[NRPG: der erste Versuch]
Thema: Der erste Versuch
Personen: Kiri
Woerter: 532
Sobald Commander K mich verlassen hatte (nicht im übertragenen Sinne gemeint), widmete ich meine gesamte Aufmerksamkeit wieder dem kleinen Stück Technik vor mir. Es war eine Sysiphusarbeit. Selbstverständlich hätte ich diesen Auftrag auch wem anders übertragen können, aber der Gedanke, dass ich das Schicksal des Aussenteams in andere Hände legte, machte mich krank. Ich aktivierte den Trikorder und begann damit, den Raumanzug, der auf dem Tisch vor mir „Platz“ genommen hatte, in kleine Sektoren einzuteilen, um eine Ahnung davon zu erhalten, wie sich die neue Tarnung am praktischsten anbringen ließ.
Zwei Stunden später lag der Prototyp vor mir. Nicht wirklich zufrieden klappte ich den Trikorder zusammen und legte den Kopf schief. Das war wahrlich kein Meisterwerk. Die Energieleitungung unter der neu aufgebrachten Struktur waren deutlich erkennbar. Und sichtbar hieß verwundbar. Ausserdem konnte man noch klare Werte vom Träger des Anzuges erkennen – wenn man wusste, wonach man Ausschau zu halten hatte. Es war mir bisher nicht gelungen, jegliches Signal zu unterbinden, egal, welche Position die Schuppen einnahmen oder welches Strahlungsfeld ich um den Schutzanzug herum aktivierte. Ich rieb mir die Augen, vernahm wie aus einer anderen Welt das Zischen des sich öffnenden uns schließenden Schotts und drehte mich um. Commander Kirilenkova hatte das Labor betreten und versuchte einen Blick über meine Schulter zu werfen. Sie war wirklich überpünktlich.
„Bericht!“, forderte sie, während sie an meinen Projekttisch trat.
„Einen Schönheitswettbewerb werden wir nicht gewinnen“, murmelte ich und reichte ihr die ersten Auswertungen.
„Wird es funktionieren?“, fragte sie und sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern.
„Es ist mir bisher nicht gelungen, jedes Signal zu unterbinden“, begann ich die Erklärungen. „Ich habe keine Ahnung, über welche Art von Sensoren die verfügen. Wir werden in der Lage sein, das Aussenteam zu orten, wir können uns sogar die medizinischen Daten des Trägers übertragen lassen, wenn wir wollen. Aber das bedeutet auch, dass die anderen das können. Tut mir leid Commander, das ist ein Zustand, den ich gern noch ändern möchte.“
„Mhmm“, gab sie nur von sich und das veranlasste mich, sie anzusehen. Irgendwie hatte ich mir einen anderen Kommentar erhofft (der in seinen Möglichkeiten von ‚machen Sie weiter‘ über ‚das wird ausreichend sein‘ zu ‚das ist ein Umstand, den wir unter gar keinen Umständen tolerieren können‘ alles beinhaltete). Nur ein ‚mhmm‘ hatte ich nicht erwartet.
„Commander?“, fragte ich nach, als von ihr auch nichts anderes zu kommen schien.
„Wie sind die Chancen, dass diese Signale aufgefangen werden?“, fragte sie und verwirrte mich damit noch mehr.
„Wie ich bereits sagte, wenn wir die Signale empfangen können, kann es auch wer anders. Die grosse Frage ist, wissen die, wonach die suchen müssen.“
„Wenn wir getarnt sind, rechnen sie nicht damit, dass wir an Bord sind. Also steht die Wahrscheinlichkeit, dass man nach einem Signal sucht, gering.“
Wieder zuckte ich mit den Schultern. Das war unbestreitbar ein Standpunkt. Nur, war es der richtige?
„Es ist nicht unbedingt ein Risiko, was ich eingehen würde, wenn es sich vermeiden läßt“, antwortete ich.
„Wieviel Zeit würden Sie brauchen, um die Signale zu tarnen?“
Die Frage indizierte auf sonderbare Art, dass es nicht wirklich eine Option war. Vielleicht hatte ich den Zeitfaktor bisher unterschätzt.
„Keine Ahnung“, sagte ich schließlich. „Vielleicht nochmal eine Stunde?!“