Spielwiese - Q - Log 4 - 13331.1080

CO: Wedge Antilles - XO: Jason Anthony Hawk
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Wedge Antilles
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Fr 10. Aug 2012, 09:50

Personen: Katché, Kirilenkova, Hawk, Richards, Lone
Wörter: 1934



„In den meisten Kulturen gibt es das Prinzip von Gewinn und Verlust. Sie bilden das Grundgerüst eines Wettkampfes. Auch wenn einige Vertreter einer Spezies es nie gerne sahen, wenn es so etwas wie einen Verlierer geben musste, so war jedes Spiel, jeder Kampf doch langweilig, wenn am Ende nicht feststand, wer der Bessere war, also wer gewonnen hatte.
Im Laufe der Zeit wurde bei vielen Völkern dieser Kampf um Gewinnen und Verlieren abgemildert. Lassen Sie uns zum Beispiel die alten Römer betrachten: Hier gab es die sogenannten Gladiatorenkämpfe. Der Einsatz: das eigene Leben! Mit anderen Worten, zwei gut ausgebildete Kämpfer schlugen solange aufeinander ein, bis bei einem das Leben entwich. Natürlich bis aufs Äußerste primitiv, aber doch boten solche Kämpfe einen gewissen Nervenkitzel – mit ein Grund, warum so viele Menschen sich solche Kämpfe anschauten.
Die Menschen glaubten aber mit der Zeit, es wäre viel sozialer und intelligenter, wenn man nicht mehr auf Leben und Tod kämpfte. Statt dessen führten sie im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Belohnungen ein, um einem potentiellen Gewinner das Gewinnen schmackhaft zu machen: Das fing bei den Griechen mit Lorbeerkränzen an und ging über in immer größere, mit Edelsteinen und Edelmetallen verzierte Kelche. Besonders begehrenswert waren zumeist runde Plaketten, die aus Gold, Silber und Bronze hergestellt wurden und nur alle vier Erden-Jahre verteilt wurden. Interessanterweise ist das Publikumsinteresse trotz des geringeren Nervenkitzels weiter gestiegen – was zeigt, wie rückständig die Menschen doch im Grunde geblieben sind.

Doch ich schweife ab. Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist, dass es auch ganz andere Arten von Verlust gibt. Nehmen wir zum Beispiel Mr. Hawk hier. Dessen Vater hatte soeben sein Leben verloren – nein, nicht in einem Wettkampf; jedenfalls nicht Mann gegen Mann, eher Mann gegen Zeit – und dieser Verlust macht ihm doch sehr zu schaffen. In völliger geistiger Umnachtung versucht er nun, diesen Verlust in einen Gewinn umzumünzen. Lassen Sie mich als allmächtiges und allwissendes Wesen Ihnen vorweg sagen: eine Verlobung ist der falsche Weg. Denn wie bei allen begrenzt lebenden Spezies wird in der Regel irgendwer irgendwann sterben und den anderen zurück lassen, womit dieser wieder einen Verlust erleiden muss. Aber vielleicht kann ich das hier ja noch verhindern.“ *schnipp*



„Sie wünschen, der Herr?“ begrüßte ich den Neuankömmling, der, wie Sie sich denken können, ebenjener Mr. Hawk ist.
„Ich suche einen Verlobungsring“, antwortete er mit einer Mischung aus Angst und Freude in der Stimme.
Ich schüttelte den Kopf. „Wieso?“
Er schaute mich verdutzt an. Er hatte wohl erwartet, dass ich ihm gratuliere. Aber mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet und das war genau das, was ich erreichen wollte. „Haben Sie welche hier?“
Ich hob die Augenbrauen hoch. „Bien sûr.“ Ich holte eine Lade mit den hässlichsten Ringen hervor, die sich ein Mensch vorstellen konnte. Die Reaktion von Hawk war dementsprechend erwartet. „Jeder einzigartig in der Herstellung“, mimte ich den Experten. „Jede dktarianische Frau würde sich solch einen Ring wünschen.“
„Ich habe aber nicht vor, eine dktarianische Frau zu heiraten“, wies er mich auf etwas hin, was ich natürlich schon wusste.
„Sondern?“ tat ich so, als würde es mich wirklich interessieren. Hawk sah mich erneut irritiert und stumm an. „Wenn Sie mir sagen, welcher Spezies Ihre Frau angehört, kann ich Ihnen den passenden Ring zeigen.“ Ich beugte mich nach vorne und grinste diebisch. „Oder ist es ein Mann?“
„SIE“, betonte der Mann mit den unfrisierten Haaren, „ist zur Hälfte Mensch.“ Da mir bekannt war, dass nicht einmal Val selbst wusste, welches die andere Hälfte war, hakte ich nicht nach, was Hawk eigentlich hätte auffallen müssen – aber er war zu abgelenkt.

