NH - Lt John Ertl, Sec - MLog02 - Stardate: 21277.0742

[JohnErtl]

NH - Lt John Ertl, Sec - MLog02 - Stardate: 21277.0742
Personae: PO2nd.Gerry McKennly, SgtMj Lena Lewis, LtCmdr Ciriella Feranion, Lt Andrass Her'De'R, Lt Mitchell Montgomery, Captain Riana Seymore (erwähnt),
NPCs: Schwein-Schwein, Kenny Myers, Raufbolde, Klingone mit Messer, Murphy, Thomas Roberts
Wörter: 1480

=== Starbase New Hope === Primärer Mittlerer Komplex === Restaurant und Barbereich „Gamma Quarks“ ===

"Lieutenant Ertl, ich hab da noch jemanden für sie. Ach und mein Begleiter will ihnen was geben."
Ich drehte mich von den verhinderten Raufbolden weg und sah Gerry im Anmarsch, mit einem außer Gefecht gesetzten Klingonen und Schwein-Schwein als Ehrengarde. Ich musste schmunzeln - doch das verging mir sehr schnell, als Gerry seinen vorläufigen Bericht erstatte. Ein Kampfmesser war gezogen worden - und das machte aus einer vergleichlichen Lappalie möglicherweise ein Kapitalverbrechen. Entsprechend unsanft - aber bei Gott nicht vorschriftswidrig grob - behandelte ich den Neuzugang. Einige herzhaft auf Klingonisch ins Gesicht gebrüllte Beleidigungen und das Knurren eines Targs wirkten Wunder - er ließ sich beinahe anstandslos abführen.
Ich blickte mich um. Die Aussagen der Gäste hatte ich, unsere Medics machten ihren Job gut wie immer und Schwein-Schwein hing mit der Schnauze in einem offenbar während des Kampfes zerbrochenen Fass Blutweins.
"Schwein-Schwein! Nicht im Dienst! Und vor allem nicht im Dienst vor Zeugen!"
Sie warf mir einem traurigen blick zu, gehorchte aber. Zur Belohnung gab es ein weiteres Stück Trockenkunstfleisch. Zumindest hoffte ich, dass es Kunstfleisch war - der nausikanische Schmuggler hatte da verdächtig vage Angaben gemacht.
Wie auch immer: Hier kamen wir nicht mehr weiter. Den Rest der Pflicht würde ich auf der Sicherheitsstation.

=== Starbase New Hope === Primärer Mittlerer Komplex === Sekundäre Sicherheitsstation ===

