Personen: Harley H. Kristoffson, Arscosea Chakoty, Valeris A. Advena, Jacques d’Arlsienne (erwähnt)
NPCs: Kauvan
Wörter: 1‘578
Titel: Rettungsaktion
=A= G-001 New Hope – Deck 11 – Büro des kommandierenden Offiziers Commodore Muvea-Magnus =A=
Es war kein einfacher Moment. Es fiel mehr schwer zu sagen, was ich sagen musste. Ich ging um den Tisch und nahm Harley in den Arm. Einerseits wusste ich, dass sie in Kürze eine tröstende Umarmung brauchen konnte und andererseits zog ich daraus die nötige Kraft, um zu sagen, was zu sagen war:
„Habe ich nicht vor, auch wenn du Recht hast. Es ist noch nichts passiert.“ Was ich gern geändert hätte, aber dafür war momentan nicht der richtige Zeitpunkt. „Mir geht es um etwas anderes. Es geht um den Frachter. Wir müssen ihn zerstören.“
Es wurde Nichts mit einem tröstenden Effekt der Umarmung. Harley befreite sich schnell daraus nach meinen Worten und stand mit einigem Abstand zwischen uns vor mir. Sie schaute mich entgeistert an und es schmerzte mich, ihr dies antun zu müssen. Ich hoffte, sie würde es früher oder später zu schätzen wissen, dass ich es ihr erstens gesagt und zweitens selber gesagt hatte.
„Zerstören? Da ist meine Schwester drin verdammt noch mal.“
„Ich weiss. Wir planen eine Rettungsmission mit dem Shuttle. Du wirst da NICHT an Boa...“
„Vergiss es“, unterbrach mich Harley energisch, trat wieder näher und packte mich etwas unsanft an den Schultern. Im Schlafzimmer hätte ich gerne mal ein entsprechendes Rollenspiel ausprobiert, aber hier und jetzt schmerzte der Druck ihrer Hände einfach nur. „Bitte, da ist meine Schwester. Verstehst du? Lass mich bitte mit auf das Shuttle. Ich MUSS meine Schwester da raus holen.“
Ich wollte sie nicht an Board haben. Es war schlimm genug, dass wir wahrscheinlich weitere gute Kollegen verlieren würden, aber Harley? Ich konnte sie nicht verlieren. Ihr chaotischer Charakter gab mir Stabilität. Gab mir die Kraft meine Aufgaben zu bewältigen. Doch gegen ihren flehenden Blick und die Tränen in ihren Augen kam ich nicht an und liess mich zur zweiten emotionalen Entscheidung hinreissen, nach der emotional getroffenen Entscheidung sie nicht auf die Shuttle-Mission zu schicken.
„Ok. Komm aber heil wieder und BITTE: Mach einen keinen Scheiss. Ich möchte dich gern heile wieder haben.“ Ich machte eine Pause. Ich wollte ihr sagen, was sie mir bedeutete, aber das Wort Liebe war noch zu stark für den momentanen Stand unserer Beziehung. Sie war schon fast an der Tür, als ich endlich entschieden hatte, wie ich es sagen wollte. „Bitte, ich... mag dich wirklich gern. Geh rein. Holt sie alle raus, komm heile wieder. Keine Harley Aktionen. Bitte!“
Unglaublich wie Harley war, lächelte sie breit:
„Klar, morgen essen wir zusammen. Du kennst mich doch.“
Harley war verschwunden und ich stand etwas verloren mitten im Büro von Commodore Muvea-Magnus. Ich musste mich sammeln. Meine Professionalität zurückfinden, damit ich nachher auf der OPS keine falschen Entscheidungen traf. Das hiess, keine Harley-gesteuerten Entscheidungen. Sobald ich auf der OPS war, durfte sie nicht mehr Harley sein, sondern musste Ensign Kristoffson sein. Ich glaubte, diese Unterscheidung gefestigt zu haben und machte mich auf, das Büro in Richtung OPS zu verlassen, als mein Kommunikator sich meldete:
„OPS an Kirilenkova!“
„Ich bin doch schon auf dem Weg. Was gibt es?“
„Admiral Chakoty ist in der Leitung und will mit Ihnen sprechen“, meldete der Kommunikationsoffizier.