„Ich verstehe“, nickte ich statt dessen und verstaute die Lade wieder, um sie durch eine mit den schlichtesten Ringen im Universum zu ersetzen. „Nun, wie wäre es mit diesen hier? Unauffällig, dennoch wunderschön anzusehen, finden Sie nicht?“
„Nein!“ spuckte mein Kunde. „Ein bisschen mehr darf es schon sein!“

Ich lupfte die Augenbrauen. „Also gut, ich glaube, ich weiß, was Sie suchen.“ Ich beförderte eine dritte Lade ans Tageslicht, nahm einen Ring und hielt ihn gegen das Licht. Durch ein wenig Q-Magie verhinderte ich, dass er dabei funkelte.
Schon nach wenigen Momenten zeigte Hawk sein Missfallen.
„Mir scheint, bei Ihrer Partnerwahl waren Sie nicht ganz so wählerisch“, murmelte ich.
„Wie bitte?“ Hawk hatte mich schon sehr gut verstanden, dennoch glaubte er sich verhört zu haben. Typisch menschlich.
„Kommen Sie, Sie sind doch ein junger Mann. Sie haben doch noch gar nicht alles gesehen.“ Theatralisch öffnete ich die Arme. „Die ganze Galaxis ist voll von exotischen, wunderschönen Frauen und Sie wollen heiraten? Dazu eine Menschenfrau? Das ist doch... Vergeudung! Wie übrigens die gesamte Ehe.“
Hawks Augen verengten sich zu Schlitzen. Doch er fand so schnell keine Worte.
„Sehen Sie mich an!“ forderte ich ihn deshalb auf. „Ich kann mir jeden Tag eine andere Frau suchen, um mich mit ihr zu vergnügen. Und lassen Sie mich das noch sagen, Sie sind doch ein recht attraktiver Mann“ - das war natürlich gelogen - „warum wollen Sie sich da an nur eine Frau binden?“
Er schüttelte langsam den Kopf. „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.“
„Was mich das angeht? Was glauben Sie, wie viele Ringe hier als Second Hand-Ware herumliegen? Ringe, die die Ehepartner zurückgegeben haben – nicht etwa, weil sie Geld brauchten, sondern weil sie nach ihrer Trennung nicht mehr an den Anderen erinnert werden wollten.“
„Bei uns ist das anders“, brüllte er. Hawks Kopf hatte inzwischen eine ungesunde Rotfärbung angenommen.
„Den Satz hab ich natürlich noch nie gehört“, machte ich mich über ihn lustig.
Mein Gegenüber begann zu grübeln. Allerdings nicht darüber, das mit der Ehe sein zu lassen, sondern was er mir antworten könnte. Er beließ es letztendlich bei einem: „Ich glaube, ich werde hier nicht fündig. Guten Tag!“
„Was immer Sie suchen“, rief ich ihm hinterher, „Sie werden es bei ihr auch nicht finden!“


„Sie sehen, ich habe es versucht. Aber manche Leute wollen einfach nicht lernen. Doch seien Sie versichert: der gute Mr. Hawk wird seine Lektion noch lernen. Da helfen auch Morddrohungen gegen meine Person nichts. Jedenfalls schickte ich ihn kurz darauf zu seiner Familie, ließ ihn aber in dem Glauben, ich hätte es aus reiner Güte getan. In Wirklichkeit wollte ich ihm nur seinen Verlust in Erinnerung bringen.

Alors, ein besonderes Phänomen ist das Ergebnis ohne Gewinner. Sie meinen, so etwas gibt es nicht? Au contraire!“ *schnipp*



Bei meiner Ankunft waren sich die Beiden schon bedrohlich nahe gekommen. Ich schüttelte seufzend den Kopf, während ich mich fragte, was mein Junior nur daran fand, die beiden Führungsoffiziere kopulieren zu lassen. Sicherlich, Svetlana war eine hübsche Frau – aus menschlicher Sicht – und Manu hatte als Jamaikaner die kulturspezifischen Eigenarten in sein Stammhirn eingraviert (auch wenn er sie im Dienst durchaus zu beherrschen verstand) kombiniert mit anderen Vorzügen – aus weiblicher Sicht. Dennoch fand ich keinen zufriedenstellenden Grund, warum er die Beiden immer in solch prekäre Situationen brachte.
Ich legte den Kopf schief. Standen sie womöglich gar nicht unter seiner Kontrolle?

„Mon capitan!“ sprach ich ihn deshalb einfach mal an, um seine Reaktion auf meine Anwesenheit zu analysieren.
Diese war mehr als aufschlussreich: Er sagte nichts. Und auch Madame Kirilenkova brachte kein Wort über ihre Lippen. Natürlich hätten sich die Beiden dafür erst einmal lösen müssen, aber so wusste ich, dass sie gegen ihren Willen handelten. Ein Umstand, den ich mit einem Fingerschnippen änderte.


„Sie fragen sich jetzt sicherlich, warum es hier keine Gewinner gab. Alors, einfach ausgedrückt, weil beide verloren haben. Doch bevor Sie jetzt einen falschen Eindruck bekommen. Es geht hier nicht um den Verlust eines Schäferstündchens. Non non non, dieses Erlebnis führte dazu, dass sich die Beiden verloren haben. Mon dieu, wo denken Sie schon wieder hin? Ich meine auch nicht ihre rudimentären Gefühle füreinander, sondern als Führungsduo. Dieses gerade erzählte Erlebnis führt dazu, dass Madame Kirilenkova die Station verlässt.