Sergeant Major Lena Lewis hatte das Herz am rechten Fleck - sie versuchte, bei der Wahrheit zu bleiben, und gleichzeitig ihre Männer und Frauen in Schutz zu nehmen. Das war es, was man von einem Anführer erwartete, und ich konnte ihr auf keinen Fall dafür böse sein. Was ihr jedoch etwas fehlte, war Erfahrung im Umgang mit kreativer Wahrheit.
Ich seufzte.
"Sergeant Major, es wird keine Anklagen geben - also, weder für die Gäste, noch für unsere Marines. Aber einige dieser Formulierungen hier können für Einträge in der Personalakte sorgen, und sogar in 5, 10 oder 15 Jahren Probleme bereiten. Außerdem zweifle ich an manchen Ihrer Aussagen."
Empört zog sie die Augenbrauen hoch.
"Lieutenant? Bezichtigen Sie mich etwa der Falschaussage?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Nein, aber ich glaube, dass die Erinnerungen hier etwas verschwommen sind. Nehmen wir einmal diesen Teil:"
Ich hielt demonstrativ das Datenpad hoch.
"Private Hotschar bemerkte aus dem Augenwinkel, wie der kleinere der Klingonen ein Fas Blutwein auf dem Kopf von Corporal Derandur zerschmettern wollte und versetzte dem Angreifer deswegen drei Faustschläge ins Gesicht, bis er zusammenbrach."
Lewis nickte.
"Genau so."
Ich seufzte und warf Gerry einen verzweifelten Blick zu, der nur mit den Schultern zuckte udn das reden weiter mir überließ.
"Genau so NICHT. Was sich in Wirklichkeit abgespielt hatte, war meinen kriminalistischen Ermittlungen nach folgendes:"
"Private Hotschar bemerkte aus dem Augenwinkel, wie der kleinere der Klingonen ein Fass Blutwein auf dem Kopf von Corporal Derandur zerschmettern wollte. In gerechtfertigter Nothilfe versuchte Hotschar, dem Angreifer das Fass aus den Händen zu schlagen, als dieser sich so unglücklich bewegte, dass er in die Faust des Privates lief. Daraufhin drehte er sich um die eigene Achse, fiel mit dem Gesicht voran auf einen der Sessel und landete schließlich auf dem Rücken, wo ihn dann seine eigene Waffe - das besagte Fass - der Schwerkraft folgend noch einmal am Kinn traf."
"Was meinen Sie, Petty Officer?"
Gerry nickte.
"Kling logisch. Ich bin mir auch sicher, dass der andere Klingone während des Kampfes mindestens dreimal gestolpert ist, was die meisten seiner Verletzungen erklärt."
Da konnte ich nur vor kriminalistischem Enthusiasmus zustimmen.
"Das deckt sich auch mit Schwein-Schweins Schnüffelergebnissen. Sergeant Major, zusammenfassend glaube ich, dass keine einzige der Kampfhandlungen der verdienten Marines an Bord eine Überschreitung von Nothilfe oder Notwehr darstellt, womit ich auch keinen Grund sehe, einen Eintrag in der Personalakte zu fordern. Vorausgesetzt, jemand redet noch einmal ein ernstes Wörtchen mit ihnen und macht ihnen klar, dass eine Schlägerei in Uniform niemals eine gute Idee ist. Haben wir da einen Deal?"

~~~ Zeitsprung ~~~

"Das ist eine sehr weite Dehnung des Wahrheitsbegriffes, Lieutenant."
Da hatte Feranion absolut recht.
"Ich weiß, Commander, aber letztendlich wurden keine dauerhaften körperlichen Schäden verursacht, ebenso keine Dienstunfähigkeit, die einen Sondereintrag ins Logbuch rechtfertigen würde. Was ich verhindern will, ist die Karriere oder die Hilfsbereitschaft eines Marines gegenüber seiner Kameraden wegen dieser Geschichte zu beschädigen."
LtCmdr Ciriella Feranion nickte ebenso wie Myers, der einen sehr deutlichen Blick Richtung unserer Gefängniszellen warf.
"Und was ist mit dem?"
Ich seufzte.
"Taruf, Sohn des Mogta. Sagen wir es einmal so - er ist im Leben nicht gerade auf die Sonnenseite gefallen. Einige Schicksalsschläge und der Alkohol haben ihn auf eine gefährliche Bahn gebracht, deren Scheidepunkt genau in dem Moment erreicht war, in dem er eine tödliche Waffe auf einen Kontrahenten richtete. Ich denke aber, einige Monate in einer Strafkolonie und der Entzug können ihn wieder auf den rechten Weg bringen."
Myers runzelte die Stirn.
"Glauben Sie, Lieutenant? Sie wissen ja, was man über Sträflinge und Verbrecher sagt..."
Die Temperatur im Raum fiel augenblicklich um einige Grade, und PO McKennly saugte hörbar tief die Luft in seine Lungen. Ich setzte mein zuckersüßestes Lächeln auf, während meine Stimme schneidend genug wurde, um die Außenhülle eines Deltaflyers zu zersäbeln.
"Nein, Lieutenant junior grade Myers, weiß ich nicht. Bitte, erklären Sie es mir."

