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- Maschinenraum USS Prophecy-
„Was ist das?“, fragte ich und reichte dem desinteressiert dreinblickenden Fähnrich das Padd. Es war ein gutes Gefühl, wieder das Oberhuhn im Hühnerstall zu sein. Und faule Eier würde ich mir nicht andrehen lassen. Leider schien mein derzeitiger Gesprächspartner genau ein solches zu sein. Frisch von der Akademie (so hatte es den Anschein) und sehr gut auf dem Gebiet von Handbüchern, Vorschriften und Regelwerken bewandert, fehlte ihm der Umgang mit Praxis und Vorgesetzten. Ein super-theoretischer Abschluss reichte mir leider nicht aus.
„Das ist der Bericht zur Energieverteilung“, murmelte er und schien zu überlegen, ob er mir das Ding aus der Hand nehmen sollte (und damit riskierte, weiterhin daran arbeiten zu müssen) oder lieber eine Diskussion vom Zaun brach.
„Ich weiss, dass das ein Bericht zur Energieverteilung ist“, erwiderte ich, öffnete auf dem Padd die Anzeige, um die es mir ging und hielt es ihm erneut unter die Nase. „Ich spreche von dem Ergebnis hier. Da ist eine Abweichung von 0.03 % in der Synchronisation.“
„Bei allem Respekt“, erwiderte er und zuckte die Schultern. „Eine Abweichung von 0.03 % in der Synchronisation ist innerhalb der Sicherheitsvorschriften.“ Lehrte man neuerdings, dass ein solches Verhalten notwendig war, um ein Raumschiff kommandieren zu dürfen? Meist wurden ja immer solche Kandidaten die besten Captain, die etwas ‚außer der Reihe’ liefen. Offenbar hatte man diesem Fähnrich nicht gesagt, dass es dabei um die richtigen Entscheidungen in Notsituationen handelte und nicht ein Pochen auf von Bürohengsten festgelegtes Regelwerk.
„Das ist mir egal.“ Ich bemühte mich um einen ausgeglichenen Tonfall, der mein Gegenüber nicht im Geringsten zu beeindrucken schien. „Selbst wenn die Handbücher eine Abweichung von 50 % zulassen würden“, ich hielt ihm das Padd nun mit etwas mehr Nachdruck hin. „ICH tue das nicht!“
„Ma’am?“ Er sah mich an, ohne etwas zu sagen und so ging ich davon aus, dass das doch eine Art von Protest war, den er damit zum Ausdruck bringen wollte.
„Lassen Sie es mich so ausdrücken, Fähnrich.“ Ich sah auf den Boden und atmete tief ein, um ihm dann tief in die Augen zu schauen. Ich sprach betont leise, so dass er sich anstrengen musste, um mich verstehen zu können. „Sie nehmen jetzt dieses Padd. Sie gehen jetzt zurück zu Ihrer Station und Sie justieren die Energieverteilung neu. Diesmal tun Sie das so, dass maximal eine Abweichung von 0.0003 % dabei herauskommt. Haben Sie das verstanden?“ Ich wartete nicht darauf, dass er einen Kommentar abgab, sondern drehte mich um, während ich ihm noch ein „Und dann bringen Sie mir den Bericht zur Energieverteilung!“ hinterher warf. Diesmal in normaler Lautstärke.
Kaum hatte er meinen Einflussbereich verlassen, kramte ich das Samtkästchen aus meiner Tasche und öffnete es. Jason hatte (mal wieder) guten Geschmack bewiesen. Der Ring gefiel mir. Ich musste lächeln und strich fast zärtlich über das Edelmetall. Ich genoss Jasons Nähe. Ich genoss die Familie. Ich liebte alles an meiner derzeitigen privaten Situation. Und ich wusste auch, dass ich nur allzu gern die Gewissheit haben würde, dass das für immer so blieb. Trotzdem. Meine letzte Ehe war nicht das, was ich als optimal hätte bezeichnen wollen. Auch mit Finn hatte ich mir die Ewigkeit gewünscht. Nun lag er – in Einzelteilen - ….das war ein anders Leben. Wieder berührte ich den Ring, zog ihn aus seiner Verpackung und hielt das Gewicht auf der Handfläche…
-Etwas später-
Ich studierte die Anzeigen der Schiffe. Viele Informationen hatten wir nicht. Für meinen Geschmack war das eher mehr als dürftig, um im schlimmsten Falle einen Krieg gegen zwei ‚Feinde’ erfolgreich führen zu können. Mein Bericht an Ricarda war ein Rohentwurf. Ich hatte aufgrund der wenigen Daten lediglich Hypothesen entwickeln können. Eine davon war der tote Winkel. Die Sensoren der Pekara-Schiffe wiesen ein Leck auf und machte ihnen einen ‚Rundumblick’ unmöglich. Im Gegensatz zu den Zaakar-Schiffen. Sie waren mit einer Art rotierender Sensoren bestückt, die zwar nur immer einen Teil der Umgebung scannen konnte, dies aber ohne Unterbrechung tat und mit (von mir mal angenommenen) Computern im Schiff derart verrechnet werden konnten, dass die Zaakar immer wussten, was rund um ihre Schiffe passierte. Ob die Pekara ihre Lücke in der Sicht mit bestimmten Flugformationen kompensierten, konnte ich nicht sagen. Die Taktik war nicht meine Aufgabe und dementsprechend gab ich Ricarda eine Notiz in meiner Auflistung.
„Myrden an Advena“, wurden meine Spielereien unterbrochen.
„Sprechen Sie!“
„Ich brauche mehr Leistung für die Sensoren“, teilte mir die Cheffin der Wissenschaft mit. War das eigentlich alles, was die Wissenschaftsleute interessierte?
„Schicken Sie mir die Daten rüber. Ich setze meine besten Leute drauf an!“ Angehört, angenommen, abgebügelt. Und ich hatte noch eine neue Aufgabe für meinen Energieverteilungs-Spezi.
Sobald ich die Informationen über die Schildsysteme und die Sensoren unserer zukünftigen Gastgeber zusammengestellt hatte, machte ich mich auf den Weg zu Sicherheit.