Personen: Kiri, Val, Richi, Rici
Wörter: 1197
=^= Brücke =^=
Gespannt starrte ich – und ich war vermutlich nicht der Einzige – auf den Schirm. Wie Mücken das Licht umkreisten uns die fremden Schiffe. Allerdings blieb ein ähnliches Feuerwerk, wie es gerade auf die Base niederprasselte, aus.
Kirilenkova fragte etwas heiser: „Worauf warten die?“
„Das ist eine sehr interessante Frage“, musste ich zugeben, denn insgeheim hatte ich mich das auch bereits gefragt.
„Waffen sind einsatzbereit.“ Ricarda machte ihrem Job als Taktische Offizierin alle Ehre. Ohne sich von dem gewiss spektakulären Schauspiel da draußen beeinflussen zu lassen, ging sie das Protokoll durch und bereitete das Schiff auf den Kampf vor.
„Mr. Richards, wie ist Ihr Zustand?“ Ich hatte diese Information über die offene Komm-Verbindung zur Station abgerufen. Ich vermutete, der Androide wusste, dass ich nicht seinen persönlichen Zustand wissen wollte, sondern den Allgemeinzustand der Station.
„Wir werden von niederwertigen Energieladungen getroffen“, verwendete der Angesprochene fast dieselbe Wortwahl wie sein nahezu baugleiches Duplikat zuvor. „Unsere Schilde werden damit…“ Plötzlich verstummte der momentane CO der Starbase.
„Lieutenant?“ Mein Blick ging zu Nscho-Tschi, die mir jedoch mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass die Verbindung noch offen war.
„Captain, wir empfangen wieder etwas.“ Es war Ricarda, die das sagte. Ich drehte mich um 90° und sah sie fragend an. „Diese Fremden scheinen wieder zu kommunizieren.“
„Können Sie sie diesmal verstehen?“ war Kirilenkova etwas schneller als ich.
„Negativ.“
Mein Blick ging wieder zum Bildschirm. Von einem Moment auf den anderen und völlig unerwartet wurde das Feuerwerk eingestellt. Ob da ein Zusammenhang zu dem aufgeschnappten Funkruf bestand?
Zeit darüber zu diskutieren blieb keine, denn mit einem Mal wurde die Horizon von Blitzlichtern eingehüllt. Das Schiff begann ein wenig zu vibrieren, doch bei Weitem nicht stark genug, um jemanden zu Fall zu bringen.
„Es handelt sich um dieselben niederwertigen Energieladungen, wie sie auf die Station geschossen wurden“, erklärte Ricarda das von uns Gesehene. „Keine Gefahr für die Schilde.“ Jedenfalls momentan nicht.
Kirilenkova kam einen Schritt näher, senkte ihre Stimme, so dass nur ich sie hören konnte. „Sollten wir das Feuer nicht erwidern?“
Ich begann langsam zu nicken. „Lieutenant, einen schwachen Phaserschuss auf eines der Kugelschiffe feuern.“ Während ich das sagte, ging ich zu meinem Sessel und setzte mich hinein. „Wir wollen es nicht beschädigen. Mal schauen, wie sie darauf reagieren.“
„Phaser haben ein Ziel erfasst“, kam es nur wenige Momente später retour.
„Feuer!“
Ricarda hatte nicht nur die Waffe ausgerichtet, sondern auch die Bildschirmanzeige angepasst, so dass wir sehen würden, wie ein orangefarbener Strahl auf die Oberfläche eines der Kugelschiffe schlüge und dort verpuffe.
Doch Ricarda zögerte, das anvisierte Schiff flog aus dem Sichtbereich heraus, wobei aber das nächste bereits wieder erkennbar war. Doch ein Phaserbeschuss blieb aus.
Die XO, die sich in der Zwischenzeit ebenfalls zu ihrem Sessel begeben hatte, drehte nun ihren Oberkörper zu der Androidin und erhob ihre Stimme: „Lieutenant!?“
„Sir, verzeihen Sie, aber Richards ist etwas aufgefallen.“
Das war aber nicht unbedingt ein Grund, sich meiner Anweisung zu widersetzen. Und der Androide setzte noch einen drauf, in dem er seine Beobachtung gleich ungefragt mitteilte: „Das Explosionsmuster während des Angriffs auf die Station und auf die Horizon ist absolut identisch.“
„Dann benutzen sie zweimal dasselbe Angriffsverfahren“, fiel Kirilenkova schnippisch dazwischen.
Doch Richards ließ sich davon nicht ablenken: „Unwahrscheinlich, Ma’am. Durch die eklatanten Größenunterschiede ist ein Beibehalten des Manövers nicht sinnvoll.“
„Und was wollen Sie uns damit sagen, Lieutenant?“ wurde nun auch ich langsam ungeduldig.
