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RES - PO1 Guybrush Threepwood - WS-IT - Log 1 - 13327.1150

Verfasst: Mo 6. Aug 2012, 10:35
von Wedge Antilles
Personen: Richi, Rici, Mnemo
Wörter: 922


.oO Wissenschaft Oo.


Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder beleidigt fühlen sollte. Seit ich von der Anwesenheit der beiden Q erfahren hatte, hatte ich ein Überwachungsprogramm geschrieben, das die Stationsbesatzung immer auf Vollständigkeit überprüfte. Diverse Leute waren verschwunden, tauchten wieder auf, verschwanden erneut, blieben verschwunden. Der scheinbar Einzige, dem bisher keinerlei allmächtige Beachtung geschenkt wurde, war ich. Nun dachte ich ja, allein diese Gedanken würden das ändern, aber Pustekuchen. Anscheinend war so ein Genie wie ich eine Bedrohung für die Q. Ja, das musste es sein, sie fürchteten mich, deshalb hielten sie sich von mir fern. Und da mich die Q auch für solche Gedanken nicht maßregelten, erhärtete sich der Eindruck – ein Teufelskreis.

Mein kleines Programm piepste, weil erneut zwei Personen die Station verlassen hatten, ohne dass dies autorisiert gewesen wäre. Das war auch nicht das erste Mal heute, dass genau diese beide Personen verschwanden. Genau wie beim ersten Mal stand ich auch jetzt auf und schlenderte zum Turbolift. Denn ich hatte das Gefühl, wenn das Führungsduo die Station verließ – freiwillig oder nicht – sollte das jemand wissen. Damals war ich mit dem Lift bis auf Deck 107 gekommen, ehe ich von meiner Anwendung informiert wurde, dass zumindest eine Hälfte der Vermissten die Station wieder „betreten“ hätte, weswegen ich es nicht für nötig hielt, weiterzufahren.
Jetzt war ich zumindest schon auf Deck 52 und es gab keinerlei Anzeichen, dass ich umsonst aufgestanden war.


.oO OPS Oo.

Hier war scheinbar noch gar nicht aufgefallen, dass wir momentan führungslos waren, denn sowohl der Sessel des COs als auch der der XO war unbesetzt. Insofern hatte sich mein Weg ja wenigstens gelohnt. Die Frage war nur, wer war jetzt die Person, die mit dieser Info am meisten anfangen konnte?
Zum Glück beantwortete sich die Frage von selbst, als der „Fleisch gewordene“ Traum eines jeden IT-Genies vor mir stand. „Kann ich Ihnen helfen, Master Chief?“
Ich sah Richards ein paar Sekunden stumm an. Seine Anfrage war eigentlich die Chance, ihn darum zu bitten, sich mir einmal komplett zur Verfügung zu stellen. Andererseits wusste ich, wie seine Antwort aussehen würde – mit einem gewissen Spielraum, ob er nun den Desintegrator oder den Plasmawerfer benutzen würde. Um beidem zu entgehen, meinte ich dann nur: „Ich dachte, es würde Sie interessieren, dass der Captain und die Commander nicht mehr an Bord sind.“
Der Androide stellte sofort die richtige Vermutung auf – andererseits brauchte es dafür kein positronisches Gehirn, jeder Baumschulenbesucher hätte das sagen können, allerdings dann vermutlich mit einer Spur mehr Fragezeichen: „Q!“

„Stets zu Diensten!“ erklang es, bevor ein Lichtschein erschien und in ihm eine Person in Sternenflottenuniform. Es brauchte erneut nicht viele graue Zellen, um zu schließen, dass das Q war. Besser gesagt einer von ihnen. Ich wusste nur nicht, welcher. „Und bevor ich das vergesse.“ Er drehte sich mir zu. „Nein, Sie sind keine Gefahr für uns. Eher vollkommen uninteressant und nicht beachtenswert.“ Eine nette Ansprache. Ich wusste wirklich nicht, ob ich mich jetzt freuen sollte oder nicht. „Wobei ich zugeben muss, es wäre interessant zu sehen, wie Sie sich als Baustein machen. Und wie Sie sich auflösen, wenn Sie eine komplette Reihe bilden.“ Damit grinste er mich an.

Der „neue“ Captain an Bord wandte sich dann aber wieder der nächsten Evolutionsstufe des Roboters zu. „Furchtbar, was da mit Ihrer ‚Schwester‘ passiert ist.“
Passiert? Schwester? Es war etwas mit Ricarda passiert?
„Wenn das so ist, dann machen Sie es doch wieder rückgängig“, sagte Richards relativ gelassen – also für einen Androiden, mit dessen baugleichem Exemplar wohl irgendwas passiert war.
Ich fand, das war ein guter Zeitpunkt, um mich einzuklinken: „Was ist denn mit ihr?“
„Er hier“, selbst für Richards war das etwas viel Abfälligkeit in der Stimme, „fand, es wäre lustig, Ricarda zu einem Menschen zu machen.“
Der Q schüttelte den Kopf. „Och, das meinte ich gar nicht. Ich meinte das mit ihrem Bein. Wieso klettert sie auch auf dem Holodeck bei abgeschalteten Sicherheitsfunktionen!?“ Dabei setzte er ein selbstgefälliges Grinsen auf. Langsam bekam ich den Eindruck, dass es sich bei diesem Q um das jüngere Exemplar handelte.
„Dann waren Sie das also, der die Protokolle deaktiviert hat.“ Richards nickte verständnisvoll zu sich selbst. „Das erklärt, warum ich keinerlei Hinweise in den Logbüchern fand.“
„Ich wollte sie ja noch warnen, dass sie aufpassen müsse, aber da war es schon zu spät.“ Der Q formte seine Lippen zu einem Strich. „Wissen Sie was, weil das mein Fehler war, werd ich das korrigieren.“

Er schnippte mit den Fingern und im nächsten Moment erschien Ricarda aus einem Lichtschein. Sehr eindrucksvoll, wie ich zugeben musste.
Noch eindrucksvoller war die Reaktionszeit von Ricarda. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, stapfte sie wutentbrannt auf den Allmächtigen zu und pfefferte ihm eine. Richards hatte zwar gesagt, dass sie nun ein Mensch war, dennoch hätte ich erwartet, dass Q auf die andere Seite der OPS fliegt. Doch dieser grinste nur weiter und meinte: „Wow, wie temperamentvoll. Ich steh auf temperamentvolle Frauen, da fahr ich voll drauf ab.“ War das ein verzweifelter Versuch, cool zu klingen? Jedenfalls konnte ich mir jetzt sicher sein, dass das der jüngere Q war. „Ich überlege...“ setzte er an.

Das nächste hörbare Geräusch war ein Fingerschnippen. Im nächsten Moment waren Q und Ricarda verschwunden. Dafür stand jetzt eine verwirrte, aber nicht weniger süße Schnitte auf der OPS und guckte sich irritiert um. Dann meinte sie nur: „Was ist passiert?“
Und just in diesem Moment piepste mein Programm, dass Mnemo Lone wieder an Bord war – gut, das war unnötig, schließlich war ich gerade Augenzeuge davon geworden.