Personen: Kiri, Val, Rici
Wörter: 1056
-=^=- Maschinenraum -=^=-
Ich hatte die Menschen scheinbar unterschätzt, was Kreativität und Improvisationstalent anging, denn meine statistischen Berechnungen über die Erfolgsaussichten wurden deutlich übertroffen. Das lag aber auch daran, dass der Plan während meiner Pause an nicht vorhersehbare Unwegbarkeiten angepasst werden musste - so hatte der Frachter zum Beispiel ein Sicherheitssystem, das dafür sorgte, dass er das Feuer eröffnete, sobald sich ihm ein Schiff näherte. Diese Adaptionen führten letztendlich zu einem verbesserten Ergebnis.
Meine Vorgesetzte hatte dies interessanterweise mit einem lachenden und einem weinenden Augen zur Kenntnis genommen. Dass sie erfreut war, nun, das lag zweifelsohne an der Beziehung, die sie mit diesem Menschen Hawk pflegte, der nun gerettet worden war. Doch viel faszinierender war ihr Wunsch, dass meine Berechnungen eher eingetroffen wären, was nur den Schluss zuließ, dass sie jemandem Schmerzen oder gar den Tod wünschte. Ein äußerst unlogisches Verhalten, aber auch keins, nach dem ich sie befragen konnte.
„Wie würden Sie versuchen jemanden zu finden, der nicht gefunden werden will?“ Ich stand an einem der Diagnosetische, um die Reparaturarbeiten in der Nähe des Explosionsherd zu kontrollieren, als mir diese Frage gestellt wurde. Auch ohne ihre Stimme hatte ich Valeris bereits an ihren Schritten erkannt. Obwohl bei der Sternenflotte einheitliche Schuhe getragen wurden - abgesehen von den Rassen, deren Fußaufbau deutlich von der üblich humanoiden Form abwich - so hinterließ jedes Paar doch einen unterschiedlichen Klang, wenn sie auf dem mit Duraniumstahl ausgelegten Boden trafen. Mein feines Gehör konnte somit sehr schnell den Träger identifizieren, sofern ich mir sein „Trittmuster“ gemerkt hatte. Bei meiner Vorgesetzten hielt ich dies für sinnvoll.
Somit hätte ich mich eigentlich nicht umdrehen müssen, jedoch sorgte die ungewöhnliche Frage dafür, dass ich es doch tat: „Ma'am?“
„Wir haben vermutlich einen Jêtark an Bord, der hinter dem Anschlag und den Morden steckt. Und wir vermuten, dass er sich auf der Station versteckt hält.“
Ich überlegte einen Moment, dann sagte ich: „Laut den Gästelisten befindet sich derzeit kein Jêntark an Bord, wenn wir also nach den Biosignaturen suchen, sollte er...“
„So dumm ist er nicht“, unterbrach Valeris mich - eigentlich nur eine typisch menschliche Unart. „Ich sagte es ja, er ist der Drahtzieher. Er will nicht gefunden werden. Er benutzt sicherlich eine Art Biodämpfer.“
Ich nickte verstehend. „Hat jemand in letzter Zeit einen Jêntark gesehen?“ fragte ich als Nächstes.
Valeris schnaubte verächtlich. „Die meisten wissen sicherlich nicht mal, wie so einer aussieht.“ Dann sah sie mich aus zusammengekniffenen Augen an. „Wieso fragen Sie?“
„Auch ein Jêntark braucht Nahrung. Wenn er sich diese in den hiesigen Etablissements geholt hat, müsste ihn jemand gesehen haben.“
Valeris machte einen konzentrierten Eindruck. „Ein interessanter Ansatz. Aber wenn wir alle Barkeeper oder Besucher dieser Einrichtungen fragen, feiern wir schon das nächste Millenium. Doch Sie bringen mich da auf eine Idee...“ Sie ging zu einem Terminal. Mein Interesse war geweckt, weswegen ich ihr folgte und auf den Bildschirm sah. „Das da!“ jauchzte sie und aktivierte ihren Kommunikator. „Commander Valeris an Commander Ricarda!“
„Sprechen Sie!“ Auch wenn die Androidin bemüht war, ihre synthetisch erzeugte Stimme menschlich klingen zu lassen, gelang ihr das nicht vollkommen.
