Personen: Harley Kristoffson, Alessa Myrden
Wörter: 1‘294
Titel: Grenznebel
=A= USS Prophecy – Deck 5 – Krankenstation =A=
„Naja, Tecs. Plasma und Tecs sollte man verbieten. Die Kombi jedenfalls.“
Wusste diese Frau eigentlich, dass ich sie hören konnte? Ich hatte mir den Arm verbrannt und nicht das Gehör verloren. So über mich zu schimpfen, wenn ich es noch hören konnte war unerhört. Abgesehen davon war ich gar kein Techniker. Oder hatte ich etwa ein gelbes Unterhemd an?
Ich schaute an mir runter und staunte nicht schlecht, als ich da tatsächlich einen gelben Kragen fand sowie einen halben Rangpin zu viel. Ups! Ich musste mich heute Morgen wohl vergriffen haben, als ich mich angezogen hatte und eines von Vals Unterhemden erwischt haben. Das erklärte wohl auch, wieso ich um die Brust herum, so viel Platz hatte und es dafür an der Taille etwas eng war…
Damit gab es nun zwei Gründe, um mich nach der Behandlung, die schon beinahe abgeschlossen war, umzuziehen. Erstens weil der Ärmel durch die Verbrennung zerstört war und zweitens um das richtige Unterhemd anzuziehen. Bevor noch jemandem auffiel, dass ich mir falsche Rangabzeichen angeheftet hatte. Das wäre wohl ein gefundenes Fressen für Katché gewesen…
=A= USS Prophecy – Deck 1 – Astrometrie – nach dem Umziehen =A=
„Wo waren Sie?!“, fragte Myrden verärgert, als ich die Astrometrie betrat, nun mit korrekter Uniform.
„Ich habe mir bei der Feinjustierung der astronomischen Sensoren Plasmaverbrennungen zugezogen“, antwortete ich fast wahrheitsgetreu.
„Ich weiss von der Verbrennung. Alle ODN-Leitungen und Schaltkreise dort drinnen sind beschädigt“, erwiderte Myrden leicht verärgert und deutete auf die offene Wandverkleidung, an welcher ich vorhin gearbeitet hatte. Auch die Ränder waren wegen des heissen Plasmas teilweise geschmolzen und der Boden beschädigt. „Dort hatten Sie für die Feinjustierung der astronomischen Sensoren aber gar Nichts verloren, Lieutenant!“
„Es war eine indirekte Feinjustierung. Ich wollte einige Verbesserungen vornehmen, welche uns auf der Starbase 98 Resolution und der USS Horizon gute Dienste geleistet haben.“
Ich erwartete eine Belehrung, dass ich die Sensorsysteme der Prophecy nicht einfach ohne die Erlaubnis des Chefwissenschaftlers oder Chefingenieurs der Station modifizieren dürfte, aber diese Belehrung blieb. Ganz im Gegenteil schien ich die Aufmerksamkeit Myrdens gewonnen zu haben.
„Was sind das für Verbesserungen?“
„Im Grossen und Ganzen geht es um eine grössere Reichweite bei höherer Auflösung“, fasste ich mich kurz, da ich glaubte auf dünnem Eis zu wandeln. Ich machte mir schon wieder Sorgen, als Myrden etwas länger überlegte. Doch dann sagte sie:
„Starbase Resolution sagten Sie?“ Ich nickte nur. Eine Handlung, die ich gleich wiederholen konnte. „Beim Briar Patch? Haben diese Verbesserungen auch einen Zusammenhang mit dem Patch?“
„Ja, sie entstanden als Teil der spezialisierten Patch-Systeme der Horizon. Das Schiff sollte besser durch den Patch fliegen können und dafür benötigte es natürlich auch bessere Sensoren. Die Wissenschaftsabteilung hat diese dann kontinuierlich verbessert und auch auf der Station eingesetzt.“ Konnte ich es wagen, zu fragen, was die ganze Frage von Myrden sollte? Wieso nicht, ich war es mich ja gewohnt, für meine Vorgesetzten ein rotes Tuch zu sein. „Wieso wollen Sie das wissen?“
Zu meiner grossen Überraschung wandte sich Myrden von mir ab. Sie ging von der Nebenkonsole, an welcher ich sie angetroffen hatte, zur Hauptkontrolleinheit der Astrometrie rüber. Von dieser hob sie etwas auf und kam dann wieder zu mir rüber. Dabei erkannte ich, dass sie ein PADD in Händen hielt, welches sie mir auch sogleich entgegenstreckte.
