Thema: Auf ihr drauf!
Personen: AT und Katché
Wörter: 807
Ich hatte den Gedanken, mich in die Eingeweide des Schiffes zu hacken, bereits wieder aufgegeben und ich konnte eigentlich nicht behaupten, dass ich sonderlich traurig darüber gewesen wäre. Irgendwie wurde dieses sonderbare ‚Spionage-Gefühl‘ im stärker.
„Catpain?“ Kirilenkova hatte die letzten paar Sekunden damit verbracht, die Anzeigen zu studieren, anders ließ sich ihr Ton, den die jetzt an den Tag legt, nicht erklären. Sie klang, als würde sie noch während des Sprechens darüber nachdenken, was sie überhaupt zu sagen gedachte.
„Sprechen Sie, Commander“, forderte Chefzwerg sie auf.
„Wir können auf dem Schiff hier zwei menschliche Lebenszeichen ausmachen. Salvation und Hernandez müssen hier hergebeamt worden sein.“
„Können Sie eine Weg zu ihnen finden?“, fragte Katché weiter und ich wunderte mich, warum er diese Frage stellte. Im Prinzip war das Beste eingetreten, was uns hätte passieren können. Warum das Glück auf die Probe stellen und eine Befreiungsaktion planen? Aber der Captain und seine Commander waren natürlich anderer Ansicht.
„Wir können es versuchen…“, begann Kirilenkova und ich bekamm das Gefühl, sie sah mich an. Ich wollte sie nicht ansehen und tat mit meinen eigenen Anzeigen beschäftigt, was sie aber nicht davon abhielt, den Satz zu ende zu sprechen. „Aber wenn wir einen Deckplan hätten, wäre es sicherlich einfacher.“
Ich atmete tief durch, mit den Gedanken schon bei der Zerstörung von Abdeckplatten und Schaltkreisen.
„Mrs. Valeris!?“ Jaja, wäre ja wirklich zu schön gewesen, wenn Chef mal anderer Meinung gewesen wäre. „Tun Sie es!“
„Aye.“
Nun versuchte ich, Kirilenkova hilfesuchend anzusehen. Sie war die Größte unter uns und der Zugang war ein klein wenig ausserhalb meiner Reichweite. Der Gedanke an das Bild, wie ich auf ihren Schultern stand, war nicht gerade beruhigend. Allein die Tatsache, dass wir relativ unsichtbar waren, ließ mich diesen Gedanken überhaupt ertragen.
„Gibt es ein Problem?“, fragte die erste Offizierin, als sie realisierte, dass ich mich noch nicht an die Arbeit gemacht hatte. Ich hob die Hand (in dem Wissen, dass die Sensoren in ihrem Anzug diese Geste deuten konnten und zeigte in Richtung der Wand).
„2.40 Meter.“, sagte ich und wartete.
„Optionen?“
Eine Leiter oder Anti-Grav-Boots hatten wir nicht dabei. „Sie könnten versuchen, den Zugang freizulegen...“
Bloss gut, dass uns so keine sehen konnte! Ich stand auf Kirilenkovas Schultern, mit einer Hand an der Wand abgestützt, mit der anderen in der Wand drin und entfernte einige isolineare Chips. Zumindest in dieser Hinsicht schien die Technik wie unsere zu funktionieren und die alte Technikerweisheit ‚Zieh einfach einiges raus und steck es woanders wieder rein‘ Anwendung zu finden. Ich war enttäuscht, dass das System keineswegs gesichert war und einen Zugriff ohne weiteres ermöglichte. Ich hatte nicht einmal einen ‚elektrischen Schlag‘ bekommen und der gehörte bei solchen Aktionen sogar bei eigenen Sternenflottensystemen dazu. Aber die Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Fehlende Sicherungsmechanismen bedeuteten noch nicht fehlende Überwachung. Aber wenigstens war das ein Problem, mit welchem wir uns später herumschlagen konnten. Sie sollten uns erstmal finden.
„Gehts nicht ein bisschen schneller“, fing mein ‚Hocker‘ an zu maulen. „Ich will ja nicht persönlich werden, aber ewig kann ich so nicht stehen bleiben.“
Ich grinste, war froh, dass sie das nichts sah. Diese Rasse musste uns einige Zentimeter an Körpergröße überragen, denn der Zugang zu den Kontrollen befand sich nicht nur ausserhalb menschlicher Reichweite, sondern auch noch einen geschätzten halben Meter innerhalb der Wand. Andernfalls wäre vielleicht jemand anderes aus dem Aussteam in der Lage gewesen, Leiter zu spielen, aber der Umstand, dass ich mittlerweile mit dem gesamten Oberkörper in der Wand zu stecken schien, ließ nur Kirilenkova als mögliches Opfer zu. Wenigstens konnte ich meinen Helm absetzen, denn mit ihm hätte ich kaum eine Möglichkeit gehabt, in die Wand zu passen. Die klaustrophobischen Zuständen ließen mich wenigstens die Höhen vergessen, vor denen ich ein klein wenig mehr Respekt hatte. Und in der Wand konnte meinen Kopf keiner sehen.
„Her damit“, sagte ich, während ich aus dem Loch herauskroch und die Hand nebens Kiris Kopf baumeln ließ. Lavalle reichte mir das ihm vorher in Auftrag gegebene Gerät und ich ging wieder auf Tauchstation, integrierte Sternenflottentechnik in ‚Was-auch-immer‘ und drückte den Download button. Dann steckte ich das Gerät zwischen die Leitungen und entfernte mich wieder aus dem Loch.
„Sie können mich jetzt runterlassen.“, sagte ich und vernahm (mit einem Grinsen) einen erleichterten Seufzer.
„Und jetzt?“, fragte sie und massierte sich die Schultern.
„Wir warten“, sagte ich. „Das System ist mit unserer Ausrüstung nicht hundertprozent kompatibel.“
„Das heisst?“
„Der Download wird etwas länger dauern. In der Zwischenzeit können wir uns überlegen, ob wir einen Sender hierlassen.“
„Einen Sender?“
„Falls wir zusätzliche Infos brauchen, können wir damit auf die Datenbank zurückgreifen. Und ich schätze die Gefahr nicht stärker ein, als das, was wir hier eh schon gemacht haben.“
Ich rieb mir den Nacken, setzte den Helm wieder auf und warf einen Blick auf den internen Chronometer. Es würde noch einige Minuten dauern, bis wir die Daten hatten.