„Stellen Sie ihn durch!“
Damit trat ich zum Schreibtisch zurück. Der Computerbildschirm fuhr bereits aus der Tischplatte. Als ich den Tisch umrundet hatte, war der Bildschirm schon vollständige herausgefahren. Ich berührte die einzige Schaltfläche mit meinem rechten Zeigfinger und öffnete damit die Verbindung, während ich mich in den Stuhl setzte.
„Guten Tag, Admiral.“
„Commander“, nickte Admiral Chakoty zur Begrüssung. Die Stardust war bereits auf dem Weg gewesen für die offizielle Eröffnung der Base, als es zur Explosion gekommen war und hatte deswegen nicht mehr umgekehrt. „Wir haben das Wurmloch passiert und nehmen nun Kurs auf die New Hope. Wie ist Ihr Status?“
„Die Station steht immer noch unter Quarantäne. Aber wir kommen den Verantwortlichen näher. Die Commanders Jall und Ricarda befragen gerade eine Verdächtige und überprüfen Hinweise, welche die Verdächtige überführen könnten.“
„Gute Arbeit, Commander.“ Dieses Lob gefiel mir nicht. Es hörte sich so an, als würde der Admiral mit dem Gedanken spielen, mir Hildebrandts Posten anzubieten. Welchen ich nicht zwingend wollte. Mir waren die letzten Tage als Interimskommandantin schon genug. „Stimmt es, dass General Pike von der Station geflüchtet ist?“ Oder ich hatte die vorherigen Worte des Admirals falsch interpretiert.
„Ja, Sir. Ich vermute, er versucht herauszufinden, was mit seiner Tochter geschehen ist.“
„Verstehe. Wie sieht es mit dem elanarischen Frachter aus?“
„Ich musste seine Zerstörung befehlen. Er ist auf Kollisionskurs mit der Station gegangen und versucht so die Sonde zu zerstören, welche sie gerettet hatten. Wir haben gerade noch Zeit für einen einzigen Rettungsversuch.“
„Um das Aussenteam vom Frachter zu holen?“ Ich nickte nur und schon das fiel mir nicht leicht. „Keine einfache Entscheidung, Commander, aber ich respektiere sie. Ich werde mir etwas Zeit lassen, damit sie die Probleme noch lösen können, bevor die Stardust ankommt.“
„Danke, Sir!“
=A= G-001 New Hope – Deck 12 – OPS – kurzer Zeitsprung =A=
„Advena an Kirilenkova!“, kam es aus meinem Kommunikator, als ich mich gerade in den Stuhl des Kommandanten setzte.
„Sprechen Sie, Commander“, signalisierte ich der ehemaligen Cheftechnikerin, dass ich ihr zuhörte.
„Wir haben eine Idee, wie wir das Aussenteam vom Frachter bringen“, klang es euphorisch aus den unsichtbaren Lautsprechern. „Allerdings ist sie nicht ganz ungefährlich für das Aussenteam.“
„Wenn wir gar Nichts unternehmen, ist das Schicksal des Aussenteams sowieso besiegelt. Der Frachter ist auf Kollisionskurs“, erklärte ich Advena. Daraufhin blieb es zuerst etwas ruhig. Noch von der Resolution wusste ich, dass Lieutenant Hawk ihr Partner war und ebendieser befand sich an Bord des Frachters. Ich half ihr, sich zu fokussieren. „Wie sieht Ihr Plan aus?“
„Wir wollen das Loch im Frachter vergrössern. Durch gezielte Schüsse sollten wir in der Lage sein, die Schilde zu schwächen und so das Aussenteam an Bord des Shuttles zu beamen.“
„Hört sich nach einem guten Plan an? Wo ist da die Gefahr?“
„Das Eindämmungsfeld des Frachters wird kollabieren. Wen wir die ganze Aktion nicht genau timen und die Ingenieure an den Transportern nicht schnell genug erfassen, könnten wir Mitglieder des Teams verlieren.“
„Das Risiko müssen wir wohl eingehen. Übernehmen Sie den Transporter?“, fragte ich und versuchte gar nicht erst Advena von der Mission fernzuhalten wie Harley. Mir war klar, dass ich bei ihr genauso wenig Erfolg haben würde wie bei Harley.
