta-Symbol. „Sprechen Sie, Commander!“
„Wir haben eine neue Spielerei von Q entdeckt.“ Gut, es hätte ja sonst langweilig werden können. „Ein Selachii in einem der Wasserreservetanks.“
Ich runzelte ein wenig die Stirn: „Ein was?“
„Ein Hai“, gab Valeris für mich verständlicher Auskunft. „Genauer gesagt ein Tigerhai. Schwimmt quietschfidel hier herum und sucht nach Futter.“
„Ich bin unterwegs.“ Nicht, dass es nötig war, aber mich interessierte die Vorstellung, ein solches Monstrum in natura zu sehen.
=^= Deck 770 =^=
Es war lange her, dass ich mich am untersten Ende der Starbase befand. Außer Laboratorien der Technik und Lagerräumen befand sich hier nicht sehr viel. In einem dieser Räume waren die Wassertanks gelagert, deren Inhalt einerseits als Kühlung des Fusionsreaktors dienen konnte, sollten die üblichen Kühlsysteme ausfallen; andererseits als Wasserlieferant, sollten die Replikatorsysteme für längere Zeit ausfallen. Der Tank, vor dem wir uns jetzt befanden, hätte dann aber notfalls nur noch für Bouillabaisse herhalten können.
Einige Wissenschaftler befanden sich am oberen Ende des gut fünfzehn Meter hohen Tanks, hatten ihn geöffnet und schütteten eimerweise Fische hinein – ein Festmahl für den Tigerhai, der sich gleich mit hektischen Flossenbewegungen seiner Beute näherte und sie verschlang.
„Was sollen wir jetzt mit Paul machen?“ fragte Valeris, die dem Schauspiel amüsiert und fasziniert beiwohnte.
Ich wölbte eine Augenbraue, löste den Blick aber nicht von dem Tank. „Paul?“
„Ich finde, er hat was von einem Paul“, erklärte die CTO.
Jetzt musste ich doch einmal die Technikerin anschauen. Aber sie sah völlig normal aus. „Nun, in dem Tank kann er nicht bleiben“, meinte ich und kratzte mich am Kinn. „Die Base verfügt über kein Aquarium, das auch nur ansatzweise den Bedürfnissen dieses Tieres gerecht wird, nicht wahr?“
„Nein.“
Der Tigerhai schwamm in diesem Moment genau auf uns zu. Und obwohl ich wusste, dass eine massive Wand aus transparentem Aluminium uns trennte, trat ich einen Schritt zurück. Kurz vor der Wand drehte Paul… der Hai ab und schnappte nach einen weiteren Fisch, der seine Route kreuzte.
„Dann sollten wir für eins sorgen“, konterte ich trocken. „Auf den wissenschaftlichen Decks ist sicherlich Platz dafür. Und die würden sich sicherlich freuen über ein lebendes Exemplar eines Tigerhais. Genauso wie die Schulklassen an Bord.“ Ich sah zu Valeris. „Bekommen Sie das hin?“
Sie schaute sich den Tank an, fixierte dann jeden Winkel im Raum, als wolle sie die ungefähren Maße austarieren. „Ein Aquarium…“ murmelte sie. Dann begann sie zu lächeln. „Ist mal was anderes!“
RES - Cpt Katché - RPG 46 Log 3 – 13301.1203
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Wedge Antilles
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