~~~ Zeitsprung ~~~

"...und in dieser Funktion sind Sie Captain Riana Seymore sowie ihrem zu ernennenden XO direkt unterstellt. Haben Sie verstanden?"
Ich starrte immer noch verblüfft auf den Bildschirm und dachte noch nicht einmal daran, den Kaffee aufzuwischen, den ich über meinen halben Schreibtisch geprustet hatte, nachdem mir Murphy meine neuen Einsatzbefehle gegeben hatte. Aber der Boss meinte es wirklich Ernst - ich als CXO? Sicherheitschef auf einem der modernsten Schiffe der Flotte?
Der Bock war jetzt nicht nur Gärtner, nein, er hatte soeben die ganze Gärtnerei übernommen.
Und mit was?
Mit Stolz!
"Sir, verstanden, Sir. Ich gebe mein Bestes."
"Nichts weniger erwarte ich. Murphy out."


~~~ Zeitsprung ~~~

Ich starrte Gerry einige Minuten lang nachdenklich hinterher, als er sich auf den Weg zur Prophecy machte. Die Entscheidung, mir selbst den Zugang zu meinen kleinen Mordwerkzeugen zu verwehren, war mir leicht gefallen - natürlich waren sie immer noch ein Ass im Ärmel, selbst angesichts unserer inzwischen hochgezüchteten Phasergewehre. Aber ich hatte sie ebenso wie alle Waffen der Avatar ordnungsgemäß deklariert und die Verfügungsgewalt über sie an meine Vorgesetzten für jene Zeit abgetreten, in der ich im aktiven Dienst war. Und ehrlich, an Bord eines Raumschiffes, noch dazu als CXO, ist man IMMER im Dienst.
Was Gerry betraf - er machte sich gut. Sehr gut sogar. Genau die Art von Unteroffizier, die man braucht, um ein Ohr an den unteren Dienstgraden zu haben. Natürlich musste er mit auf die Mission, ebenso wie Schwein-Schwein.


=== USS PROPHECY === Brücke === Taktikkonsole ===

Verzweifelt starrte ich auf Anzeigen und Bedienungspanele der taktischen Konsole.
Scheiße.
Offenbar hatte sich viel getan, seit ich das letzte Mal auf der Brücke eines Föderationsschiffes war.
Schwein-Schwein, die es sich auf dem Sessel des XO gemütlich gemacht hatte - ich hatte ihr verboten, den Captains Chair zu benutzen - starrte mich aus ihren schlauen Augen beinahe hämisch an, als ich mit einigen Auffrischungspads in der Linken und meiner Rechten auf der Konsole selbst versuchte, mich zurecht zu finden.

"Meine Güte, was macht denn das Schwein auf der Brücke?"
Ich wirbelte herum - und sah Roberts, der grinsend eingetreten war. Mein Stellvertreter auf der bevorstehenden Mission.
Schief lächelnd nickte ich ihm zu.
"Es versucht, aus diesen modernden Systemen schlau zu werden. Aber irgendetwas stimmt nicht, wenn ich die Zielerfassung simuliere - es ist ganz so, als ob die Berechnungen den erfassten Zielen immer einige hundert Millisekunden hinterherhinken."
Roberts sah mich zweifelnd an.
"Mit Verlaub, wann haben Sie zuletzt die Sicherheitssysteme eines Föderationsschiffes bedient?"
Ich überlegte, lange und gründlich.
"Hmmm, also entweder vor 29 oder 31 Jahren..."
Der Lieutenant lachte auf.
"Ha, dann fangen wir also am besten ganz von vorne an. Zuallererst - wir werfen heute keine Steine mehr auf den Gegner, wir verwenden Waffen, die man PHASER nennt, außerdem haben wir sogenannte TORPEDOS und..."


~~~ Zeitsprung ~~~

Roberts lehnte sich zurück und blickte mich sowohl erstaunt, als auch entschuldigend an.
"Nein, verdammt nochmal, Sie hatten Recht. Die Zielerfassung hat tatsächlich eine eklatante Verzögerung. Und ich weiß sogar, warum. Jemand hat achtzig Prozent unserer zugewiesenen Rechenleistung abgezweigt, um die Sensorenauswertung irgendwelche Prognoseroutinen abarbeiten zu lassen. Zugangscodes sehen nach Technikabteilung aus."
Ich schnaubte und verdrehte die Augen, ehe ich herzhaft auf meinen Kommunikator klatschte.
"Ertl an Her'De'R und Montgomery, bei allem gebührenden Respekt, aber habt ihr eine Hirnschnecke am Hinterkopf? Warum wurde die Taktik zugunsten der Sensoren kastriert?"
Ich hoffte inständig, dass sie eine gute Erklärung dafür hatten.