„Sie sollten Ihre Suche auf die Versorgungsdecks konzentrieren, es ist durchaus möglich, dass er sich dort aufhält.“
-=^=- etwas später, kleineres Lager auf dem Versorgungsdeck -=^=-
Ziemlich viel Personal hatte sich hier versammelt. Mediziner scannten den Raum, ebenso einige Leute aus der Sicherheit. Das bedingte für mich die Frage, warum Valeris meine Anwesenheit hier benötigte, die sie aber nicht bereit war zu beantworten. Daher inspizierte ich den Container, in dem Nahrungsmittel aufbewahrt wurden, und der als einziges offen stand, und schaute mir die gefundenen Daten der Kollegen an. Währenddessen unterhielten sich die Führungsoffiziere unweit meiner Position und damit für mich unüberhörbar.
„Sie sind sicher, dass er sich hier aufgehalten hat?“ fragt Kirilenkova die ihr gegenüber stehende Ricarda, wie ich bei einem kurzen Blick erkannte.
„Ja“, bestätigte die Sicherheitschefin, „die Mediziner haben minimale Spuren von jêntarkischer DNA gefunden. Zu wenig, um von den Stationssensoren entdeckt zu werden, aber genug, um seine Anwesenheit hier zu bestätigen.“
„Irgendwelche Anzeichen, wo er sich jetzt aufhält?“
Stumm schüttelte Ricarda den Kopf.
„Wenn ich dazu etwas hinzufügen dürfte", trat ich hinzu, mischte mich in das Gespräch ein und bekam damit die Aufmerksamkeit der derzeitigen Kommandantin. „Ich denke nicht, dass sich die gesuchte Person noch an Bord befindet.“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Er hatte hier ein sicheres Versteck mit einem ausreichenden Angebot an Nahrungsmitteln. Es gab keinen Grund für ihn, diesen Ort zu verlassen, es sei denn, er wollte die Station verlassen.“
„So sicher kann das Versteck nicht gewesen sein, wir haben es gefunden“, konterte Kirilenkova.
Ich nickte. „Sie haben in dem Punkt sogar Recht, aber laut den Scans sind die Epithelien mindestens sieben Stunden alt, mit der Suche wurde erst vor zwei Stunden begonnen. Er hat sein Versteck also schon vorher aus besagtem Grund verlassen.“
Ein kleiner Ferengi näherte sich vorsichtig, in halb geduckter Haltung unserer Position, die Hände unschuldig nach oben gestreckt. Als alle ihn bemerkt hatten, begann er zu sprechen: „Verzeihen Sie meine Störung, ich bin der Besitzer dieses Lagerraums. Mich... nun... mich würde interessieren, wer für den Schaden an meinem Eigentum haftbar zu machen ist.“
Kirilenkova schnaubte verächtlich.
Ich inspizierte währenddessen den Neunankömmling und meinte dann: „Commander, wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, würde ich diesen Mann zwecks weiterer Befragung verhaften.“
„Wie bitte? Das ist ja unerhört!“ Ferengis hatten allgemein eine recht feuchte Aussprache, und dieses Exemplar neben mir war ein perfektes Beispiel. „Commander, ich beschwere mich...“
Die Kommandantin hatte keine Lust auf das Geschrei des Ferengis und unterbrach ihn mit einem kurzen, an mich gerichteten „Lieutenant?“
„Es gibt deutliche Spuren von Karador-Öl an seinen Ohren. Er hat also vor Kurzem für eine sexuelle Gefälligkeit eine größere Summe bezahlt. Ferengis sind jedoch eher geizig, also muss er eine nicht geringe Bezahlung erhalten haben. Ich würde annehmen, sie stammte von dem Jêntark dafür, dass er ihm hier Unterschlupf gewährt hat. Das erklärt, warum er nicht einmal gefragt hat, was hier passiert ist, weil er es schon wusste. Dafür spricht auch, dass von den ganzen Containern hier nur der aufgebrochen ist, der laut Frachtpapieren als einziges Nahrungsmittel enthält, die dem Metabolismus eines Jêntark gerecht werden. Das ist schon ein erstaunlicher Zufall."
Den letzten Beweis lieferte der Ferengi selbst, als er zu einer kurzen, unüberlegten Flucht ansetzte, die aber bereits an der Tür durch das beherzte Eingreifen von Ricarda beendet wurde.
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Wedge Antilles

When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.

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