„Selbstverständlich. Ich empfehle Commander Ricarda für die Waffenkontrollen.“
„Das war auch mein Gedanke.“ „Commander Kirilenkova, der Frachter greift das Shuttle!“, meldete der Vulkanier Kauvan von der wissenschaftlichen Station. Daraufhin beendete ich das Gespräch mit Advena: „Bereiten Sie alles vor. Sie haben maximal fünf Minuten!“
„Aye, Ma’am! Advena Ende!“
„Bericht, Lieutenant!“, wandte ich mich an Kauvan.
„Der Frachter hat das Feuer auf das Shuttle eröffnet. Die Waffen müssen verstärkt worden sein. Die Schilde des Shuttles sind nach drei Treffern bereits auf unter vierzig Prozent gefallen.“
„Das Shuttle soll wie… Ach, zum Teufel!“ Ich klatschte mir etwas unsanft auf die linke Brust und aktivierte damit meinen Kommunikator: „Kirilenkova an Kristoffson! Zieht Euch zurück! Die Phaser haben bestimmt einen Annäherungssensor. Wenn Ihr genügend Distanz zwischen Euch und den Frachter bringt, stellt er das Feuer mit ziemlicher Sicherheit ein!“
„Würde ich ja gerne, aber Mister J. lässt mich nicht an die Kontrollen… Dann machen Sie wenigstens, was die Kommandantin sagt!“, herrschte Harley und ihre Stimme klang bei den letzten Worten etwas weiter weg. Das war mein Mädchen.
„Das Shuttle zieht sich zurück“, meldete nun Junglieutenant Kauvan. Ich hatte in einer freien Minute mal seine Akte studiert. Er schien ein Liebling von Muvea-Magnus zu sein. Sie hatte ihm die Chance gegeben, als Lieutenant Junior Grade diensthabender Offizier auf der OPS zu sein.
Ich richtete meinen Blick auf den Hauptschirm und konnte erkennen, wie das Shuttle sich vom Frachter entfernte. Es dauerte nicht lange und das Phaser-Feuer war eingestellt. Allerdings schien es dem Shuttle nicht sonderlich gut zu gehen. Es trudelte und schien nicht in der Lage zu sein, die Position zu halten. Aber wir hatten nicht die Zeit, ein neues Shuttle rauszuschicken, und vielleicht war das auch Harley, die mit diesem Mister J. rangelte.
Rechts oben zeigte der Hauptschirm die Zeit bis zur Kollision mit dem Frachter an. Wir hatten noch sieben Minuten. Zum Glück hatte er so verdammt viel Anlauf holen müssen. Wahrscheinlich wurden die Phaser direkt aus dem Antrieb gespeist, ebenso die weiteren Sicherheitsmassnahmen, was die Beschleunigung des Frachters schmälerte. Mir sollte es recht sein.
„Wie ist Ihr Status, Ensign Kristoffson?“, fragte ich Harley nun über einen Kommunikationskanal und nicht über den Kommunikator.
„Das Shuttle ist etwas mitgenommen, aber wir können das Aussenteam retten. Wir haben einen Plan.“
„Wir auch und dafür brauchen wir Euch. Ihr müssten das Aussenteam aufnehmen, wenn die Schilde kollabieren.“
„Ihr ballert also auf die geschwächte Sektion? Das wollte ich auch tun. Von wegen keine Harley-Aktionen, ha!“
Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie hatte nicht ganz Unrecht.
„Koordinieren Sie ihre Position mit Commander Advena. Sie leitet die Rettungsaktion und steuert von der Station aus den Transport an Bord Ihres Shuttles.“
„Verstanden, Commander!“, antwortete Harley, wie es mir schien etwas pikiert. Wahrscheinlich freute sie sich nicht darüber, dass ich nicht auf ihren Witz eingegangen war und förmlich blieb. Aber obwohl ich schon viel Zeit mit ihr verbracht hatte, fiel es mir immer noch schwer, aus mir herauszugehen. Vor allem, wenn ich im Dienst war und eine Krise bewältigen musste.
„Kirilenkova an Advena, wie weit sind?“
„Ich wollte Sie auch gerade kontaktieren. Wir sind so weit!“
„Dann wollen wir mal. Sie geben den Befehl, Commander!“
[NRPG: holen wir das Aussenteam endlich vom Frachter. Die sind lange genug dort festgesessen