„Ich vermute, es handelt sich um einen Kommunikationsversuch!“
Eine durchaus interessante Auslegung der Tatsachen. Aber noch nicht überzeugend. „Das ist eine recht gewagte Theorie! Worauf stützen Sie Ihre Annahmen?“
„Neben dem erwähnten Muster, das ich erkannt habe, auch darauf, dass Lichter in vielen Zivilisationen als Kommunikationsmittel verwendet wurde und wird, unter anderem auch beim Volk der Menschen, speziell im 19. Und 20. Jahrhundert.“ Richards wollte wohl mit seinen Geschichtskenntnissen angeben, doch auch ich hatte in der Schule aufgepasst und konnte mit dem Begriff „Morsen“ etwas anfangen.
„Selbst wenn es sich um einen Kommunikationsversuch handelt, so kann es sich dabei um das Diktieren von Kapitulationsbedingungen handeln.“ Kirilenkova war ungewöhnlich aggressiv gegenüber den Aussagen. Sie konnte sicherlich recht haben, dennoch hatte ich eine solch ablehnende Haltung von ihr nicht erwartet. Ob das mit ihren Kopfschmerzen zusammenhing?
„Vorausgesetzt, es handelt sich um Worte, Ich nehme nicht an, dass wir in der Lage sind, es zu übersetzen, oder?“
„Bisher nicht“, kam die erwartet ernüchternde Antwort des Androiden. „Wir können eine Häufigkeitsanalyse durchführen, um einzelne Worte, Silben oder Buchstaben zu erkennen. Aber dafür müssten sie lange genug reden und selbst dann könnten wir den Sinn der Buchstaben vermutlich nicht verstehen.“
Natürlich, kein Klingone würde die Bedeutung von drei kurzen, gefolgt von drei langen und wieder drei kurzen Lichtsignalen verstehen. Und selbst, wenn er herausfand, dass es sich um und um welche drei Buchstaben handelte, würde er mit S-O-S nichts anfangen können. So wie Picard damals nichts mit den Worten „Darmok auf Tanagra“ anfangen konnte – eine Lehrbeispiel für Diplomatie an der Akademie.
Nichtsdestotrotz war es einen Versuch wert: „Versuchen Sie es trotzdem. Schließen Sie sich mit der Wissenschaft kurz.“ Dieser eigenbrötlerische ITler hatte sicherlich ein paar Algorithmen auf Lager, die selbst einem Androiden alle Ehre gemacht hätten.
Ich beugte mich zu Kirilenkova herüber und sprach leise zu ihr: „Wir kommen so nicht weiter, wir müssen ein Außenteam da rüberbringen.“
Ihr war dabei sichtlich nicht wohl, denn sie würde ein solches Unterfangen mit beeinflussen. „Aber das wird wieder dazu führen, dass die Kopfschmerzen zurückkehren“, verlieh sie ihrem Unwohlsein Sprache.
„Dann müssen wir irgendwie dafür sorgen, dass unser Außenteam nicht entdeckt wird.“
Die XO runzelte die Stirn. „Sie meinen, so eine Art Stealth-Technologie für das Außenteam?“ Womit wir mit der Nomenklatur wieder im gefühlten, technischen Mittelalter angekommen waren. Doch egal, wie veraltet der Name war, so neuartig würde die Technik sein – vorausgesetzt, es funktionierte.
„Captain Katché an Commander Valeris”, öffnete ich einen Kanal.
„Captain, ich wollte Sie auch gerade rufen“, kam es zurück.
„Sie zuerst!“ Vielleicht waren es ja zur Abwechslung einmal gute Nachrichten.
„Einer meiner Leute vermutet, dass ein Teil des Schiffs, das uns gerammt hat, in der Außenhülle der Horizon festhängt. Er möchte es mit einer Workbee abtrennen.“ Bevor ich auch nur Luft geholt hatte, um ihr klarzumachen, dass das zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich war, sprach sie schon hastig weiter. „Ich würde davon abraten und schlage vor, dass wir das Teil, sofern es denn da ist, von innen hereinholen. Das würde allerdings bedeuten…“
Während Sie den Satz aussprach, dachte ich ihn schon zu Ende. Um etwas von innen hereinzuholen, bedurfte es einer Öffnung. Und da dort unten kein Fenster war, würde man ein Loch in die Hülle schneiden müssen. Das interessante an dem Vorschlag war die Möglichkeit, die uns ein solcher Fund eröffnete: Da dieses Schiff über eine Tarnung verfügte, konnten wir damit vielleicht auch unser Außenteam tarnen. Mir war klar, dass das Schiff nicht in einen tarnenden Wollumhang gewickelt war, aber was auch immer es vor unseren Sensoren versteckte, ließ sich vielleicht adaptieren. „Erlaubnis erteilt!“
Valeris hatte offenbar nicht so schnell mit meinem Einverständnis gerechnet, weswegen sie ihren Satz nicht beendete sondern einfach verstummte.
„Es könnten Ihnen bei folgender Aufgabe helfen“, erklärte ich meine schnelle Entscheidung. „Wir müssen das Außenteam tarnen, wenn wir es noch einmal auf das Schiff beamen wollen.“
HRZ - Cpt Katché - RPG 41 Log 6 – 12143.1410
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Wedge Antilles

When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.

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