Machen wir weiter in der Lektion: Wie nahe Gewinn und Verlust beieinanderliegen, zeigt sich ebenfalls sehr oft, auch in der Geschichte der Menschheit. Es gibt sogar Redewendungen, die genau dieses Phänomen beschreiben. Dabei gibt es sowohl die eine als auch die andere Richtung – also ein Verlust, der sich aber wie ein Sieg anfühlt; und ein Sieg, der einem wie ein Verlust vorkommt. Sie brauchen ein Beispiel? Das habe ich nicht anders erwartet, dass sie mit Ihrem mickrigen Gehirn die Geschichte des Zusammentreffens der Ph'talmer und der Menschen vergessen haben. Lassen Sie mich Ihre Erinnerung auffrischen: Die Menschen hatten den Kampf gewonnen, doch dafür hatten die Ph'talmer – zumindest im Glauben der Bewohner der Starbase – ihr Leben gelassen, weswegen meine geschätzte Ricarda – wie auch der Rest der Crew – sehr geknickt war. Ich hatte es nie für nötig gehalten, sie aufzuklären, was wirklich mit den Ph'talmern passierte.
Und nun träumt die arme Ricarda auch noch davon und all diese negativen Emotionen überfluten sie. Ich frage mich nur, was mein Jüngster da in ihren Träumen zu suchen hat. Vielleicht aber finde ich ja jetzt ein paar Erklärungen.“ *schnipp*



„Ein Mensch von drinnen verriet den Belagerern, wie man an der Verteidigung vorbei kommt und indem die Belagerer dies taten fiel die Festung.“ Richards hatte seine Idee sehr ausführlich erklärt. Dabei ging ich nicht davon aus, dass er dies für mich tat, sondern für seine minderbemittelten Kollegen auf der OPS.
Dennoch musste ich zugeben: „Mon ami! Ein fabelhafter Vergleich, mein lieber Sir Richards von der eisernen Haut! Wir stürmen die Festung meines Sohnes durch Verrat von innen!“ Ich erblickte Madame Lone, die immer noch recht teilnahmslos im Raum stand. Ihr irritierter Zustand offenbarte sich jedem dadurch, dass sie sich ohne Gegenwehr von einem Medizinmann untersuchen ließ – eine Begebenheit, der bei den Menschen eigentlich nur dann vorkommt, wenn er im Koma liegt oder tot ist. „Und wie es der Zufall will, haben wir zufällig ein Exemplar der Spezies Homo femininus hier im Raume, die uns über das Innere dieser Festung genauestens berichten kann.“

Ich überlegte für einen Moment – was für einen Q doch schon recht lange ist – was das richtige Ambiente für das folgende Interview wäre und entschied mich für ein recht simples, aber beim Menschen durchaus bekanntes Szenario. Ich „besorgte“ mir einen Stuhl, einen Block, einen Stift und fing an: „Alors, Madame docteur! Erzählen Sie mir alles, was Sie erlebt haben. Erwähnen Sie alles, was Sie mit Ihren primitiven Sinnen wahrgenommen haben. Jede Kleinigkeit kann uns weiter helfen.“ Um sie ein wenig zu forcieren, klopfe ich mit dem Stift auf den Block. „Wir warten!“

Doch irgendwie fühlte sich Mnemo ein wenig gehemmt.
„Mon dieu“, rief ich aus, schnippte mit den Fingern und schickte den untersuchenden Mediziner dahin, wo er hingehörte. Außerdem vollendete ich die Szene, indem ich die kleine Frau in liegender Position auf ein plötzlich mitten im Raum befindliches Sofa beförderte. „Entspannen Sie sich und beginnen Sie zu erzählen.“
Bevor ich einen Vulkanier herbeiholte, der das Reden für sie übernahm, indem er ihre Gedanken zu seinen machte und so weiter, begann sie zu reden.

Zehn Minuten später hatte ich eine ungefähre Vorstellung, wo sich mein Sohn aufhielt. Bildlich gesprochen hatte er sich eine Art Baumhaus erschaffen, dessen einziger Zugang eine Strickleiter war, die er aber stets einzuholen pflegte. Darum oblag es Ricarda, uns von innen den Zugang zu ermöglichen. Und je schneller sie das tat, desto besser, denn ich wusste, Junior hatte die Person gefunden, mit der er das tun wollte, was er schon lange vorhatte.


„Die Menschen haben dafür einen Ausdruck: Er nennt sich 'Unschuld verlieren'. Auch das ist ein Beispiel, wo man etwas verliert, sich aber als Gewinner fühlt. Solange einen die Eltern dabei nicht erwischen und davon abhalten. Und genau deswegen beeile ich mich jetzt lieber.“ *schnipp*
Wedge Antilles

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When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.
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