Personen: Ricarda, Ayres Jall, Brell G. Blar
NPCs: Amira Mott
Wörter: 1‘247
Titel: Verbrecherjagd
=A= G-001 New Hope – Deck 339 – Verhörraum 4 – kurz darauf =A=
„Inwiefern passen die Zungenabdrücke nicht zusammen?“, verlangte die Sicherheitschefin Ricarda nach weiteren Detailinformationen, nachdem ich das Ergebnis des Abgleiches bekanntgegeben hatte.
Um diese weiteren Informationen zu erhalten, musste ich mir das Resultat erst näher anschauen. Für meine „Offenbarung“ von vorhin hatte ich nur kurz auf die Anzeige geschaut, die gross über die beiden Abdrücke „No Match“ anzeigte – keine Übereinstimmung. Als ich diese Information mit meinem Finger schloss, erkannte ich unten erstens wieso es keine Übereinstimmung gab und zweitens, wieso der Computer dieses Resultat eher schnell hatte. Die Zungen unterschieden sich in Grösse und Form. Damit hatte ich also erste weitere Detailinformationen für Ricarda. Diese Informationen gab ich weiter, während ich die Resultate weiter untersuchte:
„Die Form und die Grösse der beiden Zungen passen nicht überein.“ Damit waren eigentlich keine weiteren Erkenntnisse aus dem Abgleich dieser beiden Zungenabdrücke zu erzielen. Allerdings gab es noch etwas anderes, was ich tun konnte und so initiierte ich einen weiteren, weiter gefassten Abgleich: „Deshalb ist davon auszugehen, dass der Zungenabdruck ihres Diebes nicht von einem Pekaraner stammt.“
„Das sage ich Ihnen doch schon lange!“, mischte sich die Verdächtige ein. Ihrer Stimme war klar zu entnehmen, dass sie wieder die Hoffnung hegte, hier schnell rauszukommen. „Ich war es nicht! Kann ich jetzt gehen!“
„J…“, begann Ricarda, aber Jall fuhr ihr dazwischen.
„Nein, Miss. Vorerst müssen wir Sie noch hierbehalten. Aber wir versuchen die Situation so schnell wie möglich zu klären.“ Nun wandte der Zweite Offizier seinen Blick von der Verdächtigen ab und richtete ihn auf Ricarda und mich. „Commander, Master Chief, bitte folgen Sie mir!“
Jalls Ton machte klar, dass es keine Bitte war. Dies unterstrich er, indem er schon halb zur Tür hinaus war, als er die letzten Worte sprach. Ich sicherte noch die Konsole, damit die Verdächtige nicht darauf zugreifen konnte und folgte danach den beiden Offizieren aus dem Verhörraum.
=A= G-001 New Hope – Deck 339 – Beobachtungsraum von Verhörraum 4 – gleich darauf =A=
„Also, zu welcher Rasse gehört diese Zunge?“, wollte Jall wissen, als ich noch nicht einmal den Beobachtungsraum des Verhörraums betreten hatte. Dabei bedachte mich der Zweite Offizier mit einem stechenden Blick. Dabei kam ich mir genauso unter Druck gesetzt vor, wie die Verdächtige vorhin. Hatten wir die Rollen getauscht?
„Ich habe die Abfrage gestartet, während ich Sie über die Unterschiede zwischen den Zungen informiert habe. Ich vermute allerdings, dass Sie noch nicht abgeschlossen ist“, antwortete ich, während ich an die nächste Computerkonsole trat. Um den Stand des Abgleiches zu überprüfen, loggte ich mich ein.
„Vergleichen Sie die Zunge zuerst mit den Abdrücken von Rassen aus dem Gamma-Quadranten“, wies mich Jall an.
„Habe ich bereits veranlasst.“
„Was ist mit den Jêntark?“, fragte Ricarda vorsichtig.
„Unwahrscheinlich“, winkte Jall ab. „Sie machen sich selten selber die Hände schmutzig. Das müsste schon etwas ganz Wichtiges sein und ein Auftrag für die Zaakar ist nicht wichtig genug.“
Ich hatte keine Ahnung, was die Zaakar damit zu tun hatten. Ich wusste durch meine medizinische Weiterbildung in Rassen des Gamma-Quadranten nur, dass ich sie im Rahmen der Genfer Konvention und meines hippokratischen Eids irgendwann mal als gegnerische Kombattanten behandeln müssen könnte, da sie im Klinsch mit unseren Verbündeten standen. Was früher der Fall sein könnte, als ich gedacht hätte…
„Irgendetwas scheint wichtig genug zu sein. Der Zungenabdruck gehört zu einem Jêntark!“
„Dann muss ich jetzt mit einem alten Freund sprechen“, sagte Jall völlig unbeeindruckt und ging zur Tür. Als er mitten drin stand, drehte er sich nochmals um. „Sie beide kommen besser mit.“
Bis ich den Beobachtungsraum wieder verlassen hatte, hatte Jall bereits die beiden Sicherheitschargen vor dem Verhörraum angewiesen, die Verdächtige im Auge zu behalten und nur auf seinen ausdrücklichen Befehl hin freizulassen. Als wir dann im Turbolift standen, fragte er mich, wie akkurat mein medizinischer Tricorder als Lügendetektor sei. Ziemlich akkurat reichte ihm aus, als ich ihm sagte, dass er seinem Puls nach „ausser sich sei“, dass ein Jêntark an Bord war. Somit wusste ich auch, wieso ich mit gehen musste.