„Wir haben Sensordaten von den Pekara erhalten. Es handelt sich um die neuesten Daten über die Position der Zaakar-Flotte. Sie sind allerdings sehr ungenau. Die Zaakar haben ein Sensornetz entlang der Grenze aufgebaut und stören damit ein ähnliches Sensornetz der Pekara. Wir haben den Auftrag einen Weg zu finden, diese Störungen zu umgehen, um genaue Informationen über die Zaakar-Flotte zu erhalten. Ich denke, da könnten ihre Updates uns entgegenkommen.“
„Ziemlich sicher schon, Ma’am“, sagte ich völlig unbescheiden. Schaute dann aber etwas besorgt zum Loch in der Wand, was früher einmal ein Wartungszugang gewesen war. „Aber ich fürchte, zuerst müssen wir dieses kleine Problem beheben…“
„Ich habe mit Hilfe aus der Technik bereits einen Bypass gelegt. Damit ist die Astrometrie vorläufig voll einsatzbereit. Commander Advena versprach mir bereits, sich später um die vollständige Reparatur zu kümmern. Sie müssen nur noch an die Arbeit!“
„Aye, Ma’am!“
„Viel Erfolg, Lieutenant!“
Damit drehte sich Myrden um und ging auf die Tür zu, um die Astrometrie zu verlassen. Ich war etwas erstaunt. Mir schien es, dass es sich hier, um eine wichtige Aufgabe handelte und sie mich dabei unterstützen würde. Deshalb hielt sich nochmals kurz zurück:
„Wollen Sie mir nicht helfen?“
„Das würde ich gerne ja, aber ich muss zuerst die Medizin beraten. Die hat anscheinend ein Tribble-Papagei-Problem.“ Damit trat Myrden auf die Tür zu, damit diese sich öffnete. Unter dem Türrahmen blieb sie aber nochmals stehen: „Und Lieutenant, wenn Sie das nächste Mal die Sensorsysteme modifizieren wollen, holen Sie sich eine Erlaubnis dafür!“
Ohne auf eine Reaktion von mir zu warten, verliess Myrden die Astrometrie. Ich musste schmunzeln, dass sie mich doch noch zurechtwies und vergass darüber vorübergehend, was Myrden davor gesagt hatte.
Damit sass ich jetzt also alleine in der doch eher bescheidenen Astrometrie der Prophecy. Wieso die Ingenieure die Astrometrie auf dem obersten Deck angesiedelt hatten, konnte ich nicht verstehen. Neben der gigantischen Brücke, der Beobachtungslounge und dem Bereitschaftsraum des Captains sowie einer Bereitschaftsmesse, blieb praktisch kein Platz mehr für die Astrometrie. Dabei hat die Sternenflotte in den letzten Jahren ja als Grund-Design der Astrometrie eine grosse Halle mit holografischen Emittern herausgegeben. Hier hatten wir zwar auch holografische Emitter, aber der Platz war wirklich sehr bescheiden.
Ich lud die Informationen vom PADD in das System der Astrometrie und liess es daraufhin holografisch darstellen. Daraufhin sah ich den Raum der Zaakar, aus Sicht der Pekara. Die Grenze war mir ganz nahe. Vom Zentrum des Zaakar-Raums führten zahlreiche Linien in Richtung Grenze, also auf mich zu. Dabei handelte es sich um durch die Pekara identifizierte Warpsignaturen von Zaakar-Schiffen. Doch etwa zwei Lichtjahre vor der Grenze verloren sich die Warpsignaturen. Ich konnte aus den Daten herauslesen, dass die Schiffe noch weiter geflogen sein mussten, aber nicht mehr angezeigt wurden. Dies unterstrich, dass auch sonst Nichts in diesem zwei Lichtjahre breiten Streifen entlang der Grenze zu erkennen war. Die Daten der Pekara zeigten nicht einmal Planeten und Sonnensysteme an. Das war dann wohl das Störfeld der Zaakar.
Als erstes liess ich eben die Planeten und Sonnensystem sowie alle weiteren astronomischen Objekte, die sich aufgrund unseres Wissens dort befinden mussten, in die Darstellung einfügen. Natürlich ohne die Original-Daten der Pekara zu überschreiben. Dann liess ich den Computer mögliche Routen für die Schiffe errechnen sowie mögliche Sammlungsorte für Flottenverbände. Damit war der Computer eine Zeitlang beschäftigt und ich konnte meine Hirnzellen aktivieren, um mir zu überlegen, wie wir das Störfeld der Zaakar überwinden konnten. Dafür musste ich natürlich erst einmal wissen, wie sie das anstellten, wofür ich dem Computer einen weiteren Auftrag für eine Analyse gab und richtete auch unsere Sensoren entsprechend aus, da ich so wahrscheinlich eher eine Antwort auf das Wie erhielt, als durch die Daten der Pekara.
Tribble? Hatte Myrden wirklich Tribble gesagt? Ja klar. Meine Ohren hatten mich noch selten getäuscht. Diese Dinger konnten doch überall auftauchen. Versteckten sich an allen möglichen Orten…
Ich verliess die Hauptkontrolleinheit der Astrometrie und ging zu der Wandverkleidung, an welcher ich gearbeitet hatte, als ich mir die Plasmaverbrennungen zugezogen hatten. Der entsprechende Arm kribbelte etwas, als ich zur Wandverkleidung trat, obwohl die Mediziner die Verbrennung einwandfrei behandelt hatten.
Ich kniete mich vor der Öffnung auf den Boden und steckte den Kopf hinein. Mit den Händen fuhr ich den gesamten Innenbereich ab, begann bei der beschädigten Plasmaleitung, durch welche inzwischen natürlich kein Plasma mehr lief. Genau dort bei der beschädigten Plasmaleitung fand ich, was ich schon beinahe vermutete hatte: mehrere zerschmolzene Wohlknäuel – im Plasma gestorbene Tribble.
„Hawk an Myrden. Ich habe in der Astrometrie tote Tribble gefunden.“
[NRPG: Damit ist es offiziell. Wir haben Tribble an Bord
Vergesst allerdings bitte unsere Hauptmission nicht. Sonst haben wir die Tribble-Krise dann behoben, aber dafür einen Krieg ]