=A= G-001 New Hope – Sekundäre Äussere Sektion Beta – Deck 88 – Frachtrampe 11B =A=
„Brell, du solltest die Station wirklich nicht verlassen. Hier ist es sicherer als dort draussen.“
Der pekaranische Händler blieb mit einer Kiste in den Händen abrupt auf der Rampe zu seinem Frachter stehen. Kurz rechnete ich damit, dass er sie fallen liess, aber das geschah nicht. Stattdessen stellte er die Kiste sanft auf den Boden und drehte sich daraufhin zu Jall, Ricarda und mir um.
„Sicher? Das Jentaka-Konsortium hat auf der Station deiner Sternenflotte und vor deinen Augen eine ganze Familie umgebracht! Ich habe grössere Chancen dort draussen. Dort kenne ich mich aus! Du musst mich gehen lassen. Hier auf der Station bin ich eine zu leichte Beute für das Konsortium!“
„Sie wissen gar nicht, wie recht Sie damit haben“, sagte Ricarda, woraufhin ganz kurz panische Angst in den Augen des Händlers aufleuchtete.
„Was meint Sie damit, Ayres?“, wandte sich Blar wieder direkt an den Zweiten Offizier.
„Ein Jêntark ist auf der Station.“
Nun hätte der Händler die Kiste fallen gelassen, wenn er sie noch in der Hand gehabt hätte. Plötzlich erschlaffte sein Körper und verlor jegliche Muskelspannung. Die Schultern sackten herab und seine Arme hingen nur noch schlaff an seinem Körper runter.
„Aber wir können diese Gefahr beseitigen“, fuhr Jall fort. „Ausser diesem Jêntark kennt sich niemand an Bord so gut mit dem Konsortium aus wie du. Oder weiss so viel über die Jêntark. Wenn du uns hilfst, ihn zu finden, können wir ihn festnehmen. Dann erfährst du auch, wieso das Konsortium hinter dir her ist.“
„Ihr werdet ihn nicht festnehmen. Er wird sich vorher umbringen. Das solltest du eigentlich wissen“, setzte Blar am Schluss vorwurfsvoll hinzu.
„Wo könnte er sich verstecken? Offiziell befindet sich kein Jêntark an Bord“, versuchte Ricarda von dem sich anbahnenden Disput zwischen Blar und Jall abzulenken und auf unsere eigentliche Aufgabe zu fokussieren.
„Schwer zu sagen. Die Station ist so gross. Er könnte überall sein…“
Zum ersten Mal warf ich einen verstohlenen Blick auf meinen Tricorder. Seine Werte sprachen dafür, dass er uns etwas verheimlichte. Aber Jall hatte das auch ohne meine Hilfe bemerkt. Gut, denn eigentlich befand ich mich in einem medizinischen Graubereich, eine Person ohne ihr Einverständnis zu scannen und die Ergebnisse mit jemand anderem zu teilen.
„Ach komm schon Brell. Du wirst doch eine vage Vorstellung haben, welche Orte die Jêntark bevorzugen um sich zurückzuziehen oder gar zu verstecken.“
„Nun ja…“, leitete der Händler seine nächsten Worte mit einer leeren Floskel ein und erkauft sich somit mehr Zeit, um nachzudenken. Welche er dann mit Schweigen weiter verlängerte, während er sich mit der linken Hand das Kinn rieb. „Stationen haben sie nicht gerne. Sie bevorzugen Schiffe. Deshalb suchen sie auf Stationen Orte auf, von welchen aus sie schnell an Bord von Schiffen oder einfach ins All gelangen können. Sie sind also meistens in der Nähe der Hülle. Und sie haben es gerne laut.“
„Das ist ja immer noch ein riesiges Gebiet“, meinte ich etwas entmutigt. Ich hatte gehofft, wir konnten den Attentäter bald verhaften und die Quarantäne aufheben. Dann hätten meine Tochter nämlich endlich ungehindert an Bord kommen können. Sie wartete auf der Deep Space Nine, weil sie für die Einweihung auf dem Weg hierher war, um Sabrina und mich zu besuchen.
„Ich würde auf den Versorgungsdecks beginnen. Bei der Aussenhüllenwerft, den externen Reparatureinrichtungen und den ex…“
„…ternen Andockklammern“, beendete Jall den Satz für Ricarda. „Wo der Frachter angedockt war, der sich mit unserem Aussenteam an Bord selbstständig gemacht hat.“
[NRPG: Kleine Info für das Finale: Der Jêntark ist nicht mehr an Bord der Station
